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- 17. Aug. 2009
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Hallo,
Einige von euch werden sich erinnern, dass ich letztes Jahr ein altes Seiler gekauft hatte, welches sich als Fehlkauf herausstellte (Risse in den Stegen und Resonanzboden, verbastelte Mechanik, usw.) - worauf der Klavierbauer, der es mir verkauft hatte, im Tausch ein Zimmermann (Exportmodell "Otto Bach", auch aus 1925) gegeben hatte, an welchem er die Hämmer und Tastenbeläge erneuert hatte.
Das Zimmermann habe ich nun seit Dezember. Es hält die Stimmung recht gut, aber was mir leider erst nach dem Tausch auffiel (obwohl Michael mich darauf hingewiesen hatte - ich wusste dazumal nicht genau, wonach ich schauen sollte): die Mechanik ist komplett verschlissen, insbesondere die Fängerleder sind bis auf's Holz durchgewetzt. Dazu kommen klangliche Probleme: ungleichmäßiger Klang am Bassübergang und metallischer Klang ohne Nachklang am "treble break", wo die Stütze des Rahmens den Diskantsteg unterbricht. Auch sind mehrere Basssaiten taub. Und der Hauptsteg hat sich auf den untersten 6 cm von seiner Stütze gelöst und in Richtung Stimmstock verzogen.
Das Zimmermann war sicher das kleinere Übel im Vergleich zum Seiler, aber trotzdem ein verschlissenes Klavier.
Mit dem Klavierbauer habe ich "fertig". (Falls er überhaupt noch im Lande ist - im Dezember sagte sein Sohn, er wolle nach Australien auswandern.) Eigentlich wollte ich nun im Laufe der Zeit versuchen, das Zimmermann wieder auf Vordermann zu bringen. Aber nun tat sich neulich völlig unerwartet eine Gelegenheit auf.
Es sprach mich ein bekannter Musikerfreund an: seine unlängst verwitwete Tante wolle ihr Klavier verkaufen. Ein kleines Ibach (wie ich an der Mechanik sah: Anno 1970). Ich habe das Klavier in den Feiertagen detailliert inspiziert, und überlege mir stark, es zu kaufen. Das Instrument ist ca. 110 cm hoch. Ich habe mal gehört, Ibach wurde in Südafrika seit ca. 1965 vor Ort zusammengebaut, aber aus deutschen Teilen. Wie dem auch sei: die Mechanik ist von Renner, Gussrahmen und Resonanzboden von Ibach in Schwelm. Meine Eltern haben praktisch das identische Instrument, von 1966. Ich kenne es also gut.
Das Instrument spielt sich etwas schwer, aber gleichmäßig. Ich bin gestern abend nochmal hingefahren, um das Nieder- und Aufgewicht zu messen. Ich vermute etwas schwergängige Achsen – obwohl kein Hammer hängenbleibt, wenn man die Hammerleiste anhebt und fallenlässt. Niedergewicht messe ich bei getretenem rechten Pedal mit primitiven Mitteln (Münzen zu jeweils 4 g, (stehende) Stimmgabel zu 30 g) bei 58 bis 66 g, Aufgewicht bei 16 bis 28 g. Die Messungen waren aber wiegesagt primitiv.
Der Resonanzboden weist weder von vorn noch von hinten Risse auf – auch die Rippen sind noch solide verleimt. Leider habe ich versäumt, nachzumessen, ob noch Wölbung und Saitendruck vorhanden sind.
Klanglich macht es natürlich nicht soviel her wie das 135 cm hohe Seiler oder 125 cm hohe Zimmermann. ABER: der Klang ist gleichmäßiger. Es stechen (fast) keine Töne heraus – lediglich die obersten zwei auf dem Basssteg sind etwas scharf. Die ersten zwei Töne des Hauptsteges (zweichörig, kupfer-umwickelt) sind wesentlich weicher, und von ihren dreichörigen Stahl-Nachbarn kaum zu unterscheiden.
Frage 1: Allerdings ist das Instrument momentan zu tief gestimmt – auf ca. 425 Hz. Ich frage mich, wie eine neue Stimmung den besagten Tenorbereich beeinflussen würde? Im englischen Klavierforum schrieb mir ein französischer Klaviertechniker, das Klangphänomen könne durchaus an der zu niedrigen Stimmung liegen.
Das Instrument wurde 1970 vom verstorbenen Onkel meines Bekannten neu gekauft, stand also 40 Jahre lang in demselben Haus hier in Pretoria. Es ist offensichtlich weitgehend im Originalzustand erhalten. Das Gehäuse hat einige Blessuren, aber nichts Schlimmes. Die untere Vorderwand klemmt sehr zwischen den Beinen bzw. Seitenwänden, daher ist das Furnier der Unterwand rechts unter dem Stuhlboden auf Schienbeinhöhe etwas abgeplatzt. Der Lack ist allgemein nicht mehr sehr gut – das ist am Ibach meiner Eltern genauso – ist mir aber eher eine Nebensache, die sich auch bei Bedarf verbessern lässt. Nach dem Seiler und Zimmermann kommt es mir eher auf die "inneren Werte" an.
Frage 2: Hat es irgendwas zu bedeuten, dass die untere Vorderwand so klemmt?
Bis auf tote Spinnen und etwas trockenen Staub finde ich im Inneren fast nichts abnormales. Einige Anhängestifte sehen silber anstatt messingfarben lackiert aus – ob die mal ersetzt wurden? Alle Filze (Rahmen, Saiten) sind in Ordnung – keine Spuren von Motten oder Nagetieren. Ganz anders bei meinem Zimmermann!
Frage 3: Beim Ibach sind bei einigen Stimmnägeln die Holzhülsen zwischen Nagel und Rahmen nach hinten verrutscht – ist das schlimm? Die Stimmnägel sitzen alle noch in der Mitte der Rahmenlöcher. Im Vergleich liegen an meinem Zimmermann einige der Nägel fast am Rahmenloch an, und ihre Hülsen sind unten komplett zerquetscht bzw. haben oben Spiel. Die Stimmnägel des Ibach wurden noch nicht weiter hineingeschlagen, wie es an meinem Zimmermann teilweise der Fall ist, so dass einige Saitenschlingen schon am Rahmen anliegen. (Update: im englischen Forum schrieb man mir gerade, dass die verrutschten Hülsen nicht weiter schlimm seien.)
Die Stegstifte des Ibach sind nicht sehr sauber gesetzt – teilweise erhebliche Unterschiede in der Platzierung und entsprechend in der Saitenschränkung. Die Saiten der allertiefsten Töne haben sich ein wenig in den Basssteg eingeschnitten. Es sind aber keine Risse in den Stegen zu sehen, und auch die Verleimung der Stege auf dem Resonanzboden bzw. Bassstegstütze sind in Ordnung. Die Stege sind übrigens aus Schichtholz, genau wie am Ibach meiner Eltern. Am Basssteg sind die Stifte oft nicht genau am Rand der Fase gesetzt - ob das kritisch ist, kann ich nicht einschätzen.
Die Hämmer zeigen freilich Gebrauchsspuren, aber nach meinem Ermessen keine tiefen Furchen. Ich schätze, die Furchen betragen im mittleren Bereich und Diskant ca. 1 mm. Die tiefsten Furchen sah ich im mittleren Diskant, daher habe ich dort Aufnahmen gemacht. Der Hammerweg ist durchweg ca. 45 mm, im hohen Diskant etwas mehr, ca. 47. Die Kunststofftastatur ist etwas verschmutzt aber ansonsten gut. Seitliches Tastenspiel ist vorhanden, aber hält sich in Maßen. Die Lagerfilze der Waagebaltenstifte sind nicht schlimm verschlissen. Der Tastentiefgang ist etwas unterschiedlich, zwischen 9 und 10 mm. Die Auslösung beträgt zwischen 3 und 5 mm, scheint aber nicht problematisch. Die Leder und Filze der Mechanik sind noch gut – im Gegensatz zum doppelt so alten Zimmermann, wo die meisten Fänger wiegesagt bis auf’s Holz durchgewetzt sind. Die Dämpfer sind sauber und knickfrei und dämpfen ordentlich. Der Halbgang ist bei vielen Tönen etwas spät (eher zwei-Drittel-Gang). Die Dämpfer heben beim Treten des rechten Pedals exakt gleichzeitig ab. Die Saiten sind sauber und rostfrei und klingen alle noch relativ gut. Der Bass ist längst nicht so “tot” wie an meinem Zimmermann. Und alle Töne, bis auf ein oder zwei im mittel-hohen Diskant, klingen lange nach.
Die Pedale funktionieren unauffällig. Das rechte Pedal ist kaum abgenutzt – das ist an meinem Zimmermann komplett anders: dort ist es an einer Stelle bis auf den Unterbau durchgewetzt. Die Mechanik des Ibach knarrt allerdings leicht beim Treten des rechten Pedals, genau wie die vom Zimmermann.
Ich habe ein Fotoalbum erstellt:
http://picasaweb.google.com/mark.rohwer/Ibach18501?feat=directlink#
Ich habe versucht, nur die relevanten Bildausschnitte aus meinen hochaufgelösten Bildern herauszuschneiden.
Derselbe Klavierbauer, bei dem ich gekauft habe, hat damals dies Instrument verkauft und es über die Jahre gestimmt. Er hat es der Dame auf 1200 Euro geschätzt, wofür sie es nun privat zum Verkauf bietet.
Wenn ich noch kein Klavier hätte, würde ich das Ibach höchstwahrscheinlich kaufen. Dass es relativ klein ist, finden meine Frau und ich nicht so schlimm. Wir haben sowieso ein kleines Wohnzimmer. Ich überlege also, das Instrument ohnehin zu kaufen, und das Zimmermann, welches klanglich problematisch und mechanisch völlig verschlissen ist, zu verkaufen – und wenn es bedeutet, dass ich da ein Verlustgeschäft mache. (Lehrgeld...) Lieber habe ich eine solide Basis, als dass ich monatelange Bastelarbeiten habe.
Ein mir bekannter Steinwaytechniker kommt in den nächsten Wochen nach Pretoria, und ich habe ihn gebeten, sich das Zimmermann anzuschauen. Wenn er meint, dass eine Intonation sich lohnt, dann würde ich das evtl. noch machen, um den Klang gleichmäßiger zu machen. Aber ob das bei der abgenutzten Mechanik lohnt? Vom Ibach weiß der Steinwaytechniker noch nichts, aber ich würde überlegen, es von ihm begutachten zu lassen.
Was mich am Ibach reizt, ist dass ich es satt habe, “Bastelbuden” im Hause stehen zu haben – und dies Ibach sieht wirklich unverbastelt aus.
Mich würden die Meinungen der anwesenden Klavierbauer zu den obigen Fraegn interessieren, als auch:
1. Ob die Hämmer abgezogen werden sollten, und wenn ja, ob genug Material dafür vorhanden ist,
2. Ob eine Stimmung von 425 auf 440 Hz (fast 70 Cent) das Instrument, insbesondere den Resonanzboden, schwächen oder beschädigen könnte.
Ciao,
Mark
Einige von euch werden sich erinnern, dass ich letztes Jahr ein altes Seiler gekauft hatte, welches sich als Fehlkauf herausstellte (Risse in den Stegen und Resonanzboden, verbastelte Mechanik, usw.) - worauf der Klavierbauer, der es mir verkauft hatte, im Tausch ein Zimmermann (Exportmodell "Otto Bach", auch aus 1925) gegeben hatte, an welchem er die Hämmer und Tastenbeläge erneuert hatte.
Das Zimmermann habe ich nun seit Dezember. Es hält die Stimmung recht gut, aber was mir leider erst nach dem Tausch auffiel (obwohl Michael mich darauf hingewiesen hatte - ich wusste dazumal nicht genau, wonach ich schauen sollte): die Mechanik ist komplett verschlissen, insbesondere die Fängerleder sind bis auf's Holz durchgewetzt. Dazu kommen klangliche Probleme: ungleichmäßiger Klang am Bassübergang und metallischer Klang ohne Nachklang am "treble break", wo die Stütze des Rahmens den Diskantsteg unterbricht. Auch sind mehrere Basssaiten taub. Und der Hauptsteg hat sich auf den untersten 6 cm von seiner Stütze gelöst und in Richtung Stimmstock verzogen.
Das Zimmermann war sicher das kleinere Übel im Vergleich zum Seiler, aber trotzdem ein verschlissenes Klavier.
Mit dem Klavierbauer habe ich "fertig". (Falls er überhaupt noch im Lande ist - im Dezember sagte sein Sohn, er wolle nach Australien auswandern.) Eigentlich wollte ich nun im Laufe der Zeit versuchen, das Zimmermann wieder auf Vordermann zu bringen. Aber nun tat sich neulich völlig unerwartet eine Gelegenheit auf.
Es sprach mich ein bekannter Musikerfreund an: seine unlängst verwitwete Tante wolle ihr Klavier verkaufen. Ein kleines Ibach (wie ich an der Mechanik sah: Anno 1970). Ich habe das Klavier in den Feiertagen detailliert inspiziert, und überlege mir stark, es zu kaufen. Das Instrument ist ca. 110 cm hoch. Ich habe mal gehört, Ibach wurde in Südafrika seit ca. 1965 vor Ort zusammengebaut, aber aus deutschen Teilen. Wie dem auch sei: die Mechanik ist von Renner, Gussrahmen und Resonanzboden von Ibach in Schwelm. Meine Eltern haben praktisch das identische Instrument, von 1966. Ich kenne es also gut.
Das Instrument spielt sich etwas schwer, aber gleichmäßig. Ich bin gestern abend nochmal hingefahren, um das Nieder- und Aufgewicht zu messen. Ich vermute etwas schwergängige Achsen – obwohl kein Hammer hängenbleibt, wenn man die Hammerleiste anhebt und fallenlässt. Niedergewicht messe ich bei getretenem rechten Pedal mit primitiven Mitteln (Münzen zu jeweils 4 g, (stehende) Stimmgabel zu 30 g) bei 58 bis 66 g, Aufgewicht bei 16 bis 28 g. Die Messungen waren aber wiegesagt primitiv.
Der Resonanzboden weist weder von vorn noch von hinten Risse auf – auch die Rippen sind noch solide verleimt. Leider habe ich versäumt, nachzumessen, ob noch Wölbung und Saitendruck vorhanden sind.
Klanglich macht es natürlich nicht soviel her wie das 135 cm hohe Seiler oder 125 cm hohe Zimmermann. ABER: der Klang ist gleichmäßiger. Es stechen (fast) keine Töne heraus – lediglich die obersten zwei auf dem Basssteg sind etwas scharf. Die ersten zwei Töne des Hauptsteges (zweichörig, kupfer-umwickelt) sind wesentlich weicher, und von ihren dreichörigen Stahl-Nachbarn kaum zu unterscheiden.
Frage 1: Allerdings ist das Instrument momentan zu tief gestimmt – auf ca. 425 Hz. Ich frage mich, wie eine neue Stimmung den besagten Tenorbereich beeinflussen würde? Im englischen Klavierforum schrieb mir ein französischer Klaviertechniker, das Klangphänomen könne durchaus an der zu niedrigen Stimmung liegen.
Das Instrument wurde 1970 vom verstorbenen Onkel meines Bekannten neu gekauft, stand also 40 Jahre lang in demselben Haus hier in Pretoria. Es ist offensichtlich weitgehend im Originalzustand erhalten. Das Gehäuse hat einige Blessuren, aber nichts Schlimmes. Die untere Vorderwand klemmt sehr zwischen den Beinen bzw. Seitenwänden, daher ist das Furnier der Unterwand rechts unter dem Stuhlboden auf Schienbeinhöhe etwas abgeplatzt. Der Lack ist allgemein nicht mehr sehr gut – das ist am Ibach meiner Eltern genauso – ist mir aber eher eine Nebensache, die sich auch bei Bedarf verbessern lässt. Nach dem Seiler und Zimmermann kommt es mir eher auf die "inneren Werte" an.
Frage 2: Hat es irgendwas zu bedeuten, dass die untere Vorderwand so klemmt?
Bis auf tote Spinnen und etwas trockenen Staub finde ich im Inneren fast nichts abnormales. Einige Anhängestifte sehen silber anstatt messingfarben lackiert aus – ob die mal ersetzt wurden? Alle Filze (Rahmen, Saiten) sind in Ordnung – keine Spuren von Motten oder Nagetieren. Ganz anders bei meinem Zimmermann!
Frage 3: Beim Ibach sind bei einigen Stimmnägeln die Holzhülsen zwischen Nagel und Rahmen nach hinten verrutscht – ist das schlimm? Die Stimmnägel sitzen alle noch in der Mitte der Rahmenlöcher. Im Vergleich liegen an meinem Zimmermann einige der Nägel fast am Rahmenloch an, und ihre Hülsen sind unten komplett zerquetscht bzw. haben oben Spiel. Die Stimmnägel des Ibach wurden noch nicht weiter hineingeschlagen, wie es an meinem Zimmermann teilweise der Fall ist, so dass einige Saitenschlingen schon am Rahmen anliegen. (Update: im englischen Forum schrieb man mir gerade, dass die verrutschten Hülsen nicht weiter schlimm seien.)
Die Stegstifte des Ibach sind nicht sehr sauber gesetzt – teilweise erhebliche Unterschiede in der Platzierung und entsprechend in der Saitenschränkung. Die Saiten der allertiefsten Töne haben sich ein wenig in den Basssteg eingeschnitten. Es sind aber keine Risse in den Stegen zu sehen, und auch die Verleimung der Stege auf dem Resonanzboden bzw. Bassstegstütze sind in Ordnung. Die Stege sind übrigens aus Schichtholz, genau wie am Ibach meiner Eltern. Am Basssteg sind die Stifte oft nicht genau am Rand der Fase gesetzt - ob das kritisch ist, kann ich nicht einschätzen.
Die Hämmer zeigen freilich Gebrauchsspuren, aber nach meinem Ermessen keine tiefen Furchen. Ich schätze, die Furchen betragen im mittleren Bereich und Diskant ca. 1 mm. Die tiefsten Furchen sah ich im mittleren Diskant, daher habe ich dort Aufnahmen gemacht. Der Hammerweg ist durchweg ca. 45 mm, im hohen Diskant etwas mehr, ca. 47. Die Kunststofftastatur ist etwas verschmutzt aber ansonsten gut. Seitliches Tastenspiel ist vorhanden, aber hält sich in Maßen. Die Lagerfilze der Waagebaltenstifte sind nicht schlimm verschlissen. Der Tastentiefgang ist etwas unterschiedlich, zwischen 9 und 10 mm. Die Auslösung beträgt zwischen 3 und 5 mm, scheint aber nicht problematisch. Die Leder und Filze der Mechanik sind noch gut – im Gegensatz zum doppelt so alten Zimmermann, wo die meisten Fänger wiegesagt bis auf’s Holz durchgewetzt sind. Die Dämpfer sind sauber und knickfrei und dämpfen ordentlich. Der Halbgang ist bei vielen Tönen etwas spät (eher zwei-Drittel-Gang). Die Dämpfer heben beim Treten des rechten Pedals exakt gleichzeitig ab. Die Saiten sind sauber und rostfrei und klingen alle noch relativ gut. Der Bass ist längst nicht so “tot” wie an meinem Zimmermann. Und alle Töne, bis auf ein oder zwei im mittel-hohen Diskant, klingen lange nach.
Die Pedale funktionieren unauffällig. Das rechte Pedal ist kaum abgenutzt – das ist an meinem Zimmermann komplett anders: dort ist es an einer Stelle bis auf den Unterbau durchgewetzt. Die Mechanik des Ibach knarrt allerdings leicht beim Treten des rechten Pedals, genau wie die vom Zimmermann.
Ich habe ein Fotoalbum erstellt:
http://picasaweb.google.com/mark.rohwer/Ibach18501?feat=directlink#
Ich habe versucht, nur die relevanten Bildausschnitte aus meinen hochaufgelösten Bildern herauszuschneiden.
Derselbe Klavierbauer, bei dem ich gekauft habe, hat damals dies Instrument verkauft und es über die Jahre gestimmt. Er hat es der Dame auf 1200 Euro geschätzt, wofür sie es nun privat zum Verkauf bietet.
Wenn ich noch kein Klavier hätte, würde ich das Ibach höchstwahrscheinlich kaufen. Dass es relativ klein ist, finden meine Frau und ich nicht so schlimm. Wir haben sowieso ein kleines Wohnzimmer. Ich überlege also, das Instrument ohnehin zu kaufen, und das Zimmermann, welches klanglich problematisch und mechanisch völlig verschlissen ist, zu verkaufen – und wenn es bedeutet, dass ich da ein Verlustgeschäft mache. (Lehrgeld...) Lieber habe ich eine solide Basis, als dass ich monatelange Bastelarbeiten habe.
Ein mir bekannter Steinwaytechniker kommt in den nächsten Wochen nach Pretoria, und ich habe ihn gebeten, sich das Zimmermann anzuschauen. Wenn er meint, dass eine Intonation sich lohnt, dann würde ich das evtl. noch machen, um den Klang gleichmäßiger zu machen. Aber ob das bei der abgenutzten Mechanik lohnt? Vom Ibach weiß der Steinwaytechniker noch nichts, aber ich würde überlegen, es von ihm begutachten zu lassen.
Was mich am Ibach reizt, ist dass ich es satt habe, “Bastelbuden” im Hause stehen zu haben – und dies Ibach sieht wirklich unverbastelt aus.
Mich würden die Meinungen der anwesenden Klavierbauer zu den obigen Fraegn interessieren, als auch:
1. Ob die Hämmer abgezogen werden sollten, und wenn ja, ob genug Material dafür vorhanden ist,
2. Ob eine Stimmung von 425 auf 440 Hz (fast 70 Cent) das Instrument, insbesondere den Resonanzboden, schwächen oder beschädigen könnte.
Ciao,
Mark