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So, ich bin langsam zu einer vagen Entscheidung gekommen.
Und zwar habe ich den Gedanken verworfen, Geld für eine zeitweilige Notlösung auszugeben. Darauf hätte ich keinen Bock. Und zwar kostet die Notlösung ja auch Geld und dann muß ich auf einem mittelmäßigen DP mit schlechter Klaviatur lernen und üben. Das Geld, das ich für den Schrott ausgeben würde, würde mir dann an der Finanzierung der guten Lösung fehlen.
Stattdessen werde ich modular anfangen und jeden Euro nur in das Beste investieren. Ich kaufe mir zuerst nur ein Masterkeyboard als nackte Klaviatur, und zwar gleich das beste vom besten, wahrscheinlich das Fatar Numa Nero (Holztasten und mords schwer). Und solange noch kein Geld für den nächsten Schritt da ist, spiele ich auf dieser Klaviatur über den PC.
Und wie ich mein persönliches DP dann bauen könnte, diese Gedanken sind auch schon ziemlich konkret. Wichtig ist mir die Transportabilität. Deshalb habe ich den Gedanken an ein leeres Klavier- oder gar Flügelgehäuse aufgegeben. (Mitunter kriegt man in Ebay tatsächlich ein technisch kaputtes Klavier zu einem Euro oder sogar einen
flügel oder Stutzflügel für ein Trinkgeld, falls der irreparabel beschädigt ist, Gußrahmen gerissen, Wirbel ausgerissen usw). Zusätzlich zum hohen Gewicht so eines Gehäuses kommt, daß bei einem kauptten Instrument das Gehäuse meist auch schon nicht mehr schön aussieht.
Also kommt nur der NEUBAU eines Gehäuses infrage. Dem kommt entgegen, daß ja gerade ein Flügelgehäuse vom Prinzip her sehr einfach gebaut ist. Es besteht aus dem senkrechten geschwungenen Rahmen, der am Ende zu einer Konsole ausläuft, einem Boden darunter und einem scharnierten Deckel darauf. Und da sehe ich drei Herstellungsweisen:
- aus Holz. Da müßte ein Tischler den Rahmen aus einer langen Platte thermoformen und den Boden und den Deckel dazu bauen. Beizen und lackieren könnte man es vielleicht noch selber.
- aus Kunststoff. Schwarzes Acrylglas ist nicht sooo teuer, selbst in Materialstärken über 10mm sind ein paar Quadratmeter noch bezahlbar. Das müßte man direkt in einer Kunststofffabrik kaufen, weil man es da auch ausschneiden und formen lassen muß.
- aus Kohlefaser. Dieses Gewebe ist zwar sehr teuer aber vielleicht die Grundschichten auch aus Glasfaser machen und dann nur die letzte Dekoschicht aus Carbon. Hierfür würde man sogar ohne die Hilfe einer Firma auskommen. Schwierig wäre dann nur, einen Selbstbau aus Harz-Verbundmaterial milimetergenau zu bauen, damit z.B. der Deckel dann gleichmäßig aufsitzt. In einer Kunststofffabrik z.B. werden einem die Teile computergesteuert geschnitten und thermogeformt, das passt auf den Zehntel Milimeter.
Das schöne ist auch, daß man frei in der Form des Gehäuses ist. Es muß nicht unbedingt streng die Form eines Flügels haben, es kann auch rechteckig sein oder eine abgerundete Trapezform haben oder ein Halboval oder sogar rund oder was auch immer.
Statt Maus und Tastatur wird ein kleiner, unauffälliger Touchscreen als Notenpult kaschiert. Evt. kommt man sogar ganz ohne Monitor aus, falls das Masterkeyboard das einmal hochgefahrene Programm komplett steuern kann. Ich habe jedenfalls in einem Video gesehen, wie von einem blanken Masterkeyboard aus ein Stagepiano gesteuert wird.
Ins Gehäuse kommen dann das Mainboard, die Festplatte, die Audioelektronik und die Lautsprecher.
Für letzteres hatte ich sogar kurz den irren Gedanken, große Elektrostaten zu nehmen, sogar zwei, einen oben am Gehäuse und den zweiten als Boden. Weil ich dachte, das würde das ganze leichter machen als mit schweren Boxen. Jedenfalls wäre das dann wohl der Rekord für das bestklingenste DP der Welt geworden. Die Panele selbst sind tatsächlich leicht, sind ja nur Lochbleche mit einer Folie. Aber die Ansteuerelektronik für Elektrostaten macht sie doch mords schwer und sie benötigen gewaltige und schwere Verstärker. Außerdem sind sie sündhaft teuer.
Also doch herkömmliche Lautsprecher. Und zwar: weinge Zentimeter unter dem oberen Ende des Gehäuses ist die Deckplatte eingepasst (mit möglichst edlem Finish). Darin sind Mittel- und Hochtöner eingepasst, die nach oben strahlen und am aufgeklappten Deckel nach vorn reflektiert werden. Bass möchte ich nicht nach oben abstrahlen, damit der nicht den aufgeklappten Deckel zum Zittern bringt. Stattdessen wird ein Subwoofer an der Unterseite der Deckplatte verschraubt und strahlt zum Boden. Unter der Deckplatte befindet sich dann auch alles andere. Der Flügelkörper soll zur Not allein transportierbar sein. Dafür müssen die schwersten Teile herausnehmbar gemacht werden. Allein eine Fatar Numa Nero als Klaviatur wiegt schon 25 Kilo, ein guter Subwoofer kann auch noch mal 35 Kilo haben. Diese beiden Teile müssten sich dann also mit wenigen Handgriffen ausklinken und später wieder einrasten lassen und werden separat transportiert. Ohne Klaviatur und Subwoofer kann der Korpus ohne Füße dann nur noch 30 bis 50 Kilo haben. Und wenn der sich in einer speziell dafür angefertigten Transporttasche befindet, kann man den locker allein tragen, wenn man zu beiden Seiten greift und mit dem Bauch dagegen stemmt. Die Breite wird durch die Klaviatur vorgegeben und liegt bei etwa 1,30 Meter und die Länge kann man ja versuchen, kürzer zu bauen.
Die größten Kosten dafür lägen bei der Herstellung des Gehäuses, wobei Tischlerei wohl das teuerste wäre, Acrylglas in Fabrik kaufen und dort schneiden und biegen lassen, das zweitteuerste und Selbstbau aus Harz-Kohlefaser-Glasfaser wohl noch das billigste aber auch schwierigste. In diesem Fall hätte man das leichteste Gehäuse. Das im Fall von Kohlefaser schon bei weingen Millimetern Dicke äußerst hart und stabil ist, es sei denn, man will aus optischen Gründen eine größere Dicke.
Wenn man allerhöchsten Wert auf die Klaviatur legt, ist die dann das zeitteuerste und liegt bei etwas über 1.000 Euro.
Mainboard, 4-Kern-CPU und Festplatte liegen zusammen unter 500 Euro.
Ein Tochscreen, falls man den wirklich braucht, liegt bei 200 bis 300 Euro.
Mittel- und Hochtöner in der High-End-Klasse kann man mitunter günstig bekommen (Bändchenmittel- und Hochtöner z.B.,
Frequenzweichen und Subwoofer können auch nochmal bei 300 Euro liegen.
Transporttaschen für Flügel und schwere Komponenten könnte man sich selbst maßschneidern.
Das Ergebis wäre ein wunderschöner individueller Digitalflügel mit dem vielleicht schönsten Klang überhaupt, den man mit virtuellen Instrumenten beliebig erweitern kann, der nie veraltet sein wird und den man zur Not sogar alleine über Treppen transportieren kann.