Rechte Hand soll laut, linke leise spielen

Gerd

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Ich habe bei der "Klanggestaltung" Rechte Hand zur linken Hand noch große Artikulationsschwierigkeiten.

Aufgabe: Die rechte Hand (Melodie) soll lauter spielen als die linke Hand (Begleitung)

Frage: Wie übe ich ganz praktisch die unterschiedliche Lautstärke an einem "Grundmodell" mit nur jeweils einem Ton links und rechts?

Erklärungsversuch an einem Beispiel:

Ich drücke mit dem Zeigefinger der RH und der LH zeitgleich zwei verschiedene Tasten herunter.

Ton rechts soll also lauter klingen als links, - und später zum Üben natürlich auch umgekehrt!

Wer kann mir da praktische Hinweise geben, oder vielleicht auch nur "gedankliche Vorstellungen" zum Üben?

Bisher habe ich es mal so probiert:

RH Taste drücken, -Pause-, LH Taste drücken.

Danach die Pausen immer kürzer gemacht, am Ende dann beide Töne gleichzeitig gedrückt.

Mit diesen "künstlichen" Pausen habe ich die unterschiedliche Lautstärke noch am besten getroffen.

Sobald ich aber mit zeitgleichem Drücken beider Töne anfange, gelingt mir der Lautstärken-Unterschied wieder nicht mehr.

Wer kann mir weitere Tipps geben?
(Mit Suchen "laut, leise" hab ich es hier in der Suchfunktion der Foren schon probiert, aber nichts "brauchbares" für mich gefunden)
 
Versuche dir gedankliche Stützen zu bauen, denn praktisch ist es ja kein Problem, mit den Händen unterschiedlich starken Druck auf die Tasten auszuüben.
Solche Gedankenspiele können sein:
- sich mit dem Gehör ganz besonders auf die Stimme einer Hand konzentrieren
- sich vorstellen, eine Hand wäre ganz besonders schwer, das Gewicht bewusst darauf verlagern (jemand aus dem Forum - ich glaube es war Toccata, brachte mal das Beispiel vom Skifahren - so wie man sich von einer auf die andere Seite "legt", um Kurven zu fahren, kann man auch das Gewicht der Hand reduzieren oder erhöhen)

ansonsten:
- Mit einer Hand ganz normal spielen, mit der anderen die Tasten berühren, aber nicht herunter drücken; wenn das gut funktioniert, die Tasten ganz leicht drücken, so dass ein leiser Ton entsteht
- anderweitig die Unabhängigkeit der Hände trainieren, z.B. indem du gleichzweitig jeweils Staccato und Legato spielst, Rhythmen klopfst (z.B. 2 gegen 3), parallel Tonleitern spielst, aber mit einer Hand doppelt so schnell wie mit der anderen

viele Grüße
 
Ich habe bei der "Klanggestaltung" Rechte Hand zur linken Hand noch große Artikulationsschwierigkeiten.

Aufgabe: Die rechte Hand (Melodie) soll lauter spielen als die linke Hand (Begleitung)

Frage: Wie übe ich ganz praktisch die unterschiedliche Lautstärke an einem "Grundmodell" mit nur jeweils einem Ton links und rechts?

Klopfübung (am Tisch sitzend):
Die linke Hand wird ca. 1 cm über die Tischplatte gehoben
Die rechte Hand ca. 20 cm hoch
Die linke Hand tippt beim Klopfen nur sanft auf die Tischplatte (die flache hand oder einzelne Finger)
Die rechte Hand fällt mit einem natürlichen Schung herunter und erzeugt natürlich ein etwas lauteres klatschendes Geräusch. Achte darauf, dass beide Hände die Tischplatte genau gleichzeitig berühren.

Am Instrument:
1. Aller Finger der linken Hand berühren die Tasten.
Die rechte Hand fällt aus ca. 20 cm mit natürlichem Schwung auf die Tastatur.
Ein Finger der linken Hand drückt seine Taste in einer relativ langsamen Bewegung bis zum Tastengrund. Es ist in Ordnung, wenn am Anfang kein Ton erklingt. Teste wie schnell Du anschlagen mußt, damit ein Ton ppp erklingt.
Die rechte Hand (ein Finger) erzeugt durch den Schwung des freien Falls einen recht spitzen Ton. Arbeite daran, dass beide Finger gleichzeitig am Tastengrund ankommen.

2. Beide Hände haben Tastenkontakt.
Stell dir vor die rechte Hand ist schwer und liegt gewichtig auf der Tastatur.
Die linke Hand fühlt sich leicht an und schwebt über der Tastatur, das Handgelenk ist höher als bei der rechten.
Der Anschlag links soll wieder so langsam wie möglich sein auch wenn am Anfang kein Ton kommt. Rechts bekommt einen starken Impuls.

Auch die zweite Übung kann man am Tisch trocken vorüben, man spürt dann die unterschiedliche Belastung der Fingerspitzen noch besser, ohne Ablenkung durch den Klang.

Ansonsten würde ich vor allem das Studium polyphoner Werke empfehlen, Bach Inventionen usw. Die Schulung des polyphonen Hörens hilft sehr, denn die Hände und Finger machen irgendwann ganz automatisch das, was die eigene Klangvorstellung befiehlt.
 
@Stilblüte und @Franz:

Danke Euch für die praktischen ausführlichen Tipps, super erklärt!

Hab´s mir gerade ausgedruckt, die Seiten aufs Klavier gestellt, und werde gleich die ersten Durchgänge mal in aller Ruhe probieren.

Für mich als Anfänger, ist das Forum eine richtige Bereicherung!

Übrigens entstand meine Anfrage aus Stücken der
Russischen Klavierschule, Teil 1

In dieser Schule wird bewußt Wert auf "musikalischen Ausdruck" gelegt.
Für mich übrigens die beste Klavierschule, nachdem ich einige andere kennen gelernt habe.
 

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