Sekundenkleber bei lockeren Wirbeln????

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mal eine Frage an die Klavierbauer, von denen ja anscheinend einige hier mitlesen: in USA benutzen viele Klaviertechniker Sekundenkleber, der so flüssig wie Wasser ist, um diesen dann bei losen Wirbeln anzuwenden. Man träufelt die Flüssigkeit auf das untere Ende der Wirbel, so dass das Zeugs dann im Stimmstock einzieht. Alle Amis schwören darauf und geben teilweise sogar 10 Jahre Garantie darauf.

Klingt für mich nach super Pfusch, aber wenn man mal ein Klavier hat, was sonst ganz gut ist, aber halt lockere Wirbel hat, wäre das zumindest ein Versuch wert, wenn man sonst nichts zu verlieren hat. Am besten sollte das Klavier dabei auf einen Kippbock liegen, also eher nix für den Außendienst.

Mal Hand auf´s Herz: ob das jemals jemand in Deutschland probiert hat? Kennt jemand einen, der damit Erfahrung hat?
 
Also ich kannte es noch nicht. Und es hört sich tatsächlich nach Pfusch an!
Da ich aber für alles offen bin und es dort wohl angewandt wird, wäre es sicher mal ein Versuch wert.
Ich kanns mir nur nicht Recht vorstellen das es auf dauer etwas bringt.

Woher hast Du die Info denn?
 
Sekundenkleber???
Klingt eher nach einer Behandlung mit "Pin-Tite-Restorer".
Ist auch hierzulande bekannt und eine Notlösung, wenn mal ein Wirbel nciht hält.
Für solch eine "Reparatur" aber dem Kunden Geld abzuknöpfen wäre zweifelhaft.
Wenn´s aber dazu dient, das Leben eines Instrumentes, das ansonsten auf den Schrott müßte, für 10,- Euro nochmals um 5 Jahre zu verlängern - warum nicht?

pianoservice
 
nein nein, nicht pin tite! Das Zeugs ist selbst bei den Amis verpönt. Vor einigen Jahren hat mal ein Ami das mit dem Sekundenkleber versucht und seit dem macht das die Runde dort. Und wirklich alle scheinen begeistert zu sein und es scheint wohl auch länger zu halten. Wie gesagt: 8 bis 10 Jahre Garantie sind üblich. Das Zeugs wird dort als Super Glue gehandelt, CA steht für Cyanoacrilate, zu Deutsch wahrscheinlich Cyanoacrylat=Sekundenkleber. Muss aber die dünnflüssige Variante sein. Ich bin mir auch nicht sicher, wie es wirkt. Entweder es füllt die Risse oder aber es lässt das Holz aufquellen. Wie auch immer, wenn es hilft.

Die Info stammt übrigens aus der Mailinglist der Piano Technicians Guild: www.ptg.org Dort kann man auch die Archive der Mailinglist durchforsten. Hier mal einer der unzähligen Beiträge zu dem Thema mit einer detaillierten Anleitung:
http://www.ptg.org/pipermail/pianotech/2007-April/204707.html
Aber ich würd schon mal gerne auf Deutsch von einem deutschen Klavierbauer dazu etwas lesen. So ganz trau ich den Amis nicht, was deren Qualifikation angeht.

Schon interessant, was die Amis so alles veranstalten. Z.B. intonieren mit Wasserdampf oder durch mechanisches Quetschen der Hämmer. Oder taube Basssaiten wieder herstellen durch herunterstimmen und so lange und fest auf die Taste hauen, bis es wieder klar klingt etc...
 
Klingt interessant

Das mit dem wiederbeleben von tauben Saiten würde mich mal Interessieren, hast davon mal nen Link wo das erklärt steht?

Gruß,
Patti
 
Folge bei diesem Link der Diskussion "Enlivening Bass strings":

http://www.ptg.org/pipermail/pianotech/2007-April/subject.html#205214

Auch zu diesem Thema gibt es dort unglaublich viele Postings. Angeblich soll durch das heftige anschlagen der Dreck aus den Windungen kommen. Die Theorie ist also, dass Saiten durch Dreck taub werden. Ich wage, das zu bezweifeln. Dann dürfte man ja keine Basssaiten mit Stahlwolle reinigen. Auf jedene Fall treiben die Amis ziemlichen Aufwand, um die Saiten zu "reinigen". Die einfachste Methode ist das darauf herumhämmern bei entspanntem Zustand. Manche lösen die Saite und ziehen sie über ein Rundholz, so dass die Saite eine Schlaufe um das Holz bildet. Dann wird das Holz hin und her bewegt, so dass die Schlaufe wandert. Auch dies soll reinigend wirken. Andere basteln sich ein Gerät, auf dem zwei Plastikrollen so angebracht sind, dass man die Saite über beide Rollen führt, so dass die Saite in S-Form darüber rollt.

Mir ist es schon mal passiert, dass ich eine taube Saite entspannt und sofort wieder gespannt habe und sie war danach nicht mehr taub. Zufall? Keine Ahnung, warum Basssaiten überhaupt taub werden. Vermutlich, weil sich das Gespinnst lockert? Dann kann es natürlich sein, dass durch solche Prozeduren sich das Gespinnst wieder "einrenkt".
 
Habs ausprobiert

So ich hab grad einfach ma die Saite etwas gelockert und druafrummgehämmer. Also Pedal drücken und mit aller Kraft 1-2 Min draufrummhämmern. Und zu meinem Erstaunen klingt die Saite nun wieder einigermaßen :p Der Ton war vorher so ein "Wauh" , nun klingt er wieder wie er klingen sollte.
Hätte echt nicht gedacht das das funktioniert.
Mein Klavier ist allerdins auch nicht alt, darum wundert es mich das es überhaupt so unreine saiten hat(te).

Gruß,
Patrick
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
kann natürlich sein, dass die Theorie mit dem Dreck stimmt. Bassisten kochen ja auch ihre Basssaiten, die klingen danach auch wie neu. Dass das nicht an der Hitze liegen kann zeigt die Tatsache, dass das auch mit Kukident in kaltem Wasser funktioniert. Warum auch immer: wenn das mit dem drauf rumhämmern funktioniert, ist ja gut. Aber wie gesagt: bei mir hat auch schon mal ent- und wiederspannen geholfen.

Patrick: was für ein Klavier hast du denn und wie alt ist es?
 
Hab den Superklebertrick schon mit Erfolg bei einzelnen losen Wirbeln angewendet aber es so gemacht das ich den Wirbel rausnahm dann die Lochwände mit einem Pinsel mit dünnflüssigem Superkleber eingestrichen habe (Pinsel ist danach klarerweise ein Fall für den Mülleimer......:D). Dann habe ich die Geschichte einen Tag lang aushärten lassen und danach erst den Wirbel wieder eingeschlagen.
Vermute das sich erstens kleine Stimmstockrisse dadurch wieder füllen weil der Kleber ins Holz zieht und so alles wieder etwas kompakter wird; der Haupteffekt ist sicher das sich auch auf der Holzoberfläche eine Kleberschicht bildet welche den Lochinnendurchmesser leicht verkleinert und dadurch dem Wirbel wieder mehr Halt gibt.

Würde dies aber nur bei Instrumenten anwenden wo keine deutliche Rißbildung festzustellen ist und nicht im unteren Tenorbereich wo meist die Wirbel eng aneinander gesetzt sind denn sonst sähe ich die große Gefahr den Stock beim erneuten Eintreiben den Wirbels noch weiter aufzuspalten.

Wenn der Saitenreinigungstrick funktionierte könnte man ihn perfektionieren indem man die Saite zusammengerollt für paar Minuten in ein Ultraschallbad mit heißem Wasser und Geschirrspülmittel legt und dann gut trocknet, eine perfektere Reinigung unzugänglicher Stellen gibt es nicht - Juweliere, Zahntechniker und Optiker lieben dieses Gerät allerdings lockert es manchmal sogar die Schrauben bei den Brillen.....
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Aber wenn man schon den Wirbel rausmacht, wäre es nicht sinnvoller einfach einen neuen zu nehmen, der etwas stärker ist als der alte.
Das wäre zumindest eine seit langem angewandte und zuverlässige Technik.

Der Sinn und Zweck dieser Sekundenkleber Geschichte lag in meinen Augen darin, das es schneller und einfach geht als eben den Wirbel auszuwechseln!
 
Aber wenn man schon den Wirbel rausmacht, wäre es nicht sinnvoller einfach einen neuen zu nehmen, der etwas stärker ist als der alte.
Das wäre zumindest eine seit langem angewandte und zuverlässige Technik.
Der Sinn und Zweck dieser Sekundenkleber Geschichte lag in meinen Augen darin, das es schneller und einfach geht als eben den Wirbel auszuwechseln!

Vollkommen richtig und wenn man einen neuen dickeren Wirbel einsetzt vorher mit einer passenden Reibahle das Loch wieder in vollkommen runde Form bringen.
Hatte damals das Superkleberexperiment aufgrund technischer Überlegungen nur als Notmaßnahme gewagt (ohne zu wissen ob das jemand schon mal ausprobierte - ist bald 20 Jahre her) weil keiner der Klavierhändler im Raum Innsbruck weder entsprechend dickeren noch längeren Wirbel im Originaldurchmesser auf Lager hatte.
Und wenn es nicht funktioniert hätte wäre immer noch die Rettungsmaßnahme verblieben eine lange Inbusmadenschraube auf der Drehbank zu "entgewinden" und diese dann als Wirbel zu verwenden, war also sozusagen ein Versuch mit "Rückversicherung".....:D
 

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