Schüler tritt ohne Wissen des Lehrers öffentlich auf

J

Jeanpaul5

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11. Feb. 2011
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Hallo, da bin ich schon wieder,

wie ich heute aus der Zeitung erfuhr, trat vorgestern ein Schüler von mir bei einem größeren Konzert hier in unserer Kleinstadt auf.
Mich hat er vorher nicht gefragt.
Er hat ein Stück gespielt, das er mir nie im Unterricht vorgespielt hat.

Man muss dazu sagen, dass seine Mutter selbst Klavierlehrerin ist.

Ich empfinde es trotzdem als Vertrauensbruch.
Wie würde es euch damit ergehen?
Interessiert mich einfach mal.

Bitte jetzt nicht wieder: Also, dann muss dein Unterricht wirklich schlecht sein, wenn er mit deiner Literaturauswahl nicht klarkommt und nebenher andere Stücke mit seiner Mutter übt.
Kann ja alles sein, aber vor zwei Wochen war "Jugend Musiziert", und da hatte er ein sehr schweres und umfangreiches Programm zu spielen, was er leider nicht nach meinen Vorgaben optimal geübt hatte, und deshalb dann auch nur mit 19 Punkten aus dem Rennen ging.

Soll man das nun ansprechen oder ignorieren.
Mir liegt schon viel an einem guten Verhältnis zur Mutter, die ja auch meine Kollegin ist.
Da das auch schon mal vorgekommen ist, und ich es angesprochen habe, frage ich mich, ob es Sinn macht, das nochmal zu thematisieren.
 
Hallo Jeanpaul5,

Ich bin kein Klavierlehrer, möchte mich aber doch einbringen. Man hat als Lehrer nie in der Hand, was der Schüler mit dem Erlernten macht. Hinterher kann man schimpfen, aber bringt das was?

Wenn ich jemand eine Fremdsprache lehre, und mein Schüler redet mit jemand in dieser Fremdsprache ohne mich zu fragen. Ist es nicht das, was ich wollte? Ich hab keinen Einfluss auf Inhalt und Ausdruck usw.. Warum soll das beim Klavier anders sein? Ich finde das ganz natürlich. Wenn jemand nur für den Lehrer lernt, ist das nicht der eigentliche Sinn des Lehrens...

LG
Michael
 
Liebe JeanPaul5,

was steht denn in deinem Vertrag? Oder wenn es keinen gibt: weiß der Schüler und seine Mutter, dass dir so etwas nicht recht ist?

Ich würde auf jeden Fall mit beiden drüber reden, wenn du das als Vertrauensbruch empfindest. Es geht um deine Grenze und Konflikte sollte man immer ansprechen. Auf das WIE kommt es allerdings an.

Micha, solche Dinge stehen sehr oft in Verträgen. Ich kann deine Sicht nachvollziehen, aber der Unterschied zu deinem Fremdsprachenbeispiel ist, dass der Schüler hier nicht mit anderen musiziert (was dem entspräche, was du sagst), sondern öffentlich auftritt. Wenn bekannt ist, dass er ein Schüler von JeanPaul5 ist, wird seine Leistung mit ihr in Verbindung gebracht und es könnte sein, falls er schlecht gespielt hat, dass dies auf sie zurückfällt, obwohl sie ja gar nichts gewusst hat. Als Privatlehrer ist der Ruf sehr entscheidend und Mundpropaganda sehr wichtig. Insofern ist die Situation abzuwägen.

Ich denke, wenn du, JeanPaul5, ohne Vorwürfe deine Sicht und deine Gefühle darstellst, kannst du auf konstruktive Weise den Konflikt bereinigen. Vielleicht stellt sich dann heraus, dass Mutter und Sohn sich überhaupt keine Gedanken dazu gemacht haben, vielleicht haben sie gedacht, dass die Wettbewerbsstücke Vorrang im Unterricht hatten, vielleicht musste er auf diesem Konzert spielen.... . Wenn ich als Lehrerin ein Problem habe, spreche ich das jedenfalls an.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Entschuldige, ich habe jetzt erst gelesen, dass du das ja schon bei einem anderen Mal angesprochen hattest. Es kommt darauf an, wie damals das Gespräch gelaufen ist, WIE du damals das Problem angesprochen hattest, ob du nun erneut das Thema ansprichst. Wäge ab, was dir wichtiger ist und steh dann auch zu deiner Entscheidung.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Jeanpaul5, was ja in der Tat erstaunt, ist, dass Euer Verhältnis zueinander dergestalt ist, dass weder der Schüler Dir von diesem anderen Stück oder von dem Konzert erzählt, noch (widersprich mir bitte, wenn es nicht stimmt) Du Dich beim Schüler erkundigst, was er denn sonst noch so treibt und spielt.

Oder ist es für Dich selbstverständlich, dass ein Schüler ausschließlich das spielt / vorspielt, was Ihr im Unterricht durchnehmt?

Wie alt ist der Schüler??

Bist Du der Ansicht, dass Schüler vor Auftritten immer erst den Lehrer fragen sollten, ob sie das dürfen?

Bei uns Jazz-/Rock-/Pop-Leuten ist das ja alles wesentlich entspannter, wir freuen uns, wenn wir erfahren, dass ein Schüler woanders zusätzlich aktiv war.

Im Klassikbereich scheint da immer noch bei vielen so eine eigenartig ängstlich-kontrollsüchtig-unfreie Haltung zu herrschen, wahrscheinlich weil die Lehrer Angst haben, dass irgendwas ein schlechtes Licht auf sie werfen könnte.

Wenn Ihr mich fragt, nicht gerade ein Selbstsicherheit ausstrahlendes Verhalten.

Und solange er nicht rumposaunt, dass er das Stück bei Dir gelernt habe, Jeanpaul5, kann es Dir doch wurscht sein, wo er es vorspielt. Er ist grundsätzlich ein freier Mensch und nicht an Deine Weisungen gebunden.

LG,
Hasenbein
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Es heisst doch immer, dass man (der Schüler) für sein Leben lernt und nicht für den Lehrer.

Das von Dir, oder jeder anderen Lehrperson oder -anstalt vermittelte Wissen übernimmt der Schüler und verwendet es für sich selbst, um andere damit zu erfreuen (oder zu bereichern) oder um wieder andere mit dem Wissenzu lehren.

So funktioniert die Welt und mit einem Vertrauensbruch hat das gar nichts zu tun.

Aus der Sicht eines Schülers.
40er
 
Meine Meinung dazu:

es wirkt auf mich schon etwas schräg. Also ich würde meinem KL freudig von einem bevorstehenden Auftritt erzählen. Die Geheimniskrämerei hat ja in diesem Fall der Schüler angefangen.
Mit ist mal ein ähnlicher Fall passiert.

Man fühlt sich benutzt.

Die Frage, Jeanpaul , ist ja, warum arbeitet die Mutter in Deinem Fall mit Dir zusammen? Soll sie doch ihren Spross selber unterrichten.

LG
Leonie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Liebe Leute! Mal was GANZ Wichtiges!

Es ist ABSOLUT verständlich, dass es für einen selber ein Stich ins Herz ist (oder einen deprimiert werden lässt etc.), wenn Schüler, Patienten o.ä. zu einem anderen Lehrer wechseln, woanders Dinge machen, von denen man nichts weiß etc.!

Aber man DARF einfach dann nicht einfach aufgrund dieses Gefühls reagieren! Man MUSS sich (obwohl es natürlich sehr wichtig ist, zu untersuchen, was man besser oder anders machen könnte) sagen, dass letztlich alle Menschen unterschiedlich sind; dass Menschen (auch Schüler) sich unüberlegt, merkwürdig, arschig verhalten können und dass das dann mit einem selber nichts zu tun hat usw.!

Es ist ein Zeichen großer Unsouveränität und letztlich auch einer gewissen Unreife, wenn man in so einer Situation anfängt, Stress zu machen, sich mit Schüler oder Eltern deswegen zu überwerfen oder anzufangen, allerorten über den Schüler schlecht zu reden! (Leider habe ich Ähnliches nicht nur einmal bei Kollegen mitbekommen.)

Passiert einem so etwas wie Jeanpaul5 oder Leoniesophie, muss man sich also zuvörderst fragen, "Warum reagiere ich so überstark darauf? Weswegen macht mich das so fertig? Ist das wirklich angemessen?"

LG,
Hasenbein
 
Ich nehme zwar keinen Klavierunterricht mehr, befinde ich aber als Instrumentalschüler in einer ähnlichen Situation.
Ich lerne zur Zeit bei zwei verschiedenen E-Bass-Lehrern. Einer „Old-School“ mit Nebenaspekt Klavier, der andere ist ein moderner Techniker mit Nebenaspekt Schlagzeug.
Beide Lehrer wissen nichts voneinander, da ich fürchte, dass sie das stören könnte.
Andererseits profitiere ich davon, da ich Inhalte ganz bewusst kreuze.

Habe ich deshalb ein schlechtes Gewissen oder breche ich Vertrauen? Nein. Eigentlich mache ich meinen beiden Lehrern sogar eine Freude, weil sie denken, meine Fortschritte seien alles Früchte ihrer persönlichen Arbeit.

Ich vermute mal, dein Schüler hat das Stück mit seiner Mutter erarbeitet und wollte vermeiden, zwischen zwei unterschiedlichen Auffassungen vom Lehrer/Mutter zermahlen zu werden.
Insofern war Schwiegen (s)eine probate Taktik.

Jetzt allerdings, da es publik ist, würde ich es lobend erwähnen. Wenn der Schüler drüber reden mag, okay...
… ansonsten lass seine Privatsache bleiben.

LG NewOldie
 
Also, ich kann es schon verstehen, dass einen das an der Ehre kratzt. Aber wenn mir das als Klavierlehrer passiert (dass es mich kratzt), ist das erstmal MEIN Problem.
Ich habe meine Schüler nicht gepachtet und wenn mir einer von ihnen nicht (stolz!) erzählen sollte, dass er demnächst auftreten darf, ist die erste Frage, die mir in den Sinn kommt: Enge ich ihn so sehr ein und bin ich so wenig ermunternd, dass er sich nicht traut, mir davon zu erzählen, weil ihm das vielleicht die Sache verderben würde?

Dazu muss ich sagen, ich war selber mal so ein Kind. Und bei mir war es tatsächlich so, dass mich einer meiner Pädagogen eine Weile eher ausgebremst hat - sicher nicht böswillig, aber ich habe einfach sehr sehr schnell gelernt und das war ihm nicht geheuer usw., und da habe ich ganz von mir aus auch angefangen, noch zusätzliche Sachen zu üben. Dass mein Vater vom Fach war, hatte damit erstmal nichts zu tun, es ging nicht von ihm aus (was ihm sein Kollege damals nie geglaubt hat...).

Mein Lehrer damals hat die einzig richtige Konsequenz gezogen und gesagt, ich bräuchte einen besseren Lehrer, einen, vor dem ich mehr Respekt haben kann und der mich mit ganz anderer Autorität und Sicherheit führen kann... dann kam ich zu einem Hochschulprofessor.
Ich rechne ihm das auch heute noch hoch an. Es war sicher nicht leicht, aber er hat wohl beschlossen, lieber stolz darauf zu sein, wie weit er mich gebracht hat, als sich selbst in die Nase zu beißen, weil ich ihm "entwachsen" bin.

Das heißt nicht, dass er mir gar nichts mehr hätte beibringen können - er war echt gut und ich habe ihn heiß geliebt ;) Aber ich konnte nicht mehr so sehr zu ihm aufschauen, wie ich es gebraucht hätte, um mich ganz zu fügen.

Übrigens hatte ich später im Laufe meiner Ausbildung eigentlich nur noch Professoren, die mir einen hohen Grad an Freiheit zugesprochen haben. Ich brauche das einfach. Und je mehr Freiheit ich kriege, desto mehr komme ich von mir selbst aus auf meine Lehrer zu, desto mehr erzähle und zeige ich auch.

Vielleicht kannst du es so sehen, Jeanpaul. Vielleicht ist es auch ein stückweit die Pubertät ^^ Vielleicht ist er ein wildes Pferd, das sich gerade seinen Auslauf holt! Oder vielleicht braucht er mehr deine Bestärkung, dass er sein Talent ausleben darf (weniger ein "aber das kannst du noch nicht perfekt"...)
Vielleicht braucht er auch mal was neues. Ist er denn schon lange bei dir? Redet doch mal zusammen darüber... es geht hier um ihn, eigentlich. Um seine Entwicklung. Du hast deinen Stand schon!

GLG
Becci
 
Hallo New Oldie!
Schön mal wieder von dir ein Lebenszeichen zu sehen. :)

Jedenfalls ist das bei Klavierschülern scheinbar ein bisschen ähnlich wie bei den eigenen Kindern. Man weiss, dass man sie freilassen muss, das ist der Lauf der Welt. Man ist traurig, aber auch sehr stolz, wenn sie lebenstüchtig sind und in der Welt klarkommen.

LG
Leonie
 
New Oldie! :-) :-) Freu!!

Mach mal wieder mehr mit hier! :-)

Aber ehrlich gesagt: Da ist doch was grundsätzlich irgendwie faul und nicht so, wie es sein soll, wenn der Schüler Lehrer voreinander verheimlicht.
Mindestens einer der Beteiligten (das kann auch der Schüler sein...) verhält sich hier meines Erachtens un-erwachsen.
 

Vielleicht kannst du es so sehen, Jeanpaul. Vielleicht ist es auch ein stückweit die Pubertät ^^ Vielleicht ist er ein wildes Pferd, das sich gerade seinen Auslauf holt! Oder vielleicht braucht er mehr deine Bestärkung, dass er sein Talent ausleben darf (weniger ein "aber das kannst du noch nicht perfekt"...)
Vielleicht braucht er auch mal was neues. Ist er denn schon lange bei dir? Redet doch mal zusammen darüber... es geht hier um ihn, eigentlich. Um seine Entwicklung. Du hast deinen Stand schon!

Genau deshalb bin ich auch für ein Gespräch. Führt man es klug, z.B. auf solche oder ähnliche Weise,

Ich denke, wenn du, JeanPaul5, ohne Vorwürfe deine Sicht und deine Gefühle darstellst, kannst du auf konstruktive Weise den Konflikt bereinigen.

ist es ein Vorteil für beide Seiten, weil die Bedürfnisse, Gründe und auch der gemeinsame Weg klar werden. Dann braucht man auch vorher gar nicht zu spekulieren, warum es nun so gekommen ist. Der möglichen Gründe gibt es viele, wie hasenbein sagte, muss das nicht gegen den Klavierlehrer gerichtet sein.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Ich selbst habe als Schüler übrigens auch nie einen Lehrer gefragt. Ich habe aber dafür Verständnis, wenn jemand als Lehrer das anders sieht. Es kommt immer darauf an: wo tritt man auf, welches Publikum hört zu, tritt man solo auf oder kammermusikalisch/mit einer Band, improvisiert man zumindest teilweise oder geht es um die Interpretation eines anspruchsvollen klassischen Werkes, wie weit oder selbständig ist der Schüler (hier scheint ja die Arbeitsmoral etwas weniger ausgeprägt zu sein) u.v.a.m.. Je nachdem wird die Frage jedesmal anders beantwortet werden. Außerdem wird jeder Lehrer es unterstützen, wenn der Schüler mit anderen musiziert und sein Hobby ausbaut - das ist doch wunderbar und der Sinn des Ganzen. Aber darum geht es hier nicht.

P.S.: @NewOldie: ich muss gestehen, dass ich als Lehrerin mit deiner Praxis ein Problem hätte. :p Und zwar genau deshalb:

Zitat von NewOldie;:
Eigentlich mache ich meinen beiden Lehrern sogar eine Freude, weil sie denken, meine Fortschritte seien alles Früchte ihrer persönlichen Arbeit.

Ich bekomme dann nämlich ein falsches Feedback. Abgesehen davon, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass ich so etwas nicht merken würde, hätte ich andererseits gar kein Problem damit, wenn ich es wüsste. Ich würde es z.B. ausdrücklich unterstützen, wenn jemand neben meinem Unterricht noch Jazz-Klavierunterricht nähme, denn ich kann das nicht unterrichten. Wir beide würden davon profitieren. Wenn nun mein Schüler bei einem anderen klassischen Klavierlehrer Unterricht haben wollte, müsste man sich über die Gründe auseinandersetzen und entsprechende Lösungen finden. Aber ich bin immer für Klarheit!
 
Was mich an der Sache seehr stört, ist, dass der Schüler zeitgleich mit anderen Stücken bei JuMu mitgemacht hat. Und dort tritt man eben sehr wohl als Schüler von .... auf, in diesem Fall von JeanPaul. Man kann sich selber ausrechnen, dass seine Vorbereitung für den Wettbewerb nicht optimal war, wenn er noch ein anderes Programm am Laufen hatte. Und mit 19 Punkten hat er ja auch nicht grade brillant abgeschnitten.
Wäre dieses Zusammentreffen nicht, würde ich auch sagen - geschenkt.

Lg
 
Das ist doch sein (des Schülers) Bier, ob er "brillant" abschneidet oder nicht!

Er muss solche Erfahrungen ja auch mal machen - dass man sich mit soundsoviel Kram, den man sich vornimmt, auch mal überheben kann, und sich sein Vorgehen vielleicht besser überlegen sollte.

Wenn der Lehrer immer alles so sehr steuert, wird verhindert, dass der Schüler bestimmte wichtige eigene Erfahrungen macht!

(Aber es gibt ja Lehrer, denen unselbständige, abhängige Schüler am liebsten sind... bei denen fühlt man sich natürlich mächtig...)
 
Viele gute Antworten.

Aber was Ihr alle nicht thematisiert habt, ist die Tatsache, dass der Schüler mit seinem JuMu-Beitrag hinter seinen Möglichkeiten zurückblieb, was Jeanpaul5 naheliegenderweise mit der Doppelbelastung in Verbindung bringt. Und das ist natürlich ärgerlich. Dass der eine unter dem anderen Auftritt leiden wird, hätte natürlich der Mutter und - je nach Alter - auch dem Schüler klar sein müssen und es ist verwunderlich, dass sie/er sich trotzdem drauf eingelassen hat.

Je nach Verhältnis zur Mutter könnte man genau das mal offen ansprechen, und je nach persönlicher Verärgerung auch im Extremfall sagen "Ich bereite mit Euch kein JuMu mehr vor, wenn Ihr nicht voll dahinter steht und Extrarunden fliegt". Dann sollte man aber auch bereit sein, im Extremfall das Unterrichtsverhältnis zu beenden.

Just my 2 ct.
- Karsten
 
Ach Quatsch.

Solange er nicht Musiker werden will, ist es doch vollkommen wurscht, ob der Schüler mal bei JuMu verkackt!

Was ist das eigentlich für eine überernste Wichtignehmerei hier?
 
Es ist auch gar nicht gesagt, dass für dieses Konzert "JuMu-Übezeit" draufgegangen ist... ich weiß natürlich nicht, was er wo gespielt hat, aber es kann auch durchaus mal ein Motivationsproblem (gerade bei geschickteren Schülern) geben, wenn man immer nur das selbe Programm üben muss, weil eine Prüfung/ein Vorspiel/sonstwas ansteht. Manche profitieren ENORM davon, dass sie trotzdem noch etwas anderes dazunehmen dürfen und üben dann eher mehr als weniger.

Ich glaube, das hat auch mit dem Druck zu tun... manche setzen sich viel weniger gern ans Klavier, wenn sie nur ein Programm zu üben haben, mit dem großer Leistungsdruck assoziiert ist... es ist dann leichter, mit einem Stück anzufangen, das man unbeschwerter assoziiert hat, und danach, wenn man schon mitten drin ist, die "wichtigen" Stücke bearbeitet.

Das habe ich schon öfter beobachtet... lieber lasse ich sie noch etwas verlockendes spielen als dass sie mir stagnieren!
 
Aber ehrlich gesagt: Da ist doch was grundsätzlich irgendwie faul und nicht so, wie es sein soll, wenn der Schüler Lehrer voreinander verheimlicht.
Mindestens einer der Beteiligten (das kann auch der Schüler sein...) verhält sich hier meines Erachtens un-erwachsen.
Mit mehr als einem Lehrer gleichzeitig zu arbeiten kann unproblematisch und in Ordnung sein, wenn die "Zuständigkeitsbereiche" möglichst klar voneinander abgrenzbar sind. Längst ist z.B. die Behauptung durch Substanz entkräftet, man könne entweder nur "klassisch" oder nur auf dem Gebiet von Jazz und Popularmusik als Pianist aktiv sein - und das ist auch gut so. Allerdings dürfte es kaum vorkommen, dass eine Lehrkraft in beiden Bereichen nichts weniger als das vollendete Optimum zu vermitteln vermag - wer "vom klassischen Fach herkommt", kann von der zusätzlichen Arbeit mit einem Jazz-Spezialisten exakt die noch fehlenden Impulse bekommen.

@hasenbein: Die Formen öffentlichen Agierens sind bei Musik mit Improvisationselementen meist anders geartet als beim immer noch eher "rituell" erfolgenden Auftreten auf dem "klassischen" Podium. Es ist schon ein Unterschied, ob man in einer Bandformation ad hoc mitjammt oder einen präzise ausnotierten Notentext überprüfbar wiedergibt. Insofern kann man natürlich nicht jede Situation eins zu eins miteinander vergleichen.

Generell ist aber ein Unterrichtsverhältnis nicht nur eine Vertragsbindung, sondern gründet auf beiderseitigem Vertrauen zueinander, von dem alle beteiligten Parteien etwas haben. Die Lehrkraft praktiziert nicht nur Wissensvermittlung, sondern wirkt an der Persönlichkeitsbildung ihres "Schützlings" (Begriff bewußt so gewählt) prägend mit: Schutz soll gewährt werden vor den Konsequenzen "unzeitigen" Auftretens zugunsten des Schülers (öffentliche Blamage) und zugunsten der Lehrkraft (die für adäquate Ausbildungsleistungen Verantwortung übernimmt). Unabhängig von der in schriftlichen Musterverträgen festgehaltenen verbindlichen Abstimmung (kein Auftreten ohne Einverständnis der Lehrkraft) empfiehlt sich in der Praxis das Spiel mit offenen Karten, da transparentes Agieren und Offenheit immer besser ankommen als Heimlichkeiten und Versuche, heikle Angelegenheiten zu verbergen.

Richtig problematisch und künstlerisch fragwürdig wird es dann, wenn die beteiligten Lehrkräfte im gleichen Revier agieren (womöglich in künstlerischen Auffassungen konträr eingestellt sind) und/oder das "Doppelleben" das Leistungsvermögen beeinträchtigt. Genau das scheint mir in dem Fall von Jeanpaul5 nämlich der Fall zu sein: Das Wettbewerbsresultat und weitere Faktoren wie das Empfinden von Vorbereitungsdefiziten lassen erahnen, dass es zumindest nicht "rund" läuft. Zwei Lehrkräfte konsultieren, ohne zu auch nur einer davon wirklich ja zu sagen? Stücke in unzulänglicher Qualität einstudieren, weil das Pensum zu groß dimensioniert ist? Eine der beiden Lehrkräfte ist die eigene Mutter, so dass nicht einmal eine Abgrenzung zum (außermusikalischen) Privatleben gelingt?

Für alle beteiligten Personen wäre eine klare Entscheidung für eine(n) Lehrer(in) dringend geboten. Es sind mir etliche Fachkolleg(inn)en bekannt, die zunächst bei ihren professionell tätigen Eltern und dann bei externen Personen Unterricht erhalten haben. Erfolgreich war dieser Wechsel stets dann, wenn die Eltern imstande waren, zum richtigen Zeitpunkt loszulassen und dem Nachfolger nicht ins Handwerk zu pfuschen. Das von Jeanpaul5 gewünschte gute persönliche Verhältnis zur Fachkollegin wirkt wie ein fauler Kompromiss, mit dem niemand glücklich ist. Da stellt sich dem Betrachter schon mal die Frage, ob ein Ende mit Schrecken nicht heilsamer wäre als ein Schrecken ohne Ende. Eine Langzeitprognose für so eine "Dreiecksbeziehung" kann nicht günstig ausfallen - es sei denn, es genügt einem die Gewißheit, immer eine Person mehr zur Auswahl zu haben, die daran schuld ist, dass sich der Erfolg nicht einstellt.

Alles Gute und Mut zu einer richtigen Entscheidung wünscht
mit LG Rheinkultur
 
Man müsste wohl fragen - was für eine Art Auftritt war das und warum ist er da aufgetreten? Erste Mucke? Oma im Vorstand? Zusätzliche Auftrittsmöglichkeit? Was hat er gespielt - "Yesterday" oder Präludium und Fuge von Bach?
Wenn ein Schüler heimlich anspruchsvolle Literatur übt, ist das immer ein "Alarm"-Zeichen. Rebecca tat es aus Unterforderung. Ich habe auch als Kind heimlich Sachen geübt und sie dann im Unterricht vorgespielt. Weil ich die Sachen einfach unbedingt spielen wollte und keine Zeit war, um Erlaubnis zu fragen ("ich will JETZT anfangen zu üben!") oder ich die Antwort nicht hören wollte. Mein Bruder hat heimlich Chopinetüden und - Balladen geübt, während er im Unterricht einen Walzer gespielt hat.
Die Stücke sind vielleicht eigentlich zu schwer, doch wenn die Motivation so groß ist, dass man so etwas tut und auch herzeigbare Ergebnisse erzielt, kann der Lehrer dort ansetzen und dem Schüler mehr zutrauen und zumuten.
Oder aber, dem Schüler ist langweilig, weil er nicht richtig üben kann. Wir haben so einen hier in der Klasse gehabt - sehr jung, übte alle möglichen Klavierkonzerte und schwere Literatur, für sein alter sehr besonders. Leider kam er übr 80% Qualität nie dabei hinaus, womit das Ergebnis realistisch betrachtet leider relativ wertlos ist.
Wenn er bei JuMu nicht so gut gespielt hat, waren bei ihm vielleicht auch die letzten 10-20% nicht da. Ist er zu ungeduldig und braucht schneller neue Stücke, statt am Ball zu bleiben? Wenn ja, kann das an ihm liegen (Alter...), oder es kann an bisher mangelnder Übekenntnis liegen. Oder beidem.

Wie wärs - in der nächsten Stunde mal eher bewundernd nach dem Auftritt fragen, der in der Zeitung stand (!), wie es dazu kam usw. - keine Anschuldigungen oder beleidigte Leberwurst, sonst wird er nie mehr von sowas erzählen.
 
Blüte, schön geschrieben.
Ich würde ihm auch einfach zu dem Auftritt und der Erwähnung in der Zeitung gratulieren. Genau so baut man Vertrauen auf und alles Weitere ergibt sich automatisch.
 

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