er erwaehnte dabei, alles diskutieren wie man Chopin genau spielen muss ist sinnlos, weil alles nicht mehr stimmt. Die ganze Ambiace von dazumal fehlt heute sind nur Technik, Computer diese Boxerfluege Geldl und die ganze Oberflaechlichkeit im Fordergrund , tiefe ist klein geschrieben. Ein guter sensibler Kuenstler Pianist findet von selbst seinen Chopin und dieser Meinung bin ich auch
und dann wird er ihn auch in einem großen Saal auf einem modernen Steinway finden, überzeugend darstellen und überwiegend darauf verzichten, dass man ihm einen Nachbau von 160 Jahre alten Instrumenten hinstellt - - auf diese Weise jedenfalls haben Cortot, Rubinstein, Horowitz und später Pollini, Michelangleli, Ashkenazy Chopin gespielt: und zwar sehr überzeugend. Ich wüsste nicht, was z.B. den Chopinschen Mazurken in den Interpretationen von Horowitz oder Michelangeli an Sensibilität fehlen würde!
Von heutigen "Boxerflügeln" kann keine Rede sein. Klingt auf einem heutigen sehr guten Konzertflügel Chopin schlecht, so liegt es am Spieler oder der Aufnahmentechnik oder beidem, aber nicht am Instrument.
Kritisch ist die Frage nach dem "authentischen Klang": Beethoven, Chopin, Schumann Liszt
überforderten die meisten (nicht alle) Instrumente ihrer Zeit, sowohl bzgl. dynamischer Forderungen als auch hinsichtlich der mechanischen Repetitionsfähigkeit. Aber keiner dieser Komponisten war so unrealistisch eingestellt, dass er für ein noch gar nicht vorhandenes Instrument komponiert hätte! Das massive fortissimo der Etüde op. 25 Nr.10 (Oktaven) von Chopin sowie die Transkription der Berliozschen fantastischen Sinfonie von Liszt demonstrieren deutlich genug, was nahezu zeitgleich beide Komponisten von Spieler wie Instrument erwarteten.
Betrachtet man die Klavierliteratur von 1830-50, so finden sich zuhauf Klaviersätze von massiver vollgriffiger Akkordik, fortissimo Oktaven, durchklingende sehr lange Töne und rasantesten Passagen aller Art - diese Musik war für die tonstärksten und robustesten Instrumente jener Zeit komponiert und erforderte eine Dynamik von pp bis fff. Man vergesse nicht: ein heute noch problematischer Klaviersatz wie die Transkription der Tannhäuser Ouvertüre stammt von 1848!
Und nun kommt das dynamische Problem älterer Instrumente: sie bieten keinen goßen Unterschied zwischen f und p. Aber sie können auch nicht leiser werden als andere Instrumente. Spielt man also auf solchen, muss man sich an diese recht engen dynamischen Grenzen anpassen. Hierbei gibt es keine Unterschiede zwischen "Finger- und Armspiel": auf restlos allen Klavieren wird Laufwerk natürlich mit Fingerbewegungen und Akkordspiel aus dem Arm betrieben! (ich möchte denjenigen sehen, der die Akkorde der linken Hand im zweiten Satz von Chopins op.35 allein mit Fingerbewegungen spielt...)
Ich komme zu einem ganz anderen Schluß: viele ältere Instrumente, vor allem die kleinen und mittelgroßen, sind nicht geeignet für Transkriptionen und Etüden und Polonaisen, die vor 1850 komponiert sind. Die Suche nach dem Originalklang ist eine hochinteressante Aufgabe, aber sie darf nicht in Sektiererei münden: Chopin verfügte, nachdem er sich in Paris etabliert hatte, jeweils über die Spitzeninstrumente seiner Zeit. Will man das nachstellen, so sollte man sich auf die größten und robustesten Exemplare jener Zeit begrenzen - also auf das, was nach heutigem Verständnis dem damaligen Konzertflügel entsprach.
was die Aufnahme der Berceuse betrifft:
ich finde, dass da der Flügel von diesem Stück überfordert ist! Manche pp Passage ist lauter als das p des Beginns - und das liegt hier nicht am Spieler, sondern am Instrument.