Sind Hanon-Übungen auf die Dauer sinnvoll?

B

Bluete

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Hallo,

ich hab nach mehreren Jahren Klavierunterricht immer noch das Problem, dass meine Fingerfertigkeit einfach nicht besser wird. Vor allem gleichmäßige Läufe, Triller und andere Verzierungen bereiten mir öfters mal Schwierigkeiten. Wäre es demnach sinnvoll den kompletten Hanon-Band einfach mal durchzuarbeiten und häufig zu wiederholen? Müsste sich die Fingerfertigkeit dadurch wirklich verbessern lassen, so wie es im Buch beschrieben ist?
 
Meine klare Antwort: Nein!

Viel wichtiger erscheint mir erst einmal eine Bestandsaufnahme, wo es eigentlich hakt und warum es hakt. Und dann kann man ein Konzept erstellen, wie sich das Problem evtl. lösen läßt. Einfach mal Hanon "drauflosüben" kann je nach Ursache der Schwierigkeiten sogar kontra-produktiv sein (wie ich diese Wort liebe :rolleyes:). In jedem Falle aber ist es vergeudete Lebenszeit. (Im Forum ist meine Liebe zu Hanon hinlänglich bekannt :D)
 
Hi,

meine klare Antwort: ebenfalls nein.

Kann man allerdings nur durch einen längeren Post erklären, bitte die Suchfunktion benützen.

Ganz kurz: Es ist besser seine Technik direkt am Repertoire zu schulen.
Weil:
1.) Wer musikalisch sinnlose Fingerübungen übt, wird dadurch lernen musikalisch sinnlos zu spielen.

2.) Man muss lernen anhand eines vorgegebenen Stückes mittels bestimmter Methoden dieses durch eigene gestaltete Übungen und Experimente sich zu erarbeiten. Dieser Vorgang nimmt einem übrigens auch der KL nicht ab.

Wo bleibt die Pro Hanon Fraktion? ;-)

Gruß
 
Hi,

die ersten 20 Übungen von Hanon kannst du übrigens sinnvoller selber so gestalten:

Der Vorteil der Methode gegenüber Hanon ist, dass man alle Fingerkombinationen durchgeht und dass man es als Test benützen kann um eine Schwäche zu erkennen:



Siehe auch:
https://www.clavio.de/forum/77604-post10.html

...

Um die Koordination der verschiedenen möglichen Abfolgen der Finger zu üben, kann man sich einfach die verschiedenen Permutationen bei einer bestimmten Anzahl von hintereinander gespielten Tönen (Tonraum) überlegen und systematisch testen.

Z.B. 3 Töne:
123, 124, 125, 132, 134, 135, 142, 143, 145, 152, 153, 154
213, 214, 215, 231, 234, 235, ...
3.., ...

oder 4 Töne:
1234, 1235, 1243, 1245, 1253, 1254
1324, 1325, 1342, 1345, 1352, 1354
14.., ..
...
2134, 2135, 2143, 2145, 2153, 2154
23...
...
3124, 3125, 3214, 3215, 32
...
es gibt natürlich sehr viel Kombinationen, aber wenn man eine Systematik benützt, kann man alle durchgehen.

Die gewählte Tonfolge wird im schnellst möglichem Tempo z. B. 4 mal hintereinander gespielt. Man wird erkennen, dass bestimmte Abfolgen nicht so schnell sind (das ist der Test), die kann man dann besonders üben und verbessern.

Die gewählten Töne (Tonraum) können aufeinanderfolgende Töne einer Tonleiter oder eines Arpeggios sein.

....


Die Spielanweisungenj von Hanon sind übrigens sch..rott: Nur die Finger bewegen etc.

Gruß
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,

ich hab nach mehreren Jahren Klavierunterricht immer noch das Problem, dass meine Fingerfertigkeit einfach nicht besser wird. Vor allem gleichmäßige Läufe, Triller und andere Verzierungen bereiten mir öfters mal Schwierigkeiten. Wäre es demnach sinnvoll den kompletten Hanon-Band einfach mal durchzuarbeiten und häufig zu wiederholen? Müsste sich die Fingerfertigkeit dadurch wirklich verbessern lassen, so wie es im Buch beschrieben ist?
Meine Antwort (aus eigener Erfahrung): ja :cool:
Mir hat es jedenfalls was gebracht.
Den ganzen Band durchzuarbeiten halte ich allerdings für wenig effektiv und zu zeitaufwändig.
Was sagt dein(e) KL eigentlich zu Deiner Fingerfertigkeit?
 
Hi,

hab grad in Büchern gestöbert:

Wenn schon Fingerübungen, dann würde ich das mal ausprobieren/anschauen:

Burgmuller, Czerny & Hanon: Book 1: 32 Piano Studies Selected for Technique and Musicality: 1 (Burgmuller, Czerny & Hanon) von Ingrid Jacobson Clarfield von Alfred Publishing GmbH

Davon gibt es 3 Bände. Zumindesten steht hier was von Musicality und die Etüden von Burgmüller sind ganz in Ordnung (spiel ich selber).

Gruß
 
Wieso können Hanon-Übungen kontraproduktiv sein? Ich dachte ja eigentlich schon, dass man dadurch eine bessere Fingerfertigkeit bekommt. Vor allem, weil es einfach auch nichts bringt, wenn ich stundenlang an einem Triller etc. übe und meine Fingerbeweglichkeit trotzdem nicht besser wird.

Also meine Klavierlehrerin hat immer nur gemeint, dass es mit der Zeit sicherlich besser wird, aber bisher hab ich leider keinen Unterschied gemerkt, obwohl ich wirklich fleißig übe. Das ist echt frustrierend :(. Und momentan hab ich aus Zeitgründen erstmal keinen Unterricht mehr. Üben tue ich aber trotzdem viel.


die Etüden von Burgmüller sind ganz in Ordnung
Ja, die Etüden von Burgmüller mag ich auch gerne, obwohl es da auch immer wieder Stellen gibt, die ich einfach nicht gut hinbekomme (z.B. die Doppelvorschläge bei 'Les Sylphes' oder ein gleichmäßiges Spiel bei Vélocité). Das ist meist ein ziemliches Gestolper und klingt einfach nicht schön.
 
Hi,

das Hauptargument ist:

Wenn man etwas Unmusikalisches, Langweiliges, Stupides spielt (Fingerübungen), dann lernt man damit unmusikalisch, langweilig, stupid zu spielen.

Die Hauptanforderung an das Klavierspielen ist, einen Notentext (Stück) zu Musik zu machen (zu interpretieren).
Als Beginner ist einem das noch nicht so bewusst, dass das das Hauptproblem ist und alles vermnieden werden sollte, das zu diesem kontraproduktiv ist.

Gruß
 
Aber ich möchte ja nicht nur noch Hanon-Übungen spielen, sondern diese eigentlich nur zur Ergänzung mit einbauen (also vielleicht täglich eine Viertelstunde üben). Ist das dann trotzdem schlecht?

Ich weiß halt einfach nicht, wie ich meine Finger ansonsten beweglicher bekomme :(. Nur das Üben der einzelnen Stücke hilft bei mir leider nicht und deshalb dachte ich, Hanon wäre evtl. eine Möglichkeit, die ich noch ausprobieren könnte.
 
Hi Bluete,

Vor allem, weil es einfach auch nichts bringt, wenn ich stundenlang an einem Triller etc. übe und meine Fingerbeweglichkeit trotzdem nicht besser wird.

Das ist natürlich nicht gut.

Es bringt nichts eine bestimmte Abfolge von Noten (Triller) stundenlang zu üben.
Die notwendigen Bewegungsmuster/Koordinationen müssen sich erst im Gehirn bilden/festigen und das dauert ein paar Stunden (typischerweise über Nacht).
Du solltest den Triller ca. max. 10mal hintereinander üben und dann eine Pause mache. Das kannst du ca 3-5 mal wiederholen, dann ist aber schluss, es bringt praktisch nichts mehr die gleiche Stelle jetzt noch weiter zu üben. Erst am nächsten Tag kannst du das dann wieder üben.

Da das jetzt insgesamt vielleicht ein bischen wenig zum üben ist, kannst du mehrere unterschiedliche Stellen (Bewegungen/Koordinationen), die dir Probleme bereiten im obigen Sinne pro Tag üben. Sie sollten sich aber schon unterscheiden, also nicht einen Triller auf C und dann einen auf G.

Gruß
 
Hi Bluete,

Aber ich möchte ja nicht nur noch Hanon-Übungen spielen, sondern diese eigentlich nur zur Ergänzung mit einbauen (also vielleicht täglich eine Viertelstunde üben). Ist das dann trotzdem schlecht?

Ich weiß halt einfach nicht, wie ich meine Finger ansonsten beweglicher bekomme :(. Nur das Üben der einzelnen Stücke hilft bei mir leider nicht und deshalb dachte ich, Hanon wäre evtl. eine Möglichkeit, die ich noch ausprobieren könnte.

Also wenn man Hanon nicht übertreibt, ist der im obigen Sinne nicht schädlich.
Aber er ist eben auch nicht sonderlich sinnvoll (im musikalischen Sinne).

Aber es gibt heute einfach effektivere Methoden seine Beweglichkeit zu erhöhen (z. B. mein obiger Vorschlag mit den Finger Permutationen).

Insgesamt wundert es mich aber, dass du ein Problem mit der Beweglichkeit hast. Das müsste normalerweise sich automatisch entwickeln. Ich glaube fast das Problem liegt woanderst. Hohe Beweglichkeit (Schnelligkeit) erreicht man z. B. nur durch gleichzeitige Entspannung aller nicht betroffenen Muskeln.

Oder hohe Beweglichkeit (Schnelligkeit) wird nur durch Kombination mehrerer Bewegungen, die für sich langsam sind, erreicht. Beim Klavierspielen erreicht man hohe Geschwindigkeit z. B. nicht nur durch Fingerbewegungen, sondern es muss z. B. die Fingerbewegung mit einer Unterarmrotation kombiniert werden


Gruß
 

Also irgendwie wundert es mich ja auch, dass meine Finger trotz des vielen Übens einfach nicht schneller/beweglicher werden. Ich kann sie einfach nicht so unabhängig voneinander bewegen, wie ich das gerne möchte.
Ist es denn möglich, dass Finger von Natur aus und von der Motorik her zum Klavierspielen einfach unggeignet sind? Z.b. kann ich meinen vierten Finger für einen Vorschlag oder Triller einfach nicht gut und gleichmäßig schnell hochheben.
 
Hi Bluete,

der 4 ist sehnenmäsig mit dem 3 gekoppelt. Deswegen ist es schädlich, wenn man versucht hier eine Unabhängigkeit zu erreichen.
Stattdessen muss man diese Schwäche des 4 klaviertechnisch sinnvoll nutzen, aber das ist ein neuer Thread.

Auch sollte man einen Triller deswegen standardmäsig nicht mit dem 4 spielen. Gute Klavierkompositionen sind auch so vom Komponisten (z.B. Chopin) angelegt, dass das vermieden wird und nicht notwendig ist.


Und stark hochheben sollte man die Finger sowieso nicht (falsche Anweisung von Hanon).

Gruß
 
Hi,

das Hauptargument ist:

Wenn man etwas Unmusikalisches, Langweiliges, Stupides spielt (Fingerübungen), dann lernt man damit unmusikalisch, langweilig, stupid zu spielen.

Ich bin wirklich froh, das zu lesen :p, denn ich weigere mich beharrlich, irgendwelche Übungen - anstatt Stücke zu spielen .....

Aber vielleicht kommt es ja auch darauf, wo man hin will ?

Gruß
Meckie
 
Hi Bluete,

das Feld der Fehler ist weit, mir ist aber noch was eingefallen, das häufig vorkommt:
Bei schnellem Spiel sollten die Finger möglichst wenig gekrümmt sein, und die Bewegung sollte nur am obersten Fingergelenk stattfinden.

Gruß
 
Hi Meckie,

du fauler Kerl. ;-)
Übungen sollten schon sein (nur halt nicht unbedingt Hanon).

Wenn du ein Problem hast ein bestimmte Stelle korrekt zu spielen, wie willst du das dann lösen?

Durch darauf warten, dass es irgendwann magischerweise besser wird?
(Natürlich musst du jetzt nicht Hanon üben, sondern du musst das Problem analysieren und daran angepasste Übungen, die das Problem reduzieren, finden und ausführen und dann die Stelle wieder zusammenfügen)

Gruß
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi Bluete,
also ich hab auch den "Hanon", haben wohl sehr viele Schüler hier, ich hab ihn gekauft - und sogut wie noch nie richtig benutzt. Er ist a) langweilig, b) bringt mich nicht wirklich weiter, aber: er schadet nicht! Das ist die gute Nachricht. Man kann ihn als "Aufwärmübung" ansehen, wie meine KL immer sagt, es ist eine "Lockerungsübung" für die Finger, quasi bevor man sein Stück anfängt. Ist nicht mehr und nicht weniger, ich spiele z.B. lieber Etüden, da ist wenigstens ein Melodie-Muster vorhanden, ich hasse diese stupiden Fingerläufe. Also zwischendurch schau ich mal rein, mehr aber auch nicht. Also ich denke: man braucht den "Hanon" nicht so unbedingt, aber man lernt durchaus: die Fingerübungen kontinuierlich über einen längeren Zeitraum durchzuhalten, also ganz verteufeln sollte man "Hanon" vielleicht doch nicht. Aber lieben tut ihn wohl keiner!
LG
 
Hallo Bluete,
du kannst es ja mal versuchen: ;)
Hanon Nr. 10 (Trillerübung 3. und 4. Finger) jeden Tag einmal (oder zweimal) spielen.
Nach 1 Monat prüfen:
Hat es etwas gebracht? :cool:
 
Hallo Bluete!
Die ersten 31 Übungen aus Teil I (täglich eine, immer wechselnd) aus dem Hanon verwende ich täglich so ca. 20 Min., um meinen Anschlag auf Gleichmäßigkeit zu trainieren. Das heißt ein Ton ist exakt so laut/leise wie der andere und die Töne selbst erfolgen in exakt dem gleichen zeitlichen Abstand/Rhythmus (den kann man ja verändern). Hierzu taugen die Hanon Übungen bestens, da man in jedem musikalischen Kontext kaum so langweilig gleichmäßig spielen könnte und es auch kaum ein Stück so 100 prozentig vorsieht.
Ich betrachte derartiges Üben als ein rein motorisches, so eine Art "Schönschreib-Übung". Der Nutzen ist, dass ich sehr aufmerksam jeden Finger bedenke, wenn er die Taste niederdrückt, bzw. in die Taste sinkt. Und ich dann im Bedarfsfall die Dynamik nach meinen Vorstellungen justieren kann, ohne vom knallenden Daumen oder verschwindenen vierten Finger gequält zu werden. Ich kümmere mich auch nicht um die Tempoangaben bei Hanon. Alleine wichtig ist mir die langweilige totale Gleichmäßigkeit.
Wie gesagt, der einzige Grund, warum ich dafür Hanon heranziehe und keine "echten" Stücke, ist, dass in den Stücken, die ich z.Z. spiele keine absolute Ebenmäßigkeit gefragt ist. Sollte sich das ändern, fliegt Hanon in die Ecke.
Teil II und III aus Hanon sind einigen technischen Elementen gewidmet, wie z.B. Daumenuntersatz mit Tonleitern, Terzen, Sexten, Oktaven, Triller, gleiche Note mit verschiedenen Fingern etc. Das sind alles Themen, die man getrost im jeweiligen Übestück herausziehen kann, um sie da in einer gewissen Klangwelt zu üben. Macht mehr Sinn m.E. und vor allem mehr Spaß!
Noch ein kurzes Statement zu Hanon generell, also abseits seiner Eignung zur technischen Verbesserung am Klavier:
Unser Kulturkreis neigt ja gerne dazu zu glauben, dass nur was "weh tut" richtige Arbeit, Üben, Bemühen etc. ist. Diese Vorstellung bedient Hanon aufs Perfekteste: der Schüler, der in harter Selbstdisziplin täglich eisern seine Hanonübungen ableistet, seien sie auch noch so fade, nur dieser Schüler erlangt die höheren Klavierweihen. Spaß haben und sich das Lernen vereinfachen sind nicht die geschätzten Attribute der Arbeit bzw. des Klavierspielens. So könnte man also die "Vorzüge" und die Attraktivität des Hanon auch deuten. Das nur am Rande und vielleicht liege ich ja auch völlig falsch.

LG, Sesam
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Also so langweilig finde ich die Hanon-Übungen eigentlich gar nicht. Mir wäre es zumindest viel wichtiger, dass sie etwas bewirken. Ich weiß einfach nicht, wie ich meine Finger sonst besser trainieren könnte. So langsam bin ich echt am verzweifeln, weil ich überhaupt keine Fortschritte feststellen kann.


@ Bachchopin
Aber es gibt doch viele Stücke bei denen man Triller oder Doppelvorschläge mit dem 3. und 4. Finger spielt. Und andere können das auch sehr gut.


Wäre es denn außerdem sinnvoll, wenn ich den Etüden-Band von Burgmüller Op. 109 komplett übe und dann regelmäßig wiederhole? Bringt das auch was in Sachen Fingerfertigkeit und Triller?
 

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