Vor der Aufnahmeprüfung dem Dozenten vorspielen?

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Ist es üblich, vor der Prüfung den Dozenten der Hochschule, an der man sich bewirbt, vorzuspielen? Woher weiß man, wen man in der Prüfungskommission bekommt? Dann müßte es doch eigentlich auch im künstlerischen Hauptfach leicht zu schaffen sein. Im folgenden Beispiel war Klavier das nebenfach innerhalb der Bewerbung für Musiklehramt.


View: https://www.youtube.com/watch?v=MiwXBhpHVBI


Privatunterricht bei Unterrichtenden der musikhochshcule kann man freilich schon Jahre vorher nehemn, sobald man den üblichen Klavierlehrern "am Eck" über den Kopf wöchst.
Abe rnur mal kurz zum Vorspielen zu exakt den Prüfern, die man in der Prüfung haben wird, zu kommen, ist etwas anderes, meine ich. In akademischen Studiengängen gab und gibt es ja auch Aufnahmeprüfungen zusätzlich zum Abitur, nennt sich dann Numerus clausus oder medizinertest und so. Die gehen auch nicht zum Biochemieprofessor und üben alte Klausuren vor der eigentlichen Prüfung- natürlich alles unter Anleitung. Ist das Vorgehen, das im Video beschrieben wird, nicht ein bißchen zu viel Hätschelei? Es gibt Konzertpianisten, die freiberuflich unterrichten und besser spielen und besser unterrichten als manch ein Hochschullehrer. Manche wollen ganz absichtlich Solisten bleiben- glit nicht nur für Klavier, sondern auch andere Instrumente. Ist es zulässig, den eigenen privatlehrer, wenn er/sie an der Muiskhochschule unterrichtet, als Prüfer zu haben? Wer der Privatlehrer zum Zeitpunkt der Aufnahmeprüfung ist, geht ja aus dem Lebenslauf hervor oder muß man die Namen nicht erwähnen?
 
Ne, das ist nicht zu viel Hätschelei, sondern hängt ganz entscheidend mit dem Betreuungsverhältnis an Musikhochschulen zusammen:

Auf einen Hauptfachprofessor kommen so ca. 10 Studierende, die den Professor dann jeweils mindestens 4 Jahre lang begleiten. Die Entscheidung für einen bestimmten Studenten ist also deutlich relevanter als in allen anderen Studiengängen und die wenigsten Professoren wollen hier die "Katze im Sack" kaufen, sondern stattdessen den Schüler, sein Spiel, seinen Charakter und sein Verhalten im Unterricht schon im Vorfeld kennenlernen. Umgekehrt sollte der zukünftige Student auch den Professor kennenlernen und herausfinden, ob er mit dem Unterrichtskonzept und dem Charakter des Professors klarkommt und sich vorstellen kann mindestens vier Jahre lang im wöchentlichen Einzelunterricht mit dem Professor auf teils sehr persönlicher Ebene zu interagieren.

Das Treffen vor der eigentlichen Eignungsprüfung hat also eher den Charakter eines Kennenlernens. Die Tipps die der Professor hier gibt sind übrigens nicht mehr oder weniger als Feinkorrekturen vor der Prüfung: Mehr kann eine einzelne Unterrichtsstunde einige Monate vor der Prüfung auch nicht ausrichten, da für den Erfolg der Prüfung nicht nur die konkrete Stückvorbereitung entscheidend ist, sondern vor allem eine lange mehrjährige intensive Arbeit mit dem Instrument: Eine Stunde kurz vor der Prüfung wird hier nichts wesentliches mehr verändern können.

Abschließend sei gesagt, dass in der Prüfungskommission ja noch mehr Prüfer sitzen als der eigene Lehrer – falls dieser in der Kommission sitzt –, jede Stimme entscheidend ist und die Prüfer außerdem je nach Eignungsprüfung 20-50 Prüflinge (teils in mehrstufigen Verfahren) hören und direkt miteinander Vergleichen. Ich würde die Gefahr des Mauschelns bei der Eignungsprüfung dann doch eher als gering einschätzen...
 
Es ist zulässig, fair und gewünscht, dass man sich mit seinen zukünftigen Hauptfachlehrern vor dem Studium trifft. Manche machen das sogar zur Voraussetzung. Nicht etwa, weil sie Geld dafür bekämen (sicher, bei manchen mag das der Grund sein... aber bei den meisten sicher nicht, und viele nehmen in dieser Situation auch kein Geld), sondern weil man wissen möchte, wen man sich in die Klasse holt.

Anders herum ist es nur sinnvoll, in der Klasse von jemandem zu studieren, dessen Unterricht zu einem passt und dessen (Klavier-)spiel einen anspricht.

100% Zustimmung zu Alibiphysiker.

In Wettbewerben sieht es anders aus! Da sind zum Glück Schüler von Juroren immer öfter ausgeschlossen. Hier geht es auch nicht um jahrelange Zusammenarbeit, sondern Geld, Konzerte, CD-Aufnahmen und Publicity, sprich: um Geld. Nicht nur für die Teilnehmer, auch für die Professoren, die sich gerne mit vielen Preisen ihrer Studenten schmücken (nicht zu Unrecht natürlich - aber dennoch).
 
Wenn es tatsächlich üblich ist, ist es ein großartiger Service!
 
Wenn es tatsächlich üblich ist, ist es ein großartiger Service!

Liebe Clavissima55,

dieser "großartige Service" besteht in folgendem Ablauf:

Der Aufnahmeprüfling, der Klavier studieren möchte, wendet sich vor der Prüfung an Professoren der betreffenden Musikhochschule.

Es gibt zwei Optionen:

a) der Prof. ist bereit, ihn anzuhören

b) der Prof winkt ab, weil er kein Interesse hat, voll ist, lieber Asiaten nimmt u.v.a.m.. Kommt sehr häufig vor, besonders an begehrten Musikhochschulen.

Im ersten Fall gibt es wieder mehrere Optionen:

a1) der Prof. hört 5 Minuten dem Spiel des Prüflings zu, unterbricht dann und sagt: "Das wird nichts mit der Prüfung, studieren Sie was anderes, Sie sind zu schlecht. Das ist schlecht, das ist schlecht und das....."

a2) der Prof. hört 5 Minuten dem Spiel des Prüflings zu, unterbricht und sagt: "Na ja, da ist noch viel zu arbeiten, ich kann Ihnen nichts versprechen. Mal sehen, wie Sie bei der Prüfung spielen, besonders an X müssen Sie noch arbeiten."

a3) Prof unterbricht nach 2 Minuten und sagt: "Ich habe keinen Platz für Sie."

a4) Prof hört jedes Stück kurz angespielt und will als erstes die Chopinetüde hören: "Ich habe noch viele Leute, die an dem einzigen Platz interessiert sind, den ich vergeben kann. Ich werde den Besten nehmen und selbst dann kann ich für nichts garantieren bei der Prüfung. Sie müssen schon sehr gut spielen.

a5) Prof hört interessiert zu und unterrichtet ein bisschen. Er sagt: "Hm, ich kann mir vorstellen, Sie zu nehmen. Ich kann aber nichts versprechen, denn ich habe nur eine Stimme und das Niveau bei den Aufnahmeprüfungen ist extrem hoch. Wir haben etwa 100 Bewerber für unsere 6 Plätze. Wir sprechen uns bei der Prüfung. Viel Glück!

..................etc. ...............

Professoren wissen genau, was sie wollen und nehmen gern die Besten, von denen sie sich auch im Studium viel versprechen. Du glaubst gar nicht, wie viele Aufnahmeprüflinge schon tränenüberströmt und ernüchtert so ein Vor-Spiel verlassen haben. Es ist gut, dass so ein Service angeboten wird, denn er verhilft auch zu einer Einschätzung. Man sollte auch nicht nur einen Prof. ansprechen, denn die Meinungen sind bei ein und demselben Prüfling schon mal unterschiedlich. Es weht aber ein harter Wind, genau wie bei Aufnahmeprüfungen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ist es üblich, vor der Prüfung den Dozenten der Hochschule, an der man sich bewirbt, vorzuspielen?

Selbstverständlich, das habe ich vor über 40 Jahren gemacht und das hat sich bis heute nicht geändert.

Ich kann aber nichts versprechen, denn ich habe nur eine Stimme und das Niveau bei den Aufnahmeprüfungen ist extrem hoch. Wir haben etwa 100 Bewerber für unsere 6 Plätze. Wir sprechen uns bei der Prüfung.

Das gilt bei den künstlerischen Studiengängen, aber beim KPA sieht das schon deutlich entspannter aus. Wobei einige renommierte Professoren grundsätzlich keine oder nur sehr selten KPA Studierende nehmen.
 
@chiarina

a6)
Der Prof fragt: "Haben Sie die 3. Prokofiev-Sonate gespielt?"
Antwort "Leider nicht."
Prof: "Sehr gut. Kommen Sie nächste Woche und spielen sie mir genau diese Sonate vor."

Eine ganze Woche für diese Sonate, dies fast ausschließlich aus trainierbarer Fingerfertigkeit und Geläufigkeit besteht? Ich spiele zur Zeit Werke, die mehr Musikalität verlangen, weniger Sport/Rennen sind. Bei Gelegenheit setze ich mir 7 Tage als Limit und strebe das Tempo der Aufnahme an:

View: https://www.youtube.com/watch?v=PGRls_Kjt9I


Ich hoffe, man spielt auch Klassik und Bach und andere sensible Werke, nicht nur Tempo, Tempo, Dreschen, Dreschen...Musikalität in langsemen Sätzen ist nicht einfacher als schnelle geläufige Sätze. Deshalb mag ich die späten Beethovensonaten so. Gut, die Vorbereitung zur Aufnahmeprüfung findet gleichzeitig zur Abiturvorbereitung statt, wobei ich einige kenne, die nach dem Abitur ein ganzes Jahr ausschließlich Klavier für die Aufnahmeprüfung spielen und erst dann zu studieren beginnen.

Ich spielte zur Abiturzeit weiterhin zwei Instrumente mit wöchentlichem Unterricht, und war viermal wöchentlich 120 Minuten im Sport, lernte zusätzlich zur Schule damals zig Sprachen; habe gerade geguckt, weil alle immer so erstaunt sind, es waren knapp dreißig (30), die Hälfte alte, die andere Hälfte moderne. Von den ganzen Naturwissenschaften, die schon längst nichts mehr mit Schulniveau zu tun hatten, ganz zu schweigen. Nun vermehrten sich die Musikinstrumente und ich hörte wegen der unpassenden Trainingszeiten, die sich nicht mit der Uni vereinbaren ließen, mit Sport auf. Fett werde ich nicht, denn ich wohne in einem Haus, jeden Tag mehrmals mit den Händen voller nasser Wäsche treppaus und treppab- das ist Sport pur. Parken kann ich schlecht, fahre also immer mit dem ÖPNV, muß danach auch lange zu Fuß gehen.
Meine Referate in Mathematik und Physik konnten von den Lehrern gar nicht bewertet werden, weil sie weit über dem Leistungskursniveau waren. An Zeit mangelte es mir nie, ich war aber eben nie so fleißig.

Zudem mag ich Musiktheorie leider eher nicht so, wußte nie, weshalb ich das für die Schule lernen muß, weil alles aus dem musikalischen Zusammenhang gerissen wurde. Wer Neigungsfach/Leistungskurs/Profilfach oder wie man das heute nennt, in Musik hatte, tut sich vermutlich leichter. In meiner Schule gab es aber eine Mutter, die als Musikwissenschaftlerin den ganzen leistungskurs bei sich zu hause provat auf die Theorieprüfungen des Abiturs im Fach Musik und auf die Aufnahmeprüfung für die Musikhochschule, vorbereitete- mit Kaffe und Kuchen.
 
Blattspiel ist ja auch verlangt, kann man aber trainieren, übte ich aber nie.
 

Eine ganze Woche für diese Sonate, dies fast ausschließlich aus trainierbarer Fingerfertigkeit und Geläufigkeit besteht? Ich spiele zur Zeit Werke, die mehr Musikalität verlangen, weniger Sport/Rennen sind. Bei Gelegenheit setze ich mir 7 Tage als Limit und strebe das Tempo der Aufnahme an

Mach das. Für mich war es damals eine riesige Herausforderung, die Sonate in einer Woche (auswendig) und halbwegs vorspielreif hinzukriegen. Ich habe die ganze Woche die Schule geschwänzt und 10 Stunden am Tag geübt, um das zu schaffen. Seitdem habe ich die Sonate nie wieder angerührt. :018:

Ich hoffe, man spielt auch Klassik und Bach und andere sensible Werke, nicht nur Tempo, Tempo, Dreschen, Dreschen...Musikalität in langsemen Sätzen ist nicht einfacher als schnelle geläufige Sätze.
Auch in einer Prokofiev-Sonate kann (und muss) man sehr viel Musikalität zeigen. Aber keine Sorge, für die Prüfung habe ich eine Menge anderer Sachen vorbereitet und (größtenteils nicht :003:) gespielt. Mein Prof wusste da schon, dass er mich will und das Ganze war mehr oder weniger eine Angelegenheit der Formwahrung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mach das. Für mich war es damals eine riesige Herausforderung, die Sonate in einer Woche (auswendig) und halbwegs vorspielreif hinzukriegen. Ich habe die ganze Woche die Schule geschwänzt und 10 Stunden am Tag geübt, um das zu schaffen. Seitdem habe ich die Sonate nie wieder angerührt. :018:


Auch in einer Prokofiev-Sonate kann (und muss) man sehr viel Musikalität zeigen. Aber keine Sorge, für die Prüfung habe ich eine Menge anderer Sachen vorbereitet und (größtenteils nicht :003:) gespielt. Mein Prof wusste da schon, dass er mich will und das Ganze war mehr oder weniger eine Angelegenheit der Formwahrung.

Schön! Ich spiele nicht gerne auswendig, habe es auch nicht trainiert. Wie lang ich dafür gebraucht hätte, weiß ich nicht...
 
Ich hörte von einer meiner Lehrkräfte, die an Musikhochschulen unterrichten, daß das heutige StudienEINGANGSniveau in der Aufnhameprüfung so hoch ist wie vor 15 Jahren das StudienENDniveau... Stimmt das?
 
@Clavissima55, was genau möchtest du uns in und mit diesem Faden kundtun? Ich steh ehrlich gesagt auf dem Schlauch.

Es geht darum, ob man die erwähnte Prokofiev-Sonate in einer Woche lernen kann.

@chiarina
a6)
Der Prof fragt: "Haben Sie die 3. Prokofiev-Sonate gespielt?"
Antwort "Leider nicht."
Prof: "Sehr gut. Kommen Sie nächste Woche und spielen sie mir genau diese Sonate vor."
 

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