Uff!

Ich habe das "Regentropfenpräludium" schon in diversen Tempi gehört. Für den Anfang ist das Tempo genauso, wie ich es mir vorstelle, leicht, beschwingt und dann etwas nachdenklich - irgendetwas ist im Hintergrund, aber nicht bedrohlich oder akut, eigentlich nicht mal der Rede wert. Aber dann kommt der Mittelteil, der Hintergrund drängt sich immer mehr auf. Hier könnte man langsamer spielen, um der Dramatik willen. Das Tempo bestimmt hier die Art der Dramatik, würde ich sagen. Langsamer und mit viel Rubato wäre mir zu dick aufgetragen. Bei schnellerem Tempo käme es noch mehr auf die Dynamik an, das kann ich zuhause auf meinem Kleinklavier nicht so gut ausarbeiten und der erste Teil wäre mir dann doch zu schnell (könnte man natürlich auch langsamer spielen). Der dritte Teil könnte tatsächlich langsamer sein, vielleicht ein anderes Mal. Der Schluß knüpft ja an den Anfang an, alles wieder im Lot, und dann sozusagen der Abgang, völlig losgelöst vom Rest. Vielleicht hatte Chopin kein Gewitter sondern ein dramatisches Schauspiel im Sinn?
 
Wen von den Großen kann man heutzutage eigentlich als Meister von Chopins Klaviermusik bezeichnen?
Christoph Eschenbach hat am 22.2.2010 in der Sendung "Musikgalerie" auf Ö1 (österr. öffentlich. rechtl. Sender), anlässlich seines 70. Geburtstages gemeint, es gäbe heutzutage keine Chopin-Spieler mehr und eine schöne Ausführung über den "Klavier"-Rhythmus chopin'scher Spielweise gegeben.
 
Hallo Guendola,

wenn Du tatsächlich so viel Lampenfieber hattest, mein Respekt, da hast Du dich aber gut geschlagen.
Mir gefällt Dein Regentropfenprelude besonders gut. Ich mag es eh sehr gerne.

Ich muss demnächst auch vorpsielen, hab mir zwar was Kleines vorgenommen, aber auch da wirds mich gut rausschmeißen können, wenn ich es nicht schaffe, die professionelle Ruhe, wie Du so schön schriebst, aufzubringen schon zu Beginn.

Ich arbeite mit Hilfe meiner KL zur Zeit besonders daran, wie man sich präpariert, um in der passenden Haltung und inneren Verfassung mit dem Spielen zu beginnen, damit steht und fällts bei mir.

Wie schaltet man äußere Einflüsse runter, konzentriert sich auf sein Spiel? Ich glaube, das ist das A und O des Auftretens.

LG
violapiano
 
Vielleicht bekomme ich an der Abendkasse eine Karte für Zimerman, der ist nächste Woche in Hamburg und spielt nur Chopin (200. Geburtstag).

Violapiano, "Wie schaltet man äußere Einflüsse runter, konzentriert sich auf sein Spiel? Ich glaube, das ist das A und O des Auftretens."

Ja, ich glaube, fast genau das ist es. Haarespaltenderweise würde ich allerdings nicht "Spiel" sondern "Vortrag" sagen, denn man richtet sich ja an ein anwesendes Publikum, und genau das macht für mich einen riesengroßen Unterschied. Aber trotzdem versinkt man gewissermaßen in einer anderen Welt und taucht erst zum Applaus wieder auf ;)
 
Stimmt, recht hast Du mit Deiner "Haaraufspalterei":p,
man hat ja etwas mitzuteilen.

Solltest Du zum Konzert gehen, wäre ich an einem Austausch mit Dir interessiert, ich geh am 10.3. in Köln.
Ich glaub er spielt überall Chopin b-moll und h-moll-Sonate? Mit Pogorelich hat sie mir gut gefallen, ist auch schon einige Zeit her!
http://www.youtube.com/watch?v=tl7GJQHrj_g
http://www.youtube.com/watch?v=uh2dsnQ3UiY
ganz anders, spannend!


LG
violapiano
 
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AS (PS könnte übersehen werden): Das Lampenfieber war bei den Chopins nicht zu bemerken, nach der Pause war ich vielleicht doch schon etwas erschöpft und dann kam erstmal Mozart, KV331, erster und dritter Satz (keine Aufnahme hier, das darf man so nur live bringen) und deswegen vielleicht die Schwäche bei Alkan.
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Jetzt liste ich mal auf, was ich mir bei den Stücken für die Zukunft notiert habe:

Alkan Barcarolle:
- Tonwiederholungen (erster und dritter Teil) schöner ausklingen lassen
- Stakkato im Mittelteil definieren
- Ende (vor dem Schluß) absichern - da habe ich Unsinn gespielt, um nicht steckenzubleiben
- Schluß klarer machen

Schubert Impromptu
- Möglichst noch leichter spielen, vor allem den Anfang und den zweiten Teil.
- Verzierung vor der ersten Wiederholung separat anschlagen (die kommt nicht, wie gewünscht, sonderbarerweise konnte ich sie früher perfekt)
- Forte in ersten Teil etwas weicher beginnen - Übergang...
- Melodie im ersten und dritten Teil (Akkorde) IMMER hervorheben
- Sforzati im zweiten Teil nicht so knallen (linke Hand - Appreggien rechts werden dann automatisch besser)
- Triolen im dritten Teil weicher einschwingen (damit ist die Dynamik gemeint)
- Schlußkadenz ruhiger angehen, trotz crescendo
- Die Crescendi/Decrescendi im ersten und dritten Teil noch mehr ausspielen, Bass noch mehr für die Dramatik nutzen.

Chopin
Präludium Nr. 4
- Mehr Ruhe in den "Solos" (Klavigens Hinweis)
- Mehr Ruhe und Form in der Begleitung (das kann ich nicht richtig erklären)
- Triole im Stretto sauber spielen
- Timing zum Schluß
- Begleitung kann nie gut genug sein

Präludium Nr. 20
- Melodie bei JEDEM Akkord hervorheben
- Mittelteil noch etwas weicher aber nicht viel leiser
- Timing Ende
- Schluß länger halten

Präludium Nr. 15
- Dynamikausreißer im ersten Teil vermeiden
- die "Tropfen" sollen dynamisch nicht dem Rest folgen (später schon...)
- Übergang vom zweiten zum dritten Teil fließend, nicht absetzen (klingt in der Aufnahme unschön, meistens mache ich es richtig)
- Dynamik der letzten Akkorde vor der Wiederaufnahme des ersten Themas, außerdem klappt der letzte dieser Akkorde immer noch nicht richtig.
 
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Schubert Impromptu
- Möglichst noch leichter spielen, vor allem den Anfang und den zweiten Teil.
- Verzierung vor der ersten Wiederholung separat anschlagen (die kommt nicht, wie gewünscht, sonderbarerweise konnte ich sie früher perfekt)
- Forte in ersten Teil etwas weicher beginnen - Übergang...
- Melodie im ersten und dritten Teil (Akkorde) IMMER hervorheben
- Sforzati im zweiten Teil nicht so knallen (linke Hand - Appreggien rechts werden dann automatisch besser)
- Triolen im dritten Teil weicher einschwingen (damit ist die Dynamik gemeint)
- Schlußkadenz ruhiger angehen, trotz crescendo
- Die Crescendi/Decrescendi im ersten und dritten Teil noch mehr ausspielen, Bass noch mehr für die Dramatik nutzen.

Ich muss gestehen, ich hab mir vom Schubert nur den ersten Teil angehört, ich hab leider keine Zeit mehr, sondern muss gleich weg.

Du hast Dir ja ausdrücklich konstruktive Kritik gewünscht, also hier mein Teilchen dazu:
Der erste Teil besteht ja selbst aus einem A-B-A Teil, wobei allein schon dynamisch die Gegensätze zwischen A (pp) und B (ff) Teil bestehen. Dein letzter Punkt auf der Merkliste bereitet mir dahingehend ein wenig Sorgen. Für mein Empfinden waren die crescendi auf dem Höhepunkt im A-Teil zu laut. Ich würde wohl höchstens so bis mf gehen. Es muss noch organisch klingen, es ist nur ein kurzes Aufbäumen.

Was mich etwas gewundert hat, waren die Stakkati. Gewundert ist vielleicht nicht der richtige Ausruck, verunsichert eher. Wegen den Stakkati habe ich in die Noten geschaut und mir auch nochmal meine Aufnahmen (Brendel, Kempff, Uchida) angehört.
In Takt 17-18 steht bei mir in den Noten ein portato, erst in Takt 19 ist stakkato. Ich finde, dass man beim Stakkato eine große Bandbreite an Möglichkeiten hat und hier in diesem Stück hätte ich ein eher breites Stakkato gewählt, umso mehr noch in den Takten 37 und 45. Ein kurzes Stakkato überzeugt mich in diesen Takten musikalisch einfach nicht.
 
Was mich etwas gewundert hat, waren die Stakkati. Gewundert ist vielleicht nicht der richtige Ausruck, verunsichert eher...

So, bei mir steht da ebenfalls Portato, das habe ich einfach überlesen(zum Teil auch überschrieben)! Meine Version gefällt mir durchaus, an die richtige muß ich mich gewöhnen.

Was die Crescendi im dritten Teil betrifft, die werden noch anders klingen, einfach nur lauter wäre in der Tat Unsinn. Vorbereitung und Ausklingen sind das Allerwichtigste, die Lautstärke ist fast nebensächlich. Schöne sanfte Versionen dieses Impromptus gibt es allerdings reichlich, mir schwebt eine etwas rauere Interpretation vor.
 
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Mir ist gerade etwas sonderbares aufgefallen, und zwar vor allem beim Regentropfenpräludium: Nachdem ich vorher ein bischen Klaviermusik von CD gehört hatte, auf einem Konzertflügel, der ein bischen tiefer gestimmt war, als der auf dem ich gespielt hatte, kam es mir so vor, als wäre der "mein" Flügel verstimmt, an einigen Stellen beißen sich vor allem Bass und Diskant, das betrifft bereits den ersten und dritten Melodieton. Der Mittelteil bleibt von solchen Effekten ziemlich verschont, erst die letzten Regentropfen wirken etwas schräge. Eine möglicher Erklärung ergibt sich zwar aus der unterschiedlichen Stimmung (CD vs. Flügel) aber ist das so oder hört jemand von euch ebenfalls leichte Reibungen? Ich hatte schon ein paar ähnliche Situationen während des Unterrichts, habe aber inzwischen aufgegeben, meinen Klavierlehrer darauf anzusprechen, denn er reagierte darauf immer extrem empfindlich; was eigentlich ein Hinweis darauf ist, daß ich recht haben könnte, denn warum sonst sollten ihn solche Bemerkungen aus der Fassung bringen?
 

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