Raus aus dem Korset

Nachtrag:

Und in Frankfurt am Main - in der alten Oper - saß ich in einem Konzert neben zwei Italienern,
die sich vollkommen zu recht für Wagners "Wesendonck-Lieder" begeisterten
(in der Mottl-Orchesterfassung).

Die Begeisterung des links neben meinem linken Sitznachbarn Sitzenden ging so weit,
daß er die Lieder mit halblauter Stimme zu singen begann, noch ehe der Solist vorne
sich zu ähnlichen Aktivitäten genötigt sah. Es war die Erstaufführung der "Wesendonck-Lieder"
als zweistimmige Kanons mit Orchesterbegleitung.

Wir Umsitzenden waren einerseits fassungslos, andererseits so gerührt von soviel Begeisterung,
daß niemand etwas gesagt hat.

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Hallo Gomez!

Ich bin jedes Jahr in Verona und wie ich in diesem Faden bereits geschildert habe, geht es in die von dir angesprochene Richtung, aber nicht ganz so extrem. Das mitgesungen wird, habe ich bislang nur beim Gefangenenchor (da muss ein Italiener einfach mitsingen) und dem Barbier erlebt. Da Capo hab ich bislang noch keine Arie gehört, lediglich der Gefangenenchor wird bei Nabucco am Ende als Zugabe gespielt. Das "Da Capo" gefordert wird, hab ich bislang nur nach der Blumenarie aus Carmen erlebt und da wurde es verweigert. Als das Publikum keine Ruhe gab wurde über Lautsprecher mitgeteilt, das die Arie den Sänger zu sehr anstrengen würde, wenn er sie so früh in der Oper zweimal singen würde. Das auf den Rängen gegessen und getrunken wird stimmt allerdings! In den Pausen wird auch Eis verkauft. Ein Marathon war nur die Aida, weil dort alle 10 Minuten für 20 Minuten umgebaut wurde. In Verona geht es aber mehr um die Stimmung in der Arena, die ist absolut einmalig. Es ist trotzdem immer ein tolles Erlebnis (mit durchaus auch guten Aufführungen und Sängern) und ich bin auch dieses Jahr wieder dort!

Viele Grüße!
 
Auf Bierzelten und Rock-Konzerten ist das ja gängige Praxis und auch von den Musikern erwünscht
ja, stimmt...

aber kannst du dir das bei Schumanns "Dichterliebe" oder Lucias "Wahnsinnsarie" zum Beispiel vorstellen?

Du bringst immer so Beispiele... wie wäre es mit: Tschaikowski's Klavierkonzert No.1, der Moldau, Schwanensee, Nußknacker, Vier Jahreszeiten, manche mögen sich zu Beethovens 5. Sinfonie hingezogen fühlen - mitsingen, mitsummen, mitbrummen, "dirigieren" - es müssen ja keine pp Stellen im Übermaß vorhanden sein. Und die "Gröler" - vielleicht blieben diese ja in Wirklichkeit sowieso weg - es käme vielleicht auf einen Versuch an.
"Das interaktive Konzert" (... nun ja, ich geb zu...)

Ich glaube, der Großteil der klassischen Musik funktioniert nur, wenn sie von Stille umgeben ist.

Das ist sehr schön ausgedrückt, und ich gebe Dir recht. Das geht ja auch in Richtung 'Ehrfurcht' und 'Respekt' für die Kunst, die Künstler, und den Komponisten.
Mir geht es manchmal so, daß, wenn ich ein Konzert auf CD ausgiebigst und oft in "Stille" genossen und vollkommen in mich aufgenommen habe, irgendwann einmal der Wunsch entsteht, selbst auch dort "mitzumachen".

Gomez, danke für Deine Beträge. Ich vermute, Du hättest mich im Lager der "Fassungslosen" wiedergefunden.

Schönen Gruß, Dreiklang
 
Ich denke, da liefert das Haus der Musik in Wien bessere Ansätze, wenn es darum geht, in Kindern und Jugendlichen, Interesse an der Musik zu wecken. Ich nehme an, in anderen Städten und Ländern gibt es ähnliche Konzepte.

Das Klangmuseum - Haus der Musik

LG, PP
 

Kenn ich! Ist natürlich ein Pflichtbesuch, wenn man in Wien ist! Sehr empfehlenswert!!!

Nur das Essen ist leicht überteuert!:D

Zitat von PianoPuppy:
Dir ist doch hoffentlich klar, daß auch ein Wahlösterreicher, der den "Gefangenenchor" mitsingt, sich des Hochverrats schuldig macht!

Wieso? Die Sissi hat doch auch applaudiert!:D:D
 
Kenn ich! Ist natürlich ein Pflichtbesuch, wenn man in Wien ist! Sehr empfehlenswert!!!

Nur das Essen ist leicht überteuert!:D

Iwo, nimmst dir halt ein Pausenbrot mit. ;)

Wieso? Die Sissi hat doch auch applaudiert!

Die genoß das nicht zu verachtende Privileg der Immunität. Aber ich denke, die werte Schwiegermama hat schon drauf g'schaut, daß sie nicht ganz ungestraft davonkam. ;) :D
 
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Die genoß das nicht zu verachtende Privileg der Immunität. Aber ich denke, die werte Schwiegermama hat schon drauf g'schaut, daß sie nicht ganz ungestraft davonkam.

:D Glaub ich sofort! Ich werde zukünftig darauf achten, jegliches Mitsingen zu unterlassen! Der Gefangenenchor ist übrigens ein schöner Hochzeits"walzer"! :D

Zitat von PianoPuppy:

Ich würde mich übrigens als Wahlösterreicher bezeichnen! :D

Viele Grüße!
 
Tut mir leid, aber auch diese Stücke höre ich lieber in Ruhe!:D

Viele Grüße!

Es sei Dir von Herzen vergönnt! ;)

...Gefangenenchor... Gefangenenchor... Gefangenenchor...

ihr macht mich neugierig. Ich konnte mir aber mittels google und youtube etwas auf die Sprünge helfen... sehr sehr schön, danke für den Tip! Vielleicht ist bei mir opernmäßig ja doch nicht alles verloren.

Nabucco
 
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Der Gefangenenchor ist übrigens ein schöner Hochzeits"walzer"!

In einer westdeutschen Großstadt, die zur Strafe ungenannt bleiben soll,
ertönt des Nachmittags vom Rathausturm herab "Va, pensiero..." als Glockenspiel.

Wenn ich rechtzeitig daran denke, meide ich die Innenstadt, und zwar weiträumig.

Wenn ich's vergesse, nehme ich reißaus und denke mir: Kein Wunder,
daß die militärisch überlegenen Österreicher die Lombardei an Italien abgetreten haben.
Hätte ich auch getan, um dieses Stück nicht mehr hören zu müssen.
 
Ja, da erinnere ich mich an einen fuer mich sehr amuesanten Vorfall bei einem Konzert von Arturo Benedetti Michelangeli, die Geschichte ist wirklich Wahr, der Vorfall liegt schon lange zurueck. Ich war so um die zwanzig Benedetti lud mich mit vier gleichaltrigen Pianisten und einem etwas cholerischem Opernsaenger zu einem Konzert ein. Unsere Plaetze waren genau vor dem Fluegel, gegen den Schluss kam so ein Koloss von einem riesengrossen Weib ( fuer mich auf jeden Fall ) bestimmt ueber hundertfuenfzig Kilogramm schwer und stellte sich genau vor dem Platz des Opernsaengers, Benedetti beobachtete dies mit trockener Miene. Der Opernsaenger war entsetzt er hatte genau ihren riesigen Arsch vor seinem Gesicht ( entschuldigt den Ausdruck, aber anders kann man es nicht schildern ), er bat sie leise sich an ihren Platz zu begeben, sie schaute ihn arrogant an. Wir Pianisten stupften uns an, ich musste meine Haende vor den Mund legen , die kannten mich und wussten das ich sehr viel Humor habe. Benedetti beobachtete uns immer wieder, der Opernsaenger ein relativ kraeftiger Typ versuchte diese Koloss auf die Seite zu schieben, aber das Weib stand da wie ein Monument, er kniff ihr in den Hintern und sie schlug ihn auf die Haende mit Blick auf Benedetti. Ich stand vor einem Lachanfall, meine Freunde wir schauten uns an, was in so einem Fall nicht zu empfehlen ist, Benedettei bekamm alles mit ich staunte wie er trockener Miene blieb, aber dann kamm das dicke Ende, der Opernsaenger knallte dem Koloss eines auf den Hintern und stiess sie weg. Ich war nicht der einzigste es gab ein riesiges Gelaechter, sogar Benedetti musste lachen er hoert auf zu spielen und verwiess die Frau aus dem Saal. Benedetti sagte uns spaeter er haette alles genau mitbekommen, wir waren fasziniert von seine Disziplin.

Cordialement

Destenay
 
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