Urheberrechte, Mir platzt langsam der Kragen

Also ich sehe es auch so: Von lebenden Komponisten, das sollte klar sein, darf ich keine Kopien irgendwelcher Noten so einfach illegal herunterladen, ich singe in einem Chor und bin dahingehend äußerst "sensibilisiert", und ich kenne die rechtlichen Hintergründe mittlerweile. Aber was die Noten von den "alten Meistern" angeht: da muss ich ehrlich sagen, dass ich da nicht so viel Bedenken habe. Niemand kann hier ja rechtlich irgendwelche Ansprüche stellen (die Erben evtl.? Nach 200 Jahren?), also da hätte ich kein Problem. Ich hol mir die Noten immer im Musikfachhandel, da kann ich blättern und stöbern, im Internet weiss ich ja nie, was ich bekomme.
Gruß Cati
 
Es geht beim Kopieren darum, dass man von Dingen profitiert, die jemand anderes als Ergebnis von Talent, harter Arbeit, Risikobereitschaft, Durchhaltevermögen usw., geschaffen hat. Man nimmt also eine Dienstleistung in Anspruch, die man nicht zwingend benötigt, die man aber für so gut hält, dass man ihre Inanspruchnahme für eine persönliche Bereicherung hält.
Letztendlich bezahle ich genau dafür z.B. auch im Fußballstadion.
 
So, hab die Beiträge hier auch mal mehr oder weniger genau durchgelesen... Zeit, was dazu zu sagen, auch auf die Gefahr hin, nicht gelesen zu werden!

Mir geht es grundsätzlich so, dass mir die rechtliche Lage meinem Empfinden widerspricht, im Sinne von "Musik ist Allgemeingut, wieso sollte ich dafür bezahlen?". Trotzdem finde ich auch, dass es recht ist, dass ein Komponist auch etwas für seine Werke erhält. Dass die bekannteren Komponisten grundsätzlich weniger existenziell von einem Missbrauch betroffen sind als die kleinen und dass die grossen Betrügereien schädlicher sind als die kleinen scheint mir einleuchtend.

Einen Aspekt, der mir in dieser Diskussion fehlt, möchte ich trotzdem hier noch thematisieren: Es geht um die Qualität erhältlicher Noten von zeitgenössischen Werken. Wenn ich zeitgenössische Musik aus Pop, Blues, Gospel etc. spiele, suche ich die Noten, falls ich das Stück nicht nach Ohr spielen kann, grundsätzlich zuerst in einem Musikgeschäft. Als konkretes Beispiel könnte ich nennen: Klavierarrangement von "His eye is on the sparrow" oder auch einen Chorsatz vom "Vulture Song" aus dem Dschungelbuch.

Beides leider nicht erhältlich... Bzw. beim "His eye's on the sparrow" finde ich - wie für viele andere Popsongs auch - ein Arrangement bestehend aus einer vereinfachten Melodie und einem stark vereinfachten Klaviersatz (auch harmonisch) wo prinzipiell die Melodie in der rechten Hand mitläuft. Zusätzlich (dies ist nicht der wesentliche Punkt) ist das ganze nur in einer Sammelausgabe für 30 bis 40 Euro erhältlich. Falls ich mir also ein solches Produkt kaufe, erwerbe ich etwas völlig unbrauchbares (das ganze tönt nach ziemlich gar nichts, die Harmonien sind mir in der aufgeschriebenen Form meist bekannt) für einen dafür horrenden Preis. (wirft dann natürlich auch Fragen auf wie: wer verdient hieran Geld? Wieso soll und darf er dieses Geld für ein solch dilettantisches Produkt verdienen? aber das führt zu weit)

Ich investiere deshalb jeweils etwa 4 bis 5 Stunden Arbeit um mir das ganze mehr oder weniger Ton für Ton herauszuhören aber habe dafür nachher etwas brauchbares. In solchen Fällen wäre ich gerne bereit, Geld auszugeben um mir die Arbeit zu ersparen (obwohl es natürlich meiner Gehörbildung förderlich ist) und die Zeit fürs Üben aufzuwenden (existierende Noten in diesem Sinn sind zum Beispiel die Arrangements der Comedian Harmonists oder auch die Transkription vom Köln Concert von Keith Jarrett).

Wenn ich also deshalb im Netz nach Noten zeitgenössischer Komponisten suche, dann geschieht es in meinem Fall deshalb, weil ich die Noten auf dem konventionellen Weg nicht finde (also im Notenladen) und ich auf Zeitgenossen hoffe, die den Aufwand der Transkription vor mir schon betrieben haben. Ich selbst stelle diese Dinge nicht online, es widerspricht meinem Rechtsempfinden aber nur bedingt, solche auf Anfrage auch weiterzugeben.

Ah ja, und wenn ich schon dabei bin, weiss hier jemand, ob man ein Arrangement eines existierenden Stückes schützen lassen kann? Meines Wissens müsste man das können...
 
Da magst Du ja Recht haben, daß viele der vorhandenen Pop-Arrangements dilletantisch gemacht sind. Dafür gibt es sicherlich ökonomische Gründe: Wer kauft schon ein kompliziertes Arrangement, wenn er auf dem Keyboard eine Melodie mit Begleitautomatik spielen möchte. Und das ist offensichtlich die Mehrheit der Käufer.

Vielleicht will aber auch der Urheber gar nicht, daß man seine Komposition "perfekt" nachspielen kann, damit sein "Alleinstellungsmerkmal" nicht gefährdet ist.

Aber ist Stehlen die Alternative? Ich darf ja auch nicht einen van Gogh aus dem Museum stehlen, nur weil ich die Farben im Original brillanter finde als auf dem käuflich zu erwerbenden Poster!

Und "überhöhte" Preise sind auch kein Argument: Damit wäre jeder Diebstahl gerechtfertigt, weil ich das Produkt ja für überteuert halte ...

Schon merkwürdig, welche Rechtsauffassung manche Menschen vertreten ... :blues:
 
Koelnklavier, ich glaube du hast meinen Punkt nicht ganz verstanden, deshalb nehme ich hier zur Klärung zu deiner Antwort Stellung:

Die Noten die ich suche (qualitativ gute Transkriptionen, welche ich teils brauche) finde ich auf konventionellem Weg kaum. Ich würde solche Noten sofort kaufen, gäbe es diese! Für ein qualitativ gutes Produkt bin ich auch gerne bereit einen angemessenen Preis zu bezahlen. So aber bleibt mir nur der umständliche Weg des Heraushörens. Ich denke nicht, dass hier von Diebstahl die Rede sein kann. Wird das ganze zur Aufführung gebracht, werden die fälligen Gebühren bezahlt.

Wenn ich ein Stück interpretiere übernehme ich gewisse Elemente und füge gewisse eigene dazu. Die Erarbeitung einer Interpretation wird durch Noten wesentlich erleichtert, fehlen sie ist der Aufwand grösser (stell dir vor, du müsstest jedes klassische Stück nach Gehör spielen).

Von wegen Van Gogh: Wenn du die Brillanz der Farben des Originals besitzen willst, kannst du dir auch auf legalem Weg ein originalgetreues Duplikat erstellen lassen, es ist lediglich eine Frage des Preises. Fehlt diese Möglichkeit, und das ist bei den Noten, die ich meine der Fall, bleibt dir nur das Heraushören. Wenn ich minderwertige Noten kaufe muss, ist es als ob ich eine schlechte Kopie zu einem zu hohen Preis erwerben würde.

Die Alternative zum Erwerb von schlecht geschriebenen Noten ist der Nichterwerb, nicht der Diebstahl (Heraushören ist nicht Diebstahl!!).

Das Rechtsempfinden von Musik als frei zugänglichem Allgemeingut ist bei Musik ohne Copyright meiner Meinung nach gerechtfertigt und hat mit Diebstahl nichts zu tun.
 
Im Grunde betrifft das Thema alle Lebensbereiche. Der Anspruchsvolle jammert, dass es das Produkt nicht gibt, das seinem Anspruch genügt, weil Hersteller sich ausschließlich an der Masse orientieren. Und für die zählt entweder der günstige Preis oder die Marke. "Marke" bedeutet in diesem Fall der Song des angesagten Interpreten. Die Qualität der Umsetzung interessiert dabei meistens nicht.
Jetzt könnte man ja bekannte Songs aufwändig transkribieren und, damit es sich lohnt, zum breiten Verkauf anbieten. Falls man dafür überhaupt die Genehmigung des Rechtsinhabers bekommt, bleibt nach Zahlung der Lizenzen wahrscheinlich nicht genug übrig, zumal die Meisten wegen der kurzen Halbwertzeit von aktueller Popmusik sowieso lieber die leicht zu erlernende Version kaufen. Und dann stellt man fest, dass es längst nicht mehr darum geht, einem Künstler seinen gerechten Lohn zukommen zu lassen.
Denn der Künstler ist nichts, die Marke ist alles. Für den wirtschaftlichen Nutzen ist es egal ob diese "Madonna", "Prada" oder "Fußball WM" heißt.
 
Muss ich beipflichten, anscheissen tuts mich trotzdem :-) !!!!!!!
 
Daß man für Popmusik oft nur grottenschlechte Arrangements findet, liegt wohl daran, daß diese Art von Musik häufig überhaupt nicht richtig notiert wird. Es scheint aber ein einträgliches Geschäft zu sein, schlechte Arrangements zu verkaufen, also wird sich an dieser Praxis, die es bestimmt schon seit 30 Jahren gibt, auch in den nächsten Jahren nichts ändern. Wenn man also niemanden kennt, der originalgetreue Noten hat, muß man sich die halt selbst schreiben. So machen es auch Alleinunterhalter und Coverbands, das gehört halt zum Job (und die GEMA Gebühren zahlt der Veranstalter).

Daß Musik Allgemeingut sein solle, für das man nicht bezahlen müsse, kann ich nicht nachvollziehen. Musik wird von Menschen produziert, genau wie Käse, Glasscheiben und Motorroller. Daß Produkte und Dienstleistungen bezahlt werden müssen, hat man nicht mal im Kommunismus bezweifelt! Apropos Kommunismus: Dort war ein alltäglicher Ausspruch "ham wa nich" :D
 
@koelnklavier:

Doppel-s, naja... die deutschen wieder;-)

@guendola:

ich meine die Musik vieler klassischer Komponisten, die länger als 70 Jahre tot sind, bzw. Noten, deren Copyright bereits verfallen ist wie du sie beispielsweise auf imslp.org findest. Finde das eine gute Sache!
 

@koelnklavier:

Doppel-s, naja... die deutschen wieder;-)

@guendola:

ich meine die Musik vieler klassischer Komponisten, die länger als 70 Jahre tot sind, bzw. Noten, deren Copyright bereits verfallen ist wie du sie beispielsweise auf imslp.org findest. Finde das eine gute Sache!

Wirklich?

"Einen Aspekt, der mir in dieser Diskussion fehlt, möchte ich trotzdem hier noch thematisieren: Es geht um die Qualität erhältlicher Noten von zeitgenössischen Werken. Wenn ich zeitgenössische Musik aus Pop, Blues, Gospel etc. spiele, suche ich die Noten, falls ich das Stück nicht nach Ohr spielen kann, grundsätzlich zuerst in einem Musikgeschäft. Als konkretes Beispiel könnte ich nennen: Klavierarrangement von "His eye is on the sparrow" oder auch einen Chorsatz vom "Vulture Song" aus dem Dschungelbuch."

So klassisch ist das aber nicht.
 
korrekt, nicht wirklich klassisch!

Ich sprach in meinen vorangehenden Beiträgen von zwei verschiedenen Dingen: zum einen von Arrangements zeitgenössischer Musik (für die ich bei guter Qualität gerne bezahle und sonst nicht verwende) und zum andern klassische Musik, vor allem klassische Klavierliteratur (für die ich gerne eine Quelle wie imslp.org benutze).

Missverständnis hoffentlich geklärt! :-)
 
Wurde das Thema youtoube hier eigentlich schon zur Sprache gebracht?
Das verstehe ich ja überhaupt nicht... Wenn der größte Konzern der Welt (google) tausende, wenn nich sogar millionen von urheberrechtlich geschützten Lieder, Filmen, etc. online stellt (natürlich nur indirekt, aber die wissen und wünschen ja was geschieht), dann beschwert sich keiner. Oder sind da Klagen am laufen? Das selbe mit Googles Buch-digitalisierung.. !!! Falls das noch nicht zur Sprache gebracht wurde, wundert es mich sehr.

Wenn ich beispielsweise diesen Link nehme:
http://books.google.at/books?id=r9S..."&source=gbs_book_citations_r&cad=0_0#PPP1,M1

das ist eine "Eingeschränkte Vorschau" und es steht natürlich auf jeder Seite schön "urheberrechtlich geschütztes Material" - aber, ob sich da noch jeder die Noten kauft, bleibt fraglich... ? Wenn das nicht öffentliche Vervielfältigung ist, wie sie hier angesprochen wurde, dann weiß ich auch nicht mehr.

Prinzipiell existieren über dieses Thema ganze Bücher, nein die müsst ihr nicht kaufen, es gibt ja Google-books ;):
http://books.google.at/books?id=1Rr8Fy58J3AC&pg=PP1&dq=erich+schulze&lr=&as_brr=3

Grüße
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wenn ich beispielsweise diesen Link nehme:
http://books.google.at/books?id=r9S..."&source=gbs_book_citations_r&cad=0_0#PPP1,M1

das ist eine "Eingeschränkte Vorschau" und es steht natürlich auf jeder Seite schön "urheberrechtlich geschütztes Material" - aber, ob sich da noch jeder die Noten kauft, bleibt fraglich... ? Wenn das nicht öffentliche Vervielfältigung ist, wie sie hier angesprochen wurde, dann weiß ich auch nicht mehr.
Das Thema ist in der Tat komplex. Der von Dir angeführte Link verweist auf den Reprint einer Ausgabe von 1900. Die Ausgabe von 1900 selbst ist mittlerweile frei von Urheberrechten. Den Reprint darfst Du aber deswegen noch lange nciht nach Belieben plündern. Es werden übrigens nicht alle Seiten des Dover-Reprints wiedergegeben. Und welche Vereinbarungen Google mit den Verlagen getroffen hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
 
ich finde es nicht schlimm noten aus dem internet zuholen :D
es ist aber auch schwer die noten im internet zufinden die man sucht
auserdem bekommt man fast keine Hefte unter 15€
ich persönlich hole mir viele Noten aus dem internet aber meist nur auf die ich zufällig stoße
und wer ist heute zu tage schon legal ich kenne niemanden der keine gebrannte CD besitzt
 
ich finde es nicht schlimm noten aus dem internet zuholen
es ist aber auch schwer die noten im internet zufinden die man sucht
auserdem bekommt man fast keine Hefte unter 15€
ich persönlich hole mir viele Noten aus dem internet aber meist nur auf die ich zufällig stoße
und wer ist heute zu tage schon legal ich kenne niemanden der keine gebrannte CD besitzt

Mit der Begründung kann ich mir auch Dein Fahrrad aus der Garage holen.

Es gibt durchaus Wege, sich legal Noten für geringe Beträge downzuloaden.

Und wundert Euch nicht über die Folgen. Wegen der "Schwarzbrennerei" sind die Konzertkarten inzwischen unerschwinglich geworden. Der 3-5-fache Preis einer CD gilt fast als normal. Früher hat ein Konzert etwa einer LP entsprochen und die Verluste der Stage-Events wurden als Werbung für die Platte verbucht. Heute MUSS mit Konzerten Geld verdient werden.
 
Youtube ist eine totale Grauzone, dort gibt es willentlich plazierte Videos der Produzenten oder Urheber - z.B. Jack Gibbons, geduldete Videos, bis man sich entscheidet, mal wieder eine DVD rauszubringen - z.B. "Doctor Who - Key to Time" von BBC, seit Erscheinen der DVD total gelöscht, vorher 2 Jahre lang geduldet, und dann natürlich auch widerrechtlich hochgeladenes und eigener Kram. Mit anderen Worten, man ist und bleibt selbst verantwortlich dafür, zu prüfen, ob das, was man da runterlädt tatsächlich frei ist oder nicht, auch wenn Youtube das im Prinzip selbst prüfen und alle illegalen Videos löschen müßte - was natürlich garnicht möglich ist.
 
Ich persönlich liebe Youtube aus dem Grunde weil man dort jede Menge alter einzigartiger Livevideos finden kann die nirgendwo käuflich zu erwerben sind. Wenn es beispielsweise von einem Video ne DVD gibt, kauf ich mir die anschließend um das Stück in guter Qualität zu bekommen.

Allerdings plädiere ich für ne Angleichung des Urheberrechtes an die Fristen des Patentrechtes weil ich 30 Jahre Schutzfrist für mehr als ausreichend zum Geldverdienen halte und für mich praktisch kein Unterschied zwischen beiden Varianten erkennbar ist weil beides ja dem Schutz geistigen Eigentums dient.
 
Ich bin selbst Gema-Mitglied und lege großen Wert auf den Schutz von geistigem Gut. Für mich ist es selbstverständlich Geld für Noten zu bezahlen. Aber: Ich erwarte dann auch absolut fehlerfreie Noten, mit Erläuterungen evtl. schwieriger Passagen, Fingersätzen, vielleicht sogar ein paar Worten zu dem Werk allgemein. Und ich erwarte von den Vermarktern, dass im Angebot solche Informationen enthalten sind.
Leider bin ich mittlerweile auf einige Noten, z.B. von Boosey&Hawkes, hereingefallen, die oben genannte Kriterien nicht erfüllten, und die seitens der Anbieters nicht entsprechend beschrieben waren.
Wer Geld für Noten möchte, u.a. auch von Kompositionen, für die längst kein Rechtsanspruch mehr besteht, sollte auch mal seine Leistung überprüfen.
 

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