Urheberrechte, Mir platzt langsam der Kragen

Wenn du fehlerhafte Notensätze bekamst wär das meiner Meinung nach auch ein Grund für Reklamation bzw. Wandlung des Kaufes.
 
Wenn du fehlerhafte Notensätze bekamst wär das meiner Meinung nach auch ein Grund für Reklamation bzw. Wandlung des Kaufes.

Das Problem ist ja, dass man eventuelle Fehler u.U. erst nach Wochen herausbekommt. Und dann wegen eines vergleichsweise geringen Betrages einen Wandel zu organisieren, ist eben doch unverhältnismäßig.
Danach hätte man auch wieder das Problem, dass man erst mal bessere Noten finden muss, was ja wegen der beschriebenen Informationsdefizite seitens der Anbieter schwierig ist.
Außerdem hat man bei manchen Ausgaben mangels Alternativen gar keine Wahl.

Haydnspaß:
Ich wollte mit meiner Aussage über meine Gema-Mitgliedschaft eigentlich nur signalisieren, dass ich als Urheber natürlich generell für dieses Thema sensibilisiert.
 
Das Problem ist ja, dass man eventuelle Fehler u.U. erst nach Wochen herausbekommt. Und dann wegen eines vergleichsweise geringen Betrages einen Wandel zu organisieren, ist eben doch unverhältnismäßig.
Ist klar nur andererseits solange niemand da bei den Verlagen "lästig" wird, sparen die sich natürlich ne entsprechende Kontrolle.
In dem Falle würd ich mir ne Fotokopie der Noten für meinen persönlichen Intermediatgebrauch machen, die Originalnoten zurückgeben und die Kopien solange "zur Strafe des Verlages illegal" nützen bis ich woanders nen korrekten Notensatz erwerben kann; danach wanderte die Kopie dann in den Ofen.
 
Naja

Ich schreib mal einfach drauflos, was mir zu dem Thema einfällt.

Ich denke nicht dass die Missachtung des Urheberrechts in Bezug auf Noten eine so stark moralisch verwerfliche Tat ist (ob sie gesetzlich verboten ist oder nicht hat für mich persönlich keine Bedeutung, wie auch das Brennen von CDs, das erklär ich später).
Heutzutage sind die Hauptnutzer derartiger Noten-Download-Angebote ganz bestimmt nicht irgendwelche Klavierlehrer etc. sondern oft Hobbyspieler o.ä die ein tolles Lied, welches sie zufällig gehört haben, auch mal spielen möchten, und diese Noten dann suchen. Der Punkt dabei ist, dass fast niemand der Notenlader sich die Noten in Zweifelsfall kaufen würde, da diese entweder gar nicht, oder nur in überteuerten Songbooks aller Art mit mangelnder Qualität angeboten werden, was sich für Fans lohnen mag, für andere jedoch nicht.
Zudem sind die Komponisten oft entweder so bekannt durch ihre Kompositionen und deren Veröffentlichungen zB auf CD, dass die Menge an geladenen Noten nicht der entscheidende Faktor für eine mögliche Existenz ist, oder die Komponisten sind so unbekannt dass sich die Noten sowieso niemand kauft., bzw so wenige dass es schlicht unbedeutend ist.
Bei alten Komponisten ist das Thema ja sowieso unerheblich.
Nun erzähl ich wie ich es mit dem Urheberrecht halte.
Erstmal, jede Musik bzw jede Notierung ebendieser, die ich für schön erachte, käuflich zu erwerben, ist schlicht und ergreifend UNMÖGLICH.
Als Schüler der im Abistress steckt, und nebenher noch das Fitnesscenter monatlich, den doppelten Klavierunterricht, Zeitschriftenabos, Fahrschule, CDs, Bücher etc. etc. etc. zu bezahlen hat (um meine Position beispielhaft zu zeigen) kann man einfach nicht nebenher jobben um sich alle Notenbücher die man besitzen möchte im Monat zu kaufen.
Deswegen halte ich es so, dass ich zahllose Noten und CDs nicht-käuflich erwerbe, ABER, sofern es geht, alle Alben und Noten etc. von meinen Lieblingskünstlern, vorallen von den unbekannten Lieblingskünstlern meinerseits mit Geld zu bezahlen (was ich auch fleissig mache).
Schließlich ist doch jeder von uns froh und stolz wenn man zuhause eine Sammlung an originalen, schön anzusehenden und mit sichtbarer Qualität gearbeiteten Gegenständen seiner Lieblibgsmusik hat?:cool:
Und natürlich, so stimme ich ja doch den meisten hier zu, sollte man nicht einfach alle Noten runterladen und niemals Irgendjemanden unterstützen,
man sollte stattdessen für die Musik, die es einem wirklich Wert ist Geld bezahlen.
Aber es kann niemand von mir Verlangen (natürlich kann das Gesetz es, das ist mir klar, das ist ganz auf meine eigene subjektive Sicht der Dinge bezogen) dass ich für irgendein Yiruma-Lied, dass ich mal kurz klimpern wollte, gleich 15-30 Euro ausgebe, welches ich nach einmaligen kurzen Genuss jedoch irgendwo verstauben lasse?
In diesem Sinne :rolleyes:
 
Moralisch muß man wohl zwischen Noten für den Hausgebrauch und Noten für öffentliche Auftritte unterscheiden. Aber die Grenze ist verschwommen, ein Schüler, der sich auf Raubkopien verläßt, verdient vielleicht später als Pianist viel mehr Geld als er den Komponisten früher vorenthalten hat. Zugegeben ein Extrembeispiel, aber die Realität liegt häufig irgendwo dazwischen und es ist unmöglich, da eine Grenze zu ziehen.

GEMA und Urheberrecht sind leider nur Krücken, die aber dazu geschaffen wurden, Künstlern ein gewisses Entgelt für ihre Leistungen zu verschaffen. Wer das grundlegende Prinzip daraus durch Handlungen oder Worte ad absurdum führt, handelt meiner Meinung nach unmoralisch. Aber wer das bestehende System kritisiert und nach eigenem Gewissen mißachtet, handelt zwar illegal aber er nimmt die Grundidee vielleicht sogar viel ernster, als jemand, der einfach nur blind den Gesetzen und Regeln folgt.
 
Marius, das hast Du schön beschrieben und Dein moralischer Standpunkt ist zwar nicht gesetzeskonform, aber dennoch nachvollziehbar und in Teilbereichen anerrkennenswert.

ABER:
dass ich für irgendein Yiruma-Lied, dass ich mal kurz klimpern wollte, gleich 15-30 Euro ausgebe, welches ich nach einmaligen kurzen Genuss jedoch irgendwo verstauben lasse?

Wenn ich nur mal kurz ins Museum gehe oder eine Stunde in die Disko - muss ich trotzdem zahlen. Wenn ich nur ein halbes Schnitzel esse, ebenso. Usw. usf.
Das gilt für uns alle. Auch für Herrn Yiruma. Und für den Verleger. Und dessen Angestellte. Und die Jungs in der Druckerei - das Mädel vom Paketdienst.
Mit Deinem Download greifst Du allen in die Tasche und unterhöhlst ein bislang funktionierendes System. Gut, das sind jeweils nur Cents... aber was wird die eigentlich schlimme Folge sein? Noch mehr Überwachung, noch mehr Kontrolle - weil sonst nämlich das System abstürzt. Wollen wir das?

Ich hab etwas überzeichnet. Aber ich denke, Du verstehst meine Gedanken, so wie ich auch Deine kapiere. Ich wollte nur mal einen kleinen Anstoss geben.

@ Guendola:
Moralisch muß man wohl zwischen Noten für den Hausgebrauch und Noten für öffentliche Auftritte unterscheiden.
Da liegst Du falsch. Der Wertschöpfungsprozess beim öffentlichen Auftritt wird ja genau deswegen zusätzlich von der Gema kontrolliert. Wenn ich mir für zu Hause eine DVD ausleihe, kostet das auch was. Und wenn ich zu Hause "Noten verbrauche", dann ist das genau so ein Konsum und Lustgewinn, wie wenn ich eine Tafel Schoko reinstopfe. Und die klaue ich auch nicht.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Der Wertschöpfungsprozess beim öffentlichen Auftritt wird ja genau deswegen zusätzlich von der Gema kontrolliert. Wenn ich mir für zu Hause eine DVD ausleihe, kostet das auch was. Und wenn ich zu Hause "Noten verbrauche", dann ist das genau so ein Konsum und Lustgewinn, wie wenn ich eine Tafel Schoko reinstopfe. Und die klaue ich auch nicht.

Noten werden nicht verbraucht und sie fehlen dem rechtmäßigen Besitzer auch nach dem Konsum nicht, aber lassen wir die Dialektik, denn das macht es nicht legaler oder besser.

Wer sich im Internet Noten runterlädt, die er eigentlich bezahlen müßte, ist nicht Verursacher des Schadens sondern Nutznießer. Er könnte sich aber mit gleichem finanziellen Aufwand die Noten von seinem Nachbarn ausleihen und später wieder zurückgeben und das wäre legal. Wer aber ein Stück aufführen will, der muß das Aufführungsrecht erwerben, indem er die Noten kauft und wenn er das nicht macht, weil er z.B. das Stück aus einem geliehenen Exemplar gelernt hat, hat er direkt einen Schaden verursacht. Ich denke schon, daß man das moralisch unterschiedlich bewerten kann. Natürlich ist es immer unmoralisch, sich auf Kosten anderer einen persönlichen Vorteil zu verschaffen. Aber im Grunde genommen müßte man konsequenterweise darauf bestehen, daß auch verboten wird, privat nach geliehenen Noten zu spielen, sich von Freunden geliehene CDs anzuhören etc. Insgesamt würde ich sagen, daß Moral und Gesetzgebung mit der Behandlung von geistigem Eigentum etwas überfordert sind, seit Informationen so leicht weiterzugeben sind.
 
Och Guendola - immer hast Du recht:(. Das mit dem Privaten Ausleihen hatte ich vergessen. Aber die geliehenen Noten darfst Du nicht kopieren, oder? Somit wäre dann wohl Angucken auf dem Rechner und Abspielen von demselben ok - nicht jedoch der Print. Da haben dann doch wieder die Parallele:)
 
Im Grunde habt ihr natürlich beide Recht.:cool:
Mir ist da aber etwas nicht ganz klar.

,,Wer sich im Internet Noten runterlädt, die er eigentlich bezahlen müßte, ist nicht Verursacher des Schadens sondern Nutznießer. Er könnte sich aber mit gleichem finanziellen Aufwand die Noten von seinem Nachbarn ausleihen und später wieder zurückgeben und das wäre legal.,,

Unterscheidet dann das Legale vom Illegalen in diesem Fall nicht nur die Komponente Physisch/Digital?
Wo bleibt denn denn da der Sinn des Ganzen?:mrgreen:
 
Schwieriges Thema, schönes Thema.

Zunächst einmal: ich kopiere auch. Sogar für die SchülerInnen. Früher mussten sich die SchülerInnen erst die Kompositionen abschreiben, bevor sie sie spielen durften. Am besten im bezahlten Klavierunterricht... oft genug war der Klavierlehrer auch der Komponist (Bach, Beethoven, Chopin, uvm). Gut, nun mache ich viele Arrangements für die Kinderchen selbst, höre die Stücke raus oder mache sie passgerecht für den jeweiligen Leistungsstand. Dass ist meine Arbeit und die Files habe ich auf Platte. Ich weiß sehr wohl, wem ich sie gebe und wenn ich sie "verschenke". Dienst am Kunden. Die Kopien sind später ein völliger Wusel und werden unbrauchbar. Ein Heft bleibt. Claire de Lune gebe ich gerne als Kopie (7 Seiten) raus als pdf und spiele selbst aus einer vierseitigen Ausgabe (die ich NICHT kopiere!). Das Heft ist nicht teuer und da sind viele Stücke von Debussy drin, da kann man mal 7 Euronen für ausgeben. Meist stehen "plötzlich" die Hefte da. Steter Tropfen höhlt den Stein. Wenn sich eine 10 Jährige die Alla Turca selbst aus dem Netz zieht und stolz darauf ist, dann mache ich ihr das nicht kaputt, sondern sage nur schmunzelnd, dass man heute ja wirklich sehr günstig einkaufen kann... die Tinte wird nicht ewig halten, das Interesse an der Musik vielleicht eher. Diese Leute klauen ja nicht nur, sondern irgendwann kaufen sie auch Hefte, weil Hefte schöner sind.
Viele laden sich eine Menge Zeugs runter zur Ansicht. Die Rachmaninoff-Preludes werden wohl nie gespielt bei mir aber wie oft habe ich die Noten schon rumliegen gesehen. Natürlich könnte man auch in eine Öffentliche Bibliothek gehen und sich dort die Noten mal "ansehen" um zu begreifen, dass manches nicht spielbar ist für den Moment. Öffentliche Bibliothek versus Notendownload zur Ansicht... das ist mittlerweile Realität und man kann nur versuchen ein Bewusstsein zu schaffen.

Wenn ich nun als Komponistin will, dass meine Sachen gespielt werden anstatt in meiner Schublade zu verschimmeln, dann muss ich mich wohl mal aufraffen und meine Noten, die kein Verlag haben will (15 abschlägige Bescheide in dem einen Fall, in dem anderen 32) einfach verschenken. Hauptsache, die Dinge kommen ins Leben, oder wie kann man sich das vorstellen? Wenn ich mal mich aufraffe und so einen Donare-Button mit paypal auf meiner Page installieren kann, dann mache ich das vielleicht auch mal. Aber noch hadere ich, ich will mein Zeugs nicht verschenken, ich muss Geld verdienen!
Das Business ist echt strange. Alle wollen Musik spielen, aber nichts dafür zahlen. Also jedenfalls nicht für meine Kompositionen. Nun ja. Vielleicht sind die melodischen Fingerübungen ja zu schwer...

Keine Ahnung, wie ich das anstellen soll, meine Klavier-Musik unters Volk zu bringen.

Für mich stellt sich die Frage:
1. Wie erreiche ich überhaupt Interessenten
2. Wenn ich dann Interessenten habe, wie kann ich sie dazu motivieren, mir Geld zu geben für eine Sache, die sie an vielen Ecken für umsönst kriegen.

Ich habe da absolut keinen Plan...
aber ärgern tue ich mich jetzt nicht, ich bin eher am suchen wie das Spiel läuft.

Also, vielleicht gibt es hier ja Tipps...

Alles Liebe

Viola
 

Wo bleibt denn denn da der Sinn des Ganzen?:mrgreen:

Frag das mal die Gesetzgeber. Internet und Computer sind großartige Errungenschaften unserer Zeit aber viele, die versuchen, das in unseren Rechtsstaat einzubauen, haben keinen blassen Schimmer, womit sie es zu tun haben. Ich finde es zum Beispiel auch idiotisch, daß ich für meinen Computer GEZ-Gebühren zu zahlen habe, weil ich theoretisch damit Radio hören könnte. Mit etwas Draht, einem alten Telefonhörer und einem Messer könnte ich das auch, dafür würden aber keine Gebühren fällig.
 
... Ich finde es zum Beispiel auch idiotisch, daß ich für meinen Computer GEZ-Gebühren zu zahlen habe, weil ich theoretisch damit Radio hören könnte. Mit etwas Draht, einem alten Telefonhörer und einem Messer könnte ich das auch, dafür würden aber keine Gebühren fällig.

Sicher?

Und: Hut ab! Ich könnte das nicht, mir flott mal son Radio bauen...

;)
 
Genial! Und das ist mir jetzt echt peinlich, ich als Tecki wusste das nicht...
;)

Danke!

Ich habe schon mal davon gehört, dass es auch Kochplatten und Wasserhähne gibt, die Sender wiedergeben... braucht Deine Konstruktion eigentlich keinen Strom? Ich vermute mal: nicht!
 
Genial! Und das ist mir jetzt echt peinlich, ich als Tecki wusste das nicht...
;)

Danke!

Ich habe schon mal davon gehört, dass es auch Kochplatten und Wasserhähne gibt, die Sender wiedergeben... braucht Deine Konstruktion eigentlich keinen Strom? Ich vermute mal: nicht!

Ich kann mir vorstellen, daß hier auch der Materialmix was ausmacht, aber der Strom entsteht ja durch das Feld der Radiowellen, das sich zum Kabel bewegt - die Umkehrung des Prinzips "Leiter bewegt sich im Magnetfeld"
 
Da konnte man in der Nähe starker Mittelwellensender noch ganz andere Scherze treiben:
In der Gegend um Berlin stand ein Sender mitten in einer Schrebergartenanlage und ein technisch versierter Bewohner nutzte die Sendeleistung für seine Laubenbeleuchtung - paar Glühlampen in Serie geschaltet, Minuspol als Erdspieß und ne lange Antenne als Pluspol reichte für paar Lämpchen als Gratisbeleuchtung völlig aus. Nachdem das dann auch andere Laubeneigner kopierten gingen die Senderfritzen irgendwann mal nachschauen weil der Sender trotz gleicher Leistung immer mehr an Reichweite verlor....:floet:
 
ist aber auch meine Meinung

Also bestimmte Sachen finde ich auch, wenn man sie haben möchte sollte man dafür bezahlen.
Ich kenne da einen Nachbarn der hat Premiere und es aber nicht gekauft. Fragt mich nicht wie das funktioniert oder wie der das gemacht hat, aber ich hätte ein schlechtes Gewissen.:-?
 
Ich kenne da einen Nachbarn der hat Premiere und es aber nicht gekauft. Fragt mich nicht wie das funktioniert oder wie der das gemacht hat, aber ich hätte ein schlechtes Gewissen.:-?

Sorry, aber das geht mit einen ganz normalen Receiver in allerhöchstens 10 Minuten wenn man es noch nie gemacht hat;).
Nein wir haben kein Premiere, aber wenn dann würden wir es kaufen, achja das heißt auch nicht mir Premiere sondern Sky...

Wenn ich was will, dann kauf ich es, da hast du voll kommen recht.
Aber wenn du Noten von KL bekommst, dann weißte auch nicht wo der die her hat und mein KL bringt auch einzel Noten mit, die in keinen Buch waren...
Aber wenn ich Noten brauch/will, dann kauf ich mir die IMMER, vorraus gesetzt sie haben ein Copyright schutz, wenn nicht, dann spricht eigentlich nichts gegen Internet Kopien, solange sie richtig sind;).
 
Gelegenheit macht Diebe

Guten Abend allerseits!

Bei der Lektüre einiger Beiträge hier fällt mir das traurige Max Liebermann-
Zitat ein: Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich kotzen möchte.

Die simple Logik der Urheberrechts-Gegner läßt sich auf eine
alte Volksweisheit reduzieren: Gelegenheit macht Diebe.
Es gibt Güter, die sich gegen Diebstahl physisch nicht wehren können -
Bücher, Noten, Kunstkataloge, Photographien, Tonträger, Dateien.
Seit es Photokopierer gibt, vorallem seit es den Scanner und das www gibt,
ist des Stehlens kein Ende. Die Rechtfertigungen dafür sind immer dieselben.
Der ganz Primitive sagt: Ich kann doch nicht für alles Geld ausgeben.
Der Gewitztere gibt sich klassenkämpferisch: Die Scheiß-Konzerne da oben
verdienen gut genug, mein Geld fehlt denen überhaupt nicht.
Und der Netz-Ideologe macht einen auf intellektuell und sagt:
Kultur muß allen zugänglich sein.

Der Primitive sollte wenigstens einmal den Mut zu einem echten
Ladendiebstahl aufbringen, etwas physisch Greifbares klauen -
Anzeige und Hausverbot sind ihm sicher.
Dem Klassenkämpfer sei gesagt, daß er nicht einfach Konzerne beraubt,
sondern jeden einzelnen, der dort arbeitet - bis hin zum Packer.
Und der Internet-Ideologe könnte vielleicht soviel Intelligenz aufbringen
zu kapieren, daß Kultur zumindest für die nicht gratis sein kann,
die davon ihren Lebensunterhalt zu bestreiten versuchen.

Jeder, der hier das Urheberrecht verhöhnt, übt selbst irgendeinen Beruf aus,
weil er Miete bezahlen und seinen Kühlschrank füllen muß.
Ich plädiere dafür, ihm das Gehalt zu pfänden. Das wäre die Umkehrung
seiner Logik. Denn er plädiert ganz offensichtlich dafür,
ausübende Künstler entschädigungslos zu enteignen.
Da ich - was eine Korrektur dieser Fehlentwicklung betrifft - ziemlich
pessimistisch bin, wird der Berufskünstler wohl demnächst zu einer
aussterbenden Gattung gehören. Seine künstlerischen Interessen kann er
dann nur noch - unter rigoroser Selbstausbeutung - als Hobby betreiben.

Eine Randbemerkung zum Umgang mit gemeinfreien Werken - betrifft
auch ein paar Krämerseelen hier im Clavio-Forum, die selbsterstellte
Notenausgaben feilbieten: Auch bei Euch geschieht einiges in einer
- nun ja - rechtlichen Grauzone. Wer sich eine vorhandene Ausgabe
(Henle/Bärenreiter/Breitkopf/UE et al.) schnappt, einscannt und dann
ein bischen was optisch verändert - oder auch wer eine solche Ausgabe
Note für Note abtippt und mit seinem Notenschreibprogramm erstellt -
sollte wissen, daß die von ihm benutzte Druckausgabe geschützt ist.
Um ein gemeinfreies Werk in einer seriösen Urtext-Ausgabe zu
veröffentlichen, ist eine Handvoll Musikwissenschaftler in diverse Bibliotheken,
Institute und zu privaten Sammlern gerannt, hat Handschriften und Drucke
und Mikrofilme gesichtet, miteinander verglichen, Textprobleme diskutiert etc.
Koscht älles Geld, wie der Schwabe sagt. Wenn Ihr eigene Ausgaben
veröffentlichen wollt, müßt Ihr als Druckvorlagen entweder völlig veraltete
und textlich unzuverlässige 19.Jahrhundert-Ausgaben nehmen -
da werden sich aber Eure Kunden bedanken! -, oder Ihr müßt selbst
in die Bibliotheken rennen, Handschriften sichten etc., was Eure
feinen Druckausgaben aber ganz schnell unbezahlbar werden ließe.

Zum Schluß: Fetischisierung des Eigentums ist mir verhaßt.
Das Angewiesensein aufs Geld auch.
Aber solange wir keine besseren Zustände haben, als die,
die uns der entfesselte Kapitalismus beschert, muß es erlaubt sein,
daß Künstler von ihrer Arbeit genauso leben können wie alle anderen Malocher.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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