Sehr altes Klavier "kaputtspielen"?

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Wally

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Hallo zusammen!
Oft habe ich hier in diesem Forum schon tolle Antworten auf meine Fragen gefunden! Jetzt bin ich aber gerade besonders ratlos und habe mich deshalb nun endlich mal registriert :) Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen!

Also Folgendes:
Mein Klavier, ein Schiedmayer & Soehne, wurde 1893 gebaut und kam 1989 zu meinen Eltern. Die haben es letztes Jahr komplett restaurieren lassen (kleine Risse im Resonanzboden wurden geflickt, neue Saiten, neue Stimmwirbel, neue Filze, alles Mögliche eben) und vor 2 Monaten habe ich es zu mir geholt und auch den neuen Damp Chaser in Betrieb genommen. Ca. 4 Wochen nach dem Umzug wurde es gestimmt und ein neues Hämmerchen eingebaut (das alte ist leider gebrochen, das Holz am Hammerkopf war sehr dünn). Jetzt macht das Klavier mir aber große Sorgen. Bei einer Taste geht der kleine Dämpfer nicht mehr zurück an die Saite, da muss was kaputt sein. Und im Diskant ist an 6 nebeneinanderliegenden Tasten der Filz "verschwunden" (wahrscheinlich nach hinten gerutscht), sodass diese kaum noch einen Ton machen.
Nun habe ich also hier einen Klavierbauer hergebeten. Der stand dann vor dem Klavier und sagte, da kann er nix machen, er kennt sich mit so alten Klavieren nicht aus.
Also habe ich denjenigen angerufen, der das Klavier auch restauriert hat. Der möchte gern helfen und meint auch, dass das keine große Sache ist. Allerdings muss ich (unter seiner Anleitung) die Mechanik selbst ausbauen und zu ihm bringen (ich bin in der Schweiz, er in Deutschland). Mach ich natürlich, ist mir lieber als hier erst sämtliche Klavierbauer herzubemühen bis sich einer gut genug auskennt um das zu reparieren.
Jetzt hat man mir aber gesagt, dass man auf diesem alten Klavier einfach nicht so spielen kann wie auf einem modernen, weil heutige Pianisten mit mehr Druck spielen würden und die alten Klaviere dafür einfach nicht gemacht seien. Ich verstehe natürlich, dass man auf so ein altes Ding mit der Originalmechanik nicht draufschlägt wie auf einen alten Teppich, aber ich hatte schon gehofft, dass man es einfach "normal" benutzen kann.

Nun also meine Fragen:
- kann das sein, dass man ein altes Klavier "kaputtspielt"? Und wenn ja, was tun? Man kann ja kaum jeden, der darauf spielen möchte bitten nur noch pianissimo zu spielen...
- gibt es in der Schweiz einen Klavierbauer, der sich auskennt, der vielleicht selbst alte Klaviere restauriert? Es wäre schon toll, wenn ich nicht bei jedem Zipperlein die Mechanik ausbauen müsste... :D

liebe Grüße und vielen Dank für´s Lesen :)
 
Nun also meine Fragen:
- kann das sein, dass man ein altes Klavier "kaputtspielt"?
Nein!

Ich hab Kinder die mein Klavier so was von mißhandeln - passiert nix.

Wer natürlich sehr viel spielt, muß natürlich auch mit ganz normalen Abnutzungs und Verschleißerscheinungen rechnen.

Aber das läßt sich alles wieder richten.

Wichtig ist, daß mindestens einmal im Jahr der Klavierstimmer kommt.
 
Hallo Henry, danke für Deine Antwort!

Das Klavier wurde letzten Sommer über restauriert, kam im September zurück und wurde Ende März in die Schweiz gebracht. Hier wurde es nochmal gestimmt, der Dampp Chaser in Betrieb genommen und eben das Hämmerchen ausgetauscht. Das alte ging übrigens kaputt als ein Freund (ziemlich professionell) gespielt hat.
Letzte Woche hat tatsächlich eine Konzertpianistin für 2 Stunden darauf geübt und danach war der kleine Dämpfer hinüber. Auch an anderen Tasten geht es los, dass der Nachhall zu lang ist. Da stimmt doch irgendwas nicht!

Was heißt denn "normale Abnutzungs- und Verschleißerscheinungen"? Ich meine - das Klavier wurde seit der Restaurierung bis März so gut wie gar nicht gespielt und jetzt klimpert durchschnittlich 1x am Tag jemand für 10 Minuten. Außer es ist Besuch von Leuten da, die RICHTIG Klavier spielen, dann wird´s mehr bespielt. Aber das kam bisher 3-4x vor...
 
@Wally solche Situationen können durchaus mal nach einer Überholung vorkommen.

Da kann sich was beim Transport verstellt haben.

Der Klavierstimmer sollte des wieder daher richten können.
 
Das beruhigt mich etwas. Ja, der Klavierbauer möchte es richten und sagt, das sei keine große Sache. Allerdings haben wir hier in der Schweiz noch keinen Klavierbauer gefunden, dem wir das Klavier anvertrauen möchten. Kennst Du da zufällig jemanden? :)
 

Das sieht so aus, als ob beim Einsetzen der Mechanik nicht aufgepasst wurde, ob alle Filze an der richtigen Stelle sind.
Die dienen dazu, daß es bei der Verbindung zwischen Taste und Stecher nicht klappert.
Unter dem Filz ist eine Schraube um die Schnabelluft einzustellen.
Um an die Schraube dranzukommen, kann der Filz weggeklappt werden.
 
Das sieht so aus, als ob beim Einsetzen der Mechanik nicht aufgepasst wurde, ob alle Filze an der richtigen Stelle sind.
Die dienen dazu, daß es bei der Verbindung zwischen Taste und Stecher nicht klappert.
Unter dem Filz ist eine Schraube um die Schnabelluft einzustellen.
Um an die Schraube dranzukommen, kann der Filz weggeklappt werden.
Kann das beim Ausbauen des kaputten Hämmerchens (oder beim wieder Einbauen) passiert sein? Ich kann mir das sonst beim besten Willen nicht erklären. Als das Klavier von der Restaurierung kam, war es tiptop in Ordnung und hat geklungen, als wolle es nochmal 130 Jahre lang gespielt werden. Seitdem hat keiner mehr die Mechanik ausgebaut...
 
vor 2 Monaten habe ich es zu mir geholt und auch den neuen Damp Chaser in Betrieb genommen. Ca. 4 Wochen nach dem Umzug wurde es gestimmt und ein neues Hämmerchen eingebaut
Wurde denn dabei die Mechanik heraus genommen?
Nun habe ich also hier einen Klavierbauer hergebeten. Der stand dann vor dem Klavier und sagte, da kann er nix machen, er kennt sich mit so alten Klavieren nicht aus.
Kannst du nicht den bestellen, der bei dir bereits in der neuen Wohnung das Klavier gestimmt und das Hämmerchen eingebaut hat?

So oder so: ist nur eine Kleinigkeit. Die Tasten haben quasi Leerlauf, deswegen klingt das kraftlos und fühlt sich beim spielen auch so an.

Bei dem Dämpfer ist wahrscheinlich die Feder gebrochen, sollte sich problemlos richten lassen. Das einzige was ich mir vorstellen könnte: die Mechanik ist evtl. sehr speziell insofern, als dass die Dämpferkapseln und die Hammernusskapseln miteinander verbunden sind. Falls das so ist, hat das den Kollegen vielleicht abgeschreckt, weil er das nicht kannte und nicht wusste, wie man da ran geht. Oder aber er hatte einfach keinen Bock.
 
Wurde denn dabei die Mechanik heraus genommen?

Kannst du nicht den bestellen, der bei dir bereits in der neuen Wohnung das Klavier gestimmt und das Hämmerchen eingebaut hat?

So oder so: ist nur eine Kleinigkeit. Die Tasten haben quasi Leerlauf, deswegen klingt das kraftlos und fühlt sich beim spielen auch so an.

Bei dem Dämpfer ist wahrscheinlich die Feder gebrochen, sollte sich problemlos richten lassen. Das einzige was ich mir vorstellen könnte: die Mechanik ist evtl. sehr speziell insofern, als dass die Dämpferkapseln und die Hammernusskapseln miteinander verbunden sind. Falls das so ist, hat das den Kollegen vielleicht abgeschreckt, weil er das nicht kannte und nicht wusste, wie man da ran geht. Oder aber er hatte einfach keinen Bock.
Nein, die Mechanik wurde seit der Restaurierung nicht mehr rausgenommen. Und da das jetzt auch gut ein halbes Jahr her ist und das Klavier vor dem Umzug einwandfrei war, kann´s kaum der Fehler des alten Klavierbauers in Deutschland gewesen sein.

Den Klavierbauer, der das Hämmerchen repariert hat, mag ich nicht mehr anrufen. Bei denen sitzen Leute im Büro, die noch weniger Ahnung von Klavieren haben als ich, eine Terminabsprache ist unglaublich kompliziert und seit ich letzte Woche um einen Termin gebeten habe, wurde ich nicht mehr zurückgerufen. Zudem stand auch der Klavierbauer, den sie geschickt haben um das Hämmerchen aus zu bauen vor dem Klavier wie der Ochs vor´m Berg und hat was von wegen "oh, da muss zum stimmen aber jemand kommen, der sich mit so alten Klavieren auskennt..." gemurmelt. Da ist mein Vertrauen nicht mehr allzu groß...

Ich frage mich halt, ob es sein kann, dass aufgrund von Restaurierung, Umzug und neuen Klimabedingungen (Fußbodenheizung, Dampp Chaser) das Holz, die Mechanik, wasauchimmer "arbeitet", sich verändert, und es dadurch jetzt zu einer Häufung von "Zipperlein" kommt. Und ob das wohl sein kann, dass die Profis, die jetzt drauf gespielt haben "zu grob" für so einen alten Kasten waren. Ich hab das nicht als "grob" empfunden, aber mir ist aufgefallen, dass ich - die auf diesem Klavier gelernt hat - bei modernen Klavieren manchmal Probleme mit dem Anschlag habe, weil ich im Vergleich zu anderen Leuten doch eher zaghaft "drücke". Aber ich will mich nicht als Maßstab nehmen, ich kann nämlich wirklich nur sehr dilettantisch Klavier spielen...
 

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