Tonartencharakter

Exestieren für euch unterschiedliche Charakter in gleichgeschlechtlichen Tonarten?


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C

classican

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11. Okt. 2008
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Hallo,
was haltet ihr von der Lehre eines Tonartencharakters?
Und damit meine ich nicht nur eure Eindrücke bei eurem vermutlich gleichschwebend gestimmten Klaviers oder Keyboards, sondern auch eure Hörerfahrung mit Streichinstrumenten oder historischen Stimmungen.
Schumann hat ja Schubart als schwafelnden Poeten abgetan, aber auch in mehr als nur Dur/Moll unterteilt.
Beethoven soll allerdings von seiner Wahl der Tonarten fest überzeugt gewesen sein, Mozart ebenso.Bei Bach weiß man, dass dieser sich für eine Gleichberechtigung der Tonarten und Skalen einsetzte, auch soll er eifrig transponiert haben.
Viele sind auch der Meinung Tendenzen im Quintenzirkel ausmachen zu können.

Also, haben für euch verschiedene Tonarten obwohl sie alle Dur oder Moll sind verschiedene Eigenschaften (z.B: e-moll zu f-moll zu es moll) oder würdet ihr diesen Gedanken lieber als Mythen in die Kiste legen?
 
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Hi classican,

bei gleichstufig temperierter Stimmung besteht physikalisch kein Unterschied. Wenn man beispielsweise H-Dur auf einem auf den Kammerton a=440 Hertz gestimmtem Instrument spielen würde, entspräche dies C-Dur bei einem auf a=415 Hertz gestimmtem Instrument.
In diesem Falle sind m.E. "Charaktereigenschaften" gleichgeschlechtlicher Tonarten allenfalls noch subjektiv abhängig vom Komponisten, weil der beispielhaft in a-Moll immer besonders "traurig" komponiert, vielleicht auch von einem individuellen Instrument, das dann in dieser Lage einen "besonderen" Klang hat.
Anders verhält es sich sicher mit historischen Stimmungen. Hier ändert sich der Tonartcharakter aufgrund der Unterschiede in den Intervallen - besonders der Terzen - natürlich. Und es ist wahrscheinlich auch kein Zufall, dass die von Dir genannten Komponisten, die den Tonarten einen Charakter zuordneten, eigentlich aus der Zeit ungleich gestufter Temperaturen stammen. Persönlich finde ich, dass zum Beispiel Mozart und Schubert in Kirnberger III-Stimmung besser klingen als in der gleichgestuften. Für Schumann gilt das nicht mehr, und von Chopin habe ich gelesen, dass bei ihm die Tonartwahl wohl mehr von der möglichst häufigen Verwendung schwarzer Tasten abhing, weil er das bequemer fand. :-)

Herzlichen Gruß

Christof
 
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Was mich bei diesem Thema interessiert ist, welche Eindrücke die unterschiedlichen Stimmungen verschiedener (berühmter) Barockorgeln bei Euch hinterlassen. Ich habe mal ein paar Stimmhöhen bekannter Instrumente herausgesucht:

Hamburg, St. Jacobi Schnitger-Orgel : a1 = 495 Hz
Freiberg, Dom, Silbermann-Orgel : a1 = 476 Hz
Dresden, Hofkirche, Silbermann-Orgel : a1 = 415 Hz
Naumburg, St. Wenzel, Hildebrandt-Orgel : a1 = 464 Hz

Die Orgeln stehen also mal einen Halbton tiefer oder bis zu einem Ganzton höher. Das gleiche Werk (z. B. irgendetwas von Bach) dürfte bei entsprechender Tonartsensibilität doch beträchtlich anders wirken.
Zumindest ist mir bekannt, dass Menschen mit absolutem Gehör mit den unterschiedlichen hohen Stimmungen bei Barockorgeln (und sei es nur als Hörer) durchaus Probleme haben.

Grüße, Kristian
 
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Was mich bei diesem Thema interessiert ist, welche Eindrücke die unterschiedlichen Stimmungen verschiedener (berühmter) Barockorgeln bei Euch hinterlassen. Ich habe mal ein paar Stimmhöhen bekannter Instrumente herausgesucht:

Hamburg, St. Jacobi Schnitger-Orgel : a1 = 495 Hz
Freiberg, Dom, Silbermann-Orgel : a1 = 476 Hz
Dresden, Hofkirche, Silbermann-Orgel : a1 = 415 Hz
Naumburg, St. Wenzel, Hildebrandt-Orgel : a1 = 464 Hz

Die Orgeln stehen also mal einen Halbton tiefer oder bis zu einem Ganzton höher. Das gleiche Werk (z. B. irgendetwas von Bach) dürfte bei entsprechender Tonartsensibilität doch beträchtlich anders wirken.
Zumindest ist mir bekannt, dass Menschen mit absolutem Gehör mit den unterschiedlichen hohen Stimmungen bei Barockorgeln (und sei es nur als Hörer) durchaus Probleme haben.

Grüße, Kristian

ein wirklich schweres los. mozart soll das ja sehr geplagt haben, nciht?
 
Ich halte es so wie Dimo. Das war für mich irgendwie überhaupt keine Frage bisher. Wozu gäbe es denn sonst Tonarten? Wieso ist d-Moll die "Trauertonart", g-Moll die "Todestonart" (manche meinen auch umgekehrt), F-Dur die "pastorale", die sich für Kirchenlieder so gut eignet, oder D-Dur die "königliche", "leuchtende". etc. Von Beethoven ist das Wort überliefert, er hätte den Unterschied zwischen Cis-Dur und Des-Dur gehört.
Also dass Tonarten keinen Charakter haben, das halte ich für einen Mythos ;) Ich gebe aber zu, dass bei unterschiedlichen Komponisten, Tonarten unterschiedlichen Charakter bekommen, also man nicht kategorisch sagen kann, diese oder jene Tonart hätte stets den und den Charakter, wird also immer für den gleichen Zweck eingesetzt.
 
mir fehlt die Antwortmöglichkeit "ja also ähm nein, eigentl nicht, oder doch?!" das triffts am ehesten :cool:

die Formulierung "Exestieren für euch unterschiedliche Charakter in gleichgeschlechtlichen Tonarten?" finde ich auch genial :D
 
Ein interessantes Thema. Ich denke, man muss unterscheiden.
Einmal gibt es Absoluthörer, die vielleicht sogar eine Farbe hören, C-Dur als gelb oder G-Dur als grün. Das hängt an der Tonhöhe, die natürlich bei alten Orgeln etc. differieren kann.

Dann gibt es durchaus belegbare Klassifikationen bei älteren Theoretikern wie Mattheson. Das dürfte schon allgemein bekannt gewesen sein. D-Dur ist fast immer bei barocker Musik festlich, da es für die Trompeten gut liegt. Eine entsprechende Charakteristik könnte man z.B. beim D-Dur aus WTK 2 feststellen. Das hat wenig mit der absoluten Tonhöhe zu tun. Die Stadtpfeifer in Leipzig haben möglicherweise anders gestimmt als in Köln.

Die historischen Stimmungen sind ein dritter Aspekt. Natürlich klingen sie farbiger, aber man muss 2 Sachen bedenken. Die durchaus noch spät gebräuchliche mitteltönige Stimmung kennt keine Charakteristik, es gilt barfuß oder Lackschuh. Weiterhin gibt es soviele unterschiedliche wohltemperierte Stimmungen, dass sich eine allgemein daraus ablgleitete Charateristik schwer nachweisen lässt. In Werkmeister III ist F-Dur super, Neidhart tendiert in verschiedenen Ausprägungen eher zu Kreuzen. Valotti wird quasi symmetrisch schlechter. Von frz. und engl. Stimmungen gar nicht zu reden.

Viele Grüße
Axel
 
@piano: ja, wir dürfen sicherlich annehmen, dass bei unterschiedlicher Stimmung, und somit auch unterschiedlichen Frequenzen, ein deutlicher Unterschied zwischen den Tonarten besteht, sogar ein messbarer.
Was die anderen Faktoren betrifft (Technik, Partitur und Tradition) stimme ich dir auch überall zu.Wer spielt schon gerne His-Dur wenn er C-Dur spielen könnte.

@Dimo:Danke auch für deinen Eindruck und das Sammeln der Faden, ich hatte mit SUFU nur einen davon gefunden (aber zumindest die Abstimmung ist neu ;)
Toccatas Beiträge finde ich aufgrund ihrer Perspektive sehr spannend.

@Kristian:Leider (glücklicherweise?) bin ich kein Absoluthörer.Wird wohl (wieder durch die andere Stimmung) anders als einfach transponiert klingen, oder?

@sephilosophia:Das freut mich auch besonders zu hören (Mist, jetzt habe ich der Umfrage ihre Unabhängigkeit genommen ^^).
Die Beethovenaussage war mir bekannt.In einem von Dimos verlinkten Beiträgen schreibt Haydnspaß übrigens warum das seiner Meinung nach so ist:
Der Pianist geht an Cis-Dur mit einer anderen Einstellung heran, als an das aus Walzern et. so bekannte Des-Dur.Da es für ihn einen Unterschied macht, macht es auch einen für die Hörer, er spielt es nämlich anders.

@.marcus.:Gab ich absichtlich nicht - jetzt kannst du nicht den Drückeberger machen :p
Die Formulierung wollte ich genau haben, dass keiner denkt, es ginge um den Unterschied von Dur und moll ;)

@Axel:Ich hoffe hier im Forum ist ein Synästhetiker der sich dazu äußern kann."Die durchaus noch spät gebräuchliche mitteltönige Stimmung kennt keine Charakteristik, es gilt barfuß oder Lackschuh." Das musst du mir bitte erklären, bei der Metapher denk ich erstmal an Fußpilz, und dann will mir nichts mehr zur Musik einfallen ;)

Diesen Aufsatz fand ich zum Thema sehr interessant:
http://www.uni-koeln.de/phil-fak/muwi/fricke/089auhagen.pdf
 
Mit barfuß oder Lackschuh meinte ich, dass bei einer mitteltönigen Stimmung eine Tonart geht oder nicht geht. Eins von beiden. Damit hat sich die Frage nach Charakteristik erledigt.

Viele Grüße
Axel
 
Was mich bei diesem Thema interessiert ist, welche Eindrücke die unterschiedlichen Stimmungen verschiedener (berühmter) Barockorgeln bei Euch hinterlassen. Ich habe mal ein paar Stimmhöhen bekannter Instrumente herausgesucht:

Hamburg, St. Jacobi Schnitger-Orgel : a1 = 495 Hz
Freiberg, Dom, Silbermann-Orgel : a1 = 476 Hz
Dresden, Hofkirche, Silbermann-Orgel : a1 = 415 Hz
Naumburg, St. Wenzel, Hildebrandt-Orgel : a1 = 464 Hz

Bei allen Tonarten höre ich deutliche Charakterunterschiede. Die Tonarten fühlen sich für meine Ohren so unterschiedlich an wie verschiedene Farben für meine Augen.

Ich bin zum Glück kein Absoluthörer. Ich höre nur deutliche Charakterunterschiede zwischen verschiedenen Kompositionen und Spielweisen, höre aber keinen Charakterunterschied, ob ein Orgelstück bei gleicher Spielweise mit 430 oder 440 oder 450Hz - Kammerton-Stimmung gespielt wird. Am Anfang mag es mir höher oder tiefer als gewohnt erscheinen, mein Ohr gewöhnt sich aber dran, und von unterschiedlichem Charakter kann dann keine Rede mehr sein.

@Dimo: mich würde interessieren, wie du verbal den unterschiedlichen Charakter ein und desselben Stückes ein und derselben Spielweise bei unterschiedlicher Stimmhöhe beschreibst. Ist natürlich bei Orgeln schwierig, weil viele Barockorgeln, wie die oben erwähnten, zudem noch unterschiedliche historische Stimmungssysteme haben und nicht gleichtemperiert gestimmt sind.

Aber z.B. bei einem Keyboard kann man oft stufenlos - oder auch in Halbtonschritten - die Tonhöhe verstellen. Wird dadurch ein Stück für dich melancholischer oder fröhlicher durch so eine Umstellung (wenn es ansonsten identisch gespielt wird), oder wie ist es - du schreibst ja von DEUTLICHEN Charakterunterschieden. Kannst du das verbalisieren? Würde mich wirklich interessieren - man kann als Relativhörer ja nicht in die Haut und Ohren eines Absoluthörers reinkriechen. Vor allem auch - wie ist es in den Zwischenstufen zwischen den Halbtönen: ich kann mir ja vielleicht noch vorstellen, dass man intern die Halbonschritte irgendwie absolut abgelegt hat, mit Farben assoziiert usw.

Was macht man denn, wenn sich das stufenlos verändert? Wie kommt man denn damit klar, wenn bei einem a-capella-Chorstück die Intonation peut a peut in den Keller rutscht? Ändert sich dann dauernd der Charakter des Chorstückes?

Muß ja irgendwie grausam sein, als Absoluthörer damit geplagt zu sein?
 
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Zum Thema Absoluthörer und Orgelstimmungen kann ich nur folgendes beitragen. Der Grossvater einer Mitschülerin war Pianist (und Absoluthörer) und in der Stadt unserer Schulzeit (Gifhorn) steht eine Barockorgel des Schitgerschülers Christian Vater. Diese Orgel (zumindest vor 20 Jahren) steht einen Halbton höher, und für besagten Pianisten war es eine echte Qual, ein Stück entsprechend verschoben zu hören.
Für Organisten war es wohl auch immer eine nette Transponierübung, wenn sie im Duo mit einem Trompeter aufgetreten sind.
Ich hege die Vermutung, dass bestimmte Tonarten die Komponisten dahin verleiten, ein der Tonart gewünschten Charakter in die Komposition einfließen zu lassen. Ferner gibt dann auch das verwendete Instrumentarium (wie schon in dem von classican zitierten Aufsatz genannt) den Rahmen vor. Zu Bachs Zeiten haben sicherlich die Trompeten das D-Dur in vielen Werken vorgegeben.

Grüße,
Kristian
 
hallo,

da wäre z.B. die Tonart c-Moll - - warum auch immer, sie hat den Beigeschmack des "tragischen" und "schicksalsmäßigen" erhalten (vielleicht, weil sie die schwarze Moll Variante des "reinen" vorzeichenlosen C-Dur ist?)
Beethoven
- Sonate op.13 pathetique
- Konzert Nr.3
- 32 Variationen
- Sinfonie Nr.5 "Schicksalssinfonie" mit gewaltigem C-Dur Finale
- Sonate op.111
(ja, Beethoven hat noch mehr in c-Moll komponiert, aber die sind besonders "schicksalsträchtig")
Chopin:
- Prelude c-Moll
- Nocturne op.48 c-Moll
- Etüde op.10 Nr.12 "Revolution"
- Etüde op.25 Nr.12 "Ozean"

dass diese Stücke (und es gibt noch mehr) den entsprechenden Charakter haben, ist ohne Zweifel - dass diese Tonart nun mal die moll-Schwester vom im Quintenzirkel zentral gelegenen C-Dur ist, ist auch ohne Zweifel

aber liegt das nun an der Tonhöhe? hat also die Tonart c-Moll ohne die Konnotation "Gegenstück zu C-Dur" und ohne die Konnotation "boah, so viele tragische Schicksalsstücke" wirklich einen tragischen Charakter?

noch was anderes:
Beethoven bezeichnete h-Moll als "die schwarze Tonart", und zwar bzgl. seiner Sonate op.106 - - B-Dur strahlend und hell, h-Moll düster und schwarz ---- jedenfalls wenn diese beiden Tonarten nebeneinander gestellt werden
analog A-Dur (menschlich) und b-Moll (teuflisch) in Liszts Mephistowalzer

die Baritonarie "oh du mein holder Abendstern" von Wagner ist in g-Moll und G-Dur - Liszts Transkription bringt sie ins bequemer spielbare gis-Moll und As-Dur

die Tonart des Quartetts aus Verdis Rigoletto ist weit weg von Liszts Rigoletto-Paraphrase (die sich mit dem Quartett befasst): Liszt notiert sein spektakuläres Virtuosenstück im möglichst bequemen Des-Dur

unzweifelhaft haben manche exemplarischen Musikstücke einen exemplarischen Charakter - möglicherweise ist es ein rezeptionsgeschichtlicher Vorgang, wenn diese Charaktereigenschaft dann auf die Grundtonart des Stücks bezogen wird.

interessant also ist, wie wirkte c-Moll vor Beethoven, also bei Haydn, Mozart, Bach, Scarlatti usw (mir fällt da nur Mozarts Fantasie und Sonate ein, und die sind dem Moll-Charakter entsprechend eher düster)

Skrjabin, der ja irgendwann gar nicht mehr tonal komponierte (sondern seine eigene Harmonik um seinen "mystischen Akkord" erfand und umsetzte), ausgerechnet der war ein glühender Anhänger synästhetischer Eindrücke und gab Tonhöhen sowie Tonarten eigene Charakterbezeichnungen, ja erfand sogar ein "Farbenklavier" (für Promethee) --- z.B. Fis-Dur strahlend, heldisch

manche "Stimmungen" tauchen gehäuft in bestimmten Tonarten auf, was unterschiedliche Ursachen nahelegt:
- triumphale Orchestermusik nutzt oft die für Trompeten günstigen Tonarten (z.B. Es-Dur, B-Dur)
- prototypische Stücke (Schicksalssinfonie) färben auf eine Tonart ab, aber das muss nicht notwendig zur Regel werden: das c-Moll Konzert von Saint-Saens ist elegisch, aber nicht tragisch (im ersten Satz)

vermutlich ist das ein undurchschaubares Ducheinander aus Traditionen, Anregungen, Zufälligkeiten, Postulaten, Rezeptionsverhalten usw.

Gruß, Rolf
 
Hm...ich sehe Tonarten immr in Farben... h-moll ist für mich ein blässliches Grün...wie Trauerweiden bei Nebel...die h-moll Orchestersuite von Bach hat sowas...
G-Dur ist bei mir himmelblau...und D-Dur ist schön gelb...strahlend!
a-Moll ist dunkelblau bis schwarz... kein Wunder bei der Literatur...
Ich glaube diese Analogien kommen von den Stücken, die ich in den ersten Jahren meines Klavierlebens gespielt habe...damals habe ich mir immer Geschichten zu den Stücken ausgedacht ^^

Aber das netteste ist ja C-Dur: knallrot, und ich weiß auch wieso: der erste Schaumband (den ich nie gespielt habe aber zahlreiche Schüler meines Vaters...und ich habe die Stücke bestimmt auch ab und zu jemandem angeberisch vom Blatt gespielt ^^), in dem fast alle Stücke in C-Dur gehalten sind, eben auch knallrot ist :D
 
Apropos c-moll bei Bach:

abseits der Klavierwerke ist sicherlich der Schlusschor der Matthäuspassion ("Wir setzten uns mit Tränen nieder") zu nennen. Hier wird der düstere Charakter ja auch dadurch verstärkt, dass der Schlussakkord nicht wie fast immer eine "Auflösung" ins Dur darstellt, sondern moll (zugüglich Vorhalt h->c) bleibt.

Grüße,
Kristian
 
Apropos c-moll bei Bach:
Schlusschor der Matthäuspassion
Hier wird der düstere Charakter ja auch dadurch verstärkt, dass der Schlussakkord nicht wie fast immer eine "Auflösung" ins Dur darstellt, sondern moll (zugüglich Vorhalt h->c) bleibt.

dieses c-Moll ist interessanterweise mit nur zwei b-Zeichen notiert (jedenfalls in meinem Klavierauszug), und alle Nase lang erhält das a immer ein b-Zeichen, damit as draus wird :) (ich weiss, was Kirchentonarten sind!)

was diesen Schlusschor betrifft, so wirkt der am Ende wirklich herzzerreissend und wie verzweifelt - düsterer finde ich den Beginn der Matthäuspassion in e-Moll mit vielen vielen Dissonanzen.

aber der Schlusschor beendet das gewaltige Werk, und das nun wahrlich nicht freundlich oder "erlösend"! Leider kenne ich mich nicht mit Bachs tonartlichen Verfahrensweisen in großformatigen Werken aus, also ich weiss nicht, ob durch diese Passion ein gezielter harmonischer Weg von e-Moll nach c-Moll vorliegt (mit gezielt oder beabsichtigt meine ich sowas wie die Tonartenverhältnisse etwa im Verlauf mancher romantischer Großwerke - übrigens liegt hier keine Wertung vor! Ich vergleiche die Passion nicht mit irgendwas)

ja, der Schlusskkord wirkt ganz besonders schmerzlich!

Gruß, Rolf

(auch wenn ich mich wiederhole, weil ich das schon öfter mitgeteilt habe:
die Bass-Aria mache dich, mein Herze, rein, ich will Jesum selbst begraben aus der Matthäus-Passion ist ein echtes Wunder!!!)
 
Hallo zusammen,

leider habe ich diesen Faden hier gerade erst entdeckt - dabei betrifft er ein Thema, das ich für höchst interessant erachte. Und zwar, weil mir das lange Zeit gar nicht bewusst war, dass Tonarten (meiner Empfindung nach) alle ihren eigenen Charakter haben, mir aber irgendwann einmal aufgefallen ist, dass ich das so empfinde.

Ich höre manchmal sehr gut absolut - und dabei ist mir das aufgefallen: Denn ich versuche ja nicht absichtlich irgendwie analytisch oder wie auch immer herauszufinden, welcher Ton das nun ist (geht ja auch gar nicht), sondern ich "empfinde" eine Tonart und einen Ton. Ich würde z.B: auch nicht sagen "Das hört sich an wie ein e", sondern "das fühlt sich an wie ein e" oder "Das fühlt sich an wie e-moll". Oft, wenn ich in einem Konzert oder im Radio spontan eine Assoziation hatte, was das wohl für eine Tonart sein könnte (wie gesagt ohne darüber nachgedacht zu haben, sondern weil es sich einfach aufgedrängt hat), dann kam das bei mir immer von dem Charakter der Tonart bzw. wie ich diese Tonart eben empfinde.

Ich bin der Sache nie auf den Grund gegangen, habe auch nie Literatur dazu gelesen oder so, es ist mir nur eben aufgefallen...

Sorry, muss jetzt zum Zug, sonst würde ich noch mehr dazu schreiben...

@Rolf: Zu deinem c-moll Beitrag, da fehlen mir spontan folgende beiden Stücke: Mozart Klavierkonzert Nr. 24 KV 491 und Bach 2.Partita. Ich liebe c-moll - das ist die Tonart, von der ich mich am meisten angesprochen fühle. Ob das nun Schlüsse zu meiner Psyche zulässt, weiß ich nicht... ;)

liebe Grüße,
Partita (heute die c-moll :) )
 
Ein Akkord verändert je nach Lage seinen Charakter. So klingt er, wenn man ihn zu tief spielt, deutlich dissonanter, weil die unharmonischen Obertöne zunehmend ins Audiospektrum rücken. Ähnlich verhält es sich z.B. mit weitläufigen Arpeggios. Eine Melodie besitzt auch nicht in allen Lagen die gleiche Strahlkraft. Es ist immer eine wichtige Sache sie zwischen zu "brummig" und zu "klimperig" zu platzieren. Ein wichtiges Kriterium ist natürlich auch die optimale Begleitung von Instrumenten oder auch Sängern. Ein Stück, dessen Melodie z.B. in einer Gesangslage liegt, simuliert so auch eher einen Liedcharakter. Aus diesen Gründen experimentiere ich bei der Komposition auch immer mit der Tonart.

Da fällt mir noch ein: Das Impromptu Nr.3 op.90 von Schubert wurde in zwei Tonarten verfasst (G und Gb). Ich war erstaunt, dass das Stück in der von Schubert favorisierten Tonart Gb so viel schöner klingt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die vielen schwarzen Tasten ein anderes Spielgefühl vermitteln und so auch die Interpretation beeinflussen.
 
Da fällt mir noch ein: Das Impromptu Nr.3 op.90 von Schubert wurde in zwei Tonarten verfasst (G und Gb). Ich war erstaunt, dass das Stück in der von Schubert favorisierten Tonart Gb so viel schöner klingt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die vielen schwarzen Tasten ein anderes Spielgefühl vermitteln und so auch die Interpretation beeinflussen.
Die Version in G-Dur war aber keineswegs von Schubert intendiert, sondern von einem Herausgeber derart verändert.

Ich hoffe, niemand lernt dieses Impromptu erst in G-Dur, und erfährt dann, dass es eigentlich in Ges-Dur komponiert wurde, und in dieser Tonart wesentlich leichter gestaltet werden kann. :D

lg marcus
 
dieses c-Moll ist interessanterweise mit nur zwei b-Zeichen notiert (jedenfalls in meinem Klavierauszug), und alle Nase lang erhält das a immer ein b-Zeichen, damit as draus wird :) (ich weiss, was Kirchentonarten sind!)

Diese fehlende generelle Erniedrigung der Sexte bei moll-Werken zu Beginn eines Stückes taucht bei Bach ja öfter auf, da ist die Verwurzelung im Dorischen ja gut zu sehen. Lustig ist ja die Tatsache, dass aus diesem Grund die Toccata&Fuge BWV 538 für Orgel ja (nahezu) überall den Beinamen Dorische trägt, obwohl sie doch klar in moll steht.

Das Beispiel c-moll und Beethoven ist sicherlich das ausgeprägteste, bei dem ein Komponist (und seine Charakterzüge ?) mit einer Tonart in Verbindung gebracht wird.

Um einfach mal die Liste weiterzustricken:

d-moll : dramatisch, tragisch
Bach : Toccata&Fuge d-moll (BWV 565, die Epidemische), Chaconne für Violine solo
Mozart: d-moll Klavierkonzert, Finale (Komturszene) im Don Giovianni, Requiem
Brahms : erstes Klavierkonzert
 

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