Stücke für Jugend musiziert

Es geht nur um unterschiedliche Auslegung des Falles, du hast die Jumu Teilnahme als Killer des Berufswunsches aufgefasst, was meiner Meinung nach aber nicht die Intention der Schilderung des Jumu-Teilnehmers traf. Er wollte nur aufzeigen, dass die Bewertung eindeutig seinen Leistungszenit aufgezeigt hat, im Positiven als persönliche Bestleistung und gleichzeitig als Denkanstoß, den Berufswunsch zu andern. Wenn unbedingt Musikpädagogik gewollt gewesen wäre, hätte es Mittel und Wege gegeben. So stark war der Drang aber nicht....bzw. um es krasser zu sagen, die Schulmusik war halt nur angedachtes Ausweichmanöver und nicht Selbstzweck.

Ehrlich gesagt, angehende Vollblut Schulmusiker, genauso wie Sportlehrer , sind spätestens als Jugendliche schon im Verein, oder ähnlichem als Gruppenleiter, Chorleiter (Assistent) und co. unterwegs, weil eben die Arbeit des zur Musik anleiten ein innerer Drang ist.

Ich z. B. war als 14jährige Vorturnerin (Kinderturnen leiten, mit aber einem Hauptverantwortlichen volljährigen Übungsleiter in der Halle), als 16jährige Übungsleiterin (alles Ausbildungen des DTB), als 18jährige mit dieser Ausbildung abendliche Frauengymnastik und gemischtes Turnen allein verantwortlich, vollwertige bezahlte Kraft im Verein). Alle dachten ich studiere das dann auch (meine Richtung hat sich aber komplett gedreht zur Ingenieurin).

Bei Musikpädagogik sollte es ähnlich ablaufen, Einzelkämpfer im Soloinstrumentalbereich sind geradezu unpassend für Breitenunterricht Musik....
 
natürlich nicht für den Breitenunterricht, aber für freaks

Das alte dumme Cliché vom Virtuosen, der nicht unterrichten kann (vor allem keine Anfänger, als ob's da nicht gerade drauf ankäme!) und vom unfähigen Pianisten, der zum Ausgleich für seine Unfähigkeit von einem nach Gerechtigkeit strebenden 'lieben Gott' pädagogisches Talent geschenkt bekommen hat sollte doch endlich mal überwunden sein!
Grundsätzlich gilt auf allen Gebieten menschlicher Kompetenz je besser eine/r ist, desto besser kann er auch unterrichten.
Leider gibt's auf unserem Gebiet tatsächlich eine Ausnahme: wer seine Fähigkeiten bereits vor dem Erwachen seines Verstandes erworben, nie weiter entwickelt hat und in den Instinkt abgesenkt hat, der wird ohne erneutes bewusstes Erlernen wohl kein guter Lehrer sein.
Nach meiner Erfahrung ist das aber eher selten!
 
@maxe zitiert ja gern Daniel Barenboims Odysse mit seiner damaligen Suche nach einem Klavierlehrer für seinen damals kleinen Sohn in Berlin. Er meint den richtigen hätte es nicht gegeben, Berlin hätte sehr schlechte gute Klavierlehrer für kleine Kinder, weshalb sein Sohn dann bei einem stlv. Konzertmeister eines anderen Klangkörpers Violinenunterricht bekam, gute Violinenlehrer für Kinder gäbe es wohl in Berlin mehr ??
 

Aha! Ich lese hier heraus, daß dir der Wettbewerb den Spaß ein einem Musikberuf verdorben hat.

Den Spaß an einem Musikberuf hat mir das nicht genommen. Es hat aber dazu beigetragen, abzuwägen, ob ich das tun sollte oder nicht und die Grenzen des eigenen Könnens abzustecken.
Ich bin jetzt Ingenieur und bereue die Entscheidung im Übrigen nicht. Das hat folgende Gründe:

1. Vielleicht hätte ich den Eignungstest nicht gepackt
2. Vielleicht hätte ich den gepackt. Dann hätte ich mein Programm ordentlich abgeliefert und hätte mich eingeschrieben. Dann wäre aber nicht unwahrscheinlich im Studium meine Mozart- und Haydnschwäche aufgefallen und ich hätte mich eventuell ziemlich durchquälen müssen.
3. Wenn mir das Studium Spaß gemacht hätte, käme danach der Beruf. Wäre ich Klavierlehrer von begabten Schülern, wäre das eine tolle Sache. War aber denkbar unwahrscheinlich. Die Realität wäre wahrscheinlich gewesen, unmotivierten Schülern in der Schulklasse oder unmotivierten Klavierschülern oder Jedem Kind sein Instrument- Teilnehmern Kinderlieder beizubringen.


Seltsames Bild von Schulmusik, das du da pflegst. Die meisten Wettbewerbskids dürften an der Aufnahmeprüfung (für Schulmusik!) in Köln z.B. scheitern, weil es eben nicht nur ums Notendreschen geht

Vor Theorie, Gehörbildung etc. hatte ich da keine Angst. Das hat eine Bekannte von mir für Schulmusik an der Folkwang in Essen auch gepackt und der war ich bei Weitem überlegen. Wobei in den letzten zwei Jahren vorm Abitur klar war, dass ich das nicht mache.



Ach und noch was zum Wettbewerb:
Ich weiß nicht, wie es woanders ist. Bei uns war es aber doch so, dass jemand, der ohne Preis nach Hause gefahren ist, in der Regel ziemlich schief angesehen wurde. Im Prinzip galt man als nicht geeignet für den Wettbewerb, wenn das passiert ist.
Das sollte, wenn das Programm der TE einigermaßen vernünftig gespielt wird, aber kein Thema sein.
 
Ich kenne schon einige Leute, die recht ordentlich Liszt Etüden spielen können und - auch! - frustfrei ziemlich guten Anfängerunterricht machen!
Nur ist besteht der Unterschied darin, dass ein besonders guter Solist, das Unterrichten noch zusätzlich und ausgewählt macht, und vielleicht im Lauf der Karriere Schwerpunkte versetzt (Familie, Kinder...ec.)

Davon war aber nicht die Rede, es ging um die, die in das künstlerische Fach nicht aufgenommen werden und ersatzweise auf Lehramt studieren (Kirchenmusik ec.). Das sind keine Privatlehrer, sondern sie sollen pädagogisch mit Gruppen umgehen können in Hinsicht auf Musik. Dafür muss man eine Ader haben.

Ein Ubungsleiter für Breitensport ist ja auch nicht mit einem Trainer für spezifischen Leistungssport gleichzusetzen. Und nicht jeder Ausnahmesportler wird später Trainer oder Sportlehrer an der Schule.
 
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Wobei ich jetzt nicht von dem ausgegangen bin, was man können sollte, um den Job gut zu machen, sondern von dem, was nötig ist, den Eignungstest zu bestehen.
 
Ihr müsst auch bedenken, dass ein 18- bis 19-jähriger Bewerber nicht die (Lebens-) Erfahrung hat, die ihr jetzt habt. Er kann nur begrenzt einschätzen, worauf es bei den (sehr!!) verschiedenen Berufen tatsächlich hinausläuft und denkt tatsächlich vielleicht in erster Linie an 1. Welche AP bestehe ich und 2. Hat mein Beruf dann was mit Musik zu tun.

Besteht man für Schulmusik und für IP nicht, akzeptiert man das (oder macht die AP für IP später nochmal) und wächst in diesen Studiengang hinein. Man stellt sich immer mehr darauf ein, was man später arbeiten wird, und erkennt, worum es geht. Die meisten werden dann damit zufrieden sein. Sie studieren ja nicht zum Schein Konzertexamen und werden plötzlich vor die Klasse gestellt.
Wie überall gibt es auch Studenten, denen irgendwann auffällt, dass ihnen dieser Beruf doch nicht taugt. Dann machen sie eben was anderes, davon geht die Welt nicht unter.

Längst nicht alle, die mit Schulmusik beginnen, werden danach überhaupt Schulmusiker! Es ist ein sehr guter, allgemein breit aufgestellter Studiengang, um zu entdecken, was für musikalische Talente man hat. Folgende Studiengänge werden "gern" noch hinterher studiert: Orchesterleitung, Blasorchesterleitung, Chorleitung, Musiktheorie, Gesang, Instrumentalpädagogik, vielleicht sogar Elementare Musikpädagogik oder Komposition.
 
Folgende Studiengänge werden "gern" noch hinterher studiert: Orchesterleitung, Blasorchesterleitung, Chorleitung, Musiktheorie, Gesang, Instrumentalpädagogik, vielleicht sogar Elementare Musikpädagogik oder Komposition.
Vergiss Bereiche wie Jazz und Popularmusik, den kirchenmusikalischen Sektor zumindest in Teilbereichen oder Chanson/Musikkabarett nicht, die Du oftmals so gar nicht an der Hochschule studieren kannst! Ich für meine Person habe jahrelang einen großen Teil meines Einkommens als professioneller Unterhaltungspianist verdient. Hauptbetätigungsfelder hierfür sind Hotellerie, Gastronomie und die Touristikbranche. Durch ein großes Netzwerk im kirchenmusikalischen Bereich spiele ich in katholischen und evangelischen Kirchengemeinden im Jahreslauf vermutlich mehr Orgeldienste als viele hauptamtliche Kirchenmusiker. Vor Chören und Instrumentalensembles stehe ich seit vielen Jahren, selbst dort werden Seiteneinsteiger durchaus engagiert und sollten sich zu diesem Status ruhig bekennen, Ehrlichkeit kommt auch hier am besten an. Aus den Hochschulen der Neuen Bundesländer stammt die Alternative, das anspruchsvolle und interessante Fach Korrepetition studieren zu können. Absolventen finden durchaus Arbeitsmöglichkeiten nicht nur an vielen Musiktheatern.

Besonderheiten im künstlerischen Werdegang zahlen sich oftmals viele Jahre später erst aus und können einem unvermutete Perspektiven eröffnen. In meinem Falle waren es der pianistischen Ausbildung vorausgegangene Erfahrungen auf Sakralorgeln und elektronischen Tasteninstrumenten unterschiedlicher Art. Merke: Chancen kommen immer wieder - übe man sich also ruhig in der Kunst, selbige zu erkennen und zu nutzen. An "Jugend musiziert" habe ich übrigens in jungen Jahren nicht ein einziges Mal teilgenommen und hatte niemals Unterricht an einer Musikschule. Es führen nun mal viele Wege nicht nur nach Rom.

LG von Rheinkultur
 

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