Überfordert mit der Entscheidung für das erste Instrument

Also erst mal etwas Grundsätzliches: 5000€ sind bei einem Akustikklavier eher die untere Preisgrenze. Ich würde schon eher zu 8000€ - 10.000€ raten. Und dann: mach doch Mietkauf für 6 oder 12 Monate. Danach kannst du immer noch entscheiden, ob du kaufst. Viele sparen am falschen Ende. Ein gutes Instrument in der 10.000€-Klasse macht schon sehr viel mehr Spass und hält wesentlich länger als ein Gebrauchtwagen dieser Preisklasse, den wir uns wie selbstverständlich leisten. Und zum silent-stagepiano: hier gibt es durchaus für 1.000 € was brauchbares. Aber: das ist nicht zu vergleichen mit einem Akustikklavier. Da liegen Welten dazwischen. Ich weiss ja nicht wo du wohnst, aber fahr mal zu Piano Dilger in Egestorf in der Lüneburger Heide, die haben auch eine website, gute Angebote und durchaus bezahlbar.
Mit den Nachbarn reden ist so eine Sache: ziemlich unverbindlich und wenn du sie nicht gleich vertraglich auf 2 Stunden Übezeit tgl. festnagelst, nützt das relativ wenig. Es sei denn, einer spielt schon mit Duldung aller täglich Trompete…😉
 
(...) zumindest was den nachträglichen Einbau angeht sind wir uns hier alle weitgehend einig, dass das nicht zu empfehlen ist.
Warum ist das eigentlich so? Was ist beim Einbau ab Werk besser?

Und wäre es bei einem späteren Ausbau dann nicht besser, wenn das System nicht ab Werk verbaut worden wäre sondern nachträglich eingebaut?

(Entschuldigung, falls ihr das schon irgendwo diskutiert habt, dann war ich zu blöd es über die Suche zu finden.)
 
Warum ist das eigentlich so? Was ist beim Einbau ab Werk besser?
Meine Wahrnehmung: Es besteht hier weitgehender Konsens darüber, dass die Silent-Systeme von Yamaha und Kawai klanglich spürbar besser sind als die nachträglich eingebauten Systeme, die es am Markt gibt. Yamaha und Kawai verkaufen ihre Systeme aber nicht "solo", sondern nur "schon eingebaut".
 
Das Problem ist die Feinregulierung der Mechanik. Der Auslösepunkt, dh der Punkt ab dem der Hammer nicht mehr beschleunigt wird, sondern frei in Richtung der Saite "fliegt" muss - wenn man eine Stoppleiste einbaut, die den Hammer im Silentmodus abfängt bevor er die Saite berührt - etwas weiter weg von der Saite sein. Dadurch lassen sich dynamische Abstufungen, insbesondere ein Pianissimo, nicht so gut spielen.
Bei werksseitig verbautem Silent lässt sich das - zumindest bei Flügeln - durch weiteren mechanischen Aufwand vermeiden.
Meine Erfahrung mit Flügeln: Yamaha silent werksseitig: null Problem. Diverse nachgerüstete Flügel: leider enttäuschend - auch im nicht-silent Betrieb.
 
Meine Erfahrung mit Flügeln: Yamaha silent werksseitig: null Problem. Diverse nachgerüstete Flügel: leider enttäuschend - auch im nicht-silent Betrieb.
Angeblich hat Yamaha da ein Patent. Wenn silent aktiviert wird, wird nicht nur die Stoppleiste dazwischengeschaltet, sondern auch in der Mechanik die Auslösung verändert. Damit kann man im nicht-silent-Modus die optimal regulierte Auslösung haben.
 
Als ich mein CA 97 als Klavieranfängerin kaufen wollte habe ich akustische Klaviere in der gleichen Preisklasse auch angespielt. So um die 3-4.000€.
In der Preisklasse hat jedes akustische leider für mich verloren, auch im Klang und vor allem in der Tastatur. Einzigst das Pedal hat mich damals überzeugt, das war überall gleich viel besser.
Übrigens, über das Pedal schimpfe ich heute auch noch, wieso da solche Krücken im CA97 verbaut werden.
 
Das Problem ist die Feinregulierung der Mechanik. Der Auslösepunkt, dh der Punkt ab dem der Hammer nicht mehr beschleunigt wird, sondern frei in Richtung der Saite "fliegt" muss - wenn man eine Stoppleiste einbaut, die den Hammer im Silentmodus abfängt bevor er die Saite berührt - etwas weiter weg von der Saite sein. Dadurch lassen sich dynamische Abstufungen, insbesondere ein Pianissimo, nicht so gut spielen.
Bei werksseitig verbautem Silent lässt sich das - zumindest bei Flügeln - durch weiteren mechanischen Aufwand vermeiden.
Meine Erfahrung mit Flügeln: Yamaha silent werksseitig: null Problem. Diverse nachgerüstete Flügel: leider enttäuschend - auch im nicht-silent Betrieb.
Heißt also wenn im z. B. Schimmelklavier von Beginn an ein Yamaha- Silent-system verbaut ist, ist es nicht das gleiche wie wenn man ein Yamaha mit der gleichen Technik kauft?
 
Gerade auf youtube entdeckt. Stu Harrison kündigt die Nachfolger vom CA79 und CA99 von Kawai an.
 

Was heißt "von Beginn an"? Bei der Herstellung?
Soweit ich weiß, verbaut Schimmel keine Yamaha-Silentsysteme.
Das war aber mal anders, da Yamaha an Schimmel beteiligt war. Mittlerweile hat Schimmel ein eigenes System entwickelt. Der Name ist zwar immer noch Twin Tone (so in damals, als das noch von Yamaha kam), ist aber wohl ein komplett eigenständiges System. Details dazu gibt es hier:


@Klavierbauermeister du hast die doch auch im Laden, kannst du dazu mehr sagen? Wie sind die so im Vergleich zu anderen Systemen?
 
Das war aber mal anders, da Yamaha an Schimmel beteiligt war. Mittlerweile hat Schimmel ein eigenes System entwickelt. Der Name ist zwar immer noch Twin Tone (so in damals, als das noch von Yamaha kam), ist aber wohl ein komplett eigenständiges System. Details dazu gibt es hier:


@Klavierbauermeister du hast die doch auch im Laden, kannst du dazu mehr sagen? Wie sind die so im Vergleich zu anderen Systemen?
Genau davon rede ich. Danke! Da ist mir ein Instrument von Anfang der 2000er Jahre begegnet.
 
Das ist mir ganz fremd. Was mir – beim Digi-Piano wie bei Silent-Systemen – fehlt, ist im Wortsinne die Resonanz. Selbst an einem kleinen Klavier sitzt man vor einer wall of sound: Die Schwingungen gehen nicht nur durch die Ohren, sondern durch den ganzen Körper; das Dröhnen der Bässe, das Klirren im Diskant ist nicht nur hör-, sondern spürbar. Die Finger bekommen Feedback, wenn das Instrument reagiert. Im Silence-Modus ist das alles weg; zwischen Fingern und Ohr ensteht in meiner Wahrnehmung eine Lücke.

Vielleicht liegt es daran, dass ich als Kind auf einem richtig dicken (wenn auch billigen) Konzertklavier geübt habe und deshalb auf fette Resonanz konditioniert bin – aber bei meinem Wiedereinsteig vor zwei Jahren sind alle Versuche mit Digi-Instrumenten krachend gescheitert. Es war wie der Unterschied zwischen der Wirklichkeit und einem Foto: Mir fehlte eine Dimension. Als würde ich nicht selbst spielen, sondern mir eine Aufnahme über die Anlage anhören.

Andere, die vielleicht vom Keyboard zum Klavier kamen, mögen das anders empfinden. Da ist sicher viel subjektive Prägung dabei. Aber ich brauche das ganze, akustisch-schwingende Instrument, um mich beim Üben und Spielen wohlzufühlen.
Ja, das ist richtig. Ein akustisches Instrument lebt, schwingt, mit dem ganzen Körper. Toll. Nutzt nix, wenn ich, zB nachher noch üben will.
 
@Philipp88
Ich spiele seit knapp zwei Jahren.
und habe
ein akustisches Piano mit Bechstein-Silentfunktion ,
ein 73 Tasten Yamaha P-121 Digi portabel (passt quer ins Auto) und
jetzt in Afrika nur ein 61 Tasten M-Audio Keystation 61 Mk3 + iPad / Garageband
zur Verfügung.
Nach den zwei Jahren üben:
1. Tasten: inzwischen: ich spüre einen Druckpunkt, ob ein Anschlag leichtgängig ist, ob einzelne Tasten "abweichen" . Die Funktionalität der Tasten ist inzwischen das Wichtigste für mich. Inzwischen würde ich das seit > 10 Jahren bei vorhandene akustische Klavier wegen der schwergängigen Tasten nicht mehr kaufen. Hätte ich am Anfang nicht gemerkt.
2. Usability: es muß Dir klar sein, dass ein akustisches Piano Pflegeaufwand bedeutet, was durchaus Nachfolgekosten nach sich zieht. Vica versa sind die Plastik Klappertasten bzw. Filze von günstigen E-Pianos irgendwann "durch". ICH zerlege kein 700 Euro E-Piano nach Ablauf der Garantie und repariere.
3. Silent: für mich ein absolutes Muss. Auch mit dem akustischen Klavier wird zu 80% silent geübt.
4. Klang: wenn Midi in/out (!) - und bitte verkabelt, nicht BT - vorhanden, kann man jeden Klang erhalten. Mir ich das zum Üben ziemlich egal, wie sich bei Garageband Standard Pianoklang im Urlaub gezeigt hat.
Vielen Dank für deine Infos. Momentan tendiere ich eher zu einem akustischen Klavier, aber wenn dann mit Silent-Funktion, einfach um die Möglichkeit zu haben und mich nicht zusätzlich wegen Mietwohnung stressen zu müssen. Wobei auch hierbei wirds erstmal die Miete (Mietkauf), damit ich auch mal Erfahrung sammle und dann entscheiden kann, was mir ggf. eher liegt
 

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