Niedrige Honorare an Musikschulen

In 2007 habe ich 3 Monate an der Russischen Musikchule Köln gearbeitet. Auf Honorarbasis heißt. Es ging um 13 Euro pro Stunde. Als ich das Honorar bekommen habe, war es viel weniger als ich erwartet.... Ich war so naiv, dachte, 13 euro pro 45 Minuten (akademische Stunde)... nein das war der Preis für 60 Minuten. Das eigentliche Honorar war 9,75 pro 45 Minuten
 
als ich noch Bensin gerechnet habe.... 35 km hin und 35 km zurück.... war es fast null.

Jetzt würde ich eine oder einen Klavierlehrerin oder Klavierlehrer einstellen... pro 30 Minuten würde ich etwas mehr bezahlen, als ich selbst pro Stunde bekommen habe.
 
In 2007 habe ich 3 Monate an der Russischen Musikschule Köln gearbeitet. Auf Honorarbasis heißt. Es ging um 13 Euro pro Stunde. Als ich das Honorar bekommen habe, war es viel weniger als ich erwartet.... Ich war so naiv, dachte, 13 euro pro 45 Minuten (akademische Stunde)... nein das war der Preis für 60 Minuten. Das eigentliche Honorar war 9,75 pro 45 Minuten
Ganz ehrlich - bei solchen Zahlen läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Man muss sich das wirklich mal vorstellen, dass hier keine ungelernten Hilfsarbeiter Handlangerdienste verrichten, sondern Dienstleister mit höherem Schulabschluss und anspruchsvollem Hochschulstudium mit Examen und weiteren Hochqualifikationen. Gewissermaßen Top-Manager zu Putzfrauenkonditionen! Dabei soll ja keineswegs die Tätigkeit einer Putzfrau herabgewürdigt werden; man muss sich aber mal klar machen, wie viel ein professioneller Musiker in seine Ausbildung und Existenzgründung reingesteckt hat, während die Putzfrau Staubtuch und Schrubber in die Hand nimmt und sofort damit Geld verdient.

Ich kann mir vorstellen, wie andere Forumsteilnehmer diese prekäre Situation kommentieren würden: Die einen würden aufgrund dieser sozialen Mißstände am liebsten eine Kulturrevolution ausrufen (für die man freilich eine breite Masse mobilisieren müsste, die es nicht gibt). Andere sagen dann: Selbst schuld, wer sich zu so unwürdigen Konditionen verheizen lässt (auch wenn man die Verzweiflung, sonst nichts anderes zu finden, mit Händen greifen kann). Noch andere betonen die Notwendigkeit einer besseren gesetzlichen Regelung (obwohl "Kultur" für in der Politik tätige Funktionäre ein unattraktives Ressort ist, in das alle regierenden politischen Parteien nur ihre jeweiligen Versorgungsfälle abschieben - wo soll da eine gute Politik für Kulturschaffende rauskommen?). Weitere Alternativen könnte man anführen.

Meiner Ansicht dürften sich in den meisten Fällen von den Kulturschaffenden selbst verursachte Fehlleistungen und von wenig kompetenten Personen geschaffene Rahmenbedingungen in etwa die Waage halten - dies ist auch mein Eindruck aus den Beobachtungen in entsprechenden Berufsverbänden, denen so mancher beitritt in der irrigen Annahme, zeitnah an neue Jobs ranzukommen. Da die Verbände nun mal Verbände und keine Künstleragenturen sind, bleiben neue Engagements aus und viele Neumitglieder treten oft schon nach nicht einmal einem Jahr wieder aus dem Verband aus.

Einfache Patentrezepte und unkomplizierte Lösungsvorschläge, die zeitnah funktionieren, gibt es in der Tat nicht. Für den beruflichen Erfolg müssen gleich eine ganze Reihe von günstigen Faktoren zusammentreffen, manche kann die/der Einzelne beeinflussen (Selbstmanagement/Präsentation), andere eben leider nicht (politische Rahmenbedingungen). Vor diesem Hintergrund verstehe ich, dass chiarina nicht die beschriebene prekäre Situation "geliked" hat, sondern die Offenheit, Dinge beim Namen zu nennen, die man wirklich nicht schönreden kann, meint

mit LG Rheinkultur
 
Vor diesem Hintergrund verstehe ich, dass chiarina nicht die beschriebene prekäre Situation "geliked" hat, sondern die Offenheit, Dinge beim Namen zu nennen, die man wirklich nicht schönreden kann, meint

Genauso ist es, lieber Rheinkultur! Wer meine Beiträge in diesem Faden gelesen hat, weiß sowieso, welchen Standpunkt ich hier vertrete.

Ich meine, dass Klavierlehrer und Instrumentalpädagogen viel mehr zusammen arbeiten sollten. Da mangelt es leider sehr oft - Selbstmanagement und Kooperation sind oft Fremdwörter. Daher bin ich sehr froh, dass sorell hier ihre Erfahrungen mitgeteilt hat - das sollten viel mehr machen aus meiner Sicht. Und es sollte nicht so sein, dass jemand hier aufgrund katastrophaler Bedingungen, die er beruflich hat und hier mitteilt, angegriffen wird. hasenbein hat zwar in einem anderen Faden ("Mustervertrag") einen wirklich wichtigen Punkt aufgegriffen:

Was auch immer Du als Lehrer tust: Tue nichts aus Angst!
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ich halte es aber für sehr schlecht, wenn die Schuldfrage gestellt wird! Besonders in bezug auf diejenigen, die so wenig verdienen mit ihrem Unterricht! Das kann z.B. ein Grund dafür sein, dass hier wenig Betroffene posten. Es ist nicht angenehm, zuzugeben, für wenig Geld zu arbeiten. Und wenn man dann noch hört, 'ja, selber schuld', ist das sehr destruktiv. Man sollte schon überlegen, wie kann man aus der Misere rauskommen, aber dazu hilft der Austausch mit anderen. Ich würde mir viel mehr Austausch und Zusammenarbeit wünschen und deshalb fand ich sorell's Beitrag wichtig.

Liebe Grüße

chiarina
 
ich halte es aber für sehr schlecht, wenn die Schuldfrage gestellt wird! Besonders in bezug auf diejenigen, die so wenig verdienen mit ihrem Unterricht! Das kann z.B. ein Grund dafür sein, dass hier wenig Betroffene posten. Es ist nicht angenehm, zuzugeben, für wenig Geld zu arbeiten. Und wenn man dann noch hört, 'ja, selber schuld', ist das sehr destruktiv. Man sollte schon überlegen, wie kann man aus der Misere rauskommen, aber dazu hilft der Austausch mit anderen. Ich würde mir viel mehr Austausch und Zusammenarbeit wünschen und deshalb fand ich sorell's Beitrag wichtig.
Ich gehöre zu denen die sagen "jeder ist seines eignen Glückes Schmied". Mir geht es da allerdings nicht um die Schuldfrage, sondern darum sich nicht ausnutzen zu lassen. Wenn alle Klavierlehrer sich zusammentäten und nur noch für einen Mindeststundenlohn Unterricht gäben, dann käme auch kein Schüler auf die Idee um den Preis zu feilschen. Das hätte dann zur Folge, dass die Wahl des KLs nicht durch den Preis bestimmt wird.
Die Instrumentallehrer die Schüler der Schule unterichten an der ich Musik unterrichte treffen sich regelmäßig mit mir um unsere Zusammenarbeit zu optimieren. Das hat auch die sehr positive Folge, dass jeder daran interessiert ist, dass es dem anderen auch gut geht und keiner versucht den anderen zu unterbieten o.ä. Diese Zusammenarbeit hat sich sehr bewährt, da jeder profitiert.
 
Wenn alle Klavierlehrer sich zusammentäten und nur noch für einen Mindeststundenlohn Unterricht gäben, dann käme auch kein Schüler auf die Idee um den Preis zu feilschen. Das hätte dann zur Folge, dass die Wahl des KLs nicht durch den Preis bestimmt wird.
Die Instrumentallehrer die Schüler der Schule unterichten an der ich Musik unterrichte treffen sich regelmäßig mit mir um unsere Zusammenarbeit zu optimieren. Das hat auch die sehr positive Folge, dass jeder daran interessiert ist, dass es dem anderen auch gut geht und keiner versucht den anderen zu unterbieten o.ä. Diese Zusammenarbeit hat sich sehr bewährt, da jeder profitiert.
...und genau das ist ein wichtiges Aktionsfeld von Berufsverbänden (wie in meinem Falle der DTKV), damit der Kulturschaffende kein Einzelkämpfer bleibt, sondern mit Gleichgesinnten gemeinsam der Einzelstimme mehr Gewicht gibt. Zum erwähnten Preisdiktat: Wie will der Kunde, der von Musik wenig oder gar nichts versteht, denn sich für den "richtigen" Klavierlehrer entscheiden? Er nimmt ja gerade die entsprechenden Dienstleistungen in Anspruch, um von der Materie überhaupt die ersten elementaren Grundlagen zu erlernen! Von den Inhalten hat er kaum Ahnung, mit dem genannten Preis kann er schon etwas anfangen - so kommt dann oftmals mancher Billiganbieter zum Zuge, zumal "Klavierlehrer" KEINE geschützte Berufsbezeichnung ist. Da kann es schon eine gewisse Rolle für den (potentiellen) Kunden spielen, dass der professionelle Anbieter als Mitglied eines Fachverbands auftritt, der auch nicht wahllos jeden Interessenten als Vollmitglied jederzeit aufnimmt.

Selbstverständlich pflegen Verbandsmitglieder nicht nur mit ihresgleichen den Austausch, sondern auch mit Fachkollegen, die (noch) nicht dem Verband angehören. Bei Billigdienstleistern empfiehlt sich dann oft die diskrete Kontaktaufnahme mit dem Ziel, dass diese ihre Konditionen marktgerecht gestalten. Wer dann allerdings vorsätzlich die Kollegen weiterhin unterbietet, landet zu Recht in einem ganz bestimmten Schubfach...! Mancherorts wird intern auch schon mal eine Blacklist geführt, auf der dubiose Anbieter und Kunden (alles spricht sich irgendwann herum) aufgeführt werden.
 
Wahrscheinlich werden mit diesem Vorschlag viele KL nicht einverstanden sein. Vorallem diejenigen, die mehr als den Mindestlohn bekommen.
... Wenn alle Klavierlehrer sich zusammentäten und nur noch für einen Mindeststundenlohn Unterricht gäben, dann ...
Vermutlich meintest Du, es solle kein Klavierlehrer für weniger als den Mindestlohn arbeiten.

Ist die Situation wirklich so schlimm, dass manche sich gezwungen sehen für noch weniger zu arbeiten unter dem Motto besser wenig als gar kein Einkommen? Dann würde ich eher daran denken selbständig zu arbeiten oder gegebenenfalls auch umzusatteln, als hier weiter mitzuspielen.

Gruß cm
 
Ich gehöre zu denen die sagen "jeder ist seines eignen Glückes Schmied". Mir geht es da allerdings nicht um die Schuldfrage, sondern darum sich nicht ausnutzen zu lassen. Wenn alle Klavierlehrer sich zusammentäten und nur noch für einen Mindeststundenlohn Unterricht gäben, dann käme auch kein Schüler auf die Idee um den Preis zu feilschen. Das hätte dann zur Folge, dass die Wahl des KLs nicht durch den Preis bestimmt wird.

Liebe Chrissi,

ich gebe dir absolut Recht, aber nicht immer ist es so einfach. Aus Angst vor Arbeitsplatzverlust, gerade wenn man Familie hat, erträgt man so einiges und das sehen wir ja nicht nur im musikpädagogischen Bereich. Musikpädagogen werden überhaupt nicht dafür ausgebildet oder darauf vorbereitet, Marktlücken zu erkennen, sich zu präsentieren und werbewirksam aufzutreten. Das liegt auch nicht jedem. In dieser Hinsicht müsste viel mehr getan werden!

Wie Rheinkultur schon gesagt hat: dein Vorschlag eines geforderten Mindestlohnes wäre toll, ist aber nicht umzusetzen, weil jeder sich Klavierlehrer nennen kann. Ich kenne welche, die haben zwar an einer MHS studiert, Klavier aber bloß als Hauptfach für Musikalische Früherziehung gehabt. Sie haben nicht Klavier studiert, aber wer weiß das schon. Viele unterrichten Klavier, das sie früher als Zweitfach hatten, weil kein Mensch Cello lernen will. Und eine ganze Menge waren nie an einer MHS. Die nicht studierten Kräfte können sich vor allem über den Preis profilieren und natürlich machen sie das auch.

So, wie du die Zusammenarbeit an deiner Schule beschrieben hast, stelle ich mir das auch vor. Es ist schon möglich, wenn man will!

Liebe Grüße

chiarina
 
Vermutlich meintest Du, es solle kein Klavierlehrer für weniger als den Mindestlohn arbeiten.

Hihi, da hast du natürlich Recht! :p Ansonsten: ich sprach gerade neulich mit einem KL, der so eine Initiative auf die Beine stellen will. Er sagte, es wäre total schwer, weil Geld anscheinend ein Tabu bei KL's wäre. Weil alle solche Idealisten seien etc. etc.. ....................... .

Liebe Grüße

chiarina
 
zumal "Klavierlehrer" KEINE geschützte Berufsbezeichnung ist.

Da frage ich mich, warum dein verband nicht schon längst eine alternative Bezeichung kreirt, Bedingungen für deren Erwerb definiert und schützen lassen hat. An den Unis kann sich auch jeder Lehrbeauftragte aus dem nächsten Computershop, der Studies das tippen mit Word beibringt, "Dozent" nennen (sowas gibt es tatsächlich - die Studenten zahlen selber mit ihren studiengebühren dafür). Wenn der sich aber eine der geschützten Bezeichnungen an den Hut heften will, bekommt er wenig Spaß.
 

Mal ne Frage: Warum sind denn manche Berufsbezeichnungen geschützt und andere nicht? Wie kann man sowas veranlassen, wer ist da zuständig oder verantwortlich? - Weiterhin: Diplommusiker und -musiklehrer darf man sich nicht einfachso nennen, nicht wahr?!
 
Aus Angst vor Arbeitsplatzverlust, gerade wenn man Familie hat, erträgt man so einiges und das sehen wir ja nicht nur im musikpädagogischen Bereich. Musikpädagogen werden überhaupt nicht dafür ausgebildet oder darauf vorbereitet, Marktlücken zu erkennen, sich zu präsentieren und werbewirksam aufzutreten. Das liegt auch nicht jedem. In dieser Hinsicht müsste viel mehr getan werden!
Im Ausbildungskonzept der meisten Musikhochschulen spielte dieser Aspekt zu meiner Studienzeit (um 1990) praktisch keine Rolle. Da war man ausgiebig mit der Suche nach künstlerischen Wahrheiten beschäftigt und hat sich eher weniger mit der Frage der Vermarktung derselben befasst. Die Bezahlung eines Hochschullehrers ist nun mal nicht unmittelbar an die erzielten Ausbildungserfolge geknüpft: Ob aus einer Solistenklasse nur Sozialfälle oder erfolgreiche Podiumsstars hervorgehen, hat zunächst auf die Professorenbezüge keinen Einfluss. Freilich werden dann die wenigsten Hochschullehrer mutwillig nur Versager produzieren - es sind einfach die Ausbildungskapazitäten in verschiedenster Hinsicht stark eingeschränkt. Inzwischen hat man vielerorts die Defizite erkannt und Vorträge/Workshops zum Bereich des Karriere-Managements berücksichtigt. Freilich liegt es in hohem Maße auch am Einzelnen, ob solche Informationsangebote im Berufsalltag tatsächlich erfolgreich umgesetzt werden. So gesehen sind alle Beteiligten in der Pflicht und niemals immer nur einer "schuld".

Wie Rheinkultur schon gesagt hat: dein Vorschlag eines geforderten Mindestlohnes wäre toll, ist aber nicht umzusetzen, weil jeder sich Klavierlehrer nennen kann.
Schlimmstenfalls würde sich dann die Bezahlung von guten und schlechten Klavierlehrern auf einem durchweg niederen Preisniveau in Höhe des avisierten Mindestlohnes einpendeln. Gerade im freiberuflichen Bereich muss die individuell aushandelbare Honorarhöhe unbedingt erhalten bleiben - qualitativ höherwertige Unterrichtsangebote dürfen, nein, müssen zwangsläufig mehr kosten als Durchschnittsware und einfache Qualität. Einerseits geht es also um ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis, da keineswegs alles und jeder nur auf das billigste Angebot fixiert ist (erlebte Erfahrung!). Wer billig kauft, kauft doppelt, heißt es im Volksmund. Andererseits geht es um die Sittenwidrigkeit und Unverschämtheit, hoch qualifizierte Dienstleister mit niedrigster Bezahlung abzuspeisen - und ab einem gewissen Mindestpreisgefüge ist es schlicht und ergreifend unmöglich, von der angenommenen Arbeit leben zu können. Es muss schon einen wirtschaftlichen Unterschied geben zwischen Menschen, die arbeiten und Menschen, die nicht arbeiten. Ebenso muss es Unterschiede geben zwischen Menschen, die arbeiten und Menschen, die qualitativ hochwertig arbeiten. Freilich kommt dann die Problematik ins Spiel: Wer entscheidet über die bessere und schlechtere Qualität eines Dienstleistungsangebots? Antworten kann man nicht nur aus meinen Beiträgen unschwer ableiten.

Ich kenne welche, die haben zwar an einer MHS studiert, Klavier aber bloß als Hauptfach für Musikalische Früherziehung gehabt. Sie haben nicht Klavier studiert, aber wer weiß das schon. Viele unterrichten Klavier, das sie früher als Zweitfach hatten, weil kein Mensch Cello lernen will. Und eine ganze Menge waren nie an einer MHS.
Vielfach kommen dann aber die Zeiten, wo sich dann doch die Spreu vom Weizen trennt. Ausbildungserfolge lassen sich schließlich auch dokumentieren und belegen. Im Zuge eines guten Musikunterrichts werden nicht nur die Kenntnisse und Fertigkeiten am Instrument größer, sondern es nimmt auch das Urteilsvermögen zu - wer dann bei einer entsprechend wenig qualifizierten Lehrkraft nicht weiter kommt, muss sich zwangsläufig neu orientieren. Dass bessere Lehrer dann auch bessere Honorare nehmen dürfen, sieht so mancher irgendwann ein. Unsere Aufgabe ist es demnach, der für uns erreichbaren Öffentlichkeit klar zu machen, dass hohe Qualität eben ihren Preis hat - und zwar auch in Krisenzeiten! @hasenbein ist für seine klaren und unmissverständlichen Worte mehrfach kritisiert worden - aber in der Sache ist von ihm genau das gemeint. Nicht immer leicht zu verdauen, aber erlebter Berufsalltag, meint

Rheinkultur
 
Mal ne Frage: Warum sind denn manche Berufsbezeichnungen geschützt und andere nicht? Wie kann man sowas veranlassen, wer ist da zuständig oder verantwortlich? - Weiterhin: Diplommusiker und -musiklehrer darf man sich nicht einfachso nennen, nicht wahr?!

Das ist richtig! Das nennt sich dann "Diplomierter Instrumentalpädagoge oder Diplommusiklehrer für das Fach Klavier". Die Bezeichnung ist geschützt - leider interessiert es wenige und man kann tricksen ("Diplomierter Instrumentalpädagoge" - Hauptfach wird weggelassen; "Studium an der Musikhochschule xy" - Abschluss und Hauptfach werden weggelassen; dann weiß ich nicht, wie die Abschlüsse heißen, die man an Berufsfachschulen und Pädagigischen Hochschulen oder Unis erwirbt .........).

Liebe Grüße

chiarina
 
Da frage ich mich, warum dein verband nicht schon längst eine alternative Bezeichung kreirt, Bedingungen für deren Erwerb definiert und schützen lassen hat. An den Unis kann sich auch jeder Lehrbeauftragte aus dem nächsten Computershop, der Studies das tippen mit Word beibringt, "Dozent" nennen (sowas gibt es tatsächlich - die Studenten zahlen selber mit ihren studiengebühren dafür). Wenn der sich aber eine der geschützten Bezeichnungen an den Hut heften will, bekommt er wenig Spaß.
In diesen Verband wird zunächst nur jemand aufgenommen, der einschlägige Aufnahmebedingungen erfüllt hat, die natürlich auch zu belegen sind: Studienabschluss und Tätigkeitsnachweise lassen sich ohne weiteres schriftlich dokumentieren. Als "alternative Bezeichnung" dienen die akademischen Grade, die natürlich nur von denjenigen Personen geführt werden dürfen, die diese auch rechtmäßig erworben haben. "Musiklehrer" ist also nicht geschützt, "Staatlich geprüfter Musiklehrer" oder "Diplommusiklehrer" hingegen schon - dafür ist ein einschlägiges Studium zu absolvieren und mit Erfolg abzuschließen. Ähnliche Konstellationen gibt es nicht nur bei "Künstlern", sondern auch bei "Heilkundigen" jeder Couleur...!

Ein "Schutzbedarf" allgemeiner Bezeichnungen wird im Berufsverband (beim DTKV gibt es auch eine Arbeitsgruppe "Berufsständische Vertretung") von Zeit zu Zeit immer wieder diskutiert und ebenso regelmäßig verworfen - warum? Weil der professionelle Dienstleister sich (hoffentlich!) nicht über allgemeine Stichworte, sondern über einschlägige Qualifikationen definieren wird - und diese sind bereits gesetzlich geschützt. So gesehen befinden sich Hausfrauen, die für zehn EURO pro Stunde Hobby-Klavierunterricht für Anfänger anbieten, im gleichen Umfeld wie Oberstufenschüler, die für kleines Geld Mathe-Nachhilfestunden geben. Andererseits ist es klar, dass ernsthafte pianistische Qualifikationen nicht aus der Grauzone der Hobby-Pädagogik stammen können. Jeder, der eine Musikhochschule von innen kennt, sollte mit einer erfolgreichen Abgrenzung von diesen Milieus keine Probleme haben.

@Stilblüte: "Mal ne Frage: Warum sind denn manche Berufsbezeichnungen geschützt und andere nicht? Wie kann man sowas veranlassen, wer ist da zuständig oder verantwortlich? - Weiterhin: Diplommusiker und -musiklehrer darf man sich nicht einfach so nennen, nicht wahr?!"
Siehe oben. Freilich hat der professionelle Dienstleister mehr zu tun, als ein Studium abzusitzen und dann geduldig auf Schüler zu warten...!
 
Das ist richtig! Das nennt sich dann "Diplomierter Instrumentalpädagoge oder Diplommusiklehrer für das Fach Klavier". Die Bezeichnung ist geschützt - leider interessiert es wenige und man kann tricksen ("Diplomierter Instrumentalpädagoge" - Hauptfach wird weggelassen; "Studium an der Musikhochschule xy" - Abschluss und Hauptfach werden weggelassen; dann weiß ich nicht, wie die Abschlüsse heißen, die man an Berufsfachschulen und Pädagogischen Hochschulen oder Unis erwirbt .........).
Das Tricksen funktioniert aber nur in sehr begrenztem Umfang: Entweder sind bei Bewerbungen einschlägige Nachweise gefordert oder es wird bei einem Vorstellungsgespräch (sofern es zu einem solchen kommt) gezielt nachgehakt. Die Halbwertszeiten solcher Ablenkungsmanöver sind im Internet-Zeitalter sowieso denkbar gering geworden. Heute kann man selbst kleinste Auftritte auf irgendeinem Dorf per Google o.ä. nachrecherchieren; ich würde sogar behaupten: Selbst wenn sich jemand den Platz an der Sonne irgendwie erschlichen hat, muss er sich über kurz oder lang durch Qualität und Können profilieren. Wer dann in Ermangelung ausreichender Substanz scheitert, kann dann immer noch auf der Strecke bleiben - egal, um welche Titel oder Bezeichnung es ursprünglich gegangen sein mag!
 
Das Tricksen funktioniert aber nur in sehr begrenztem Umfang: Entweder sind bei Bewerbungen einschlägige Nachweise gefordert oder es wird bei einem Vorstellungsgespräch (sofern es zu einem solchen kommt) gezielt nachgehakt. (...)

Lieber Rheinkultur,

ich befürchte, das gilt aber nur an staatlichen Musikschulen etc.. Im privaten Bereich sieht es doch eher so aus, dass Eltern oder Erwachsene, die gern Klavierunterricht nehmen möchten, nicht wissen, dass die Bezeichnung "Klavierlehrer" nicht geschützt ist. Dann kommt es eher darauf an, ob der Klavierlehrer gut mit Kindern oder eben Erwachsenen kann, ob er möglichst in der Nähe wohnt und wie teuer er ist. Mangels Wissen gehen viele davon aus, dass ein Klavierlehrer (also, der, der sich so nennt) automatisch die entsprechende fachliche Qualifikation mitbringt. Noch nie (!) hat mich ein potentieller Schüler oder seine Eltern nach meiner Ausbildung gefragt geschweige denn Zeugnisse sehen wollen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Da hat sich ja im Laufe des Tages viel Neues gesammelt.

Ich meinte natürlich, dass es einen Mindestlohn für alle geben sollte und jeder KL gerne mehr velangen kann.

Ich glaube allerdings, dass das Hauptproblem nicht bei den Höchstqualifizierten Lehrkräften liegt. Kein Prof. wird sich dazu verleiten lassen zu Dumpingpreisen zu unterrichten. Ein KL der stadtbekannt und erfolgreich ist hat auch mit großer Wahrscheinlichkeit eine volle Klasse und eine Warteliste und wird auch nicht freiwillig unter einem anständigen Preis arbeiten.

Hausfrauen die nebenbei Instrumentalunterricht geben und selbst ihr Instrument nur leidig spielen können gibt es hier auch. Sie befördern allerdings eher das Geschäft. Eltern vergleichen ihre Kinder ja gerne mit Gleichaltrigen und so stellt sich dann recht schnell raus bei wem die Kinder mehr und besser lernen und auch wo die Abbrecherquote (wegen Frust) am höchsten ist.

Ein Pianist mit einem abgeschlossenen Klavierstudium sagt doch indirekt "mein Unterricht ist nichts wert" wenn er für einen unterdurchschnittlichen Lohn unterrichtet.
 
Ein Pianist mit einem abgeschlossenen Klavierstudium sagt doch indirekt "mein Unterricht ist nichts wert" wenn er für einen unterdurchschnittlichen Lohn unterrichtet.

Liebe Chrissi,

ich glaube nicht, dass er es so formuliert. Er würde vielleicht sagen "mein Unterricht ist viel wert, aber der Marktpreis entspricht diesem Wert nicht" (oder so ähnlich - mir fällt gerade nichts Besseres ein). Denn sonst müssten sich ja alle Honorarkräfte (und wie wir wissen, sind das sehr viele) minderwertig fühlen.

Liebe Grüße

chiarina
 
ich glaube nicht, dass er es so formuliert. Er würde vielleicht sagen "mein Unterricht ist viel wert, aber der Marktpreis entspricht diesem Wert nicht" (oder so ähnlich - mir fällt gerade nichts Besseres ein). Denn sonst müssten sich ja alle Honorarkräfte (und wie wir wissen, sind das sehr viele) minderwertig fühlen.
Nein, er formuliert es tatsächlich nicht so. Trotzdem ist das genau die Botschaft die bei mir (als "Kunde") ankommt.
Die bessere Botschaft wäre doch, dass der Unterricht so gut ist, dass es sich lohnt etwas mehr zu investieren.
 

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