Aber ich finde es ist schwerer es gleichmäßig zu spielen, als "mit Ausdruck".
Was verstehst du unter gleichmäßig spielen? Meinst du das Spiel mit gleichmäßigem Rhythmus und Takt?
Oder meinst du das Spiel mit gleichmäßiger Dynamik, also ohne Veränderung der Anschlagstärke?
Oder meinst du das Spiel mit gleichmäßiger Artikulation, also ohne Veränderung der Anschlagsdauer (z. B. ständig Legato, oder ständig staccato)?
Das sind drei grundlegend verschiedene Dinge. Man kann durchaus mit intensivem Ausdruck spielen, wenn man z.B. den Rhythmus und Spielfluss weitgehend gleichmäßig hält, aber sich um sangliche Dynamik oder sangliche Artikulation oder am besten beides bemüht, nur um mal ein Beispiel zu nennen. Das ist übrigens die Spielart, die ich bei Bach anstrebe (außer bei Passagen, die man zum Stylus Phantasticus zählen kann).
Wer es nicht schafft, ein Bachstück mit präzisem Rhythmus ohne Metronomhilfe zu spielen, bei dem klingt meist eine Rhythmusschwankung statt gewollt nicht gekonnt. Auch wenn man mit dem Stilmittel des Rubato extensiv arbeiten möchte bei Bach (bleibt ja jedem unbenommen), sollte man in der Lage sein, rhythmisch präzise zu spielen. Man hört nämlich den Unterschied.
Bei Haydnspaß z.B. klingt es für mich so, dass er auf jeden Fall in der Lage wäre, Bach rhythmisch präzise zu spielen, er will es nur nicht. Was ich völlig ok finde, bleibt jedem unbenommen. Man hört es eben leider oft auch in anderer Form bei anderen Leuten, und dann finde ich es unlauter, diese Rhythmusschwankungen als Rubato oder Agogik "verkaufen" zu wollen. Das ist dann keine Geschmacksfrage mehr, sondern sind Technikprobleme.
Ich hoffe, ich habe nun das Bachpflichtprogramm abgehakt und ihn nie wieder spielen muss. :-?
Mit dieser Einstellung würde ich an deiner Stelle kein Bach spielen, sondern mich dagegen verwahren. Bringt doch eh nix, wenn man nicht aus vollem Herzen dabei ist.