Wann linkes Pedal benutzen?

A

agerer

Guest
Hallo,

meine damalige Klavierlehrerin hat mir in den 7 Jahren in denen ich Unterricht hatte stets verboten das linke dämpfende Pedal zu nutzen.

So bin ich heute diesbezüglich etwas verunsichert, wann ich es nutzen kann oder soll oder muss?

Wann nutzt Ihr das linke Pedal?

Schöne Grüße Sebastian
 
Hallo,

das interessiert mich auch, ich spiele bislang auch ohne linkes Pedal, allerdings mag ich den Klang auch nicht besonders, da es dem Ton dann an Brillanz mangelt- aber als Kontrast ist es vllt reizvoll?

Wann lernt man den Einsatz, warum durfte wohl agerer nicht das Pedal benutzen?

LG
VP
 
Hi,

also am Anfang sollte man es wohl deswegen nicht benutzen, weil man lernen sollte den Ton/Dynamik so zu kontrollieren, dass man auch ohne Pedal ppp spielen kann (geht nämlich, ist aber schwieriger).

Man muss auch unbedingt unterscheiden zw. Klavier und Flügel:

  • Beim Flügel ändert sich zusätzlich der Klang (una Corda) und das ist ein wichtiger Effekt, den man an entsprechenden Stellen einsetzen kann.
  • Beim Klavier wird nur aufgrund des geringeren Abstands des Hammers die Gesamt Dynamik reduziert. Der Klang ändert sich nur sehr wenig.


Gruß

PS: Das Benützen des linken Pedals kann zur schlechten Angewohnheit werden. Ist mir nämlich passiert. :-o
 
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ja, ppp spielen geht ohne, es klingt auch viiiieeel schöner als mit li. Pedal. Und die Töne sind besser zu gestalten ohne li, meine ich bemerkt zu haben.

Besonders schön ohne li. Pedal kanns klingen mit etwas rechtem Pedal drunter, ah! ein toller leicht halliger Effekt.:) Muss natürlich passen zum Stück.
 
Wann lernt man den Einsatz, warum durfte wohl agerer nicht das Pedal benutzen?

Weil das nach klassisch-orthodoxer Sichtweise nur dann erlaubt ist, wenn "una corda" oder "mit Verschiebung" in den Noten steht - und das steht dort selten. Das linke Pedal dient also nicht, wie Bachopin schon sagte, dazu, ganz leise spielen zu können, ohne an seinem Anschlag zu arbeiten, sondern für spezielle Klangeffekte.

Beim Klavier ist es außerdem noch so, dass die Tastatur leichtgängiger wird, wenn man das linke Pedal drückt. Unter Umständen kann das also auch noch zur Gefahr werden, wenn man bestimmte Läufe o.ä. immer nur mit dem linken Pedal übt und die dann plötzlich ohne spielen soll.
 
ja, so empfinde ich es: das li Pedal vergröbert den Anschlag, wenn man es unkontrolliert benutzt. Ich finde, man hat dann eigentlich kaum mehr Möglichkeiten, mit dem anschlag etwas zu verändern. Klingt ein bissel wie ein ganz weich "gestochener" Flügel, der auch kaum verschiedene Klangrichtungen zulässt:confused:

Ich habe gar keinen Drang es zu benutzen. (Muss man es denn benutzen, es sei denn, es steht ausdrücklich im Notentext?! als una chorda-Anweisung)
 
ja, so empfinde ich es: das li Pedal vergröbert den Anschlag, wenn man es unkontrolliert benutzt. Ich finde, man hat dann eigentlich kaum mehr Möglichkeiten, mit dem anschlag etwas zu verändern. Klingt ein bissel wie ein ganz weich "gestochener" Flügel, der auch kaum verschiedene Klangrichtungen zulässt:confused:

Wenn man das linke Pedal beim Flügel garnicht benutzt, wird der Unterschied zwischen normalem Anschlag und una corda (mußte eigentlich due corde heißen) immer größer. Die unbenutzten Stellen der Hämmer bleiben weich, die benutzen werden mit der Zeit automatisch härter.

(Ich benutze das linke Pedal aber auch nie :D )
 
ah, das ist doch noch ein Argument, das li wenig zu benutzen. Dann ist der Effekt größer, wenn man es benutzt. Klingt logisch in meinen Ohren.

Allerdings benutzen die meisten Profis das linke Pedal, und, wenn man sie beobachtet, gar nicht selten.:confused:

mich würde interessieren: wie benutzt ihr es, und warum, wofür, und wie oft?
 
... Das sind ja interessante Meinungen...
Ich persönlich finde das lienke Pedal eigentlich sehr wichtig. Es stimmt, dass es in gewisser Weise den Glanz der Töne verringert. Aber bei ganz vielen Stücken gibt es z.B. Stellen, die eiskalt klingen sollen, oder die entfernter sind... Vor allem bei Chopin, finde ich, braucht man das linke Pedal wirklich.
Es macht das ganz etwas leiser und bringt einen traurigen Charakter mit dazu, oder???? Ich setzte es auf jeden Fall häufig ein:)
 
Ich setze seit einiger Zeit das linke Pedal immer häufiger ein. :)
Dadurch lassen sich manche Kontraste viel deutlicher und wirkungsvoller darstellen.
Aktuelles Beispiel: die Laut-leise-Gegensätze im Hauptteil des Scherzos in b-moll von Chopin. :cool:
 
"Weil das nach klassisch-orthodoxer Sichtweise nur dann erlaubt ist, wenn 'una corda' oder 'mit Verschiebung' in den Noten steht..." (Chaotica)
Ist schon schön, was manch "klassisch-orthodoxer" Klavierlehrer seinem Schüler für einen Quatsch erzählt. Aber das Wort "orthodox" beschreibt ganz gut, was dahintersteckt: der Wahn, die rechte, einzig wahre Lehre zu kennen. Kann man aus der Tatsache, daß viele Komponisten nie oder nur selten Una-Corda-Vorschriften hinzufügten, wirklich schließen, daß sie die Benutzung des linken Pedals abgelehnt hätten? Beethoven schreibt es gelegentlich ausdrücklich vor, daraus kann man vielleicht, vielleicht schließen, daß man es sonst bei ihm nicht anwenden sollte. Schubert schreibt es nie vor, aber bei kaum einem Komponisten gibt es mehr Gelegenheit, es sinnvoll einzusetzen.

Ob man eine Regel für seinen Einsatz angeben kann, weiß ich nicht, man kann's immer nur ausprobieren, und ob es sinnvoll einsetzbar ist, hängt auch sehr vom Instrument, dessen Klangcharakter und Intonation ab. In den meisten Fällen ist das eine (gewissermaßen künstlerische) Entscheidung des Spielers. Vor allem aber ist es eine Entscheidung, die man nur auf einem Flügel erkunden kann -- beim Piano macht das linke Pedal wenig Sinn; und wenn dort die Bändchen zu stramm sind (dann wackeln die Tasten, wenn man es tritt), mindert es auch noch die Funktion des Spielwerks so, daß man eher schlechter zuverlässig leise spielen kann.

Die Verschiebung (so heißt das linke Pedal beim Flügel auch) kann bisweilen dazu dienen, pp zu spielen, ist aber in erster Linie ein Klangregister, und zwar das einzige, welches das Klavier besitzt. Einem Schüler die Benutzung des einzigen Klangregisters zu "verbieten", wie Agerer berichtet, ist ziemlicher Unsinn, aber ihm zu sagen, daß es auf dem Klavier nicht weiter wichtig, kein Klangregister und manchmal hinderlich ist, könnte Sinn machen. Wenn Violapiano sagt, daß es "viel schöner klingt ohne linkes Pedal", dann fehlt schlicht die Erfahrung mit einem Flügel, bei dem es gut klingt. Es ist Erfahrungssache und vielleicht eine Frage des Geschmacks und bestimmt eine Frage des jeweiligen Instruments -- es klingt nicht auf jedem Flügel gleich gut. Deswegen hat es auch wenig Zweck, hier beispielhafte Stellen nennen zu wollen, denn auf einem Klavier kann man das nicht nachvollziehen. Da hält man sich denn einfach an die Vorschriften Beethovens und an die Empfehlungen des Lehrers, bis man genügend eigene Erfahrung auf guten Instrumenten gesammelt hat. Oder man hört sich mal gute Aufnahmen an, wo der überzeugende Einsatz der Verschiebung eigentlich immer heraushörbar sein sollte.
__________
Jörg Gedan
http://www.pian-e-forte.de
 

"Weil das nach klassisch-orthodoxer Sichtweise nur dann erlaubt ist, wenn 'una corda' oder 'mit Verschiebung' in den Noten steht..." (Chaotica)
Ist schon schön, was manch "klassisch-orthodoxer" Klavierlehrer seinem Schüler für einen Quatsch erzählt. Aber das Wort "orthodox" beschreibt ganz gut, was dahintersteckt: der Wahn, die rechte, einzig wahre Lehre zu kennen. Kann man aus der Tatsache, daß viele Komponisten nie oder nur selten Una-Corda-Vorschriften hinzufügten, wirklich schließen, daß sie die Benutzung des linken Pedals abgelehnt hätten? Beethoven schreibt es gelegentlich ausdrücklich vor, daraus kann man vielleicht, vielleicht schließen, daß man es sonst bei ihm nicht anwenden sollte. Schubert schreibt es nie vor, aber bei kaum einem Komponisten gibt es mehr Gelegenheit, es sinnvoll einzusetzen.

Ob man eine Regel für seinen Einsatz angeben kann, weiß ich nicht, man kann's immer nur ausprobieren, und ob es sinnvoll einsetzbar ist, hängt auch sehr vom Instrument, dessen Klangcharakter und Intonation ab. In den meisten Fällen ist das eine (gewissermaßen künstlerische) Entscheidung des Spielers. Vor allem aber ist es eine Entscheidung, die man nur auf einem Flügel erkunden kann -- beim Piano macht das linke Pedal wenig Sinn; und wenn dort die Bändchen zu stramm sind (dann wackeln die Tasten, wenn man es tritt), mindert es auch noch die Funktion des Spielwerks so, daß man eher schlechter zuverlässig leise spielen kann.

Die Verschiebung (so heißt das linke Pedal beim Flügel auch) kann bisweilen dazu dienen, pp zu spielen, ist aber in erster Linie ein Klangregister, und zwar das einzige, welches das Klavier besitzt. Einem Schüler die Benutzung des einzigen Klangregisters zu "verbieten", wie Agerer berichtet, ist ziemlicher Unsinn, aber ihm zu sagen, daß es auf dem Klavier nicht weiter wichtig, kein Klangregister und manchmal hinderlich ist, könnte Sinn machen. Wenn Violapiano sagt, daß es "viel schöner klingt ohne linkes Pedal", dann fehlt schlicht die Erfahrung mit einem Flügel, bei dem es gut klingt. Es ist Erfahrungssache und vielleicht eine Frage des Geschmacks und bestimmt eine Frage des jeweiligen Instruments -- es klingt nicht auf jedem Flügel gleich gut. Deswegen hat es auch wenig Zweck, hier beispielhafte Stellen nennen zu wollen, denn auf einem Klavier kann man das nicht nachvollziehen. Da hält man sich denn einfach an die Vorschriften Beethovens und an die Empfehlungen des Lehrers, bis man genügend eigene Erfahrung auf guten Instrumenten gesammelt hat. Oder man hört sich mal gute Aufnahmen an, wo der überzeugende Einsatz der Verschiebung eigentlich immer heraushörbar sein sollte.
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Jörg Gedan
http://www.pian-e-forte.de

Ein sehr guter Beitrag, jetzt weiß ich mehr....
Bei meinem Flügel klingt nicht besonders, aber ich kann mich noch erinnern, dass das li Pedal an einem großen Konzertflügel einer renommierten Marke *räusper* :rolleyes::floet:toll geklungen hat. Sehr fein. Bei meinem klingts eher dumpf. Und ein leiser dumpfer Ton ist nicht schön meinen Ohren, es sei denn man will diesen Effekt ausdrücklich.

Dann muss man wohl auch neben gelegentlichem Spielen auf einem Instrument, dass den Klang hergibt, den Einsatz erproben und ein Gefühl dafür entwickeln.

Bin motiviert, mal wieder in einem Klavierhaus in die Tasten zu hauen und die Instrumente zu vergleichen. Es wird mich sicherlich um einige Erfahrungen bereichern.:p
 
Interessant, daß berichtet wird, daß Klaviere mit linkem Pedal dumpf klingen, denn auf meinem ist das nicht so. Linkes Pedal und kräftiger Anschlag zusammen ergeben einen brillanten Klang (naja, so brillant, wie es ein Kleinklavier eben zuläßt). Die Kontrolle ist natürlich eingeschränkt, aber wenn man gleichmäßig spielt und dann das Pedal betätigt, hat man durchaus einen brauchbaren Effekt.

Davon abgesehen benutze ich das linke Pedal auch sehr selten, weil ich einfach keine Erfahrung damit sammeln kann. Ich habe an Flügeln beobachtet, daß es gelegentlich bei starken dynamischen Übergängen, z.B. von FF zu p, eingesetzt wird. Ich müßte aber mal hören, wie die gleiche Stelle mit und ohne linkes Pedal klingt, denn es fällt nicht auf. Und genau das ist vermutlich das "Problem" des linken Pedals: Man muß sich intensiv mit der Wirkung beschäftigen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann es sinnvoll oder sogar nötig sein kann. Gerade am Flügel hat man ja schon ohne dieses Pedal eine enorme Bandbreite an Klangfarben, die sich mit simplem "an" und "aus" des linken Pedals verdoppeln.

Nebenfrage: Hat schon mal jemand mit halbem linken Pedal experimentiert? Von der Gitarre her weiß ich, daß zwischen spitzem und dumpfem Anschlag Welten liegen und theoretisch könnte man ja die dritte Saite am Flügel auch halb anschlagen. An meinem Digitalpiano kann ich das natürlich nicht ausprobieren.
 
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Das muß ein Mißverständnis sein.

Flügel klingen mit linkem Pedal manchmal dumpf, Klaviere (Uprights) nicht.

Beim Flügel ändert sich durch die Verschiebung auch die Stelle, an der die Saite den Hammer trifft.

Ok, das mag ein Mißverständnis gewesen sein. Was das Pedal mechanisch am Flügel bewirkt, weiß ich übrigens, deswegen ja meine Nebenfrage ;)
 
theoretisch könnte man ja die dritte Saite am Flügel auch halb anschlagen. An meinem Digitalpiano kann ich das natürlich nicht ausprobieren.

Du meinst so, daß der Hammer die dritte Saite nur ganz am Rand berührt... :D

Glaubich kaum, daß man das hinbekommt. Das linke Pedal sollte man immer ganz runtertreten, dann befindet sich der Hammer in einer definierten Lage zur Saite bzw. umgekehrt.
 
Das muß ein Mißverständnis sein.

Flügel klingen mit linkem Pedal manchmal dumpf, Klaviere (Uprights) nicht.

Beim Flügel ändert sich durch die Verschiebung auch die Stelle, an der die Saite den Hammer trifft.


Genau, ich meinte Flügel, mit Klavieren hab ich da keine Erfahrung. Habe aber, meine ich, auch vom Flügel gesprochen.
Die dynamische Bandbreite von Klavier und Flügel kann man doch eh nicht vergleichen.
Obwohl: ich habe, mal ein Steinway Klavier probiert, das ging aber richtig los.
Und es wollte für pp Stellen sehr sanft gespielt werden.;):) Dieses Klavier hat mich beeindruckt. War aber viel teurer als mein Flügel. Ans linke Pedal kann ich mich aber nicht erinnern.
 
Nebenfrage: Hat schon mal jemand mit halbem linken Pedal experimentiert?

Es ist durchaus üblich, das linke Pedal subtil einzusetzen, und nicht nur nach dem Motto: voll getreten, oder gar nicht.

Tritt man das Pedal nur sehr gering, werden trotzdem noch alle drei Saiten angeschlagen (resp. zwei im Bass). Der Klang verändert sich, weil der Hammer die Saiten nicht mehr an der üblichen Stelle berührt, die sich mit der Zeit in Form von (zunächst kleinen) Rillen etwas vertieft (Kompression des Filzes). Tritt man das Pedal weiter durch, so ergibt sich schließlich die völlige Verschiebung, bei der also dann "una corda" (auf heutigen Instrumenten: zwei Saiten) ausgeführt wird. Beide beschriebenen Varianten unterscheiden sich klanglich leicht und man kann sie auch musikalisch sinnvoll einsetzen (zur Klanggestaltung).

Die Voraussetzung dafür ist, dass die Mechanik entsprechend gut reguliert ist. Die Hammerköpfe müssen genau unter die Saiten gestellt sein, so dass sich mit der Verschiebung bei allen Hammerköpfen völlig gleichmäßig der Übergang von zwei zu drei Saiten ergibt. Nur in diesem Fall kann man auch den "Übergangsbereich" der Verschiebung noch nutzen.
 
Die dynamische Bandbreite von Klavier und Flügel kann man doch eh nicht vergleichen.

Kann man so pauschal nicht sagen. Klaviere werden oft als weniger dynamisch empfunden, weil der Resonanzboden direkt in die Wand strahlt (bei der "normal" üblichen Aufstellung gegen eine Wand). So geht vom Fortissimo schonmal einiges verloren. Grundsätzlich überträgt eine Klaviermechanik die Anschlagsenergie auch nicht wesentlich schlechter als eine Flügelmechanik, die Unterschiede wirken sich hauptsächlich auf die Repetierfähigkeit aus. Hinzu kommt, dass bei der Klaviermechanik der Rückfall des Hammers nicht allein durch die Schwerkraft erledigt wird, sondern zusätzlich durch Federn und Bändchen, was etwas Trägheit in das System bringt. Insgesamt ergibt sich dadurch das Gefühl einer geringeren Kontrolle, bzw. es ist schwieriger das Instrument zu kontrollieren, wobei es sehr feine Klaviermechaniken gibt, die sich sehr gut spielen lassen. Von der Mensur und akustischen Anlage ist ein Klavier von 1.20 bis 1.30 Metern Höhe einem normalen Wohnzimmerflügel (1.60 bis 1.70m) ähnlich. Auch die Resonanzbodenfläche ist nicht kleiner, sie kann sogar größer sein (quadratische Form vs. Flügelform).
 

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