"Mondscheinsonate"

Ohne jetzt den ganzen Thread gelesen zu haben möcht ich zur sogenannten Mondscheinsonate noch folgendes bemerken (sollte das schon mal jemand hier gesagt haben dann ignoriert es einfach).

Das schlimmste, was Beethovens Sonata quasi una fantasia cis-moll op.27/2 passieren konnte ist der unseelige Titel, den sich der Dichter Ludwig Rellstab hat einfallen lassen. Seine Assoziation einer nächtlichen Kahnfahrt auf dem Vierwaldstääter See verfehlt den Gehalt der Musik m.E. um mehrere 100%!!
Der erste Satz ist für mich ein bedrückendes Abbild einer vollständigen Depression und tiefer Hoffnungslosigkeit. Diese Nacht ist schwarz - da gibt es keinen romantischen Mondschein.
Diese romantisierende Verharmlosung hat dazu geführt, dass dieser Satz in die Nähe der unsäglichen Elise degradiert wurde. Alles was aus Akkordbrechungen besteht ist nun mal beliebt und so wird dieses Stück ebenso bedenkenlos heruntergeklimpert wie das (ebenfalls unterschätzte) C-dur Präludium von Bach.
Beethovens op.27/2 ist nichts für Anfänger!

Genial! Ich kann in diesem Beitrag jedes Wort unterschreiben. Es ist unglaublich, wie irgendein Trottel sich einen Namen, der völlig falsch ist, für dieses Meisterwerk hat einfallen lassen. Beethoven hätte ihn dafür vermöbelt.

Ich würde diese Sonate: "Schicksalsonate" nennen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Schicksalssonate ist gut,du beziehst dich doch auf die Schicksalssinfonie,oder?
Wenn man bedenkt,dass Beethoven ein Misanthrop gewesen sein soll,kann man leicht verstehen,warum er manchmal solche eingängigen Stücke geschrieben hat.Wahrscheinlich hat das auch mit seiner allmählichen Ertaubung zu tun.So zum Beispiel op.106 den 3.Satz,der übertrifft mE die Mondscheinsonate bei Weitem an Traurigkeit.
Aber insgesamt finde ich diese Sonate als ein der genialsten Stücke von Beethoven,weil es ohne viel Schnichschnack soviel bewirkt.
 
Schicksalssonate ist gut,du beziehst dich doch auf die Schicksalssinfonie,oder?
Wenn man bedenkt,dass Beethoven ein Misanthrop gewesen sein soll,kann man leicht verstehen,warum er manchmal solche eingängigen Stücke geschrieben hat.Wahrscheinlich hat das auch mit seiner allmählichen Ertaubung zu tun.So zum Beispiel op.106 den 3.Satz,der übertrifft mE die Mondscheinsonate bei Weitem an Traurigkeit.
Aber insgesamt finde ich diese Sonate als ein der genialsten Stücke von Beethoven,weil es ohne viel Schnichschnack soviel bewirkt.

Hm, nein ich beziehe mich eigentlich auf den ersten Satz der "Mondscheinsonate". Ich bin damit einverstanden, dass dieser Name ihr wohl gar nicht passt, weil die Sonate nichts Romantisches an sich hat, sondern von ewigem Leiden und auch so einem gewissen Hauch davon, dass man seinem Schicksal nicht entgehen kann, gefüllt ist.
Deswegen würde ich die anstatt Mondscheinsonate Schicksalssonate nenne.
Die Schicksalssynfonie kenne ich nicht aber werde mich schlau machen, ich habe immer noch das Privileg, neue Meisterwerke für mich zu entdecken, weil ich mich bis vor kurzem nie für Musik interessiert habe :) LEIDER
 
Ich finde auch, daß der Titel "Mondscheinsonate" hier wirklich nicht passend ist.

Beethoven hatte den ersten Satz am Totenbett seines Freundes geschrieben. Eigentlich sollte die Sonate einen anderen Titel tragen.

Liebe Grüße, Mario
 
Ich finde auch, daß der Titel "Mondscheinsonate" hier wirklich nicht passend ist.

Beethoven hatte den ersten Satz am Totenbett seines Freundes geschrieben. Eigentlich sollte die Sonate einen anderen Titel tragen.

Liebe Grüße, Mario

danke für diese info. die scheint mir nämlich recht wichtig zu sein! vorher dachte ich, dass es in der sonate um tagträumerei ginge - ich konnte mir den 2. satz nicht erklären, welchen bezug dieser zum 1. und 3. haben sollte. aber durch diese info könnte ich mir auch den 2. satz erklären. muss sie mir nochmal heute anhören und drüber nachdenken. würde mir nur noch ne untypische interpretation fehlen. gould spielt nach dieser neusten erkenntnis nur den 3. satz effektiv und kempff, naja der is halt der verliebte, der bei mondschein auf seinem kanu durch die gegend fährt. andere interpretationen habe ich nicht.

@andris
beethovens 5. symphonie wird auch schicksalssymphonie genannt, angeblich sagte beethoven mal zum motiv des ersten satzes "so pocht das schicksal an die tür", was aber glaube ich widerlegt wurde.

http://www.youtube.com/watch?v=r32QPNdopVg&feature=related
 
Hallo in die Runde,
my 2 ct zum Thema.
1. Eigene Erfahrung:
bereits bevor ich mit 10 J. Klavierunterricht bekommen habe, habe ich den ersten Satz geübt und gespielt, bis ich durch gekommen bin, auswendig gelernt, das Stück wurde aber nie Unterrichtsbestandteil. Es war mein "Paradestück".
2. Reflexion:
die drei Ebenen, Melodie, Begleitung und Bass haben mein musikalisches Verständnis geprägt.
z.B.
Dissonanzen: s.T 16
Harmonien: s.T 56 f
Mit meinen kleinen Händen habe ich die Spreizgriffe mit Mühe nur erreichen können:
Resultat, fast 180° Spreizung zwischen Daumen und kleinem Fingern,
Der kleine Finger liegt bei leichter Anspannung der Hand nicht an, sondern steht "unnatürlich" ab.
Die Melodie "singt" bei mir immens im Rubato, die punktierte Sechzentel, hingegen ist die Begleitung mit ihrer Gleichmäßigkeit der Melodie eindeutig untergeordnet. Der Klang, die Stimmung, war für mich entscheidend.
Ein weicher Anschlag, um bei 4 oder 5 gleichzeitig angespielten Tönen Melodie, Begleitung und Bass zu trennen, war der Schlüssel, wobei der Daumen der rechten Hand nicht die Beachtung hatte, die er braucht.
In der Dynamik arbeitete ich an dem sehr traurigen, (-depressiv- wäre nicht meine Assoziation, eher schon Todesstimmung-) -Stimmungsbild des gesamten Satzes, gerade aber auch der gebrochenen Akkorde um T32 ff wo die Melodie verschwindet, ein "Scheintod".
Pedalgebrauch und Fingerlegato:
Beides habe ich nie bewusst kontrolliert, wenn es gut klang, war es ok.
Tipps:
Bei einem Vorspiel während eines Workshops, bekam ich die folgenden Tipps: T. 8 Übergriff der linken Hand, achte auf den rechten Daumen.

Ansonsten: ich spiele das Stück eher langsam, so, dass die Achtel Triolen gerade rund laufen.

Mittlerweile spiele ich es sehr selten.
Eine pianistische "Aufarbeitung" steht an, Ziel ist die "Abkürzungen", überspielten Spannungen und musikalisch nicht bewussten Stellen zu minimieren.
vermutlich wieder einmal "autodidaktisch".
Ein Ansatz: bewusst in Halben ein- und auszuatmen. Und umsetzen in Melodie und cresc./decresc.
 

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