Beim Musizieren geht es darum, daß ich mit dem Hörer über Schallwellen eine Kommunikation herstelle. (Der Hörer kann auch ich selbst sein.) Es ist also völlig egal, ob dies durch ein eigenes Werk oder eine Improvisation geschieht oder über die Vorlage "Beethovensonate" - immer findet hier und jetzt eine Kommunikation statt, die von MIR ausgeht.
Es handelt sich um eine unmittelbar körperlich-emotionale Kommunikation (wobei "Emotion" NICHT gleich "Gefühl" ist!), nicht aber um etwas, wo Rationalität und Bewerten eine Rolle spielt.
Rationalität und Bewerten kommen nur an zweckmäßigen Punkten im Lern- und Übeprozeß zum Einsatz, wo sie natürlich auch sehr wichtig und notwendig sind.
Tastenkind, es besteht gar keine Notwendigkeit, groß rumzugrübeln oder rumzupsychologisieren, Du mußt einfach nur Dich erinnern, warum Du überhaupt Musik machst (nämlich wegen der obigen, ganz rationalitäts- und bewertungsfreien Kommunikation, die mit Musik möglich ist), und auf diese Weise musizieren!
Das heißt vermutlich, nicht die Stücke zu spielen, an denen Du gerade arbeitest, sondern irgendwelche, die Du schon lange kannst und einfach so mit Spaß zu spielen vermagst. Oder Du improvisierst.
Du spielst nicht Klavier, um irgendwelche Lehrer zufriedenzustellen. Und auch nicht, um Deinen bewertenden, perfektionistischen Verstand zufriedenzustellen (möglicherweise ist Deine Illusion, Du seist dieser Verstand, aber dies ist unwahr).
Mach Dir das immer wieder klar, bis Du irgendwann merkst, daß es für Dich selbstverständlich geworden ist.
Die 2 Lehrer behalte ruhig; denn daß jeder was anderes sagt und eine andere Einstellung und Art hat, zeigt Dir immer wieder sehr schön plastisch, daß es nicht darum geht, einem Lehrer zu gehorchen oder zu gefallen, sondern DEINEN ganz individuellen Weg zu gehen, Dir und anderen mit Musik Freude zu bereiten!
LG,
Hasenbein