Mondscheinsonate eigentlich doof

Mich nervt eher der erste Satz der Pathetique, die ist so... abgenudelt find ich. Vielleicht liegts aber auch daran, dass ich den schon so oft bei Vorspielen gehört hab.
Findest du? Ich finde eher den zweiten Satz so abgenudelt, weil den so viele Spielen, aber ich glaube, an dem kann man ne ganze Menge lernen.

Das Interview mit Gulda kann doch nicht wirklich so stattgefunden haben, ich dachte die ganze Zeit, das wäre nur ein Scherz?
Aber amüsant ist es wirklich:D

Muss schon irgendwie toll sein, in so einer Position zu sein, um solche Sachen von sich zu behaupten zu können:mrgreen:
 
Hi,
also ich mag die Mondscheinsonate eigentlich auch nicht besonders, aber das mag auch daran liegen dass sie damals mein Ex-Freund immer gespielt habe wenn ich zu Besuch war, im Hintergrund hörte man immer die Zebrafinken im Käfig, das hab ich heute noch im Ohr, allerdings war es damals schon recht "romantisch", da störte mich die Musik nicht. Aber ich empfinde sie heute auch als irgendwie "düster" und "depressiv". Gibt einfach schönere Stücke, gerade von Beethoven, aber vielleicht hatte er ja damals auch mal eine depressive Phase, gab da ja noch keine Psychologen. Ich möchte sie eigentlich auch niemals spielen.
LG von
Cati
 
Hm. Warum denken alle immer, dass wenn ein Stück düster und depressiv klingt, der Komponist sich zu der Zeit, als er das Stück geschrieben hat, auch in der gleichen Stimmungslage befinden müsste?
 
Naja, hast schon Recht, das ist wirklich nur so ein Gedanke, ich weiß eigentlich gar nichts über das Leben von Beethoven, nur dass er zum Schluss fast (oder nachher ganz?) taub war, daher hat man einfach so ein Mitgefühl, denn gerade für so einen genialen Künstler ist das ein bitteres Schicksal, aber ich hab keine Ahnung, wann er die Mondscheinsonate komponiert hat. Aber ich werd jetzt mal bei Wikipedia oder so schauen, es interessiert mich jetzt doch mal.
 
Gulda weist in diesem Interview auf Thomas Manns, bzw. Adornos mangelnde metrische Kenntnisse hin. Ich finde das Beispiel, das er nennt, aber gar nicht das schlimmste, denn der "Morgenstern" ist auch auftaktig ja insofern noch passabel, als die betonte Silbe "Mor" noch auf den Schlag fällt (/=Grundschlag, bei Beethoven punktiertes Achtel, |=Taktstrich):
/Morgen-|stern

Schlimmer wird's, wenn Thomas Manns Romanfigur Kretzschmar bei den Tönen c/cis-d-g|g "O du Himmelsblau" und "Grüner Wiesengrund" deutelt:
"O/du Him-mels-|blau",
"grü-/ner Wie-sen-|grund" (grünér Wiesengrúnd?)

Das ist metrisch dermaßen daneben, daß man es fast als Schandfleck deutscher Literatur bezeichnen muß -- ausgerechnet in einem Musikerroman. Mit "der/Him-mel so|blau" wär's gegangen, aber darauf kam der Dichter nicht, oder Adorno nicht.

Anderes Beispiel zum Stand musikalischer Bildung deutscher Dichter:
"B-moll: die 35. Sonate.
Zwei Augen brüllen auf:
Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
damit das Pack drauf rumlatscht!" (Gottfried Benn, "Nachtcafé")
Herr Benn, der Sie lange tot sind: Wissen Sie was eine Sonate ist? Wissen Sie, wie viele davon Herr Chopin geschrieben hat? Wissen Sie, was das Wörtchen "Opus" bedeutet?
 
Naja, hast schon Recht, das ist wirklich nur so ein Gedanke, ich weiß eigentlich gar nichts über das Leben von Beethoven, nur dass er zum Schluss fast (oder nachher ganz?) taub war, daher hat man einfach so ein Mitgefühl, denn gerade für so einen genialen Künstler ist das ein bitteres Schicksal, aber ich hab keine Ahnung, wann er die Mondscheinsonate komponiert hat.

Ja, da hast du recht. An seinen späteren Sonaten kann man einen völlig anderen Stil erkennen, als bei seinen früheren. Besonders deutlich wird es an seiner letzten Sonate. Aber ich bestreite immer noch, dass ein Komponist sich traurig gefühlt haben muss, wenn er ein trauriges Stück komponiert hat. Genausowenig halte ich es für nicht realistisch, dass ein Pianist sich traurig fühlt, wenn er ein trauriges Stück spielt.
 
Also, ich hab was rausgefunden: Beethoven war unsterblich verliebt in eine junge, sehr erotische Gräfin, mit Namen Guiletta, Julia, sie war eine sehr begabte junge Pianistin, Beethoven gab damals vielen jungen hübschen Pianistinnen Unterricht. Diese Julia aber wollte, wie das Leben so spielt, nicht so wirklich was von ihrem Gönner wissen, und liess ihn links liegen. Sie spielte nur mit ihm, was wohl für keinen Mann so richtig toll ist, und das hat Beethoven jedenfalls damals zur "Mondscheinsonate" genötigt, die war eigentlich diesem undankbaren Weib gewidmet, so hab ich dass bei Wikipedia verstanden, ist echt hochinteressant. Die Taubheit hatte sich schon in früher Kindheit (die war übrigens auch kein Zuckerschlecken) abgezeichnet, durch eine Mittelohrentzündung, gab ja auch kein Antibiotica damals). Also alles in allem hatte der arme Beethoven nicht so ein schönes Leben, aber umso erstaunlicher, dass er so eine wunderschöne Musik hervorbrachte, was hätte er wohl komponiert, wenn er diese Julia bekommen hätte? Nicht auszudenken.
 
Gulda weist in diesem Interview auf Thomas Manns, bzw. Adornos mangelnde metrische Kenntnisse hin.

Naja, so ganz koscher ist Gulda's Argumentation ja nicht. Immerhin hat nicht Adorno den Dr.Faustus gechrieben, sondern Thomas Mann, und daß Adorno diesen Roman quasi korrekturgelesen hätte, glaube ich auch nicht wirklich.
Hauptsächlich hat sich Mann bei Adorno Infos über die Zwölftontechnik geholt, und laut Aussage von Schönberg hat Adorno (!) diese Zwölftontechnik nicht wirklich verstanden :) Kein Wunder, daß bei der Geschichte am Ende nur Halbwahrheiten und Mißverständnisse rauskommen.

Ich denke übrigens auch, wenn Czerny über die Interpretation von Beethovens Werken schreibt, oder Mikuli über Interpretation von Chopin-Werken, daß man da nicht alles auf die Goldwaage legen darf. Man kann die Komponisten halt nicht mehr persönlich fragen, und das macht die ganze Angelegenheit so schwierig.

An Gulda gefällt mir halt die entwaffnende Ehrlichkeit und seine Respektlosigkeit gegenüber den Kulturpäpsten. Die ja nicht das Sprachrohr der Komponisten sind, sondern sie agieren in eigener Sache: sie pflegen ihren eigenen Größenwahn dadurch, daß sie bescheidene Künstler (die meisten Komponisten waren bescheidene Leute, Ausnahmen gibts natürlich) zu Superhelden stilisieren und sich dann im Licht dieser Superhelden sonnen.


EDIT

Hier noch ein sehr interessanter Artikel über Mann's Roman "Dr.Faustus", Schönberg und Adorno:- seltsamerweise auf einer Jazz-Seite ;)

http://www.hjs-jazz.de/?p=00030
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Naja also so ein Geheimnis ist das bei Beethoven ja nun wirklich nicht.
Ich meine, ich kenne mich da auch nicht so besonders aus, aber bekannt ist ja auf jeden Fall mal, dass B. die Pathétique zum Beispiel geschrieben hat, als er gegen die aufkommende Taubheit anzukämpfen versuchte.

Allerdings kann ich diese Interpretation auch nicht ganz nachvollziehen, da in der Pathétique doch durchaus Stellen vorkommen, die richtig gute Laune machen. ( Oder ich spiele diese Stellen einfach nur grottenfalsch:D)

Ja, da hast du recht. An seinen späteren Sonaten kann man einen völlig anderen Stil erkennen, als bei seinen früheren. Besonders deutlich wird es an seiner letzten Sonate.
Die letzte Sonate ist mir sowieso ein Rätsel. Sie hört sich toll an, aber für mich ist das nicht ein Stück, das sind mehrere komplett verschiedene Stücke.
Da gibt es Stellen, die erinnern mich an die h-moll Sonate ( Liszt), und dann wirds auf einmal voll fetzig, richtig tänzerisch.
Ist für mich irgendwie noch ein Durcheinander, aber hört sich toll an.
 
Ist für mich irgendwie noch ein Durcheinander, aber hört sich toll an.

Wie bitte? "Hört sich toll an"? Die musikalische Idee ist einfach toll und großartig. Und da ist kein Durcheinander. Vielleicht hast du sie noch nicht oft genug gehört. Sorry, aber von der Sonate zu behaupten, dass es sich "nur" toll anhört, ist viel zu unterschätzt ;).

Zu Beethoven: Überhaupt gilt Beethoven als derjenige, der das Klavierspielen revolutionierte. Sowohl in Sachen Technik, als auch Musik.
 

Wie bitte? "Hört sich toll an"? Die musikalische Idee ist einfach toll und großartig. Und da ist kein Durcheinander. Vielleicht hast du sie noch nicht oft genug gehört. Sorry, aber von der Sonate zu behaupten, dass es sich "nur" toll anhört, ist viel zu unterschätzt .

Zu Beethoven: Überhaupt gilt Beethoven als derjenige, der das Klavierspielen revolutionierte. Sowohl in Sachen Technik, als auch Musik.
@Ubik: Wenn ich schreibe, dass sich diese Sonate toll anhört, dann meine ich damit auch, dass sie einfach großartig ist.
Ich finde sie einfach nur genial, aber es spricht doch gerade für die größe dieser Sonate, dass man sie nicht direkt versteht.
Sicherlich hab ich sie noch nicht oft genug gehört ( bisher glaube 4 mal), denn für mich stellt sie in der Tat noch mehrere Stücke dar , die total verschieden sind, aber diese diese Einzelteile haben mir sofort super gefallen.

Zu Beethoven: Der fasziniert mich sowieso immer mehr. Ich finde seine Musik so was von modern ( nicht im Sinne von Neuer Musik), ich meine, zum beispiel die Oktavbegleitungen und Tremoli, das könnte man doch glatt als ( bitte jetzt nicht schimpfen) Beats für Moderne Musik nehmen.

Überhaupt gilt Beethoven als derjenige, der das Klavierspielen revolutionierte. Sowohl in Sachen Technik, als auch Musik.
Stimmt schon, aber da ist er ja nicht alleine, das sagt man von Chopin und Liszt ja auch.
 
Wenn Beethoven diesen Humbug läse, er würde sich im Grabe umdrehen! Mondscheinsonate und doof! Ph! Allerdings muss ich zugeben, das ich dem Begriff selbst noch nie was abgewöhnen konnte, es ist viel zu düster um von Mondscheizusprechen, da dem ersten Satz die Aufhellung durch ein Seitenthema fehlt... also eher eine Mondsonate... tatsächlich erinnert der erste Satz eher mehr an einen Trauermarsch (vgl marcia funebre op 26).
 
JRMeijin, ist dir bewußt, daß du hiermit einen Trollthread wieder zum Leben erweckt hast..? :p
 
LOL, ich seh grad eben erst, dass der Thread von Saulus= Hiob geöffnet worden ist:lol:
Hatte den Thread nie von Anfang an gelesen.
 
Bedenkt, wann Beethoven die Mondschein-Sonate komponiert hat, natürlich wegen einer Frau, weshalb denn sonst.... in die (Julia) war er verliebt, die wollte aber nichts weiter von ihm wissen. Die hat nur mit ihm gespielt, und wer würde da nicht depressiv?
Habe ich gelesen, habe auch eine Biografie von Beethoven gelesen, weil er mich sehr interessiert, und ich sage euch: er hatte kein leichtes Leben. Alleine durch sein Gehör, das sehr angeschlagen war wegen einer Krankheit, war er sehr empfindlich und teilweise aggressiv. Damals gab es keine Therapeuten, er war ganz alleine, und ich kann es ihm nicht verübeln, wie er damals war, er konnte nichts dafür. Er fühlte sich unverstanden, und ganz zum Schluß konnte er nicht mal seine eigenen Komposititionen dirigieren, es muss ihn verrückt gemacht haben. Er ist für mich einer der größten Komponisten aller Zeiten, ich bewundere ihn.
Lg
 

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