Motivation

  • Ersteller des Themas sweetchocolate
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Sicherheit in Verbindung mit einem künstlerischen Studium funktioniert, wenn man Musik oder Kunst auf Lehramt studiert und anschließend in der Schule arbeitet. Letzteres kann man auch als Quereinsteiger noch machen.
Das muss man aber auch wollen. Ich kenne mehrer Leute, die mit diesen Hintergedanken auf Lehramt studiert haben, die, die in den Schuldienst gegangen sind, sind nicht glücklich mit der Entscheidung.

Egal ob männlich, weiblich, verheiratet oder unverheiratet, wichtig ist, dass man von seiner Arbeit gut leben kann.
Die Instrumentallehrer, die ich kenne nehmen alle einen ortsüblichen guten Stundensatz, die sind alle gut ausgelastet und zufrieden.

Ich habe mich schon manchmal gefragt, ob die Preispolitik des Lehrers nicht auch insofern eine Auswirkung auf die Schüler hat, als zu einem "teuren" Lehrer vielleicht auch eher Schüler gehen, die motiviert sind und sich reinhängen, weil der teure Unterricht ja auch was bringen soll.
Während bei Lehrern, die den Unterricht eher günstig anbieten, auch mal eigentlich unmotivierte Schüler landen, bei denen sich die Eltern sagen, dass das Kind ja zumindest ein bißchen was lernt und die Kosten für die wöchentliche Bespassung ja zu verschmerzen wären.
Natürlich möchte ich damit nicht sagen, dass @sweetchocolate das so macht, ich kenne aber eine Lehrerin, bei der ich so einen Zusammenhang vermute, daher mein Gedankengang.....
 
Dürfte eher Spekulation sein, die nur leider keinem so recht weiterhilft. Natürlich gibt es Statistiken, die allerdings ein so klares Missverhältnis zwischen den Geschlechtern NICHT belegen: Freiberuflich Tätige nach KSK-Auskunft. Kenne allerdings viele männliche Kollegen, deren Partnerinnen mit nicht-künstlerischer Berufstätigkeit die Hauptverdiener sind. Ja und? Vermutlich vegetieren die als branchentypisch geltenden Durchschnittsverdiener nicht irgendwo in der Gosse, sondern haben andere Einnahmequellen - und wenn es der gut verdienende Ehepartner (m/w/d) ist. Bei einem dauerhaften existenzbedrohenden Missverhältnis zwischen Finanzbedarf und Realeinkommen bliebe sonst nur der Berufswechsel oder der Gang zum Amt. Noch nicht abschließend geklärt ist, wie viele freiberuflichen Musiker im Zuge der Corona-Krise dauerhaft in ein Angestelltenverhältnis oder überhaupt aus der Musikbranche heraus gewechselt haben.

Das hat nichts mit antiquierten Vorstellungen zu tun, sondern mit der Brotlosigkeit, bzw. dem Hobby-Charakter dieses Berufs.

Nach dem Motto: Was ist ein unverheirateter Musiker? Obdachlos.
Ersteres kann man nicht pauschal sagen, da es neben den erwähnten Geringverdienern auch Leute gibt, die durchaus wirtschaftlich gut klarkommen und Einkünfte in vergleichbarer Höhe wie Menschen erzielen, die keinen Künstlerberuf ausüben. Zu diesem Personenkreis zähle ich mich selbst und spreche aus Erfahrung. "Sein Hobby zum Beruf gemacht haben", ist einer der unwürdigsten und dümmsten Glaubenssätze, die in der Bevölkerung kursieren. Da sollte jeder einfach darauf bedacht sein, solche berufsständischen Klischees mit professionellem Auftreten und Substanz zu entkräften. Es zwingt einen doch niemand, sich so ein lächerliches Erscheinungsbild zu eigen zu machen.

Was das Motto betrifft, kenne ich auch einen: Was sagt ein Musiker ohne Arbeit zu einem Musiker mit Arbeit?: "Einmal das Big-Mac-Menü mit großer Pommes - und 'ne große Cola ohne Eis bitte!".

Als Zugabe gibt's noch einen. Woran erkennt man, dass ein Musiker Feierabend hat?: Das Taxischild ist ausgeschaltet!

Wie erarbeitet sich ein Musiklehrer seine erste Million?

Er startet mit zwei Millionen.
Wie kommt man unter der derzeitigen Ampel-Regierung schnell an ein kleines Vermögen?: Man muss vorher ein großes gehabt haben!

LG von Rheinkultur
 
Das muss man aber auch wollen. Ich kenne mehrer Leute, die mit diesen Hintergedanken auf Lehramt studiert haben, die, die in den Schuldienst gegangen sind, sind nicht glücklich mit der Entscheidung.
Das ist sicherlich bei vielen eine Abwägungsfrage, Womit fühle ich mich unwohler: mit finanziellen Problemen bis hin zu Existenzängsten oder mit einer sicheren Tätigkeit, die, wie jeder (oder fast jeder?) andere Beruf natürlich Seiten hat, die ungeliebt sind.

Ich als Musiklehrer an einem Gymnasium (kein Musikgymnasium) reflektiere die Licht- und Schattenseiten meines Berufs ständig. Und ich sehe es auf der Grundlage meiner mittlerweile 15-jährigen Berufserfahrung so:

Zufrieden bin ich, wenn es im Großen und Ganzen soweit läuft, dass alle Menschen, die ich unterrichte, mit Musik in Berührung kommen.

Sehr zufrieden bin ich, wenn mein Unterricht dazu führt, dass Musikbegeisterte durch meinen Unterricht dazu motiviert werden, sich auch über den Unterricht hinaus aktiv mit Musik zu beschäftigen.

Glücklich bin ich in der Chor- und Bandarbeit, in der ich (fast) nur motivierte Schüler habe, weil die das nämlich freiwillig gewählt haben.

Und ein Sechser im Lotto ist es, wenn ein Schüler, den ich unterrichtet habe, eine internationale Karriere macht und dabei die Einflüsse meines eigenen Unterrichts der Oberstufe mit einbringt.

Wie in jedem Beruf ist es die persönliche Wertung der eigenen Tätigkeit, die entscheidet, ob man damit glücklich wird oder eben nicht.
@sweetchocolate Du unterrichtest doch bestimmt Schülerinnen oder Schüler, die den von dir vorgeschlagenen Weg vollkommen mitgehen, mit dir an einem Strang ziehen, die dich glücklich machen, oder? Was würde es für diese Schüler bedeuten, wenn du deinen Beruf (im schlimmsten Fall) wegen deiner beruflichen Frustration aufgeben würdest? Überwiegt nicht die Freude über die Guten, Motivierten den Ärger über die Unmotivierten? Sind es nicht die paar Perlen wert, im Schlamm zu wühlen?
 
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Und ein Sechser im Lotto ist es, wenn ein Schüler, den ich unterrichtet habe, eine internationale Karriere macht und dabei die Einflüsse meines eigenen Unterrichts der Oberstufe mit einbringt.
Das ging einem Freund von uns so, der eine heute weltbekannte Streicherin am Gymnasium unterrichtet und für sie extra ein kleines Stück geschrieben hatte. Jahrzehnte später hat sie in einem Interview von dieser Komposition gesprochen und erzählt, dass sie das damals schon als etwas ganz Besonderes erlebt hatte.
 
„Was würde es für diese Schüler bedeuten, wenn du deinen Beruf (im schlimmsten Fall) wegen deiner beruflichen Frustration aufgeben würdest? Überwiegt nicht die Freude über die Guten, Motivierten den Ärger über die Unmotivierten? Sind es nicht die paar Perlen wert, im Schlamm zu wühlen?“
Absolut, Demian!
Es gibt Termine und Tage, auf die freue ich mich!
Da steht die Schülerin freudestrahlend neben mir und ruft begeistert, wie wunderschön dieses Stück sei, während ich es vorspiele.
Ich liebe das Unterrichten in solchen Momenten.
 
Kommt drauf an. Wenn das Stück eins von Einaudi ist (während bei den vorher vorgespielten von Bach, Mendelssohn oder Ellington die Schülerin gelangweilt abwinkte), springt bei mir lediglich das innere Augenrollen über den Null-Geschmack Pubertierender an.
 

Woran macht man eigentlich „gute Musik“ objektiv fest ? Warum ist Einodi „bäh“ und sagen wir Mendelssohn „gut“ ? Wenn die Erklärung hier nicht einleuchtend ist, wäre sogar ich als ausgewiesener Nichtkenner von T.E.Dingsbums - demotiviert, mich mit Exponenten „guter“ Musik zu befassen.
 
Das cis-Moll Prélude haut doch heutzutage jeder rein…
 
Ich rolle die Augen über die Menschen, die so massenkonditioniert sind, dass sie zielsicher immer das "sooo wunderschön" finden, was die Medien und Konzerne als besonders toll verkaufen oder was "alle" gut finden. Es gibt nicht den geringsten musikalischen Grund dafür, dass "Für Elise" oder gar das Harry-Potter-Theme viel beliebter sind als die meisten anderen Stücke. Es ist einfach nur eine Meme-Bildung. Und das Schönfinden ist bei den meisten Leuten eine primitive Konditionierungsreaktion, sie haben eigentlich überhaupt keinen eigenen Musikgeschmack.

Man kann das sehr genau erkennen, ob man es bei einer Schülerreaktion mit Obigem zu tun hat oder mit einer genuinen, individuellen Reaktion auf das hier und jetzt Gehörte (das den Schüler vielleicht sogar überrascht).

Kompositionen wie die von Einaudi sind klar darauf ausgelegt, genau die konditionierten Reflexe des Massen-Hörers anzusprechen und ihn nicht mit irgendetwas außerhalb dieses Bereiches zu verstören.
 
Woran macht man eigentlich „gute Musik“ objektiv fest ? Warum ist Einodi „bäh“ und sagen wir Mendelssohn „gut“ ? Wenn die Erklärung hier nicht einleuchtend ist, wäre sogar ich als ausgewiesener Nichtkenner von T.E.Dingsbums - demotiviert, mich mit Exponenten „guter“ Musik zu befassen.
Es gibt zum Thema Einaudi ein interessantes Video


David Bruce, ein Komponist, der einaudis Musik eigentlich nicht schätzt, beschäftigt sich 7 Tage mit Einaudi und versucht ein Stück in seinem Stil zu komponieren. Und der macht das wirklich gut.

Das Ergebnis ist: Einaudi-Fans suchen etwas völlig anderes in der Musik als der typische klassisch vorgebildet Musikliebhaber.

David Bruce,schätzt das komplexe Kunstwerk und alle Aspekte in einem musikalischen Meisterwerk. In Einauis Werken findet man keine Komplexität, da ist einfach nichts.
Wer einaudis Musik liebt (ich auch :-) ) schätzt das Gegenteil. Die Leere ist gewollt. Sie zeigt nicht exakt wohin man gehen sollte, sondern öffnet Türen zu sich selbst.

Im Grunde könnte man es vergleichen mit Menschen, die ein gemaltes Kunstwerk betrachten und anderen, die ein Lagerfeuer betrachten.
 
Kommt drauf an. Wenn das Stück eins von Einaudi ist (während bei den vorher vorgespielten von Bach, Mendelssohn oder Ellington die Schülerin gelangweilt abwinkte), springt bei mir lediglich das innere Augenrollen über den Null-Geschmack Pubertierender an.
Sollte sich Dein Post auf meinen Beitrag* bezogen haben (dafür gibt es übrigens die Zitierfunktion): Ähm, ich sprach von einer Musikerin, die heute auf Weltklasse-Niveau unterwegs ist. (Und die von Anfang an - heißt: ab Kindergartenalter - das Glück hatte wie auch manch andere, exzellente Fördermöglichkeiten vorzufinden - ein Umstand, der jedem zu gönnen ist).
Dass sie auf Einaudi - der damals noch nicht angesagt war - o.Ä. abfuhr, halte ich für unwahrscheinlich.

Was ich übrigens wirklich klasse fand: Sie hat unseren Freund in seinen musikalischen Aktivitäten an der Schule auch dann noch durch ihre Mitwirkung unterstützt, als sie bereits im Studium war (und ihre Karriere sich abzuzeichnen begann).

*Oder war der Bezug zum Beitrag von sweetchocolate? Egal - Zitierfunktion benutzen hilft.
 
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