Repertoire

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31. Jan. 2008
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Hallo alle miteinander!
Ich schaue zurück auf einen großen Haufen von Klavierstücke, die ich mal gelernt habe.
Es interessiert mich doch jetzt sehr, wie das andere machen mit ihren Stücken, die sie mal gelernt haben, vielleicht sogar auswendig.

Ein ca. 17-jähriger hat in seinem vielleicht 10-jährigem Klavierleben eine Unmenge Stücke gespielt, von denen er in aller Regel kaum noch was weiß. Wertloses Zeug neben kleinen Edelsteinen, Fingerübungen neben Sonatinen und anderen Klavierschulsachen.

Der Umgang bei Erwachsenen mit ihren Stücken dürfte doch ein bisschen intelligenter aussehen …..

Die „Laien“ (furchtbare Bezeichnung!) unter euch: was macht Ihr mit Euren Stücken, wenn Ihr sie eingeübt und gekonnt habt? Versinken sie wieder oder haltet Ihr sie Euch irgendwie warm?

Ihr Klavierstudenten, baut Ihr Euch ein Repertoire strategisch geplant oder eher zufällig auf?

Ihr Klavierdozenten, leitet Ihr Eure Studenten zu gezieltem Repertoireaufbau an oder geht das anders? – Welche Ziele verfolgt Ihr mit den jungen Leuten?

Ihr Klavierlehrer, was sagt Ihr Euren Schülern, was sie mit ihren Stücken nach dem Vorspiel tun sollten? Nach dem Klassenvorspiel oder nach Jugend musiziert. Geraten die Stücke wieder in Vergessenheit oder haltet ihr Eure Schüler dazu an, die Sachen an der Oberfläche zu halten?

Haut in die Tasten und schreibt Eure Erfahrungen!

Den Kopf voller Musik grüßt Euch
Walter
 
Ich persönlich vergesse leider einen Grossteil wieder. Was bei mir gut bleibt sind Chopins Etüden.
Wenn ich dann aber mal eines der Stücke brauche für ein Konzert, dann sind die in der Regel schnell wieder aufgefrischt.
 
Also ich spiele ja noch nicht so lange und deshalb ist mein Repertoire noch sehr klein. Trotzdem versuche ich, die Stücke (auch Etüden), die ich gelernt habe und die mir gefallen, frisch zu halten, indem ich sie so oft wie möglich wiederhole. Dazu habe ich mir eine Liste angefertigt, in die ich die auswendig gelernten Stücke eintrage. Idealerweise trage ich da das Datum ein, wann ich sie das letzte Mal gespielt habe (mit Bleistift - zum aktualisieren). Ich spiele zwar nicht öffentlich vor, aber kann ja mal sein, dass Freunde/Familie mich auffordert, mal was vorzutragen. Und da sollen es nicht nur die letzten 2-3 Stücke sein, die ich gelernt habe.
 
Wenn ich mit einem Stück fertig bin, dann lass ich es erst mal für ca. ein halbes jahr in ruhe, bis es mir dann wieder einfällt, dass ich dieses stück ja mal gespielt hab.. und ab dann versuch ich's schon wieder regelmäßig (vl 1 mal in der woche) zu spielen.
klingt vielleicht etwas komisch aber ja ;)

lg
 
Ich muß immer innerlich grinsen, wenn ich das Wort "Repertoire" höre.

Es gibt Stücke die hat man schon mal geübt und andere, die hat man noch niemals geübt/gespielt. Das ist der ganze Unterschied. Wenn's um Vorspiele oder Konzerte geht, gibts eh eine langfristige Vorbereitung.

Wenn die Leute ihr "Repertoire" auflisten, frag ich mich immer, was denn das jetzt sein soll: "hab ich schonmal angefangen zu üben, weiß aber nicht, ob ichs noch kann", "hab ich schonmal der Oma vorgespielt", "hab ich schonmal vor mehr als 10 Leuten vorgespielt" oder "könnte ich sofort aus dem Stand in der Carnegie Hall mit auftreten"?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Bei mir ist es so, dass ich in den Sommer- und manchmal auch in den anderen Ferien (in denen ich ja keinen Musikschulunterreicht habe) alle früheren Stücke wieder auffrische und auch unter dem Aspekt der Harmonielehre betrachte. Wenn die Ferien vorbei sind, gehe ich mit meiner Klavierlehrerin alles was mir beim Üben unklar war durch.
Das System funktioniert bei mir ganz gut. :)

lg amalia
 
Ich glaube, es ist völlig normal, dass auch lang geübte Stücke wieder in Vergessenheit geraten, sofern man sie länger nicht beachtet.

Es ist mir wichtig, ein paar "Liedchen" auf Lager zu haben für den Fall, spontan irgendwo was vorspielen zu können/müssen/dürfen. Somit stöbere ich immer mal wieder in meinen bereits geübten Stücken (für mich ist das mein Repertoire) und übe das eine oder andere wieder, bis es erneut vorspielreif ist.

Liebe Grüße, Madita
 
Ich baue mir eigentlich kein Repertoire auf, weil ich, wenn ich ein Stück kann, eigentlich keine Lust mehr darauf habe. Das schnelle Auffrischen ist allerdings auch kein Problem.
Nur denke ich mir, dass ich vielleicht erst dann ernsthaft ein Repertoire aufbauen will, wenn meine Stücke schon einen höheren Schwierigkkeitsgrad haben.
 
@Hacon: Ich dachte du spielst gerade den dritten Satz der Mondscheinsonate?! Wie schwer soll es denn noch werden, bevor du anfängst dir ein Repertoire aufzubauen?! :confused:

Mein Repertoire sind die Stücke, die ich entweder auswendig oder mit Noten "perfekt" spielen kann. Perfekt heißt in dem Fall genauso wie ich es mir vorstelle.
Mit dem Auswendiglernen experimentiere ich im Moment noch, weil es nicht besonders gut klappt.
Stücke, die ich gemacht habe, versuche ich durch wiederholen, warm zu halten. Meistens merkt man auch, dass man nach ein paar Wochen/Monaten Passagen gut spielen kann, an denen es früher gehakt hat. Ein klarer Beweis für Fortschritt :D

marcus
 
@Hacon: Ich dachte du spielst gerade den dritten Satz der Mondscheinsonate?! Wie schwer soll es denn noch werden, bevor du anfängst dir ein Repertoire aufzubauen?!
Naja, hier im Forum ist das mit dem Schwierigkeitsgrad so ne Sache. Die einen finden den dritten Satz der Mondscheinsonate schwer, thepianist73 würde aber mit Sicherheit sagen, dass sie einfach.
Es ist jetzt nicht so, dass ich diesen Satz so leicht finden würde, aber da ich erst seid einem Jahr spiele ist viel Platz nach oben.

Ich hab mir auch schon überlegt, vielleicht die Stücke, die ich schon kann, zum Einspielen zu benutzen und so warm zu halten.

Da ich mich mit klassischer Literatur leider nicht sonderlich gut auskenne, kann ich auch nicht sagen, wann denn der Punkt kommt, wo ein Stück so schwer ist, dass es sich lohnt, es in sein Repertoire zu nehmen.

Nach dem jetztigen Stand würde ich die Mondscheinsonate, wenn ich sie dann irgendwann kann, schon ins Repertoire aufnehmen, ist aber die Frage, ob ich dann auch noch so begeistert von ihr bin.

Ganz nebenbei hab ich ja momentan noch zwei Stücke in petto, die ich kann:
Meaple Leaf Rag und Beethoven Sonate f minor, aber die sind ja nun wirklich nicht sooo sehr schwer.
 
Aber es kommt doch gar nicht auf den Schwierigkeitsgrad an. Du willst doch nicht ernsthaft sagen, dass die Mondscheinsonate oder die andere Beethovensonate (op.2 nr.1?) es nicht wert sind Teil des Repertoires zu sein.
Sonst würde es ja keine Pianisten geben, die Mozart Sonaten oder Inventionen von Bach aufnehmen.

Ich finde du solltest deine Meinung über den "Wert" eines Werkes nicht so sehr von der Schwierigkeit abhängig machen.

Ich hab mir auch schon überlegt, vielleicht die Stücke, die ich schon kann, zum Einspielen zu benutzen und so warm zu halten.
Das mache ich auch so. Wenn ich gleich zu den Stücken gehen, die ich noch nicht kann, frustriert mich das zu schnell. Erst muss ich das Gefühl haben, dass es auch Stücke gibt, die ich gut spielen kann :)

marcus

P.S: sorry für offtopic
 

Aber es kommt doch gar nicht auf den Schwierigkeitsgrad an. Du willst doch nicht ernsthaft sagen, dass die Mondscheinsonate oder die andere Beethovensonate (op.2 nr.1?) es nicht wert sind Teil des Repertoires zu sein.
Ich finde du solltest deine Meinung über den "Wert" eines Werkes nicht so sehr von der Schwierigkeit abhängig machen.
Ich glaube, ich habe das alles ein bisschen anders gemeint, als ich es gesagt habe. Wenn ich ein Stück einübe, dann tue ich dass zu 60% weil es mir sehr gut gefällt, und zu 40% weil ich möglichst viel aus ihm lernen will.
Deshalb versuche ich schon, jedes Mal ein schwierigeres Stück zu nehmen.
Mir geht es nicht darum, möglichst viele Stücke zum Vorspielen parat zu haben, sondern mich immer weiter zu verbessern.

Ich wollte keineswegs behaupten, dass die beiden Beethoven-Sonaten es nicht wert sind, in ein Repertoire aufgenommen zu werden, aber diese Stücke Stücke sind für mich einfach Teil eines Lernprozesses, und ich werde sie vielleicht einmal beim Konzert vorspielen, denn dort kann ich ja nicht jedes mal dasselbe spielen.

Letztes Jahr musste ich sogar den Türkischen Marsch beim Konzert ohne Wiederholungen spielen, um nicht über eine Gesamtspielzeit von 10 Minuten zu kommen ( weil das Programm so groß war)

Da frage ich mich, ob es sich lohnt, sich ein großes Repertoire aufzubauen, wenn ichs dann eh nirgends gescheit vorspielen kann.
Wiederum weiß ich nicht, ob es so ratsam wäre, ein Stück wie La Campanella- auch wenn ich von dem noch meilenweit entfernt bin- wieder zu vergessen, wenn mans erst mal gelernt hat.

Nochmal zum Wert eines Stückes: Das hat meiner Meinung nach überhaupt nichts mit dem Schwierigkeitsgrad zu tun.
Wenns nach mir ginge, dann würde ich eher einfache Stücke wie Harry Potter oder The Sixth Sense spielen, weil ich Filmmusik einfach liebe und ich ne Gänsehau bekomme, wenn ich höre, wie ein Orchester Harry Potter spielt.

Aber ich will schließlich pianistisch vorankommen.

Naja, ich werds wohl mal mit der Aufwärm-Methode probieren ( am besten Auswendig, ist ja kein Problem;)
 
Ich baue mir eigentlich kein Repertoire auf, weil ich, wenn ich ein Stück kann, eigentlich keine Lust mehr darauf habe.
Ich kann das gut verstehen. In gewisser Weise ähnelt Klavierspielen dem Lösen von Kreuzworträtseln oder Sudokus. ;) Wenn ich die Nuß geknackt habe (oder zumindest glaube, sie geknackt zu haben), verliert ein Rätsel seinen Reiz. Oder würde einer von Euch stolz ein fertiges Sudoku rahmen lassen und an die Wand hängen?

Ähnliches gibt es in der Musik: Wenn ein Stück für mich keine Geheimnisse, keine Herausforderung mehr bietet (seien sie gestalterischer oder technischer Natur), dann bleibt als letzte Stufe nur noch die "öffentliche" Darbietung: Kann ich die Zuhörer von der Stimmigkeit meiner Auffassung überzeugen. Und da erwartet einen in der Regel noch eine Menge Arbeit.
Zitat von Haydnspaß:
Ich muß immer innerlich grinsen, wenn ich das Wort "Repertoire" höre.
Ich wundere mich auch immer wieder über die endlos langen Repertoirelisten mancher Pianisten. "Im Repertoire" sind bei mir Stücke, die ich schon mehrmals intensiv durchgearbeitet habe und für die ich (neben meinem sonstigen Pensum) allenfalls ein bis zwei Wochen Aufbereitungszeit benötige.

Ich versuche (ähnlich wie beim Lernen von Vokabeln mit einer Vokabel-Kartei), einstudierte Stücke in immer größeren Abständen zu wiederholen (d.h. durchzuarbeiten). Während ich mich mit den Stücken zunächst täglich beschäftige, bis ich sie einigermaßen souverän beherrsche, schiebe ich in der Folgezeit Ruhephasen ein, anfangs eine halbe Woche, später dann eine Woche oder zwei und verlängere diese Zeitspannen bis auf ein halbes oder ganzes Jahr. Wenn ich merke, daß mir die Stücke zerbröseln, schiebe ich wieder intensivere tägliche Arbeitsphasen ein.

Meinen Schülern versuche ich diese Arbeitsweise ebenfalls zu vermitteln, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg. Die meisten sind des Stückes irgendwann überdrüssig und gieren nach Neuem. Die alten "Lieblingsstücke" irgendwann mal wieder aufgreifen will kaum jemand - weil sie keinen "Fortschritt" versprechen. Irgendwie kann ich es verstehen, aber schade finde ich es trotzdem.
 
Als Anzettler des Diskussionsfadens hier freue ich mich riesig über Eure Statements.

Natürlich habe ich nicht über das Wort Repertoire groß (wissenschaftlich) nachgedacht, aber so ungefähr glaubt man doch zu wissen, was das sein könnte. Das reicht wohl für einen Thread hier im Forum!
Ich habe zwar für mich auch keine genaue Definition des Begriffs, aber ich habe eine Liste von Stücken, die ich im Konzert vorgespielt und die ich anschließend wieder abgesetzt habe. Das ist wohl schon so was wie ein Repertoire.

Vielleicht haben wir noch mehr Klavierspieler im Forum, die sich äußern und die sich über Anregungen freuen würden …

Auf weitere Beiträge hoffend
Walter
 
Für mich ist ein Repertoire eine Sammlung von Stücken, die ich ohne weitere Vorbereitung spielen kann. Sie sollten daher weitgehend fehlerfrei (falsche Töne, bei Dynamik und Tempo bin ich nicht ganz so streng) und auswendig spielbar sein. Das ist, wie gesagt, meine Definition von Repertoire.

Dadurch ist mein Repertoire leider sehr klein. Ich habe zwar in 23 Jahren viele, viele Stücke gespielt, aber ich kann derzeit z.B. keine einzige der gespielten Beethoven Sonaten mehr. Das liegt vor allem daran, dass ich berufsbedingt ab und zu wochenlang kein Klavier zur Verfügung habe, zum anderen aber auch daran, dass ich mich sehr schwer zwischen Stücken entscheiden kann und so letztendlich irgendwann beide nicht mehr richtig spielen kann. Von daher erhoffe ich mir von diesem Thread (danke Walter!) noch einige Hinweise, was man machen kann, um sein Repertoire "warmzuhalten" und ggf. auch zu vergrößern.

Mein Repertoire umfasst zurzeit eigentlich nur drei Stücke: Eine Nocturne von Chopin, eine Chopin-Etüde (noch nicht ganz fertig), ein Fantasiestück von Schumann. Ansonsten sind es nur Fragmente, z.B. einzelne Sätze oder auch nur Teile von Stücken :(
 
Hacon, machst du wirklich so beträchtliche Fortschritte?
Keine Bange, leider nicht;)
Hab über 5 Jahre Klavierunterricht genommen ohne zu üben und seid einem Jahr spiele ich richtig.

Noch mal zum Thema: Ich verstehe unter einem Repertoire eigentlich schon, dass dieses ausschließlich Stücke umfasst, welche ich sofort und ohne sie aufzuwärmen auswendig vorspielen kann.
Weil was bringt es dir, wenn du mal auf nem Fest was aus deinem "gigantischem" Repertoire vorspielen sollst, du aber keines der Stücke auswendig kannst, keine Noten dabei hast, und keines der Stücke auswendig kannst?
 
Kreuzworträtsel

Kreuzworträtsel - einmal gelöst, immer gelöst, Sudoku - einmal ausgefüllt, immer ausgefüllt.
Klavierstück - einmal gelernt, letztgültige Version?
Ein Stück kann man erst richtig, wenn man es das dritte mal gelernt hat. (Godowski)
Beim Wiedereinstudieren von (halb oder ganz) versunkenen Repertoirestücken lässt sich doch immer wieder neues entdecken. Vielleicht hat man sich selbst ja in der Zwischenzeit verändert.
Es gibt ja immer wieder Neueinspielungen von bedeutenden Künstlern - sie hatten die Aufgabe schon einmal in Perfektion erledigt und sehen es für notwendig an, die Stücke wieder aufzuwärmen.
Sie würden das nicht tun, wenn die aufgewärmte Musik ihnen langweilig erschiene. Ich glaube auch nicht, dass sie das aus rein wirtschaftlichem Interesse tun.
Von alten Stücken träumend, Euer Repertoire-Freak
Walter
 

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