nun soll auch die letzte Bastion des Wirklich-Zuhörens, das Klassikkonzert, geschleift werden
So wie ich den Artikel (Danke, Destenay!) verstanden habe, ist es nur der Versuch, einer Misere (wegbrechendes Publikum) zu entkommen. Ich besuche i.d.R. keine Konzerte - aber solange noch die "Reinform" des Konzertes in genügender Qualität bzw. Quantität angeboten würde, wäre mir egal, was andere mit dem Subjekt "klassisches Konzert" anstellen, um es attraktiver zu machen.
Solche Dinge wären ggü. einer Schließung von Opernhäusern die immerhin noch bessere Alternative.
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Aber ganz abgesehen davon: wenn man in ein Konzert geht, dann aber bitte doch nach den Regeln, die ja auch jeder kennen müßte. Ich war gelinde gesagt
entsetzt über die herrschende
barbarische Konzertkultur (fahrlässige bis mutwillige Störungen durch andere) und hätte das so nicht gedacht!!!
Man kann also in ein Konzert gehen, mit dem Hintergedanken: mal sehen, was diesesmal wieder kommt an Störungen - hoffentlich sitzt dieses mal kein solcher Affe in der Nähe... usw.
Da geht's ja wirklich im banalen Kino gesitteter zu - was ich aber auch, obwohl bekennender Cineast, konsequent vermeide, weil es für die Durchblutung immer noch angenehmer ist, aufstehen zu können wann man will....
Aus meiner Sicht gibt es sehr wohl ein Imageproblem der Klassik. Neue Aufführungsformen? Wie oft bin ich schon "dirigierend" vor meinen Lautsprechern gestanden, wie oft habe ich schon mitgesummt, mitgesungen. Manchen Konzerten verpasse ich streckenweise zweite Stimme...
wenn ein Jungspund, der ansonsten nur Acid hört, in ein klassisches Konzert geht, und in diesem dann mitgrölt, und es ihm Spaß macht - ist das für mich schon mehr, als wenn er niemals mit Klassik Kontakt hätte.
"Ey boa eh - gestern war ich im Beethoven" - "Wie wars denn so...?" - "Hat voll gesockt der alte echt total" - "geil - gehn wia nochmal zusammen hin"
Er wäre nur einer von vielen in einer ganzen menschlichen Geräuschkulisse - haltet mich für verrückt, aber ich könnte mir solche kollektiven Lautäußerungen einer ganzen Menge lustig vorstellen - ehrlich. Und die Karte für solch ein "Konzert" - wäre wohl mal gekauft. Perfekte Konzerte kommen halt schon aus dem CD-Player - and who knows - vielleicht wird aus dem anfangs eher groben Gegröle - am Ende gar eines, welches an immer passenderen Stellen einsetzt.
(eine andere Frage für mich wäre, welcher ernsthafte Musiker sich für eine solche Konzert-"Form" hergeben würde.)
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Das klassisch organisierte Konzert bräuchte deswegen nicht aussterben - wie gesagt, bevor Opernhäuser schließen müssen, wäre doch jede andere wirksame Alternative recht. Was ich nicht genau weiß, ist, wie es um die Finanzlage der Opernhäuser bestellt ist, und wie konkret diese Gefahren (Schließung) für viele heute schon sind.
Bei der Lektüre alter Aufführungsberichte, Rezensionen etc . gewinnt man den Eindruck,
daß schlechtes Benehmen schon immer die Konzertsäle und Opernhäuser dominiert hat.
Der einfache Grund: Es ist nur eine Minderheit ausschließlich an der Musik interessiert.
Ein Großteil der (zahlungskräftigen) Kundschaft wird von eher kunstfremden Motiven angelockt.
Ich denke, das trifft doch den Punkt. Wenn mir auch nur ein Funken an Musik liegt, bin ich doch still und höre zu. Und noch viel mehr: störe ich keine anderen (auch nicht fahrlässig), von denen ich doch annehmen muß, daß diesen ebenso viel an Musik liegt.
@Pianovirus: ich hoffe, daß die von Dir verschiedentlich und mutwillig induzierten Assoziationen bzgl. "Metronom" (das ich noch dazu praktisch nutze!) hoffentlich bald wieder an Bildkraft in meinem Geist verlieren werden (ernsthaft).
Vielen Dank allen für diese Schnupperrunde in Sachen Konzertkultur!
Schönen Gruß, Dreiklang