Total verunsichert

Allerdings hab ich noch nie ein 110cm Klavier gespielt was mit einem modernen digitalen Instrument mithalten kann. Ich finde es einfach zu klein.
Jein. Wenn Du nur auf die Klangqualität anspiielst, magst Du in 95% der Fälle recht haben. Wenn wir aber über die Lebendigkeit eines Klanges reden, seine "Seele", evtl. auch die Formbarkeit, so bleibt ein Digi (noch immer) ein Digi. Und dieser "kleine Unterschied" kommt umso stärker zum Tragen, je besser der Spieler ist und mit je weniger Tönen ein Stück auskommen muss.
 
Jein. Wenn Du nur auf die Klangqualität anspiielst, magst Du in 95% der Fälle recht haben. Wenn wir aber über die Lebendigkeit eines Klanges reden, seine "Seele", evtl. auch die Formbarkeit, so bleibt ein Digi (noch immer) ein Digi. Und dieser "kleine Unterschied" kommt umso stärker zum Tragen, je besser der Spieler ist und mit je weniger Tönen ein Stück auskommen muss.
Ich bin eigentlich der letzte der gerne Digitalpianos verteidigt. Ich habe selber lange Zeit eines besessen und bin sehr froh jetzt einen tollen akustischen Flügel zu haben. Aber ich finde diese Mystifizierung akustischer Klaviere im Vergleich zu digitalen Instrumenten unsinnig. Man kann nicht wie bei einem Streichinstrument einen Ton "formen". Man kann eine Taste mit unterschiedlicher Intensität runterdrücken und das wars. Gute akustische Klaviere sind besser weil sie eine bessere Mechanik haben, weil die Tonwiedergabe besser ist als ein Lautsprecher es wiedergeben kann, und weil es noch einige Dinge gibt, die Digitalpianos nicht oder nicht so gut können (z.B. Graduierung des Haltepedals, bestimmte Resonanzeffekte). Die restlichen Unterschiede sind zum großen Teil eher esoterischer Natur, finde ich.
 
Man kann eine Taste mit unterschiedlicher Intensität runterdrücken und das wars.

So simpel ist es nicht:
Verhalten - bestimmt - agressiv
gleichförmig - beschleunigend - abbremsend
hart - weich
tupfend - hämmernd
langsam - schnell

Alles in feinsten Abstufungen und teilweise miteinander kombinierbar. Kommt dann noch Pedaleinsatz (stufenlos) dazu, so dürfte auf der Hand liegen, dass kein Rechner bislang in der Lage sein dürfte, die Abermillionen von Varianten zu berechnen und in ADÄQUATE Töne zu tranferieren. Ein hochwertiges (!) Klavier aber schafft das. Das ist keine Esoterik, sondern simple Physik.

Für die meisten unter uns irrelevant und unerreichbar, hat es doch wohl seinen Grund, weshalb Tastenprofis ein Riesenvokabular zur (nicht existenten :lol:) Klanggestaltung haben. Aufblühend, versinkend, schwebend, nussig, kernig, warttig und, und, und.
Versuch mal nur, diese sechs Begriffe am Digi umzusetzen :-D
 
So simpel ist es nicht:
Verhalten - bestimmt - agressiv
gleichförmig - beschleunigend - abbremsend
hart - weich
tupfend - hämmernd
langsam - schnell
Es gibt, von den Pedalen abgesehen, nur einen einzigen Parameter den der Spieler beeinflussen kann: Die Geschwindigkeit mit der der Hammer gegen die Saite prallt. Und die Tondauer, aber wir reden ja über Tonqualität. Sonst gibt es nichts. Und zu dem Zeitpunkt zu dem der Hammer auf die Taste prallt gibt es ja nicht einmal mehr eine Verbindung zwischen Taste und Hammer.

Selbst die besten Experten können eine Wiederholung eines Stücks durch ein Yamaha Disklavier Enspire oder Steinway's Spirio System nicht vom Original unterscheiden. Und wenn man mal in die Formate reinschaut wie ein Musikstück abgespeichert wird, so werden pro Ton nur zwei Dinge gespeichert: Geschwindigkeit und Tondauer.

Natürlich gibt es "harten" und "weichen" Klang, weil eine Saite im pianissimo anders klingt als im Fortissimo. Das wird von modernen Digis aber auch berücksichtigt, denn pro Ton gibt es viele Samples in unterschiedlichen Lautstärken.
 
Und mehr Platz ist nicht da steht meine Plattensammlung

Immer diese vorgeschobenen Gründe... Man muss halt Prioritäten setzen!
;-)

Als mein Bechstein bei mir eingezogen ist habe ich Platz geschaffen, indem ich kurzerhand die Sitzecke (Dreiersofa, Zweiersofa, Sessel, Tisch) verschenkt habe. Und zack: Der Flügel hatte Platz genug!
:-D :super:

Damals hat mich eine Clavionistin gefragt, wo ich denn wohnen werde. Antwort: Wohnen? Ich will Klavier spielen! Die Prioriäten halt....

Die Plattensammlung könnte man vielleicht woanders hin verbannen. Vielleicht die Boxen zum Regal für Bücher und Platten umfunktionieren (die Bücher zwischen die Boxen)?
 
Technisch haben die natürlich recht, die nur den Parameter "Geschwindigkeit Tastenbetätigung" fokussieren.
??? Aber eben nur, weil sie die anderen Parameter (noch) nicht einrechnen wollen/können.

@dilettant Richtig, das entspricht in etwa dem Digi, ist aber natürlich klanglich weit unterlegen.

@Peter Kenne keinen Profi im Jazz/Klassikbereich, der live (!) sowas auf einem Digi umsetzen kann. Was sagt z.B. @Stilblüte zu dem Thema?

@Klaus6 Nein über das Esoterik-Stöckchen spring ich nicht. Bin aber ja auch ein Verfechter klassischer (!) Homöopathie ;-)
 
Ich kann gerade nicht, weiß aber, dass @KrautundRueben dazu was sagen kann
 

Ein Pfeiffer-Klavier Modell 112 ist 143 cm breit und tonlich trotzdem sehr gut. Da ist dann aber der Preis das Problem. Die sind in der Regel deutlich teurer
 
Huch, erwischt ;D ich meinte natürlich 141 cm... :D wobei 41cm für mein Repertoire voll ausreichen würden.

Außerdem steht es eh doof mitten im Raum, dahinter hätte noch eine Schallplattensammlung, ein weiteres Klavier und mit etwas Fantasie auch eine Harfe Platz. Gibt es hier im Forum eigentlich Harfenkenner? ;D
 
  • Like
Reaktionen: Leb
??? Aber eben nur, weil sie die anderen Parameter (noch) nicht einrechnen wollen/können.
...Was sagt z.B. @Stilblüte zu dem Thema?.
Kürzlich habe ich bei einem Meisterkurs mit Grigory Gruzman gespielt (bei dem auch
@KrautundRueben zwischenzeitlich dabei war).
Irgendwann nahm er einen Schraubenzieher, den er extra mitgebracht hatte, und holte die Flügelmechanik aus dem Steinway. Dann forderte er jeden im Saal anwesenden auf, seinen Finger vorsichtig auf die Stoßzunge (ich hoffe, das ist das richtige Wort) zu legen. Er führte dann vorsichtig an der Taste verschiedene Anschlagsarten durch, während mein Finger dort lag. Und - oh Wunder, oder auch gerade nicht - ich konnte ganz deutlich den Unterschied spüren zwischen verschiedenen Anschlagsarten. Da war nicht nur verschwieden schnelle Geschwindigkeit, sondern ein harter oder weicher, gestrichener, gestoßener, vorsichtiger, plumper Anschlag wurde auf die Stoßzunge übertragen, und wird somit auch an den Hammer, an die Saite und den Klang weitergegeben. Ich denke, mit etwas Übung könnte ich blind und taub verschiedene Anschlagsarten unterscheiden.
Den Unterschied haben übrigens alle wahrgenommen, auch die anwesenden Nicht-Profis.
 
Kürzlich habe ich bei einem Meisterkurs mit Grigory Gruzman gespielt (bei dem auch
@KrautundRueben zwischenzeitlich dabei war).
Irgendwann nahm er einen Schraubenzieher, den er extra mitgebracht hatte, und holte die Flügelmechanik aus dem Steinway. Dann forderte er jeden im Saal anwesenden auf, seinen Finger vorsichtig auf die Stoßzunge (ich hoffe, das ist das richtige Wort) zu legen. Er führte dann vorsichtig an der Taste verschiedene Anschlagsarten durch, während mein Finger dort lag. Und - oh Wunder, oder auch gerade nicht - ich konnte ganz deutlich den Unterschied spüren zwischen verschiedenen Anschlagsarten. Da war nicht nur verschwieden schnelle Geschwindigkeit, sondern ein harter oder weicher, gestrichener, gestoßener, vorsichtiger, plumper Anschlag wurde auf die Stoßzunge übertragen, und wird somit auch an den Hammer, an die Saite und den Klang weitergegeben. Ich denke, mit etwas Übung könnte ich blind und taub verschiedene Anschlagsarten unterscheiden.
Den Unterschied haben übrigens alle wahrgenommen, auch die anwesenden Nicht-Profis.
Ach das meintest du... Ja das kann ich bestätigen [emoji4] das war wirklich erstaunlich.

Da stand ich auf dem Schlauch!
 
und wird somit auch an den Hammer, an die Saite und den Klang weitergegeben
Tja, das müsstest Du auch erst mal testen. Evtl. kannste das ja mal mit @GSTLP ausprobieren: Nicht die Stoßzunge fühlen sondern den Hammer, wie er auf den Finger schlägt. Ich bezweifel, dass Du auch hier noch einen Unterschied bemerkst (von dolle und nicht so dolle mal abgesehen), aber würde mich auf jeden Fall interessieren!
 

Zurück
Top Bottom