Musikstudium – Illusion oder Erfüllung

Der einzige muikalische Beruf, der das Leben am Klavier ermöglicht, ist doch eigentlich nur Konzertpianist oder Instrumentallehrer an einer Musikschule. Beides erfordert jedoch eine musikalische Ausbildung seit der Kindheit. Eigentlich eine sehr ungerechte Sache. Oder habe ich da noch was übersehen?

Hmm, also mein klavierlehrer ist studierter kirchenmusiker, und vorher hat er was kaufmännisches gemacht. Musik zu studieren, hat er angefangen als er 30 war. Mit dem klavierspielen hat er mit 13 angefangen, aber sagt mir immer das es nur eine frage ist, wie viel du dich mit musik beschäftigst. Mit dem klavier üben nimmt man es als kind ja meist nicht so genau, als erwachsener kannst du aber richtig ranklotzen.

gruss
 
Eva, für dich wäre doch ein Beruf toll, wo du flexibel bist, den du von zu Hause erledigen kannst und wo du dir deine Arbeitszeiten selbst einteilst.
Dann kannst du um deine Übezeiten drumherum planen :)
Gibt es da nichts, was dich interessiert?

Stilblüte
 
Glaube kaum, aber ich kann meine Zeit eh nicht gut einteilen ;)

Alles, was keinen Spaß macht, wird so weit wie möglich nach hinten verschoben und auf die Art würde ich wohl keine Arbeit besonders gut machen können.

Im Moment ist es aber noch nicht soweit. Ich werde noch mindestens 1 ganzes Jahr studieren und dann kann ich mir überlegen, wie es weitergehen soll. Bis jetzt hat diese Art meiner Organisation hervorragend geklappt :D

Ach, nur noch nebenbei bemerkt, man kann als Musikwissenschaftler auch viel daheim arbeiten. Wenn man Rezensionen schreibt oder andere Zeitungsartikel. Auch bei Forschungen und ähnlichem ist ne ziemlich freie Zeiteinteilung möglich. Von der Warte her, wäre der Job dann doch wieder was für mich ;)

Aber in einem Jahr kann viel passieren, vielleicht erledigt sich das Problem auch von selbst.

Hat eigentlich niemand anderes irgendwelche Erfahrungen mit nem Musikstudium, die er hier reinschreiben könnte? Im Moment ist ja nur meine negative Meinung vertreten ;)
 
... Ist nur bei mir leider wirklich so, dass ich mir nicht vorstellen kann, irgendwann die meiste Zeit des Tages etwas anderes als Klavierüben zu machen. ...

... Aber in einem Jahr kann viel passieren, vielleicht erledigt sich das Problem auch von selbst. ...

Da wollen wir wirklich mal für dich hoffen, dass der Klavierübe-Hype in dieser Form auch bei dir nur eine euphorische Durchgangserscheinung bleibt, denn du würdest dich wahrscheinlicht ansonsten mit den Realitäten des Lebens sehr schlecht arrangieren können. Und zweitens finde ich diese Art Monokultur der Entwicklung einer reichen Persönlichkeit sowieso abträglich. Solches Fleiß-Kastratentum hatte vielleicht auch Kurt Tucholsky vor Augen, wenn er voller Verachtung über "reproduzierende Musiker als die dümmsten Menschen der Welt" sprach.
 
Egal wie du's nennst, jedenfalls ungesund.
 
6 Stunden tägliches Üben ist ungesund, aber nen mehr als 8-Stunden-Arbeitstag ist okay?

Wenn ich täglich 6 Stunden für die Uni lernen würde, oder das früher für die Schule getan hätte, dann wären auch alle begeistert gewesen und keiner hätte behauptet, das sei ungesund.

Und wenn ich jeweils auf Klavier, Gitarre und Flöte 2 Stunden üben würde, dann gäbe das sicher auch weniger Anlass zur Diskussion.

Irgendwie verstehe ich nicht, was euch alle an den paar Stunden Klavier stört. Ein Tag besteht aus 24 Stunden, wenn man Schlaf abzieht, dann noch 19. Wenn man davon nun 6 Stunden Klavier übt, wo ist da das Problem?

Gut, wenn Zeit ist, dann übe ich auch mehr und auch ich finde es irgendwie schade, dass ich alle meine anderen Hobbys mehr oder weniger aufgeben musste. Besser wird man jedoch nicht, wenn man nur wenig übt und ich habe die Absicht, irgendwann sehr gut Klavier spielen zu können.

denn du würdest dich wahrscheinlicht ansonsten mit den Realitäten des Lebens sehr schlecht arrangieren können

Damit konnte ich mich auch bereits vor dem Klavier sehr schlecht arrangieren. Es gibt aber sogar Menschen, die froh darüber sind, dass das Klavier meinem Leben einen Sinn gegeben hat.

Ach ja, meine erste Lehrerin meinte sogar, dass ich bei einem Klavierstudium um täglich 6 Stunden üben nicht herumgekommen wäre. Damit könnten wir jetzt mal meine Beiträge abschließen und diejenigen, die Klavier studieren oder studiert haben, dürfen gerne ihre Erfahrungen schreiben.
 
Ok, du hast Recht, eigentlich wollten wir ja auch von den anderen Musikstudierten was hören.

Nur eins will ich noch richtig stellen: Mir ging es nicht darum, 6 Stunden Üben für ungesund zu erklären (du selbst hattest übrigens die "meiste Zeit des Tages" angepeilt), sondern die Ausschließlichkeit in der Orientierung auf Klavierüben als ganzer Lebenssinn. Das ist bei Musikern nicht anders als bei Leistungssportlern, Modelleisenbahnbauern und Taubenzüchtern: Monokultur führt zu einer Verarmung der Persönlichkeit! (Auch wenn jetzt einige aufschreien werden, was ich da alles mit dem hochheiligen Klavierspiel in einen Topf werfe.)
... und das wiederum ist der Musik abträglich.
 
Solches Fleiß-Kastratentum hatte vielleicht auch Kurt Tucholsky vor Augen, wenn er voller Verachtung über "reproduzierende Musiker als die dümmsten Menschen der Welt" sprach.

Auch Bemerkungen eines Tucholsky sind nicht das Maß aller Dinge!

Obgleich ich ihm möglicherweise, würde ich den genauen Zusammehang kennen, zustimmen würde.

Auf der Gegenseite des, um mal den Begriff "Fleiß-Kastratentums" zu übernehmen, steht dann der zerstreute, sich absolut vielseitig, aber mit nichts richtig sich beschäftigende Mensch. Ein Typus der übrigens weit verbreitet zu sein scheint momentan, wenn ich mich so umsehe. Fleiß-Kastratentum klingt für mich auch ein wenig nach "mehr als Fleiß war nicht da".

Notgedrungen muss man sich in einem gewissen zeitlichen Rahmen mit etwas beschäftigen, wenn man in die Tiefe und ins Detail dringen möchte, wobei die zeitliche Schere dann automatisch Vielfalt reduziert. Was immer das persönliche Ideal ist - viel von wenig, von allem moderat viel, wenig sehr intensiv - dies ist ein permanenter Balance-Akt. Und je mehr selbst-bestimmte Aktivitäten es im Leben gibt, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass von außen daran gezerrt wird ...

Da die 6 Stunden Übezeit im Raum standen - wobei ich für 6 Stunden konzentriertes Üben auch noch reichlich Pausen bräuchte - auch von Berufsmusikern hört man die unterschiedlichsten Zeiten, angefangen von "max. 4 Stunden täglich" bis hin zu "locker 8 Stunden jeden Tag". Und je erfolgreicher eine Person ist, um so ehr wird die als Übezeit genannte Zahl positiv aufgenommen oder im Falle des Misserfolgs schnell als "das ist ja auch viel zu wenig" oder als "der ist ja fanatisch, der macht nichts außer üben" und dergleichen abgetan.

Im Vergleich dazu die mind. 8 Stunden (oft mehr!) eines Arbeitstages in der Wirtschaft, die krass langen Bereitschaftsdienste der Ärzte in Krankenhäusern, usw.
 
Fleiß-Kastratentum klingt für mich auch ein wenig nach "mehr als Fleiß war nicht da"

Ich bin derselben Meinung. Kant hat gesagt, dass Erkenntnis Zeit braucht. :P Ich könnt mir gar nicht vorstellen 4 Stunden am Tag zu üben, das wär ja dann völlig mechanisches Spiel ohne "dabei" zu sein.

@ubik: Mit den entsprechenden Zahlen im Lotto könnte man natürlich auch ein Leben am Klavier "erkaufen" ;)

Aber nicht den Beruf ;)

Mit dem klavierspielen hat er mit 13 angefangen, aber sagt mir immer das es nur eine frage ist, wie viel du dich mit musik beschäftigst.

Siehe meinen ersten satz. Außerdem widerspreche ich dir, weil man dann noch mehr Klavierstunden bei einem Lehrer braucht und das kostet wiederum Geld.
 

Jeder muss halt selbst wissen, wieviel geübt wird. Ob zwei, vier, oder sechs Stunden.......ist doch schön wenn Eva es sich erlauben kann, solange vor dem Klavier zu sitzen. Und ich bin überzeugt davon, dass leidenschaftliche Spieler dies gerne machen; ohne sich selbst geisseln zu wollen :rolleyes:
 
Ich habe immer das problem, wenn das stück neu ist und noch klingt wie hund, das ich dann am ball bleibe und trotzdem konzentriert weiter übe. Sobald das stück einigermaßen flutscht und schon etwas ausgearbeitet ist, macht es dann soviel spass, das ich den ganzen tag spielen kann :)

gruss
 
Genauso ist es auch bei mir. Am Anfang denke ich: Das schaffste nie. Dann wird erstmal mühsam die rechte Hand geübt, dann die linke. Und irgendwann spiel ichs dann zusammen...erst langsam und stockend, dann immer fliessender. Und wenn dieser Punkt gekommen ist, an dem ich anfange es fliessend zu spielen, werde ich von einer Welle von Glückseligkeit überschwappt, dass es nur eine reine Freude ist noch mindestens 2 Stunden weiterzuspielen. Herrlich ist das! :p
 
... Und wenn dieser Punkt gekommen ist, an dem ich anfange es fliessend zu spielen, werde ich von einer Welle von Glückseligkeit überschwappt, dass es nur eine reine Freude ist noch mindestens 2 Stunden weiterzuspielen. Herrlich ist das! :p
So ähnlich muss es auch mit dem Schreiben in diesem Thread sein. Denkt noch jemand an das eigentliche Thema?
 
So ähnlich muss es auch mit dem Schreiben in diesem Thread sein. Denkt noch jemand an das eigentliche Thema?

Sorry - es fällt manchmal schwer, nicht auf Beiträge zu reagieren, obwohl das dann in eine komplett andere Richtung abdriftet.

Die Frage, die sich mir nach dem Lesen von Evas Ausführungen zum Musikstudium stellt, ist: kann ein Musikstudium Erfüllung sein, wenn es nicht um seiner selbst, sondern deshalb gewählt wurde, weil ein Instrumentalstudium nicht geklappt hat und es "wenigstens" etwas mit Musik zu tun hat?
 
@Wu

1) Du hast doch die Diskussion bezueglich des "Fleiss-Kastratentums" angestossen
2) Du bist mir hier im Forum schon haeufiger durch deine, teilweise, destruktive Kritik und vor allem durch unfreundliche Formulieren negativ aufgefallen. Mir ist durchaus klar, das mein letzter Beitrag offtopic war, dennoch hat hier jeder das Recht sich frei aeussern zu duerfen, natuerlich sofern es keine Grundregeln verletzt. Anscheinend stoesst dieser Thread, bzw. das eigentliche Thema des Threads, hier nicht auf allzuviel Interesse.... :rolleyes: Ausserdem wird niemand durch die ausufernde "Unterhaltung" abgehalten, doch noch "ontopic" etwas beizutragen. Da sind wir uns doch wohl einig? Im Uebrigen habe ich hier auch nicht mehr viel anzumerken.
 
@ Irrlicht

Na nun komm mal wieder runter.

ad 1) Ich streite ja nicht ab, oft selbst der OT-Versuchung zu erliegen. In Evas Fall wollte ich nur vor einer meiner Meinung nach auf Dauer übertriebenen Alleinstellung des Klavierübens im Leben von Amateur-Pianisten warnen. Allerdings dachte ich, wir hätten danach wieder zum Thema zurückgefunden.

ad 2) Zeig mir doch bitte mal Beispiele von "destruktiver Kritik" in meinen Beiträgen, damit ich mich bessern kann. Allerdings darfst du nicht erwarten, dass ich hier wegen jedem Sensibelchen ein Blatt vor den Mund nehmen werde. Wenn alle nur Schwärm- und Kuschelbeiträge schreiben würden, wäre das Forum schon tot.

Die obige Verwendung deines Zitates war jedoch nicht auf dich persönlich gemünzt, sondern passte gerade so schön. Entschuldige bitte.

Wu Wei
 

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