Stärke der Dämpferfedern

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17. Aug. 2009
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Liebe Klavierbauer,

An meinem 1970er Ibach (ca. 112 cm, laut der originalen Rechnung ein "Typ B") sind sehr starke Dämpferfedern verbaut. (Typische kleine Rennermechanik dieser Jahre.)

Das Nieder- und Aufgewicht bei getretenem rechten Pedal liegt im relativ normalen Bereich, wenn auch bei einigen Tönen etwas viel Reibung vorliegt, vor allem in den Hammerkapseln. Wenn ich jedoch ohne rechtes Pedal spiele, so ist der Anschlag sehr schwer - am Übergang von den gedämpften auf die ungedämpften Töne ganz deutlich zu merken! Das Niedergewicht erhöht sich beim Loslassen des rechten Pedals teilweise drastisch! Genaue Messungen muss ich nochmal machen, aber mit Münzen komme ich (ohne Dämpfung) auf ca. 52 - 56 g Niedergewicht, während es mit Dämpfung teilweise fast das Doppelte ist! In Einzelfällen hebt die Taste mein Testgewicht (sagen wir 50 g) sogar wieder teilweise hoch, wenn ich das rechte Pedal loslasse.

Ich habe, auf Anraten einiger Klavierbauer des englischen Schwesterforums, einige Töne mit den strammsten Dämpferfedern ausgesucht, und nachdem ich geprüft habe, dass das Problem nicht etwa an schwergängigen Achsen liegt, habe ich die Federn vorsichtig gestreckt, indem ich sie mit einem Haken in Richtung Hammernuss gezogen habe. Das hat den Anschlag schon wesentlich verbessert, ohne dass etwa die Dämpfung an Effektivität verloren hätte.

Zugegeben, die Filze, die vom Dämpferlöffel betätigt werden, sind schon ziemlich eingedrückt, erzeugen also auch erhöhte Reibung, aber ein Großteil des schweren Anschlags liegt bestimmt an den (über-)starken Dämpferfedern. Man sagte mir "drüben", dass die Klavierbauer der 60er, 70er Jahre zu immer kleineren Dämpfern griffen (Kosten einsparen), und dafür immer stärkere Federn zum Einsatz kamen. Insbesondere ein erfahrener Klavierbauer meinte, dass die Federkraft alleine nicht unbedingt gute Dämpfung bringt, sondern dass der Dämpfer selbst schwer genug sein muss. Man könne also, wenn man die Federkraft heruntersetzt und Probleme mit der Dämpfung bekommt, z.B. eine Messingkapsel verwenden, oder als Notbehelf Bleigewichte an den Dämpferdraht klipsen. Wie weit man allerdings mit dem Senken der Federkraft gehen kann, dazu haben sie sich nicht geäußert, sondern meinten sinngemäß "nach Gefühl".

Meine Frage ist also diese: gibt es, in diesem Fall für eine kompakte Rennermechanik, Richtlinien (z.B. maximale Gramm-Werte), wie stark die Feder den Dämpfer an die Saite(n) drücken sollte, so dass der Anschlag nicht zu sehr darunter leidet? Momentan habe ich wiegesagt einige Federn leicht gestreckt, aber ich würde gerne einen möglichst konstanten Wert anstreben, der auch ohne getretenes r. Pedal einen akzeptablen Anschlag erlaubt - möglichst ohne damit die Dämpfung zu beeinträchtigen.

Für eure Ratschläge wäre ich dankbar.

Ciao,
Mark
 
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ca. 50 gramm am Dämpferpüppchen vielleicht?!?

Irgendwie so eine Zahl war das zumindest...
 
Hast Du den Halbgang kontrolliert?
Dieser wirkt sich immens auf das Spielgefühl aus.
Der Dämpfer sollte etwa beim halben Hammerweg abheben.
Evtl. kann man den Dämpfer auch noch später kommen lassen, das müsste man aber am Instrument beurteilen.
 
Hallo,

Ja, den Halbgang habe ich kontrolliert. Er ist nicht sehr konsequent eingestellt. Teilweise heben sich die Dämpfer schon etwas vor dem halben Hammerweg, aber meist erst auf ca. 2/3 Strecke.

Aber es ist so, dass ich, wenn ich die Taste langsam und sachte hinunterdrücke, also mit nur einem Finger, den Punkt ganz deutlich fühlen kann, wo der Dämpfer angehoben wird. Dort nimmt das Niedergewicht schlagartig und drastisch zu. Und das ist bei beiden so: den "frühen" und den "späten".

Den Halbgang wollte ich eigentlich erst regulieren, nachdem ich die Filze der Dämpferhebel mit einem feuchten Tuch und heißem Eisen aufgefrischt habe, bzw. falls das nichts bringt, sie ersetzt habe.

Meinst du, ich soll testweise mal den Halbgang eher später stellen?

Eine Bestätigung bzw. Ergänzung dessen, was Moehre schrieb, würde mich auch freuen.

Ciao,
Mark
 
Lass den Dämpfer mal testweise noch später abheben, das bewirkt Wunder.

Einen festen Wert für die Dämpferandruckkraft gibt es nicht, idealerweise gleichmäßig, so gering wie nötig und vom Bass zum Diskant abnehmend.
Die Dämpferfedern haben drei unterschiedliche Stärken.

Die Verwendung kurzer Dämpfer hat nichts mit Sparmaßnahmen zu tun:
Bei den kleinen Mechaniken ist wenig Platz.
Nach oben kann der Dämpfer nicht länger sein, sonst stößt er am Hammerfilz an, nach unten kann er nicht länger sein, sonst müsste die Auslenkung der Dämpfertangente größer sein, dass der Dämpfer am unteren Ende auch noch weit genug von der Saite abhebt. Je größer die Auslenkung ist, desto stärker muss die Feder gespannt werden.
 
Die moderneren Dämpferfedern haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie strammer werden mit der Zeit. Man muss bei Klavieren der letzten 40 Jahre unentwegt die Dämpferfederspannung nach unten korrigieren.

Es geht wirklich ums Gefühl. Man schwächt und guckt, ob noch genügend gedämpft wird. Wenn es dämpft, ist es OK und wenn nicht, muss man wieder spannen. Das Abheben der Dämpfer kann ruhig nach dem halben Weg sein, wenn der Klang bei leisen Staccato Anschlägen nicht behindert wird bzw. der Filz die Saiten freigibt - vor allem bei den Keildämpfern kann das problematisch sein. Man kann die Keildämpfer, so sie zu sehr einfallen, auch beschneiden. Das ist aber ein heikle Arbeit, vor allem, wenn man damit nicht vertraut ist.

LG
Michael
 
Hallo Mark,
stell doch am besten den Halbgang möglichst auf halb ein, wie der Name sagt. Wenn, wie bei dir, stramme Federn erst bei 2/3 abheben, ist das fürs Spielgefühl äußerst nachteilig, weil sich der auftretende Widerstand dann nahezu simultan mit dem weiteren Zusatzwiderstand der Stoßzungenauslösung mischt, und dies im besonders sensiblen unteren Tastendruckbereich. Bei so einer Einstellung ist gleichmäßiges Leisespiel auch für versierte Pianisten/innen kaum möglich, und auch die geschmeidige Repetition leidet erheblich.
Wenn du nur die Federn schwächst, aber die Zweidrittelabhebung lässt, dann können bei beherztem Spiel die Dämpfer tanzen, weil sie nicht mehr von der Prallleiste bedämpft werden. Und das simultane Auftreten der Widerstände hast du dann immer noch, wenn auch leicht abgeschwächt.

Also: Dämpferlöffel auf Halb-Gang kröpfen (sehr fummelig, trotzdem bitte gleichmäßig), Federn so schwach wie noch vertretbar. Ggf. Dämpferlöffel nachpolieren und eventuell mit trockenem Gleitmittel nachbehandeln. Die Tangenten-Garnierungen brauchst du nur zu wechseln, wenn sie wirklich kaputt sind, also anfangen zu klappern oder sich mit den Löffeln verhaken.

Übrigens, neben dem von Michael erwähnten Störpotenzial, das bei den Keildämpfern auftreten kann, gibt es bisweilen bei überstrammen Dämpferfedern auch Probleme bei den ganz tiefen Tönen. Die Dämpfer auf den einsaitigen Basstönen sind manchmal so breit gequetscht, dass sie sich gegenseitig behindern. Das gibt dann nochmal zusätzlich Reibung, und schlechte Dämpfung obendrein. Sollte dies bei dir bereits so sein, dann müssen die Tiefbass-Dämpferpüschel seitlich mit einem sehr scharfen Cutter vorsichtig beschnitten werden.

Gruß
Martin
PianoCandle


... und aus Krach wird Klang
 
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Guten Vormittag nach Deutschland / Österreich!

Vielen Dank für eure diversen Antworten!

@ Klavierbaumeister:
Deine Erklärung für die kleineren Dämpfer (aus Platzgründen) leuchtet sofort ein. Übrigens: an meinem Ibach sind die Dämpfer(drähte) so eingestellt, dass der Dämpfer im leicht gehobenen Zustand oben etwas näher an der Saite steht als unten - vor allem bei den weichen, flachen Dämpfern der dreichörigen Töne. Vermutlich hat das genau damit zu tun, dass die Auslenkung unten kleiner ist als oben.

@ Michael:
Danke, insbesondere für den piano&staccato-Test für (zu) späten Halbgang, und die Info, dass ich mit den strammen Federn nicht allein dasitze. Ja, die Keildämpfer an meinem Ibach sind schon ein Stück weit eingefallen, aber längst nicht soviel wie z.B. an meinem Otto Bach (Zimmermann), das immer noch herumsteht. Dort sind sie schon fast komplett eingedrückt, also eher T-förmig. (Aber trotzdem effektiv - und der Anschlag ist, man staune, VIEL leichter als am Ibach - fast "stolpert man in die Tasten".)

@ Martin:
Ja, es ist tatsächlich so: die Auslösung ist ohnehin nicht mehr sehr geschmeidig, weil die Nussleder teilweise auch schon etwas eingespielt sind. Bei den Tasten mit späterem Halbgang kommt nun beides zusammen: Auslösung und hartgefederte Dämpfung. Obwohl ich die Auslösung ziemlich penibel eingestellt habe, ist ein leises Spiel und geschmeidige Repetition merklich behindert. Ich bin, weiß Gott, kein Konzertpianist, scheue auch eine Einspielung hier im Forum, aber selbst kleine Pralltriller fallen am Ibach ungewohnt schwer.

Ich bin momentan noch auf der Suche nach Regulierwerkzeug, insbesondere Kröpfeisen für Dämpferlöffel (und Stimmhammer - ein eigenes Thema) - hier in Südafrika kein triviales Unterfangen - und werde den Halbgang im Rahmen einer systematischen Regulierung einstellen. (Habe das Buch von Arthur Reblitz zur Hand, "Piano Servicing, Tuning, and Rebuilding".) Hierbei den Halbgang von der Auslösung zu trennen, erscheint mir sinnvoll. Da ich aber in dem Zusammenhang auch Tasten geradelegen und den Tiefgang neu einstellen muss, muss ich u.a. auch Vorderdruck- und Waagebalkenscheiben bekommen. (Hammerweg ist in Ordnung.)

Die Dämpferlöffel sehen sehr glatt aus, im Grunde wie poliert. Die Tangentengarnierungen sind eingedrückt, aber keineswegs "durch". In meinem Album sind ein paar Fotos, ab Nr. 34, ca. halbwegs durch's Album:

Klickst du sanft hier...

Die Dämpferpüschel im Bass sind etwas breitgedrückt, aber berühren einander noch nicht. Das behalte ich im Auge. An meinem alten Zimmermann ist das schon viel schlimmer, da "raspelt" es teilweise schon hörbar.

Euch allen nochmals vielen Dank!

Mit herzlichen Grüßen aus Pretoria, wo der Winter nochmal ordentlich nachgeklappt hat, heut morgen mit Reif!

Mark
 
Wenn, wie bei dir, stramme Federn erst bei 2/3 abheben, ist das fürs Spielgefühl äußerst nachteilig, weil sich der auftretende Widerstand dann nahezu simultan mit dem weiteren Zusatzwiderstand der Stoßzungenauslösung mischt, und dies im besonders sensiblen unteren Tastendruckbereich.

Beim Halbgang orientiert man sich am Hammerweg und nicht am Tastenweg.
Das Übersetzungsverhältniss ist etwa 1:5, d.h., bei 1mm Tastenbewegung legt der Hammer 5mm zurück. Den Tastengang zu messen wird da zu ungenau.

Bei einer Steighöhe (=Abstand von Hammerscheitel in der Ruhelage zur Saite) von typischerweise 45-47mm läge der Halbgang bei etwa 23mm, die Auslösung sollte bei etwa 2-3mm liegen.
Selbst wenn man berücksichtigt, dass die Stoßzunge bereits minimal vor der Auslösung an der Auslösepuppe anliegt und ab diesem Zeitpunkt die Stoßzungenfeder gespannt wird, gibt es noch viel Luft zwischen Halbgang und Auslösung, das fällte nicht so einfach zusammen.

Zumeist kann der Halbgang also bedenkenlos etwas später, also näher zur Saite gelegt werden.

Kontrolliere auch mal die Spieltiefe, die sollte beim Ibach bei etwa 10mm liegen.
Wenn diese zu groß ist, wird das Spielgefühl bei ansonsten korrekter Regulierung auch schwerer, weil die Dämpfer unnötig weit ausgelenkt werden.
 
Die Dämpferlöffel sehen sehr glatt aus, im Grunde wie poliert. Die Tangentengarnierungen sind eingedrückt, aber keineswegs "durch". In meinem Album sind ein paar Fotos, ab Nr. 34, ca. halbwegs durch's Album:

Klickst du sanft hier...

Die Tangentengarnierungen brauchst du tatsächlich nicht austauschen. Einen Trick mit feuchtem Tuch und heißem Eisen war mir bisher nicht bekannt. Womit ich gute Erfahrungen gemacht habe, ist folgendes: mit Schleifpapier etwas von dem Filz wegschleifen, so dass die Vertiefungen verschwinden. Und zwar sowohl von dem Löffel als auch von der Abhebestange auf Höhe der Madenschraube. Ist ja noch genug Filz vorhanden. Anschließend dann die Madenschrauben weiter herausdrehen und dann die Dämpfungsabhebung neu zappeln lassen. Denn oft sind die Madenschrauben viel zu weit reingedreht, so dass sich der Filz zu sehr abhebt. Am besten alle Madenschrauben gleichmäßig eine oder eine halbe Umdrehung herausschrauben und dann neu zappeln lassen. Zappeln bezeichnet das Abheben der Dämpfung wenn man das Pedal tritt, und das soll ja gleichmäßig sein.

Das Schleifen des Filzes hat 2 Effekte: einerseits verschinden die Vertiefungen, andererseits auch Schmutz. Ich hatte schon mehrfach Klaviere, wo bei seeehr langsamen Treten des Pedals ganz fiese knarzenden Geräusche zu hören waren. Zuerst hatte ich die Dämpferfedern in Verdacht, aber diese zu fetten hatte keinen Effekt. Dann hatte ich die Abhebestange poliert und gefettet, aber das Knarzen blieb. Schließlich hab ich dann die Tangentenfilze geschliffen und die Madenschrauben herausgedreht und das Knarzen war weg.
 
Hallo,

@ Klavierbaumeister:
Die Auslösung ist auf ca. 3 mm eingestellt, im Diskant noch etwas weniger. Hammerweg beträgt, je nach Bereich, 43 bis 46 mm - den richte ich noch genauer, bevor ich an den Rest gehe. Den Halbgang kann ich dann vielleicht eher gegen knapp-30 mm einstellen? Die Spieltiefe ist an meinem Ibach auch nicht sehr gleichmäßig, aber allgemein etwas klein, ca. 9 bis 9,5 mm. Beim leisen Spiel bzw. wenn ich nicht sehr fest in die Tasten greife, neigen einige Töne trotz guter Fänger und genug Bändchenluft zum Trommeln, daher habe ich die Auslösung noch nicht kleiner als 3 mm gestellt. Zu groß ist die Spieltiefe wiegesagt nicht, eher im Gegenteil.

@ Tastenscherge:
Den Trick mit Dampf habe ich von dem französischen Konzerttechniker von "drüben" auf PianoWorld. Es wird erst mit einem kurzen Dampfstoß der Filz aufgeplustert, dann mit trockener Hitze glattgebügelt - so zumindest die Theorie. Ron Koval (DrWoodwind auf youtube) macht bei vielgespielten Instrumenten dasselbe mit Hammerköpfen, bevor er sie abzieht, so dass beim eigentlichen Abziehen möglichst wenig Material abgetragen werden muss.

In der Tat, die Madenschrauben der Dämpfer sind alle recht weit hineingeschraubt! Und das Knarzen bei ganz langsamem Treten des r. Pedals hat auch mein Ibach!

Ich vermute, es kann nicht schaden, den Filz bzw. das Tuch erstmal ein wenig mit Dampf und Hitze aufzufrischen, und danach evtl. abzuschleifen, um verbleibende Vertiefungen weitestgehend zu entfernen. Dasselbe will ich übrigens an den Hebegliedfilzen versuchen.

Ciao,
Mark
 

Ich bin momentan noch auf der Suche nach Regulierwerkzeug, insbesondere Kröpfeisen für Dämpferlöffel (und Stimmhammer - ein eigenes Thema) - hier in Südafrika kein triviales Unterfangen - und werde den Halbgang im Rahmen einer systematischen Regulierung einstellen. (Habe das Buch von Arthur Reblitz zur Hand, "Piano Servicing, Tuning, and Rebuilding".) Hierbei den Halbgang von der Auslösung zu trennen, erscheint mir sinnvoll. Da ich aber in dem Zusammenhang auch Tasten geradelegen und den Tiefgang neu einstellen muss, muss ich u.a. auch Vorderdruck- und Waagebalkenscheiben bekommen. (Hammerweg ist in Ordnung.)

Hallo nach Pretoria, Mark *fröstel*

für die Dinge, die du brauchst, findest du hier im Forum sicher viele Helfer bzw. Umwegbereitsteller oder Postwegüberbringer. Daran wird nichts scheitern...

Vorderdruck- und Waagebalkenscheiben am besten nur dann wechseln, wenn sie definitiv nicht mehr brauchbar sind. In allen anderen Fällen ist es günstig, weiterhin die langjährig eingespielten Textilscheiben zu verwenden, weil die sich in der Dicke (fast) nicht mehr verändern. Wenn ihre Stärke für die korrekte Tastenregulierung nicht korrekt ist, dann hilf unter den Scheiben mit Papierscheibchen nach, die in vielen unterschiedlichen Stärken zu bekommen sind. Dabei kannst du dir auch mit selbst geschnittenen oder gestanzten Eigenkonstruktionen behelfen. (In diesem Fall brauchst du als Beilage an den Waagebalkenscheiben möglicherweise sehr dünnes Papier, an den Vorderdruckscheiben möglicherweise sehr dickes.) Bevor du die Tasten am Waagebalken geradlegst, überprüf auf jeden Fall das hintere Tastenruhelager auf Schmutz, Fremdkörper oder Losleimungen. Und außerdem kontrolliere alle Schrauben im Tastentisch (vor allem die unter den Tasten) auf festen Sitz.

Tastentiefgang: Strebe 9,5-10mm (min/max) an. 9mm ist ungünstig, insbesondere bei strammen Dämpferfedern und später Abhebung. Schon in meinem letzten Posting wollte ich den Trommel-Verdacht äußern, den du nun ungefragt bestätigtest.
Hinsichtlich des Trommelns und der schwergängigen Auslösung könnte auch feine Nacharbeit an den Hammernussgarnierungen und den Stoßzungenspitzen förderlich sein - sofern du Lust verspürst, die gesamte Mechanik komplett auseinander zu nehmen...

Gruß
Martin
PianoCandle


... vom Stolpern zur Spielart
 
Hallo Martin,

für die Dinge, die du brauchst, findest du hier im Forum sicher viele Helfer bzw. Umwegbereitsteller oder Postwegüberbringer. Daran wird nichts scheitern...

Darauf komme ich womöglich noch zurück. Der besagte frz. Klavierbauer hatte mir zwar aufgrund meiner Fotos und Beschreibungen quasi ein Care-Paket angeboten, inklusive Stimmhammer, Regulierwerkzeug und diverser Renner-Materialien, aber nun, sprichwörtlich um 5 vor 12, schreibt er, dass der Stimmhammer die Einsätze nicht sonderlich gut festhält, also überlege ich, das ganze Geschäft abzublasen. Ggf. setze ich dann ein Gesuch in die Clavio-Kleinanzeigen.

Vorderdruck- und Waagebalkenscheiben am besten nur dann wechseln, wenn sie definitiv nicht mehr brauchbar sind.

Sorry, ich hatte mich schlecht ausgedrückt. Die Textilscheiben (Kasimir am Waagebalken? Filztuch am Vorderdruck?) an sich sind noch gut - es geht lediglich um einen Vorrat der darunter befindlichen Papierscheiben. Klar, selber machen geht auch - bräuchte nur eine Lochschere.

In den meisten Fällen muss ich ja Papierscheiben herausnehmen, insofern geht's vielleicht sogar ohne Vorrat.

Bevor du die Tasten am Waagebalken geradlegst, überprüf auf jeden Fall das hintere Tastenruhelager auf Schmutz, Fremdkörper
Check! Wurde gründlichst abgesaugt.
In einigen Bereichen ist der Streifen kaum noch verleimt, falls er es jemals war. Aber verschieben tut er sich nicht. Evtl. kann ich mit einem Spachtel etwas Leim nachschieben.
Und außerdem kontrolliere alle Schrauben im Tastentisch (vor allem die unter den Tasten) auf festen Sitz.
Check! Die sind fest.

Tastentiefgang: Strebe 9,5-10mm (min/max) an.
Check! Mein Messblock ist schon angefertigt und auf 9,8 mm heruntergeschliffen.

Hinsichtlich des Trommelns und der schwergängigen Auslösung könnte auch feine Nacharbeit an den Hammernussgarnierungen und den Stoßzungenspitzen förderlich sein - sofern du Lust verspürst, die gesamte Mechanik komplett auseinander zu nehmen...

Ja, solche Arbeiten sind für mich therapeutisch, vor allem, wenn ich sie im warmen Haus machen kann, nicht in der kalten Garage. Reblitz schreibt u.a., dass man unter einer etwas eingefallenen aber noch brauchbaren Nussgarnierung Garn / Wollfaden durchziehen kann - quasi "ausstopfen".

Ciao,
Mark
 
In einigen Bereichen ist der Streifen kaum noch verleimt, falls er es jemals war. Aber verschieben tut er sich nicht. Evtl. kann ich mit einem Spachtel etwas Leim nachschieben.

... prächtigst, Mark - aber Achtung: Der Ruhelager-Streifen sollte nur vorn (also an seiner zum Klavierspieler gerichteten Langseite) auf dem Klaviaturboden befestigt sein, damit sein "Hinterteil", das die eigentliche Polster-Arbeit leistet, komplett klebstofffrei ist.

-m-
 
Danke, Martin, hab's verzeichnet. Auch Michael (glaube ich) hatte darauf schon mal in einem früheren Faden oder einem seiner Videos hingewiesen. Besser einmal zuviel als zu wenig. ;)
 
Hallo,

Ich habe am Wochenende alle Dämpfer ausgebaut und mit meinen Arbeiten angefangen. Michael fragte, nachdem ich das in einem anderen Thread erwähnte, warum ich sie alle ausgebaut habe. Siehe hier:
https://www.clavio.de/forum/161088-post47.html

Meine Antwort lautete dann:
https://www.clavio.de/forum/161198-post48.html

Kurzfassung:
Ich habe die Dämpfer ausgebaut, weil
1) Die Federn und die Filzpolster in den Nuten der Tangenten verschmutzt sind (altes, klebriges, harziges Fett)
2) Einige Dämpferachsen schwergängig sind (waren)
3) Das Schwächen der Federn im eingebauten Zustand nicht gleichmäßig gelungen war
4) Ich die Abhebestange polieren will: leichter Flugrost, nicht mehr sauber
5) Ich die Löffel polieren will: teilweise etwas dumpf
6) Ich die Tangentenfilze (Löffelfilze) mit feuchtem Tuch und heißem Eisen aufpluschen will, ggf. bügeln und/oder leicht abschmirgeln.

So. Ich habe also die Dämpfer auf einer relativ genauen, im Labor geeichten Küchenwaage (0 - 400 g, d = 10 g) ausgemessen, am Dämpferkopf, jeweils wenn die Kapsel genau im rechten Winkel zur Tangente stand, im Mittelwert zwischen "Aufgewicht" und "Niedergewicht". Im einchörigen Tiefbass fand ich alles von 90 g bis 55 g, im Bass 40 - 60 g, im Mittelbereich 30 - 55 g, und im Diskant 28 - 40 g. Zwischendrin waren immer einige erheblich schwächere Federn - mein voriger Durchgang im eingebauten Zustand war offensichtlich alles andere als gleichmäßig gelungen (dämpfte aber noch effektiv). Die Federn verhalten sich auch nicht alle identisch. Einige sind elastischer... man muss sie weiter strecken, um sie zu schwächen. Da kommt die Waage doch gut. Den Tiefbass habe ich nun probeweise auf 60 g, Tenor ca. 50 g, Mittelbereich gleichmäßig von 45 auf 35 g, Diskant von 30 auf 25 g.

Dann habe ich alle trotz trockenem Winter schwergängigen Achsen mit Spiritus(70%)-Wasser (30%)-Gemisch behandelt und alle Madenschrauben für die Abhebestange eine halbe Umdrehung herausgedreht, weil die Tangentenfilze erheblich gespannt waren.

Die kommenden Abende geht's dann weiter: behandelte Achsen auf Leichtgängigkeit prüfen, verklebte Federn und Nutenfilze reinigen, Abhebestange und Löffel polieren, Tangentenfilze probehalber mit feuchtem Tuch / heißem Eisen behandeln.

Ich wollte das allen Interessenten mitteilen und hoffe, angemessen vorzugehen - die Arbeitsschritte sind aus PianoWorld, dortigen privaten Nachrichten, Clavio und Arthur Reblitz's Buch "Piano Servicing, Tuning and Rebuilding" gesammelt. Ich will all die Schritte machen, weil ich annehme, dass sie summa summarum alle zu einer schwergängigen Dämpfung beitragen.

Ciao,
Mark
 
Hallo,

Wen es interessiert: Michaels Frage, warum ich das nicht alles einfach im eingebauten Zustand gemacht habe, kann ich u.a. wie folgt beantworten:

Weil ich das Filzlager einer Dämpferfeder lieber wie im "After" Bild habe als wie im "Before" Bild.

Das habe ich heute abend gemacht: bei allen Dämpfern die Feder, den Lagerfilz und teilweise auch den Tangenten- bzw. Löffelfilz vom alten, verharzten Schmierfett gereinigt.

Ciao,
Mark
 

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Hallo,

Und wieder zwei, drei Schritte weiter. Am Wochenende habe ich
1. Die Abhebestange poliert (Messingpolitur - sollte ich da noch mit einem anderen Mittel nachpflegen?)
2. Die Dämpferlöffel poliert (Dremel mit Polierscheibe aus Filz, ohne Politur)
3. Die Dämpferlöffelgarnierungen mit feinem Wassernebel aus der Sprühflasche benetzt und mit dem Bügeleisen geglättet.

Von letzterem zwei Bilder im Vergleich vorher/nachher im Anhang. (Dies war noch am Anfang; später hatte ich es besser raus, etwas feuchter, länger und wärmer zu plätten, so dass fast keine Mulde mehr blieb.) Der Leim blieb trotz der Behandlung fest, das habe ich extra geprüft.

Nun müssen nur noch die Federgarnierungen (-filze) geschmiert werden (Graphit? Kernseife?), dann kann die Dämpfung wieder eingebaut werden.

Ciao,
Mark
 

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Gestern abend kam ich endlich dazu, die Dämpfer wieder einzubauen.

Falls es jemanden interessiert, habe ich ein kurzes Video davon gemacht, um meine Arbeitsweise zu zeigen. Leider ist es sehr groß geworden (gut 200 MB - ich kenne mich nicht mit den diversen Formaten aus...)

http://www.youtube.com/watch?v=G5yE2C5lZLs

Fazit: mit den geschwächten und gereinigten Dämpferfedern, gereinigten Filzen, dampfgeplätteten Garnierungen, polierten Löffeln und freien Achsen spielt sich das Ibach wesentlich besser und gleichmäßiger. Die Dämpfung ist allerdings immer noch recht schwer - die Federn können also gelegentlich noch mehr geschwächt werden. Wenn man die Taste nur leicht mit einem Finger drückt, bleibt sie beim Einsetzen des Dämpfers abrupt stehen. Auch der Halbgang ist wild durcheinander - einige vor der Hälfte des Hammerwegs, andere sehr spät. Das werde ich gelegentlich richten.

Aber erstmal wollte ich mich für allen Rat bedanken, und Bericht erstatten!

Es ist ein guter Anfang geworden, und ich bin zufrieden und froh, zumal das Klavier sich merkbar besser als vorher spielt.

Schönen Abend wünscht
Mark
 
Hallo Mark,
schönes Video!
Sieht auch sehr professionell aus. :cool:

LG
Michael
P.S. Wenn Du eine Formatauswahl hast, dann nimm mp4 :)
 

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