möglichst spannungsfrei spielen
Wenn du mal die Möglichkeit hast, lass dich ein wenig in die Alexandertechnik oder vergleichbares einweisen.
Alexandertechnik, Feldenkrais, Jokobsenentspannung - all das ist hilfreich und bedenkenswert.
Darüber hinaus aber gilt es, eines nicht aus den Augen zu lassen:
jeder benötigt für das Klavierspiel eine beständig gehaltene Muskelspannung, und zwar erstens für das aufrechte Sitzen und zweitens um die Unterarme in der Waagerechten zu halten
daraus folgt: total entspannt, wie in einem Kurs auf einer Liegematte, wird man am Klavier nie sein.
Entspannung beim Klavierspiel ist ein relativer Begriff, der lediglich manche beteiligten Extremitäten betrifft (vornehmlich Schultern und Hals (ausbalanciert), Handgelenke und Hände - die Beugemuskulatur wird immer ein wenig Spannung haben, um den Arm in der Waagerechten zu halten - - aber man kann im Lauf der Zeit lernen, entspannte Hände/Handgelenke/Schultern als
hier nötige Entspannung wahrzunehmen. Um das wahrnehmen zu lernen, sind die genannten "Techniken" oder "Methoden" hilfreich.
Es ist möglich, die vielen "kleinen" Entspannungsmomente (s.o. Handgelenk usw.) quasi kumulativ oder zusammengefasst wahrzunehmen - das ist dann der "Zustand", in welchem man "möglichst immer wieder entspannt" alles mögliche spielen kann - sichtbar ist das bei professionellen Klavierspielern an der Geschmeidigkeit und Lockerheit der Bewegungen. Der Weg dahin ist allerdings recht lang.
Das Gefühl für Spannung/Entspannung ist ja schon im Detail nicht ganz einfach: wer kann
wirklich eine Taste mit einem Finger gedrückt halten, aber dabei die anderen Finger völlig schlapp auf die Tasten ablegen? Und die nächste Stufe ist: wer kann das beim spielen einer einfachen Melodie? - - - hier sind einige Übungen von Prof. Peter Feuchtwanger gerade im Detail sehr aufschlußreich und hilfreich. Vor einiger Zeit wurde in diesem Forum einmal die Übung, z.B. in der rechten Hand die Tonfolge c-d-e-f-g mit dem Fingersatz 5-4-3-2-1 zu spielen, ebenso vehement wie kenntnislos bespöttelt. Gerade diese Übung, durch alle Quintlagen hindurch, schult das Empfinden für einen synchron agierenden und stets erneut entspannten Spielapparat.
Wenn von "möglichst entspanntem Klavierspiel" die Rede ist, dann ist mit dieser Formulierung realistisch eher ein
möglichst spannungsfreies Klavierspielen gemeint! Da sich im Detail viele kleine (und meist unnötige, will sagen unnütze) Spannungen akkumulieren, ist es nie falsch, gerade im Detail (was passiert in und mit der Hand) aufmerksam zu sein. Vermag man das noch nicht zu erfühlen, so sind die Übungen nach Feldenkrais, Alexander und Jokobsen
zum bewußt werden und erspüren in jedem Fall hilfreich.
ein Exempel für eine unnütze "kleine" Minispannung:
was bringt es, wenn ich mit 2 ein d anschlage, dabei aber zwei-drei andere Finger etwas über den Tasten in der Luft halte? wozu diese Mühe (auch wenn man sie direkt kaum merkt)?? und dergleichen sammelt sich...
des weiteren:
man wird beim Klavierspiel
immer in Bewegung sein - diese ständige Bewegung mit der Musik, mit den Tönen, kann als natürlich und "spannungsfrei" wahrgenommen werden, total entspannt im Sinne restloser muskulärer Entspannung ist sie nicht.
Alfred Brendel: die nötige Balance zwischen Spannung und Entspannung!
Gruß, Rolf