Motivation

  • Ersteller des Themas sweetchocolate
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Es wäre sinnvoll, wenn im Vertrag stünde, dass beide Seiten mit einer Kündigungsfrist xy kündigen können.

Bei anderen, privaten Schulen gibt es solche Möglichkeiten der Kündigung durchaus:

"Der Vertrag ist auf unbestimmte Zeit abgeschlossen und kann jeweils mit einer Frist von 6 Wochen zum 01.01., 01.04. und 01.10. von beiden Seiten gekündigt werden, ..."

Ich habe mit inzwischen zwei Lehrern (auch der Kinder) die Erfahrung gemacht, dass es Lehrern oft gar nicht wichtig ist, wie oder ob Schüler üben. Hauptsache, sie verdienen ihr Geld mit denen.
 
Ich glaube , dass es in den Verträgen mit Musikschulen, wo ich mal gearbeitet habe, so nicht drinstand.
Falls Du an einer kommunalen Musikschule warst, ist das auch klar. Da bist Du ja angestellt und kannst nicht einfach Schülern von Dir aus kündigen.
Wenn es nicht "läuft" zwischen Lehrkraft und Schüler/in, ist die übliche Praxis an den Musikschulen die, dass man erst einmal sagt: "Wir versuchen es mit einer anderen Lehrkraft." Das kann klappen oder auch nicht. So kenne ich das zumindest von unserer Musikschule her.
In Einzelfällen kündigen Musikschulen allerdings auch ihren Schülern und zwar bei häufigem unentschuldigten Fehlen.
 
Ein Lehrer ist halt auch dafür verantwortlich, dass beim Unterricht am Ende etwas sinnvolles herauskommt. Einfach nur das Geld der Eltern und die Zeit der Schüler zu verbrennen, ist ja unethisch.
Phasenweise nicht übende Klavierschüler gehören bei Klavierlehrern zum Berufsrisiko, es sind trotzdem meist nette Kinder, die trotzdem Interesse an der Musik und Spass am Musizieren haben können, wenn auch auf niedrigem Niveau, dann ist auch das Geld der Eltern nicht verbrannt.
Um solche KInder geht es bei @sweetchocolate aber nicht, sondern um die Vampire, die den Lehrer nur Energie kosten.
Aber auch die haben Gefühle, und ich denke @sweetchocolate wird da schon die richtigen Worte finden.

Dann wäre es mir recht, wenn er mir kündigen würde anstatt das Elend ewig zu verlängern.
Das würde ich genauso sehen, würde aber trotzdem erwarten, dass die Kommunikation menschlich und achtsam bleibt.
 
Das kommt immer wieder vor! Insbesondere bei jüngeren Kindern, die vermutlich familiär nicht gerade optimal betreut sind.

Ja, doch, stimmt. Da wird der Unterricht vermutlich in den Hort integriert sein und da kriegen die Eltern das nicht einmal mit. Daran habe ich jetzt gar nicht gedacht, ich kenne solche Geschichten auch von hiesigen Kinderbetreuungen.
 
Das ist ein Irrtum: Lehrer können und müssen für ein Lernangebot sorgen, den Input liefern. Nur wenn der Schüler sich darauf einlässt, ist ein Lernerfolg garantiert. Das ist in der Schule das Gleiche.
Das stimmt schon. Wenn der Schüler sich nicht darauf einlässt, dann wird das nichts.
Aber wenn offensichtlich ist, dass es eben nichts mehr wird, weil der Schüler selbst im Unterricht nicht mehr motiviert werden kann, und zwar über längere Zeit. dann ist der Lehrer halt auch, neben den Eltern, der Erwachsene, der die Reißleine ziehen kann und sollte.

Solange das Kind nur eher wenig übt, aber dann Spaß im Unterricht hat und eben langsamer lernt, ist ja alles gut. Aber so hört sich das ja nicht an. Und in der geschilderten Atmosphäre kann man dem Kind wirklich die Freude an der Musik für lange Zeit verderben. Und da hat ein Pädagoge dann m. E. schon die Verantwortung, das Ganze zu beenden.
 

Es gibt nicht das eine, sondern verschiedene Qualitätskriterien für Musik. Eins davon ist die handwerkliche Qualität, ein anderes ist die funktionale, also zweckgebundene Qualität. Beides kann und sollte nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Da sind aber noch einige weitere Qualitätskriterien, über die meines Wissens u.a. Adorno geschrieben hat.

@Lessamuk Könntest du hier vielleicht weiterhelfen?

Ich bin wahrscheinlich ein bisschen spät, aber habe mich doch sehr über das @ gefreut :)

Ich fand den Vergleich mit dem Werkzeug schon ganz passend, er führt nämlich auf den Unterschied zwischen Kunst und alles anderen Dingen, alles sonst ist "gut" wenn es seinem Zweck genügt. Nun zeichnet sich aber Kunst dadurch aus, dass sie eben keinen Zweck hat. Dann könnte man folgern, sie könne gar nicht gut sein.

Doch behandeln bedeutende Kunstwerke (wenn auch auf ästhetische Weise) ein Problem ihrer Zeit. Sie arbeiten Motive durch etc. und das kann natürlich der Epoche angemessen sein, oder sich allein ausgedienter Floskeln (Kitsch) bedienen. Adornos These, der man schlecht widersprechen kann ist, dass populäre Musik nichts anderes als die Aneinanderreihung musikalischer Floskeln ist, was aber schon auf den Jazz seiner Zeit zutrifft. Diese Floskeln haben keinen Ausdruck mehr, bloß eine Verknüpfung, was sie in der Kulturindustrie bedeuten; Jeder versteht den Einsatz der Musik im Film und wie man sich dann zu fühlen hat. Ob es allerdings heute überhaupt noch Musik gibt, die sich nicht so instrumentalisieren lässt. Also am Ende würde ich am Ende vielleicht doch sagen, dass fast alle, die sich einbilden "Geschmack" zu haben, es auch nicht besser machen, als die RomCom-Fans.
 
Ich rolle die Augen über die Menschen, die so massenkonditioniert sind, dass sie zielsicher immer das "sooo wunderschön" finden, was die Medien und Konzerne als besonders toll verkaufen oder was "alle" gut finden. Es gibt nicht den geringsten musikalischen Grund dafür, dass "Für Elise" oder gar das Harry-Potter-Theme viel beliebter sind als die meisten anderen Stücke. Es ist einfach nur eine Meme-Bildung. Und das Schönfinden ist bei den meisten Leuten eine primitive Konditionierungsreaktion, sie haben eigentlich überhaupt keinen eigenen Musikgeschmack.

Man kann das sehr genau erkennen, ob man es bei einer Schülerreaktion mit Obigem zu tun hat oder mit einer genuinen, individuellen Reaktion auf das hier und jetzt Gehörte (das den Schüler vielleicht sogar überrascht).

Kompositionen wie die von Einaudi sind klar darauf ausgelegt, genau die konditionierten Reflexe des Massen-Hörers anzusprechen und ihn nicht mit irgendetwas außerhalb dieses Bereiches zu verstören.

Ich würde fast komplett mitgehen, nur dass selbiges auch für jede Brahms-Symphonie oder Wagner-Oper gelten kann, heute kann alles ein Meme sein, und es gibt kaum Musik die sich erfolgreich dagegen wehren kann. Und über diejenigen, die solche "anspruchsvolle" Musik meinen zu mögen, kann noch lange nicht gesagt werden, dass sie überhaupt den Unterschied verstehen oder es nicht genauso Konditionierung und Anpassung ist, weil man zu einer anderen Schicht gehören möchte.

Das was du hier "eigenen Musikgeschmack" nennst, kann es gar nicht geben: Entweder man reagiert impulsiv und "libidonös" oder man reflektiert das Gehörte, aber Achtung!: Mit der Reflexion ist es alles, aber nicht der eigene Geschmack. Denn dort werden äußere Maßstäbe zur Bewertung herangezogen, die allgemeingültig sind und von jedem potenziell erklärt und verstanden werden können. Das ist dann "objektiv gute" Musik, die es zumindest irgendwann einmal gab.

"Genuin" und "individuell" kann nur archaisch und primitiv bedeuten :)
 
Und über diejenigen, die solche "anspruchsvolle" Musik meinen zu mögen, kann noch lange nicht gesagt werden, dass sie überhaupt den Unterschied verstehen oder es nicht genauso Konditionierung und Anpassung ist, weil man zu einer anderen Schicht gehören möchte.

Zu einer bestimmten Schicht gehören wollen, in ein bestimmtes Milieu, als gebildet gelten wollen, als Experte ... Das ist sowas von wahr!

Naja, ich sag mal so: ab einem bestimmten Bildungsgrad glaubt man etwas von höheren Künsten zu verstehen, die Realität sieht aber anders aus. Es gibt Vernissagen und Konzerte die werden von intelligenten Agenturen so geschickt vermarktet, dass jeder der zu einer gewissen Elite gehören möchte, da hin geht. Egal ob er das mag oder nicht. Ich habe leider eine ganze Menge solcher Arbeitskollegen und die gehen mir kollektiv auf den Keks (Wagner Bayreuth, Bansky-Ausstellung, Lang Lang usw.). Da sind mir die "einfachen" Leute lieber, Leute die dahin gehen, wo es ihnen gefällt.

Exakt so geht es mir auch, auch mir sind die "einfachen" Leute deutlich lieber!
 
Es gibt ja von Adorno in seiner "Einführung in die Musiksoziologie" diese Typisierung der Musikhörer, fand ich absolut erhellend.
Und (sinngemäß zitiert) die Hypothese, dass Kunst nur das sein kann, was sich im Entstehen auch der Gefahr des Scheiterns aussetzt,
Es ist immer interessant, ein fertiges Kunstwerk daraufhin zu betrachten, ob dies mutmaßlich der Fall war und wie ggf. diese Gefahr überwunden werden konnte.
 
Die Eltern, die sich für die musikalischen Aktivitäten ihrer Kinder interessieren suchen auch von sich aus den Kontakt mit dem Lehrer, wenn sie merken, dass es nicht läuft. Die gehen dann in der Regel auch zu Vorspielabenden und können die Leistung ihres Kindes einschätzen.

Leider sind mir mehrere Fälle bekannt, bei denen es nicht so ist. Die Eltern sind berufstätig, zwei davon Berufspendler mit längeren Fahrstrecke bzw. -zeit. Diese Erziehungsberechtigten (sie heißen leider nicht "Erziehungsverpflichtete") nehmen sich wenig Zeit für ihre Kinder. Sie werden wegen des Anspruchsdenkens der Eltern zum Musikunterricht geschickt. Das Essen bekommen die Kinder vom Lieferdienst oder sie stecken Fertiggerichte in Mikrowelle oder Backofen. Bei den kleineren Kindern kommt eine Betreuungsperson ins Haus, die Kinder ab 10 Jahre werden von den Eltern aus gehobenen Kreisen sich selber überlassen.
 
Jup, viele Eltern denken einfach "Musikinstrument spielen ist gut für mein Kind" (Hirnentwicklung, Koordination, blabla) und "dafür, dass da was dabei rauskommt und das Kind motiviert ist, ist der Lehrer zuständig, schließlich bezahlen wir den", und damit hat sich für die die Angelegenheit.
 
Stimmt! Ich habe auch schon von einem Elternteil gehört: „Hauptsache es macht ihm/ihr Spaß. Er/Sie soll ja kein Pianist werden“.l
Mit „Spaß“ war dann verbunden, nicht üben zu müssen, weil das dem Kind keinen Spaß gemacht hat 🙈.
 
"dafür, dass da was dabei rauskommt und das Kind motiviert ist, ist der Lehrer zuständig, schließlich bezahlen wir den", und damit hat sich für die die Angelegenheit.
Ein schlichtes Abwälzen von Verantwortung auf kraft Amt oder Funktion geeignete Personen. Beim Sport ist das der Trainer - es ist halt bequem, im Falle von Misserfolgen jemanden zu haben, den man glaubt, dafür verantwortlich machen zu können. Aber ist es denn die Aufgabe des Trainers einer Fußballmannschaft, auf den Platz zu rennen und die Tore zu schießen, wozu die zehn Teamkollegen plus Torwart nicht in der Lage sind? Darf er gar nicht, selbst wenn er es am liebsten täte. Besonders wird es ihn ärgern, dass man ihm noch die Verantwortung für disziplinloses Verhalten der Teammitglieder in die Schuhe schiebt. Klar doch, ich verhalte mich disziplinlos, weil der Trainer es nicht versteht, mich zu diszipliniertem Verhalten zu motivieren.

Wenn es tröstet: gute und erfolgreiche Lehrkräfte halten sich vorrangig an diejenigen, die wirklich wollen und schließlich auch können, nachdem sie eine gewisse Zeit lang einfach den berühmten "längeren Atem" gehabt haben. Denn nach einer gewissen Zeit trennt sich die Spreu vom Weizen - das ist Erfahrungstatsache.

Stimmt! Ich habe auch schon von einem Elternteil gehört: „Hauptsache es macht ihm/ihr Spaß. Er/Sie soll ja kein Pianist werden“.l
Mit „Spaß“ war dann verbunden, nicht üben zu müssen, weil das dem Kind keinen Spaß gemacht hat 🙈.
Aus dem Laienchorwesen kenne ich vergleichbare Einstellungen. Bei geringem Leistungswillen eines Gesangvereins wird man als musikalisch ambitionierter Chorleiter ausgebremst mit der Aussage, man habe es nicht mit Profis, sondern mit Freizeitsängern zu tun. Die Vorstände solcher Vereine organisieren lieber Ausflüge statt sich mit Aktivitäten zur Entwicklung der künstlerischen Qualitäten zu befassen. Allerdings habe ich es auch schon erlebt, dass sich solche Einstellungen innerhalb gewisser Grenzen auch ändern können. Denn besser zu werden oder Wohlwollen fachkundiger Experten wahrzunehmen - auch das kann die Motivation fördern und einen gewissen Leistungswillen fördern. Gut und erfolgreich sein macht übrigens auch Spaß - beispielsweise das Wissen, dass das am Ort Geleistete andernorts nicht möglich wäre. Auch hier spreche ich aus Erfahrung: hinter mir liegt eine gute Chorprobe des einzigen verbliebenen Männerchors am Ort, der in den letzten Monaten ein gutes halbes Dutzend neue Mitglieder aufnehmen konnte, während sich überregional die Männerchöre aufgrund von Mitgliederschwund und Überalterung serienweise auflösen.

LG von Rheinkultur
 

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