War noch am Tippen, Rebecca war sinngemäß schneller, dennoch:
Das "von hinten" Üben hat einen großen Vorteil:
Wenn ich z.B. mit der letzten Zeile anfange, und, sobald ich sie drauf habe, die vorletzte Zeile erarbeite (usw.), dann habe ich bei jedem Übeschritt das motivierende Erlebnis, dass hinten raus etwas folgt, das ich schon kann.
Wenn ich von vorne anfange folgt am Ende jedes Segmentes etwas unbekanntes. Zumindest bei mir ist es dann aber trotzdem so, dass ich versuche vom Blatt weiterzuspielen. Das geht meistens sehr schnell und immer irgendwann in die Hose, d.h. hintenraus habe ich in der Regel ein Frusterlebnis und zementiere im schlimmsten Fall sogar Fehler und falsche Herangehensweisen fest.
Deshalb finde ich es durchaus sinnvoll "rückwärts" zu Üben. Früher hat mir mein Lehrer das auch so empfohlen und ich habe es auch bei Chor- und Orchesterproben mit unterschiedlichen Dirigenten häufig so miterlebt.
TROTZDEM darf man natürlich nicht ein neues, bis dahin völlig unbekanntes Stück auf der letzten Seite aufschlagen und stump loslegen. Das wäre auch falsch. Vorher sollte man sich den ganzen Notentext (von Anfang an) anschauen, ggf. mal vom Blatt durch- oder zumindest anspielen, schauen, wo die heiklen Passagen lauern, die Struktur erkennen (ausnotierte Wiederholungen, Durchführungen, Reprisen erkennen), kurz: sich einen Überblick verschaffen, was da überhaupt auf einen zukommt. Und wenn es dann an das systematische Erarbeiten des Notentextes geht, ist die Rückwärtsmethode einer cleverer Trick, der - wie alles im Leben - für manche der Königsweg und für andere ein absolutes No-Go ist.
Grüße
TJ