Schwester nimmt Tipps nicht an

S

Sabri

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7. Feb. 2007
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Hallo!
Ich habe ein Problem mit meiner Schwester:
Sie spielt zwar schon mehrere Jahre Klavier, ist aber schon mit einfachen Walzern von Chopin überfordert.
Nun gut, manche Menschen sind musikalisch, manche absolut nicht.
Aber:
Die einfachen Stücke, die sie spielt, kann man doch wenigstens schön interpretieren :rolleyes:
Da liegt auch das Hauptproblem: Sie hat zur Zeit Stücke wie "Pop-Prelude" von Daniel Hellbach (falls das wem was sagt) und noch andere, die sich eher nach Romantik anhören. Der Charakter dieser Stücke ist aber ein ganz anderer, als sie denkt:
Die meisten sind eher ruhig, teilweise lyrisch und einfach "sanft" (oder wie man das beschreiben soll).
Meine Schwester haut dann in die Tasten, als wären das irgendwelche Kriegsstücke :shock:
Wo "piano" steht, macht sie grundsätzlich mindestens "mf" draus und wo nicht drüber steht, ist es für sie automatisch forte bzw. fff :-?
Wenn in dieser Lautstärke die Töne nichtmal sauber gespielt werden und alles durch zu viel/ falsches Pedal zu einem Brei vermischt wird, kann man sich das echt nicht mehr anhören...

Wenn ich ihr dann ganz nett sage: "Was glaubst du denn, wie das Stück gespielt werden muss?" oder "Versuch doch mal, mehr Gefühl in dein Spiel zu bringen!"
Dann bekomme ich nur anfeindede Sätze zu hören.
Das sindd dann beispielsweise Sachen wie "Du spielst doch auch laut!" "Deins hört sich auch nicht "lieb" an!" (das hat sie auf die Rev.Etüde bezogen...)
etc.
Dabei versteht sie einfach nicht, dass es immer auf den Charakter vom Stück ankommt...
Ich bin hier langsam am verzweifeln, da sie schon 15 Jahre alt ist und mein kleiner Cousin schon mehr "kapiert" als sie (und so super musikalisch talentiert ist der auch nicht).

Hat einer von euch (vielleicht auch einer von den Klavierlehrern) Tipps, was man da noch machen kann?
Soll ich mit ihrer Lehrerin sprechen und sagen, dass sie mit meiner Schwester mal über Musikalität reden soll?
Oder soll ich ihr vernünftige Aufnahmen von den Stücken zeigen/ selbst spielen?

Mir wäre es ja egal, wenn ich nicht im gleichen Haus wohnen würde...

lg
 
Liebe Sabri,

ich fürchte, da kannst du gar nicht viel machen.....:-?

Aus Erfahrung mit meinem Bruder weiss ich, dass der sich von mir nie im Leben irgendetwas hätte sagen lassen in dem Alter!!!! Auch wenn es gutgemeinte und sicher richtige Tipps sind.
Und auch ich, als die ältere Schwester, habe mir früher nichts von ihm sagen lassen.

Mein Tipp: lass sie in Ruhe und stecke dir Ohrstöpsel rein :D
Oder mache einen Spaziergang, während sie übt.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie genau weiss, dass sie dich damit ärgern kann....
Im Unterricht spielt sie vielleicht wunderschön?
Das kommt bei sehr vielen Geschwistern vor, glaub mir.

Liebe Grüsse
Astrid
 
Hallo Sabri,

ich kann deine Schwester ja soo gut verstehen... :p

Ich hatte es glaubich schonmal erwähnt: früher konnte (und wollte) ich ja auch nicht leise spielen. Wenn mir da jemand gesagt hätte: spiel doch mal ein bißchen leiser, da wär ich die Wände hochgegangen.

Die Überlegung wäre jetzt: was hätte man damals tun können, um mich dazu zu bringen, leise zu spielen? Wahrscheinlich garnichts. Ich wollte nicht leise spielen. Die ersten Stücke, bei denen ich mich ernsthaft bemüht habe, leise (sehr leise!) zu spielen, waren die Klavierstücke op.19 von Schönberg. Da hab ich eingesehen, daß die Lautstärkebezeichnungen in diesen extremen Stücken total wichtig sind. Das war praktisch der Anfang meines Dynamik-Bewußtseins unterhalb von mezzoforte. Vorher war mir Dynamik auch wichtig, aber da gings immer um laut, lauter, noch lauter, extremst laut :p

Ob dir das jetzt weiterhilft weiß ich nicht. Wohl eher nicht. Vielleicht soviel: man kann jemand nicht zu einer bestimmten Spielweise "überreden" - derjenige muß es selbst aus seinem Innersten heraus wollen. Und alle Überredungsversuche führen nur zur Trotzreaktion.

Viele Grüße
Haydnspaß
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich stimme meinen Vorrednern voll zu.
Die einzige Möglichkeit, die vielleicht einen Erfolg verspricht (Wahrscheinlichkeit 0.00001%), wäre vlt die, dass du eins ihrer Stücke mal so spielst, wie du meinst. So schön und ergreifend, dass sie gar nicht anders kann, als einzusehen, dass ihr Spiel aus dem Stück nicht das Beste macht.

Aber ich fürchte das ist bloß eine theoretische Möglichkeit :D

marcus
 
Auf die Frage "Was glaubst du denn, wie das Stück gespielt werden muss?" würde ich antworten: "Na genau so wie ich es gerade spiele. Ich spiele doch nicht anders als ich es mir vorstelle."
Mit dem "Gefühl" ist es auch so eine Sache. Jeder hat eben ein anderes Gefühl, grundsätzlich, weil eben jeder Mensch anders ist. Deswegen ist eine solche Aufforderung zum Gefühlvoll-Spielen äußerst(!) unpräzise. Vermutlich legt sie so viel Gefühl hinein, dass sie sich selbst gar nicht mehr zuhört.
Am besten wäre, sie einmal aufzunehmen und ihr das als eine "fremde" Aufnahme vorzuspielen. Sie soll dann kritisieren. Und vielleicht gehen ihr die Ohren auf, wenn sie am Ende erfährt wessen Werk das ist.
Grundsätze wie: "Es kommt immer auf den Charakter des Stückes an" halte ich in dem Zusammenhang für absolut falsch. Wenn sie sich dafür interessieren würde, was der Komponist wirklich meint, würde sie sich auch um Dynamikangaben scheren. Solange sie nicht weiß, wie das was sie macht wirklich klingt, kann sie auch nicht abschätzen, wie es auf andere wirkt und genau so lange werden ihr Begriffe wie Interpretation oder Charakter egal sein.
Bisher ist bei ihr alles Willkür, weil sie mit ihrer Musik ja auch nichts erreichen will (Sie weiß vermutlich auch gar nicht, dass sie das könnte). Warum aber sollte die Willkür eines anderen, egal ob jetzt du oder der Komponist mehr wert sein?
 
Mein kleiner Bruder hört da auch nie auf mich.

Ich dacht mir dann einfach, er soll selber sehn wo er bleibt wenn er keine Ratschläge annimmt. Ich mein, da ist er selber Schuld.
Lass deine Schwester spieln wie sie will, es geht ja schließlich um Spaß. Sie wird es irgendwann auch einsehen.

Wenn du aber willst dass sie gut spielt, dann setz dich mal mit ihr zusammen und erarbeite das Stück vom Klang her mit ihr. Spiel ihr vor wie du es für richtig hältst, erklär ihr wieso es so besser ist und lass sie erklären was sie an ihrer Art bevorzugt. Vll. lässt sie sich mit viel gutem Willen rum kriegen. Wenn nicht, dann siehe oben.


oli
 
Danke für eure Antworten...
Irgendwie habe ich schon mit sowas gerechnet, wollte aber die Hoffnung noch nicht aufgeben.

@Astrid: Meine Schwester spielt bei ihrer Lehrerin zwar besser, aber immer noch so, dass es kaum zu ertragen ist. Eigentlich könnte man die gute Frau extra bezahlen, quasi als Entschädigung für diese Folter.
Aber ich denke, wenn sie wollte und üben würde, könnte sie bald vernünftig spielen.

@Haydnspaß: Fällt dir nicht ein gaaanz einfaches Stück (so auf technischem Niveau der ersten Seite von "Für Elise"(aber musikalisch leichter ;) )), was solche Trotzköpfe animieren könnte, schön zu spielen?
Wie scwierig sind denn die von dir genannten Stücke von Schönberg?
Ich würde ihr ja auch ein neues Buch schenken....

@marcus: Dafür müsste sie mir erstmal zuhören :D

lg
 
@mad83: Das, was du sagst, klingt einleuchtend...
Den Vorschlag mit dem Aufnehmen finde ich gut. Allerdings weiß ich nciht, wie sie darauf reagieren würde.

@Amfortas: Manchmal fragt sie mich ja sogar bei technischen Problemen um Hilfe, aber sobald ich mehr sage oder mich gar dazusetzen wollte, wird sie wütend :rolleyes:

lg
 
@Haydnspaß: Fällt dir nicht ein gaaanz einfaches Stück (so auf technischem Niveau der ersten Seite von "Für Elise"(aber musikalisch leichter ;) )), was solche Trotzköpfe animieren könnte, schön zu spielen?
Wie scwierig sind denn die von dir genannten Stücke von Schönberg?
Ich würde ihr ja auch ein neues Buch schenken....

Die Schönberg-Stücke op.19 sind nicht wirklich schwierig. Eine Idee wäre, wenn du die Noten für dich selbst kaufst und spielst, vielleicht fängt deine Schwester ja Feuer? Ob dir die Stücke gefallen, weiß ich allerdings nicht. Sie sind sehr schräg und abstrakt :)

Wann hat deine Schwester denn Geburtstag?
 

Hallo Sabri,

hier noch eine andere Theorie:

Ich habe mich mal ein bisschen mit Geschwisterkonstellationen, Konkurrenzdenken, Eifersucht usw. beschäftigt weil ich selber 3 Söhne habe, die auch ziemlich oft streiten.

Es ist nicht gerade geschickt, wenn zwei Geschwister das selbe Hobby haben, weil sie automatisch anfangen zu konkurieren. Einer muss ja immer der bessere sein (Schumi, Klitschko, oder wie schreibt man das?) Und der andere, meist der Jüngere, hat oft das Nachsehen.

Deine Schwester ist womöglich eifersüchtig und neidisch auf dich, weil du besser spielen kannst als sie (ich nehme das jetzt einfach mal an). Wenn sie jetzt nicht Klavier sondern Saxophon spielen würde, auf jeden Fall ein Instrument, von dem du absolut keine Ahnung hast, dann würde sie vielleicht ganz virtuos spielen?
Das Klavier MUSS sie ja fast "vergewaltigen", um sich von dir abzuheben.

Das hilft dir jetzt nicht wirklich weiter, aber vielleicht verstehst du sie so besser, wenn du dir vorstellst, dass sie eigentlich eine ganz andere Berufung hätte, die einfach noch niemand entdeckt hat. Auch sie selber nicht.

Liebe Grüsse
Astrid
 
Danke für die Links! Ich werde es mir gleich mal anhören.
Meine Schwester hat erst im März Geburtstag, aber vorher gibts ja auch genug Gelegenheiten.

@Astrid: Ja, dass kann natürlich sein. Deswegen läuft sie auch oft zu meinen Eltern und regt sich auf, dass ich sie immer als dumm darstellen würde (dabei mache ich das gar nicht).
Das Problem gibts eigentlich in allen Bereichen. Sie hat zwar Flötenunterricht, aber a) ist das nicht gerade das Instrument, mit dem man sich gut darstellen kann (wird ja oft mit Kindergarten in Verbindung gebracht) und b) mache ich es zum Spaß (Autodidaktik) und bin da schon lange besser als sie.
Meine Eltern hatten sie auch schon für Geige angemeldet, aber da die Lehrerin irgendwann die Nerven verloren :geige:

Vielleicht denkt sie ja, ich würde immer extra besser sein wollen, um sie ärgern zu können!?

Hmm... vielleicht erkläre ich ihr mal, dass sie sich nicht mit mir vergleichen darf und ich es auch nicht mit ihr mache :rolleyes:

lg und danke für die Hilfe.
Und gerade wenn die Schönbergstücke so "schräg" sein sollen, ist es ja gut (weil ich soetwas nicht spiele und es deshalb auch keinen Vergleich gibt).
 
Sabri, vielleicht solltest du dir mal einen Musikfilm mit ihr anschauen, oder ihr ein Buch zu lesen geben, in dem es ums Klavierspielen geht, oder deiner Schwester mal im Internet einen Videoclip zeigen, in dem ein Pianist etwas spielt.

Vielleicht sieht sie so ja, wie schön es ist, wenn man richtig gut Klavier spielen kann und fängt dann richtig an zu Üben und bemüht sich schön zu spielen.

Für mich ist es immer eine zusätzliche Motivation, zu sehen wie jemand so richtig schön Klavier spielt, es könnte ja einen versuch wert sein.
 
Mich hat es auch genervt, wenn mir meine Mutter oder Oma sowas gesagt haben.
 
Laß Deine Schwester doch einfach in ruhe. Du hast ihr gesagt, was Du denkst und sie wird es schon gehört haben. Vielleicht ist sie einfach stur, möglicherweise will sie garnicht so gerne Klavier spielen und läßt an den Stücken ihren Frust raus oder sie ist einfach nicht so weit. Sowas kann Jahrzehnte dauern.

Ich weiß jedenfalls, daß die Sturheit der Menschen sehr verläßlich ist. Sage jemandem was er tun soll und wenn er es nicht will, tut er es auch nicht. Sage es noch ein paarmal mehr und er wird aufhören, darüber nachzudenken ob er es Dir zuliebe tut. Noch ein paar Wiederholungen und Du bist erstmal auf der sicheren Seite.
 
Meine Schwester hat erst im März Geburtstag, aber vorher gibts ja auch genug Gelegenheiten.

Aha, dann gibts also auch aggressive Fische :)

Und gerade wenn die Schönbergstücke so "schräg" sein sollen, ist es ja gut (weil ich soetwas nicht spiele und es deshalb auch keinen Vergleich gibt).

Nun, ich kann ja nicht hellsehen. Bei mir haben diese Schönbergstücke den entscheidenden Aha-Effekt ausgelöst. Bei jemand anderem könnte es auch etwas völlig anderes sein. Was ist denn so die bevorzugte Musikrichtung deiner Schwester?
 
Sabri,

ich bin auch die Älteste und meinen Geschwistern vermutlich ziemlich mit meinen wohlgemeinten Ratschlägen auf die Nerven gegangen - mit dem gleichen Ergebnis wie bei Dir, nämlich keinem.

Habe dann irgendwann aufgehört mit den guten Ratschlägen. Jetzt sage ich nur dann etwas, wenn sie mich ganz konkret um Rat fragen - und das passiert tatsächlich gelegentlich, aber nicht allzu oft. Und ich sage ihnen dann, was ich denke, aber ohne von ihnen zu erwarten, dass sie das auch tun. Das ist nämlich ihre Sache. Sie hören was ich denke, und wenn sie meiner Meinung sind, machen sie das, und wenn nicht, machen sie das nicht. Auf der Grundlage funktioniert das super.

Aber grundsätzlich muss man bei den "Kleinen" schon deren Meinung als gleichwertig akzeptieren und ihnen das Recht zugestehen, die Dinge "falsch" zu machen oder erst mühsam aus ihren eigenen Fehlern zu lernen. Schwestern/Brüder sind eben nicht Eltern, und trotz Altersunterschied auf gleicher Stufe irgendwie.
 
In Afrika haben die Leute das einzig richtige mit übereifrigen Missionaren gemacht - sie gebraten :D
 

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