Linkes Pedal - überflüssig?

Henry

Henry

ehemals Alb/Styx
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Das linke Pedal wird häufig stiefmütterlich gesehen.

So nach dem Motto "es bringt ja eh nix"

Klavier:

Natürlich, wenn die Klappleiste gerade mal 5 mm nach vorne geht, macht es nichts groß aus.

Ich stelle allerdings das linke Pedal so ein, daß 3/4 oder gar 1/2 Steighöhe bleibt.

Hier machen sich schon deutliche Unterschiede bemerkbar, wenn man ein Stück mit gleicher Intensität jedoch mit linkem Pedal spielt.

Flügel:

Hier verschiebt sich die Mechanik und somit der Hammer nach rechts - macht aber keinen Sinn, wenn der Hammerkopf mit den selbigen Rillen nur noch 2 Saiten anschlägt.

Die Hammerköpfe sollten sich nur so weit verschieben, daß sie mit der "weichen Seite" die 3 Saiten treffen.

Hier ist die Kunst des Intoneuers gefragt, welcher den Hammerkopf so bearbeitet, daß er dann tatsächlich mit seinen Weichteilen anschägt.
 
Hier verschiebt sich die Mechanik und somit der Hammer nach rechts - macht aber keinen Sinn, wenn der Hammerkopf mit den selbigen Rillen nur noch 2 Saiten anschlägt.
Doch. Der Unterschied ist: Die Energie des Hammers wird an zwei Saiten übertragen anstatt an alle drei. In weiterer Folge wird nicht von allen drei Saiten Energie an den Resonanzboden übertragen, sondern von den zwei Saiten geht Energie sowohl an den Resonanzboden als auch an die dritte Saite. Diese wirkt quasi als Zwischenspeicher und gibt später selber wieder Energie an den Resonanzboden ab. Der Effekt ist also ein leiserer Ton, der dafür länger anhält - sagt zumindest die Theorie der Physik. Die Frage ist eher, wie stark dieser Effekt ist.

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, wie das linke Pedal eingestellt werden kann. In nach Verschubweite aufsteigender Reihenfolge:
1) Drei Saiten werden zwischen den Rillen angeschlagen.
2) Zwei Saiten werden genau in den Rillen angeschlagen.
3) Zwei Saiten werden zwischen den Rillen angeschlagen.
( 4) Der Hammer trifft die erste Saite des nächsthöheren Tons) ;)

1) Zwischen den Rillen ist der Hammer weicher - anderer Klang wegen Obertonzusammensetzung.
2) Weniger Saiten - leiserer, längerer Sustain.
3) Beides.
 
Das linke Pedal finde ich besonders im Finale von meinem Beethoven op. 110 ganz wichtig, das wird ja nicht nur leise, sondern auch crescendo ins Forte gespielt! Das klingt bei mir, wie ich es von einem guten Flügel erwarte! Nix intoniert, ihr wisst, es ist ein Digi.

Grüße
Manfred
 
Doch. Der Unterschied ist: Die Energie des Hammers wird an zwei Saiten übertragen anstatt an alle drei. In weiterer Folge wird nicht von allen drei Saiten Energie an den Resonanzboden übertragen, sondern von den zwei Saiten geht Energie sowohl an den Resonanzboden als auch an die dritte Saite. Diese wirkt quasi als Zwischenspeicher und gibt später selber wieder Energie an den Resonanzboden ab. Der Effekt ist also ein leiserer Ton, der dafür länger anhält - sagt zumindest die Theorie der Physik. Die Frage ist eher, wie stark dieser Effekt ist.

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, wie das linke Pedal eingestellt werden kann. In nach Verschubweite aufsteigender Reihenfolge:
1) Drei Saiten werden zwischen den Rillen angeschlagen.
2) Zwei Saiten werden genau in den Rillen angeschlagen.
3) Zwei Saiten werden zwischen den Rillen angeschlagen.
( 4) Der Hammer trifft die erste Saite des nächsthöheren Tons) ;)

1) Zwischen den Rillen ist der Hammer weicher - anderer Klang wegen Obertonzusammensetzung.
2) Weniger Saiten - leiserer, längerer Sustain.
3) Beides.

Mit den 2 Saiten könnte auffällig werden, wenn die 3 nicht chorrein gestimmt sind - in sofern verringert sich natürlich die Frequenzüberlagerung.

Bei chorrein gestimmten Saiten, ist der Unterschied allerdings unmerklich ob 2 oder 3 Saiten angeschlagen werden.
 
Das linke Pedal finde ich besonders im Finale von meinem Beethoven op. 110 ganz wichtig, das wird ja nicht nur leise, sondern auch crescendo ins Forte gespielt! Das klingt bei mir, wie ich es von einem guten Flügel erwarte! Nix intoniert, ihr wisst, es ist ein Digi.

Grüße
Manfred

Naja klar, beim Digi ist es so digitalisiert, wie man es vom Flügel erwartet :-D
 
Alles vollkommen richtig, und super, wenn alles fein gearbeitet ist, aber ein einigermaßen erfahrener Pianist tritt weder das rechte noch das linke Pedal nach der "Ja-Nein-Methode". Man muss das linke Pedal nicht völlig nach unten treten, sondern kann hören, bei welcher Pedaltiefe, welcher Effekt eintritt!
 
. Man muss das linke Pedal nicht völlig nach unten treten, sondern kann hören, bei welcher Pedaltiefe, welcher Effekt eintritt!

Da stimme ich absolut zu.

Aber wenn, wie bei einigen Klavieren, die Klappleiste vielleicht gerade mal auf 5 mm eingestellt ist, so sind die Möglichkeiten arg begrenzt, man kann im Grunde genommen sagen - wirkungslos.

Aber auch von Klavierbauern wird das linke Pedal häufiger stiefmütterlich behandelt.

Funktioniert, also passt scho!

Die dynamischen Möglichkeiten welche mit dem linken Pedal möglich wären, sind nicht ohne.

Bei meinem altem Oberdämpfer, hab ich das linke Pedal so eingestellt, daß die Steighöhe bis zu einem Drittel reduziert werden kann.

Ich hab das beim Walhallmotiv (Wagner) ausprobiert - an die Pianostelle hab ich das linke Pedal durchgedrückt und es war ein erheblicher dynamischer Unterschied zu merken - die Hälfte des Pedales hätte gereicht.
 

Ich hatte vor kurzem bei Steingaeber die Gelegenheit den großen Konzertflügel mit Sordino Pedal zu spielen. Lustigerweise steht im Trauermarsch bei Beethoven sogar explizit der Gebrauch notiert und ich konnte mir bis vor kurzem nicht vorstellen wie das klingen könnte. Ich fand den Effekt genial. Warum wurde das eigentlich abgeschafft? Das soll ja recht verbreitet gewesen sein. Den Liszt-Flügel hab ich auch gespielt und der hatte das schon nicht mehr obwohl der wäre ja dann eigentlich alt genug gewesen oder wann wurde das abgeschafft? Bzw. aus welchen Gründen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte vor kurzem bei Steingaeber die Gelegenheit den großen Konzertflügel mit Sordino Pedal zu spielen. Lustigerweise steht im Trauermarsch bei Beethoven sogar explizit der Gebrauch notiert und ich konnte mir bis vor kurzem nicht vorstellen wie das klingen könnte. Ich fand den Effekt genial. Warum wurde das eigentlich abgeschafft? Das soll ja recht verbreitet gewesen sein. Den Liszt-Flügel hab ich auch gespielt und der hatte das schon nicht mehr obwohl der wäre ja dann eigentlich alt genug gewesen oder wann wurde das abgeschafft? Bzw. aus welchen Gründen?

Ist ist im Prinzip ein Moderator.

Bei alten Flügeln noch häufiger anzutreffen bei neueren eher weniger.

Die Konstruktion im Flügel ist hier nicht besonders wartungsfreundlich und auch etwas komplizierter anzubringen, als es im Klavier der Fall ist.
 
Da gab es noch einige "Effektpedale":

 
"Das linke Pedal ist völlig überflüssig, wenn man in der Lage ist pianissimo zu spielen!".

Diese Aussage stammt von einem KL.
Es geht beim linken Pedal nicht einfach um "Lautstärke". Eins der größten Missverständnisse von Amateuren.

Sondern um den veränderten Klang.

Pianissimo spielen können sollte man in der Tat auch ohne linkes Pedal. Da wie gesagt das linke Pedal nicht das "Leise-Pedal" ist.

Das mittlere Pedal kann man eigentlich auch im Jazz super einsetzen. Man kann damit zum Beispiel fette Quinten oder Oktaven im Bass klingen lassen (a la McCoy Tyner oder so) und darüber dann beispielsweise, mit vollem Einsatz des rechten Pedals, unterschiedliche Akkorde spielen. Leider hat man als Jazzpianist (der nicht zur obersten Liga gehört) allzu oft Instrumente ohne Sostenuto-Pedal vor sich, so dass man diese Möglichkeiten beim Gig gar nicht einsetzen kann...
 

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