Neues lernen und Altes vergessen - unvermeidlich?

  • Ersteller Ersteller hpesch
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Als würden die neuen Stücke die alten aus dem Gedächtnis verdrängen.
Danke für diese Worte! Mir geht es ebenso, ich versuche jetzt seit 2 Jahren ernsthaft mit Lehrer zu lernen und erkenne denselben Effekt. Es ist als ob es im Gedächtnis einen limitierten Platz für Stücke gäbe, der quasi mit neuen Stücken "überschrieben" wird. Mein Rezept dagegen ist im Moment das nahezu tägliche Wiederholen der alten Stücke, die ich behalten will. Scheinbar ist es wie beim Muskeltraining im Fitnesscenter: Use it, or loose it!
 
Das passiert vielen Musikern! Unser Gehirn hat leider nur begrenzten Platz im aktiven Gedächtnis, und neue Stücke „überschreiben“ manchmal alte. Es hilft, das alte Repertoire regelmäßig zu wiederholen, damit es präsent bleibt. Vom Blatt spielen zu können, ist natürlich praktisch, aber das Gedächtnisspiel kann durch gezieltes „Auffrischen“ trainiert werden. Bleib dran – auch Profis vergessen Stücke und müssen sie wieder einüben!
 
Ein wesentlicher Nachteil des aus dem Gedächtnis Spielens liegt in der allmählichen Verfälschung des Originaltexts. Nach und nach, meist unbemerkt, entstehen kleine Fehler oder Vereinfachungen. Sind diese erst einmal im Fingergedächtnis abgelegt, ist dem nur noch mit zeitintensiven Wiederholungen einzelner Passagen beizukommen.
 
Ich spiele eigentlich nur auswendig ... aber natürlich hole ich regelmäßig die Noten hervor oder höre Aufnahmen des Stückes, um mich selbst zu überprüfen.

Ich glaube, dass es einen enormen Einfluss darauf hat, wie viel man sich merken kann, ob man den Notentext sieht (ihn im Geiste mitlesen kann), oder die Musik hört, während man ein Stück auswendig spielt.
Bei mir ist eher letzteres der Fall ... es gibt eine innerliche Hör-Erwartung die dann passend mit Musik gefüllt wird (na hoffentlich jedenfalls).
Scheinbar kann ich mir auf diese Weise eine ganze Menge merken ... aber auch ich vergesse hin und wieder Passagen und ganze Stücke, wenn ich sie längere Zeit nicht gespielt habe. Ich weiß dann noch wie es losgeht ... aber nach ein paar Takten kommt dann: boah keine Ahnung wie das weiterging .. wo sind die Noten?
Die Hör-Erwartung ist noch da ... ich kann sie nur nicht mehr passend mit Musik füllen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es hilft, das alte Repertoire regelmäßig zu wiederholen, ...

Bleib dran – auch Profis vergessen Stücke und müssen sie wieder einüben!

Repertoirespiel ist wichtig, denke vor allem auch professionell auftretenden Musikern.
Das schöne am Repertoirespiel: Auch für Dilettanten ist es eine gute Möglichkeit, sich
nochmals an den Werken zu arbeiten, neuen Details zu entdecken und sich so weiter
zu entwickeln.

Wenn man in die Repertoirelisten mancher Musiker sieht: Diese Fülle an Werken kann
man nicht jederzeit abrufbereit haben, wenn nicht kontinuierlich daran gearbeitet wird.
 
Wenn man in die Repertoirelisten mancher Musiker sieht: Diese Fülle an Werken kann
man nicht jederzeit abrufbereit haben, wenn nicht kontinuierlich daran gearbeitet wird.
Niemand pflegt seine gesamte Repertoireliste kontinuierlich - da sind ja immer auch Stücke drauf, die man vielleicht nie wieder benötigen wird.
Was man als Profi aber können sollte: Die Stücke dieser Liste in sehr kurzer Zeit wieder bühnenreif zu reaktivieren. Dazu muss man sie nicht ständig spielen - abgesehen vielleicht von ein paar exemplarischen Stellen, die tatsächlich so etwas wie manuelle Konditionierung benötigen.

Man wird natürlich das Repertoire üben, das in den nächsten Wochen und Monaten gefordert ist. Aber ich kenne niemanden, der irgendein Klavierkonzert jahrelang anlasslos immer wieder repetiert - wozu auch?
 

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