Ich kenne keinen Repetitor, der genau das spielt, was im Klavierauszug steht - jedenfalls nicht, wenn es um tatsächliche Einstudierungen in der Oper geht. Deshalb ist es eigentlich egal, ob man Mottl, Singer oder eine der Klindworth-Ausgaben wählt.
Bei Einzel- und Ensembleproben ist man in erster Linie damit bechäftigt, genau auf das zu achten, was die Sänger tun. Wenn man seine ganze Aufmerksamkeit für das exakte Umsetzen des Klavierauszugs braucht, ist man als Repetitor ja keine große Hilfe. Bei szenischen Proben brauchen die Sänger dann vor allem klare Impulse, weil das gleichzeitige Spielen und Singen oft zu rhythmischer Schlamperei führt. Ein Pianist, der nun wie ein Eierquirl durch irgendwelche 16tel-Passagen rauscht, stört mehr, als er nützt, auch deshalb, weil der
flügel meist ziemlich weit weg vom Geschehen steht.
Eine möglichst genaue Wiedergabe des Klavierauszugs braucht man eigentlich nur, wenn man Oper vor Publikum am Klavier aufführt. Wenn man zu sowas verpflichtet wird, dann hat man als Pianist allerdings richtig Stress.
LG, Mick