Problem bei Bachkantate

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laurentius

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9. Juli 2017
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Hallo,

ich habe mich hier angemeldet, weil ich nach vielen Jahren des reinen Gehörspiels endlich mal ein paar Stücke "richtig" lernen möchte. Beim folgenden Beispiel habe ich das Problem, dass ich nicht weiß, was mit einigen Zeichen im Bass-Schlüssel gemeint ist. Und eine reine Klavieraufnahme gibt es nicht, nach der ich mich orientieren könnte.
Wie ist denn der erste Dreiklang in Takt eins im Bass-Schlüssel gemeint (wegen dieses Hakens/Klammer)? Ist die höchste Note ein f, welches ich in der rechten spielen soll, oder wie? Und wie wiederum soll ich dann die letzten beiden Achtel in Takt zwei (auch BS) spielen, wenn hier dieses Sonderzeichen fehlt?
Ich wäre für einen Tipp sehr dankbar.

Herzliche Grüße,
L.

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Diese Zeichen schlagen vor, dass man die jeweiligen Noten in der anderen Hand spielen soll. Im zweiten Takt hat der Herausgeber entweder drauf vergessen, oder es absichtlich weggelassen, um es dem Spieler zu überlassen, wie er es machen will.
 
vielen Dank!
 
Wie ist denn der erste Dreiklang in Takt eins im Bass-Schlüssel gemeint (wegen dieses Hakens/Klammer)? Ist die höchste Note ein f, welches ich in der rechten spielen soll, oder wie? Und wie wiederum soll ich dann die letzten beiden Achtel in Takt zwei (auch BS) spielen, wenn hier dieses Sonderzeichen fehlt?
Ohne die beiden Häkchen im unteren System könnte man sonst die gängige Praxis wählen und die Noten im unteren System mit der linken und die im oberen System mit der rechten Hand spielen. Dann liegt die tiefere Sechzehntelfigur unbequemer als wenn man das f von vornherein mit rechts nähme - und es erleichtert die Durchhörbarkeit des Satzbildes, da man die Mittelstimme ja mit einem bequemen Fingersatz ausführen kann. Im zweiten Takt kreuzen sich die Stimmen nicht, da besteht keine Notwendigkeit, das f mit dem rechten Daumen zu spielen - es sei denn, man könnte aufgrund geringer Handgröße keine None greifen. Im Regelfall stehen sonst zwei mögliche Varianten zur Wahl.

Frohes Schaffen wünscht
mit LG Rheinkultur
 
Super, schon habe ich das System begriffen. Es geht vor allem um die sich kreuzenden Stimmen. Nun, ich muss überhaupt erstmal fleißig Bass-Schlüssel lesen und spielen üben. Bin Gitarrist :-)
Vielen Dank nochmal...
 
Und eine reine Klavieraufnahme gibt es nicht, nach der ich mich orientieren könnte.
Die würde Dir nur dann weiterhelfen, wenn es sich um eine Videoaufnahme mit gut sichtbaren Händen handeln sollte. Normalerweise sollte man von der Aufteilung der Noten auf die beiden Hände nichts hören können.

Es geht vor allem um die sich kreuzenden Stimmen.
So ist es. Die Bachkantaten sind ja nicht für das Tasteninstrument allein konzipiert, sondern die jeweiligen Stimmen sind für unterschiedliche Instrumente(ngruppen) vorgesehen. Bei einer Klavierbearbeitung sollte durch sorgfältige Artikulation und unterschiedliche Lautstärken erkennbar sein, was zu welcher Stimme gehört. Das ist selbst bei langsamen Tempi oft gar nicht so leicht.

LG von Rheinkultur
 
Um Klavierspielen (nach Noten) zu erlernen, sind Klavierauszüge im Allgemeinen und Bach-Klavierauszüge im Besonderen so ziemlich das Ungeeignetste, was man finden kann. Der Klaviersatz darin ist fast immer unpianistisch, unübersichtlich und streckenweise unspielbar (man muss dann selbst entscheiden, was man spielt und was man weglässt). Ohne viel Erfahrung mit "richtiger" Klavierliteratur sind die Chancen sehr gering, dass was Anhörbares dabei rauskommt.
 
Na ja, ein totaler Anfänger bin ich nicht ;-) Aber stimmt schon, ich könnte mir was leichteres raussuchen. Nur was soll ich machen? Ich liebe diese Kantate und deren Harmonien so sehr, dass ich das jetzt einfach stur lerne. Dass ich ein paar Noten hier und da weglassen muss, ist mir auch gerade klar geworden, kenne ich aber auch von der Gitarre (siehe Lautensuiten) :-)
 
Der Klaviersatz darin ist fast immer unpianistisch, unübersichtlich und streckenweise unspielbar (man muss dann selbst entscheiden, was man spielt und was man weglässt).
Klavierauszugsspiel ist beinahe schon eine eigene Disziplin für sich: Einerseits soll das von Ensembles hervorgebrachte Klangbild möglichst adäquat abgebildet werden, andererseits hat man nur mal zehn Finger, natürliche Begrenzungen der Griffweite und beschränkte Möglichkeiten, Akkordkomplexe mit dem Pedal zusammen zu bringen, zur praktischen Verfügung. Das ist selbst für sehr fortgeschrittene Spieler eine richtig schwere Aufgabe, da man für die Entscheidung, was man spielt und was man weglässt, sehr gute analytische Kenntnisse und eine sehr klare Klangvorstellung vom Orchestersatz benötigt.

Wenn es diese Bachkantate als Studienobjekt sein soll, empfiehlt sich die zusätzliche Beschäftigung mit anderen Originalwerken, bei denen das Geschriebene instrumentengerecht vorgegeben ist, um unnötigem Frust vorzubeugen. In diesem Sinne frohes Schaffen!

LG von Rheinkultur
 
Lieben Dank für die ausführliche Darstellung. Ja, ich bin der vielen Komplikationen bewusst. Ich kenne das Stück jedoch so gut (und habe auch die Partitur), dass ich mir das jetzt einfach mal zutraue :-)
Seitdem ich das mit der rechten Hand im Bass-Schlüssel begriffen habe, geht es auch schon richtig gut vorwärts. Tja, manchmal brauchen halt auch Autodidakten ein paar Tipps :-)
Bestes,
L.
 

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