So, nun also noch einmal im Detail.
Ich habe mir im Frühling diesen Jahres ein Yamaha Klavier gekauft. Eine Stimmung, kurz nach Anlieferung, war im Preis enthalten, welche auch durchgeführt wurde. Nun hatte ich mich an Michael gewendet, zum Winter noch einmal das Klavier zu stimmen. Ein kleineres Problem war noch, dass mir die Töne im Diskant zu Kurz klangen. Es gibt ein Stück namens "Fairytales", bei welchem es mir extrem auffiel. Dieses Stück lebt von wenigen, dafür aber lang klingenden, hohen Tönen. Und wenn diese hohen Töne, zu schnell "ausklingen", verliert das Stück eigentlich seinen Charakter.
Michael hat nun diese hohen Töne in die Hand genommen, und einfach lauter gedreht. Scheinbar gibt es einen Lautstärkeregler in den Hammerköpfen.
Wie dem auch sei, klingen die hohen Töne nun wunderschön kristallklar, und auch bei leichtem Anschlag, schön lange, kräftig und laut. Ebenso hat Michael festgestellt, dass der vorherige Klavierstimmer das Klavier gar nicht richtig hochgestimmt hat. Nachdem Michael nun dran war, ist dieses Klavier wie ausgewechselt. Obwohl ich vorher schon sehr zufrieden mit Spielbarkeit und Klang war, hat Michael dem Klavier genau den kleinen Rest verpasst, der es zum perfekten Instrument für mich macht. Es fühlt sich maßgeschneidert an!
Nun kommen wir zur Überraschung, die überhaupt nicht geplant war. Wie einige leider wissen, habe ich mir oben genanntes Yamaha Klavier gekauft, weil ich einen Klavierbauer im Haus hatte, der mir die Hammerköpfe meines völlig intakten Ibach Klaviers herausgebrochen hat. Dieser Klavierbauer erzählte mir, dass meine 40 Jahre alten Hammerköpfe völlig runtergespielt seien und dringend gewechselt werden müssten. Nun, weil ich ein dummer Junge bin, der sich vorher nicht informiert, habe ich der "Reparatur" zugestimmt. Also brach mir der Klavierbauer die Hälfte meiner Hammerköpfe heraus. Von Links und rechts ca. jeweils 20 Stück. Der Rest sollte im Folgetermin gemacht werden. Zum Glück habe ich dann viel Hilfe hier im Forum gehalten, was dazu führte, dass ich die Arbeiten abbrach. Nun war dieses Klavier zerstört. Die Reparatur durch andere Klavierbauer sollte um die 2000-4000 Euro kosten. Das ist ziemlich viel Geld für ein Nussbaum Ibach, und übersteigt den eigentlichen Wert um ein Vielfaches. Sehr schade und insbesondere schmerzhaft war, dass es sich um ein Erbstück meiner Großmutter handelt, welches nun im Gäste-Rumpel-Klamottenzimmer vor sich hin vegetiert.
Da Michael die Geschichte aus dem Forum kannte, wollte er natürlich das Klavier und die Hammerköpfe sehen. Wie erwartet, bestätigte Michael, als einer von mehreren Klavierbauern, dass diese Hammerköpfe völlig in Ordnung sind, geradezu neuwertig. Sie hätten nicht einmal abgezogen werden müssen. Michael bot spontan an, bis zum heutigen Mittag bleiben zu können, um die Hammerköpfe wieder einzusetzen. Und dies zu einem wirklich fairen Preis. Ich konnte und wollte nicht ausschlagen.
So haben wir lecker gegessen, Wein getrunken, unheimlich viel gelacht und, so wie ich finde, einen tollen Abend miteinander verbracht. Heute morgen hat Michael das Ibach gestimmt, alles gereinigt, ein wenig reguliert, so dass, auch dieses wunderschön klingt. Es klingt nun ganz sauber, weich und auch die tiefen Töne, die mir etwas matschig erschienen, klingen absolut differenziert und klar.
Ich möchte Michael danken und nicht unerwähnt lassen, dass mir durch die Reparatur des Ibachs eine sehr große Last von der Schulter genommen wurde. Es hat mir sehr lange Bauchschmerzen bereitet, dass Klavier meiner Großmutter in der Rumpelkammer vergammeln zu lassen. Nun bin ich mit meinen zwei Klavieren total glücklich, denn beide bieten ihren eigenen Klangcharakter, und auch der Umstand, auf jeder Etage des Hauses ein Klavier zu haben, stört mich keineswegs.
Lieber Michael! Ich danke dir vielmals für diesen großartigen Job. Nie wieder wird jemand, außer dir, mein Klavier anfassen. Und noch eins: ihr solltet Michael nicht nur euer Klavier stimmen, regulieren und/oder reparieren lassen, sondern unbedingt auch spielen. Insbesondere die Eigenkompositionen haben mir die Schuhe ausgezogen!
Ich danke dir für diesen tollen, witzigen, musikalischen, handwerklich produktiven Tag/Abend und Morgen. Als Handwerker sowie als Mensch, möchte ich dich nicht mehr missen. Wie gesagt, bist du in beiden Positionen, herzlichst bei uns willkommen.
Bis zum nächsten Mal!