Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


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    368
Und mit La Traviata ist er im Olymp angekommen, thront dort mit Wagner und Mussorgski als das Triumvirat der romantischen Oper!

Och, jetzt fällst Du ein bißchen aus dem Bild. Die Triumviren waren eine machtgeile Bande, die nicht nur die Republik, sondern unzählige Menschenleben ihren blutrünstigen Machtambitionen opferten. Wie wäre es stattdessen mit "Trinität"? Aber eine Frage zur Sache: der Name Mussorgski in dieser Trias hat mich auch ein wenig überrascht. Vielleichst hast Du Lust, das ein bißchen erläutern?

Dank und Gruß,

Friedrich
 
Aber eine Frage zur Sache: der Name Mussorgski in dieser Trias hat mich auch ein wenig überrascht.

hallo,

wenn Triumvirat Dir wegen u.a. Caesar nicht als Metapher behagt und ich bei Trias mehr ans Erdzeitalter denke, können wir aus ja auf "Dreigespann" einigen :).

Pierre Boulez, Komponist und Dirigent, hat in mehreren Aufsätzen erklärt, dass die formale Konzeption sowie die künstlerische Qualität gerade Mussorgskis Boris Godunow als ebenbürtige eigenständige Variante der durchkomponierten "musikdramatischen" Oper erweisen - und damit eine als Musikdrama eine Alternative zu Wagner und Verdi darstellt. Nun ist werten ja immer eine heikle Sache, weshalb ich meine Meinung hinter der von Boulez verstecke.

Mir ist bekannt, dass Delibes Lakme, Saint-Saens Samson, Gounods Margarethe sehr schöne, musikdramatisch durchkomponierte und auch maßvoll leitmotivisch strukturierte Opern sind, die obendrein unvergeßliche Momente enthalten! Aber ein Umstand fällt bei allen zw. 1830 und 1890 auf: sie schwanken in der Intensität, im musikalischen Niveau - grob gesagt enthalten sie ein paar "Durchhänger". Genau das findet sich aber weder in den großen Opern Verdis, noch in denen von Wagner - und im Boris Godunow auch nicht. Später, bei R. Strauß und Puccini, wird allerdings dieses beständig hohe/höchste Niveau wieder erfüllt. (((ok, sicher nicht in allen Opern, auch bei Verdi und Wagner gibt´s "Längen" - aber halt nicht in deren "Meisterwerken" oder "Hauptwerken")))

Gruß, Rolf
 

klasse Inszenierung! manchmal gelingt dem "Regietheater" doch was schönes :D und eine tolle Bildidee ist die riesige Uhr für Violettas unaufhaltsam ablaufende Zeit!

Vater Germont: absolut spitze!!!! di provenza il mar il suol hört man nur sehr selten so fantastisch gesungen!!!!

Netrebko: Hut ab! ein wunderschönes piano, lediglich bei Spitzentönen in schwierigen Phrasen (wo die Spitzentöne leuchten und strahlen müssen) ein paar Probleme - also insgesamt super!

Villazon: wirklich schön - aber allmählich nachlassend, viel Luft und Mühe

Chor: fantastisch

Orchester: klasse (tolle Tempi!)

die gigantische und gigantisch schwierige Partie der Violetta gerade im ersten Akt, wo eine traurige langsame Arie (a fors e lui) sowie gleich darauf eine mit Koloraturen gespickte überleitung (follie!) und eine schnelle da capo Arie (sempre libera) zusammen eine große Einheit bilden und die Sopranistin extrem fordern:
ich fand Frau Netrebko da klasse. Die Leichtigkeit, Präzision und Lautstärke bei den Spitzentönen wie sie Callas, Chiara, de los Angeles oder Sutherland haben, hat sie nicht - aber trotzdem hat sie ganz wunderbar gesungen (ok, ein paar maximale Fiesheiten gelingen den erwähnten Sängerinnen besser). Was mir aber sehr gefallen hat: ausgehend von der wirklich intelligenten Regie, hat Frau Netrebko die da capo Arie (sempre libera) gleichsam doppelt angelegt: beim erstenmal quasi vulgär, beim zweitenmal leise und wie abwehrend - - das ist eine tolle Interpretation, hinter welcher ein tiefes Verständnis für die Rolle der Violetta steht. Aber es ist auch eine Interpretation für die Bühne: eine Aufnahme würde sonderbar wirken, hier wird diese Zweiteilung erst durch das Spiel auf der Bühne plausibel und überzeugend. ---- Oper muss man halt doch sehen, hören, spielen!

die große Arie der Violetta im dritten Akt (addio nel passato) hat die Netrebko ganz wunderbar gesungen, wie die besten - erschütternd schön!

überhaupt hat sie den ganzen dritten Akt spitzenmäßig gesungen!!!

Fazit: eine lohnende Aufführung!
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aber so elend blöde ist das 3Sat Getue a la olympische Spiele, welches sich "die schönste Oper aller Zeiten nennt" und am Samstag wohl eine depperte "Entscheidungs-Gala" entfalten wird... zum einen ist die Auswahl von 3Sat nicht eben sonderlich geistreich *) und zum anderen ist die Auswahl ungerecht, denn manche Opern sind von echten Bühnen aufgenommen, andere (z.B. La Boheme) waren eher lächerliche (damit meine ich das Szenische) "Opernverfilmungen"

ja...ja...ist schon ok, dass 3Sat sich in Richtung Oper Mühe gibt ---- aber die Art und Weise ist mir nicht ganz so angenehm. Am besten ist immer noch: hingehen, wenn irgendwo was gespielt wird!

Gruß, Rolf


*) es fehlen Nocce di Figaro, Freischütz, Don Carlo, Falstaf, Boris Godunow, Walküre, Tristan, Meistersinger, Götterdämmerung, Salome, Ariadne auf Naxos, Madame Butterfly, Turandot, Westside Story, Lulu
 
hallo,
Pierre Boulez, Komponist und Dirigent, hat in mehreren Aufsätzen erklärt, dass die formale Konzeption sowie die künstlerische Qualität gerade Mussorgskis Boris Godunow als ebenbürtige eigenständige Variante der durchkomponierten "musikdramatischen" Oper erweisen - und damit eine als Musikdrama eine Alternative zu Wagner und Verdi darstellt.

Ich danke Dir für die Erläuterung; die Arbeiten von Boulez kenne
ich leider nicht. Wenn ich Dich aber recht verstehe,
verdankt Mussorgski seinen Platz in Deiner Troika nicht nur
der meisterlichen Integration von Musik und Drama, sondern auch dem
Umstand, daß Du die Epochengrenze um 1890 herum ansetzt. Sind Puccini
und Strauß für Dich schon mehr Vertreter der Moderne als Romantiker?

Friedrich
 
Sind Puccini
und Strauß für Dich schon mehr Vertreter der Moderne als Romantiker?

hallo,

vermutlich kann man sich mit zu eindeutig fixierten Epochengrenzen in die Nesseln setzen - ich möchte anders antworten: Puccini, R. Strauss u.a. sind die Generation nach Wagner/Verdi/Mussorgski. Sie konnten schon auf der neuen musikdramatischen Struktur und auf der Wagner/Lisztschen Harmonik aufbauen (ein Umstnd, der in dieser Weise noch nicht für Delibes oder Gounod u.a. Zeitgenossen Wagners bzw. Verdis galt)

Gruß, Rolf
 
hallo,

da sich bei den Opern seit geraumer Zeit schon nichts mehr tut, möchte ich auf eine weniger bekannte Oper von Carl Maria von Weber aufmerksam machen: Oberon

wunderschön!!!

es gibt eine Aufnahme mit Domingo und Nilsson - da bleibt einem geradezu die Spucke weg!!!

in einem anderen Faden wird beklagt, dass manche Komponisten das Pech hatten, im Schatten anderer zustehen - na, das gilt ein wenig auch für Weber, dessen Werk sich scheinbar auf das Singspiel "der Freitschütz" reduziert, jedenfalls legt die Aufführungspraxis das beinahe nahe... aber Weber sollte man nicht unterschätzen :D, sondern anhören und spielen!

ist ein Zeitgenosse des unverwüstlichen Rossini :)

wer Opern mag, muss unbedingt mal inden Oberon hineinhören!!

Gruß, Rolf
 
...möchte ich auf eine weniger bekannte Oper von Carl Maria von Weber aufmerksam machen: Oberon

Ich habe den Freischütz gesehen:
http://www.festspielhaus.de/fest/me...chuetz-pfingstfestspiele-2009-29-05-2009-422/

Grandios, verrückt, traumhaft - kann ich jetzt nicht anders sagen. Ich war bei der Premiere. Da war was los. "Nach der Premiere der Oper „Der Freischütz“ ging es so auch noch lange nach dem Schlussapplaus am Samstag im Festspielhaus hoch her."
Klamauk ohne Ende, aber mit Pfiff - die Inszenierung verstärkte die Hingabe zur Musik. Ich konnte gar nicht begreifen, daß man Weber nach seinem Tode in die Versenkung gehen ließ und erst Jahre später seinen Freischütz wieder aufführte.
Die 1. Aufführung nach der Premiere wurde in Arte gezeigt und wir haben sie aufgenommen.
"Oberon" werde ich mir auf jeden Fall ansehen.

Ich habe schon viele schöne Opern gesehen. In Karlsruhe gerade den "Don Carlos", ein Erlebnis.
Den Durchbruch zum Verständnis Oper hatte ich bei"Boris Godunow" (die allererste Fassung). Sie war die allererste Oper, bei der ich verstand, was Opern sein können. Sie hat mich tief beeindruckt.

Für mich waren Opern bis dahin nur 80-Pfennig-Groschenromane, die mich nie gereizt haben und das man da auch noch soviel Drumrum machen mußte, erst recht nicht. Zur Liebe meines Mannes bin ich immer mitgegangen, manchmal sogar eingeschlafen .... So ändern sich die Geschmäcker, wenn man offen bleibt.
 
(1)
Ich konnte gar nicht begreifen, daß man Weber nach seinem Tode in die Versenkung gehen ließ und erst Jahre später seinen Freischütz wieder aufführte.
(2)
Die 1. Aufführung nach der Premiere wurde in Arte gezeigt und wir haben sie aufgenommen.
(3)
"Oberon" werde ich mir auf jeden Fall ansehen.
(4)
Ich habe schon viele schöne Opern gesehen. In Karlsruhe gerade den "Don Carlos", ein Erlebnis.
(5)
Den Durchbruch zum Verständnis Oper hatte ich bei"Boris Godunow" (die allererste Fassung). Sie war die allererste Oper, bei der ich verstand, was Opern sein können. Sie hat mich tief beeindruckt.
(6)
(...) So ändern sich die Geschmäcker, wenn man offen bleibt.

hallo,

ein paar Anmerkungen:

(1)
also der Freischütz war ein Riesenerfolg, wurde als "erste deutsche Nationaloper" gefeiert. Freilich hatte sich Kapellmeister R. Wagner sehr um das Andenken Webers bemüht :)

(2)
ein super Tipp! ich werde mal bei Arte um eine Kopie bitten - einen schönen, gerne tumultuösen Freischütz würde ich sehr gerne anschauen. Live hab ich ihn ein paarmal auf der Felsenbühne in Rathen gesehen.

(3)
was den Oberon betrifft: super Musik, aber verworrene (wenn nicht gar dümmliche) Handlung - - also vielleicht ist da anhören erst mal schöner, am besten mit Domingo und Nilsson!

(4)
oh Himmel... der Don Carlo - da kann ich gar nicht sagen, was mir am meisten gefällt!!! Freiheitsduett (eines der Leitmotive), maurische Arie, Autodafe, ella giammai mamo (die große Arie des Königs) - man müsste hier Ton für Ton die Partitur zitieren: alles ist genial!!!
aber ein Gedanke zur "maurischen" Arie der Eboli:
diese Arie ist gesanglich wie orchestral ein Virtuosenstück par excellence!!! Diese Beobachtung kann man öfter bei den effektvollen Arien sowie bei Orchesterteilen (Verwandlungsmusik, Vorspiele usw.) von Wagner und Verdi machen: sie sind analog strukturiert wie manche Etüden. Virtuosität wird ja manchmal kritisch beäugt, egal ob sie die Ausführung oder das ausgeführte Stück betrifft - - solche Überlegungen relativieren sich doch sehr, wenn man miteinbezieht, dass solche effektvolle Virtuosität in fast allen musikalischen Gattungen dazugehört :D. So eine maurische Arie ist für die Sopranistin, was eine Konzertetüde für die Pianisten ist.

(5)
da staune ich! die erste Fassung des Boris Godunow ist schon recht anstrengend zu hören, jedenfalls beim ersten mal - also dass Dir diese Oper gerade in der Urfassung solchen Eindruck gemacht hat, finde ich klasse!!!

(6)
genau um das geht´s!!!
1000% Zustimmung!!!!

liebe Grüße, Rolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich möchte euch gerne einen anderen Frage auftischen; sie ist zwar - mindestens in der Literaturwissenschaft - steinalt, aber immer wieder aktuell. "Mein" aktueller Hintergrund ist, daß ich mir gerade eine Karte für den "Zar und Zimmermann" in Augsburg besorgt (obwohl angesichts der beschränkten Mittel dieses Hauses mehr als Erträgliches nicht zu erwarten sein wird) und die Kritik im dortigen Lokalblatt gelesen habe. Der Rezensent äußert seine

"Zweifel, ob uns Lortzings „Z & Z“ über die Musik hinaus ... noch etwas zu sagen hat"

und sagt, daß die Inszenierung

"keinen Grund dafür geliefert (hat), dem Stoff dieser Oper künftig wieder mehr Bedeutung beizumessen".

Der Rezensent vermißt also die didaktische Relevanz (was, boshaft gesagt, vielleicht auf seine Sozialisierung im musikwissenschaftlichen und germanistischen Hauptseminar der 70er Jahre schließen läßt).

Wie seht ihr das? Muß für euch Oper und ihre Inszenierung immer einem didaktischen Anspruch genügen? Oder darf, gerade bei einer Spieloper dieser Art, nicht auch einmal das schiere ästhetische Vergnügen im Vordergrund stehen? Der Einwand mag vielleicht lauten - man verbinde heitere Ästhetik und gedankliche Tiefe und höre stattdessen die Zauberflote oder .... Aber wenn ich konzentriert die Zauberflöte höre, bin ich hinterher geschafft. Bei Lortzing ist das nicht zu befürchten (bzw. zu erhoffen).

Würde mich über Antworten freuen.

Friedrich
 

Rolf, es sprudelt:
(1)also der Freischütz war ein Riesenerfolg, wurde als "erste deutsche Nationaloper" gefeiert. Freilich hatte sich Kapellmeister R. Wagner sehr um das Andenken Webers bemüht
Ja! Webers Musik begleitete Wagner noch bis in sein letzes Lebensjahr. In England ist er grandios gefeiert worden. Eine Ehre wurde ihm dort zuteil, die selbst Rossini nicht wiederfahren war. Aber ich hatte trotzdem den Eindruck, daß es später um ihn ruhiger wurde.

(2) ein super Tipp! ich werde mal bei Arte um eine Kopie bitten - einen schönen, gerne tumultuösen Freischütz würde ich sehr gerne anschauen. Live hab ich ihn ein paarmal auf der Felsenbühne in Rathen gesehen.
Du mußt diese Oper sehen. Es wäre eine Sache, wenn Arte eine Kopie davon hätte. Zur Not kann ich Dir eine Kopie zukommen lassen, aber frag mal erst.

(4) oh Himmel... der Don Carlo - da kann ich gar nicht sagen, was mir am meisten gefällt!!!
Kann man auch nicht, weil man schon bei den ersten Tönen von den Socken ist. Ich habe nicht das musikalische Hintergrundwissen, sondern bin nur geführt von meinen Emotionen. Und wenn die mich in ihren Bann ziehen, erschrecken oder schmelzen lassen, bin ich am richtigen Platz. Ich war hingezogen von A-Z. Leider stören mich die Pausen. So banal wird auf einmal alles. http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm08_09/?id_titel=758

aber ein Gedanke zur "maurischen" Arie der Eboli:
diese Arie ist gesanglich wie orchestral ein Virtuosenstück par excellence!!! Diese Beobachtung kann man öfter bei den effektvollen Arien sowie bei Orchesterteilen (Verwandlungsmusik, Vorspiele usw.) von Wagner und Verdi machen: sie sind analog strukturiert wie manche Etüden.
par excellence absolut! Vielleicht ist es eben diese analoge strukturierte Musik, die man als Laie nachvollziehen kann. Man hat ja gar keine Ahnung, trotzdem fesselt sie das Gemüt. Vielleicht hängt das doch mit der inneren Ordnung ab, die wir benötigen, um leben zu können. Auch wenn wir mal ausschweifen, aber dieses Stetige birgt eine gewissen Ruhe und Erhabenheit in sich. Eventuell wird die Virtuosiät gerade auch deswegen kritisch beäugt. Man möchte ja nicht der Masse angehören. Diese "maurischen" Arie der Eboli ist eigentlich auch nichts Eingängiges. Man hört sie, ist gebannt, fühlt sich ganz und gar frei. Man ist einfach bei sich, eingefangen von der Thematik.
(5)da staune ich! die erste Fassung des Boris Godunow ist schon recht anstrengend zu hören, jedenfalls beim ersten mal - also dass Dir diese Oper gerade in der Urfassung solchen Eindruck gemacht hat, finde ich klasse!!!
Sie ist rein russisch, urrussisch. Mussorsky mit seinem mystisch, alkolisiertem Gesicht immer vor meinen Augen und seine Zeit, aus der Tiefe der russ. Seele geborgen diese Oper. Und das sie einer Liebesszene entbehrt, zeichnete sie aus, u.a. kein 80-Pfennig-Groschen-Roman zu sein. Ich sah sie im Bad. Festspielhaus.

Beste Grüße

kulimanauke
 
"Mein" aktueller Hintergrund ist, daß ich mir gerade eine Karte für den "Zar und Zimmermann" in Augsburg besorgt (obwohl angesichts der beschränkten Mittel dieses Hauses mehr als Erträgliches nicht zu erwarten sein wird) und die Kritik im dortigen Lokalblatt gelesen habe.
Du hast Dir eine Karte besorgt trotz der negativen Verlautbarung des Rezensent. Das ist doch prima.
Ich finde das übrigens sehr vermessen, daß jemand sowas von Lortzing sagt.
Wie seht ihr das? Muß für euch Oper und ihre Inszenierung immer einem didaktischen Anspruch genügen?
Im gewissen Sinne schon ja. Aber nach der Aussage des R. , daß
n. Inszenierung "keinen Grund dafür geliefert (hat), dem Stoff dieser Oper künftig wieder mehr Bedeutung beizumessen".
würde ich mir erstmal mein eigenes Urteil bilden.
Oder darf, gerade bei einer Spieloper dieser Art, nicht auch einmal das schiere ästhetische Vergnügen im Vordergrund stehen?
Oper ist Theater. Alles ist möglich. Mach Dir einen schönen Abend!
 
Ich finde das gräßlich und frage mich immer, für wie dumm denn die "Macher" solcher Inszenierungen das Publikum halten und/oder wie weltfremd sie denn sind, wenn sie annehmen, unser Alltagsleben müste mit der klassischen Oper aufgearbeitet werden. Ich wundere mich nur, warum das Publikum dagegen nicht endlich deutlich rebelliert. Es antwortet leider meistens still .... und bleibt zu Hause....;)
Grüße von gubu
Das Publikum pfeift schon, wenn es empört ist, aber außerhalb verstummen die Pfiffe. Daß einige Theater nicht mehr subvenstioniert werden, hängt manchmal auch damit zusammen, daß die Leute das Haus nicht mehr füllen. Und so regelt sich Nachfrage und Preis. Die Mühlen mahlen langsam.
 
Der Rezensent äußert seine

"Zweifel, ob uns Lortzings „Z & Z“ über die Musik hinaus ... noch etwas zu sagen hat"

und sagt, daß die Inszenierung

"keinen Grund dafür geliefert (hat), dem Stoff dieser Oper künftig wieder mehr Bedeutung beizumessen".

Der Rezensent vermißt also die didaktische Relevanz (was, boshaft gesagt, vielleicht auf seine Sozialisierung im musikwissenschaftlichen und germanistischen Hauptseminar der 70er Jahre schließen läßt).

Wie seht ihr das? Muß für euch Oper und ihre Inszenierung immer einem didaktischen Anspruch genügen? Oder darf, gerade bei einer Spieloper dieser Art, nicht auch einmal das schiere ästhetische Vergnügen im Vordergrund stehen?

hallo,

komische Opern in deutscher Sprache im 19. Jh. sind ja relativ rar gesät, und tatsächlich erreichen nicht alle das Niveau von Wagners "Meistersingern".

Lortzing, Marschner, Nikolai, Cornelius - deutsche Komponisten des 19. Jh., die zeitweilig der grande Opera auswichen uns sich (gewiß im Sinne biedermeierlicher Kunstauffassung) von der Gattung komische Oper was erhofften - - - freilich auch Komponisten der guten "zweiten Reihe".

Aber merkwürdig ist: gerade im 19. Jh. hat sich die komische Oper, die musikalische Komödie schwer getan - aus dem "Olymp" oder "Pantheon" gibts da nur Meistersinger und Falstaf (ggf. Siegfried), Smetana (verkaufte Braut).

Unter diesen Aspekten sollte man Lortzing nicht gering schätzen - kurzum: wie problematisch auch immer die intellektuelle Sozialisation des Rezensenten verlaufen sein mag, ich würde seiner Abwertung von Zar und Zimmermann lieber nicht vertrauen :D - - - stattdessen würde ich ihm die herrliche "Singschul-Szene" (Heil sei dem Tag an welchem Ihr bei uns erschienen - dideldum dideildum dideldei - es ist schon lange her, und freut uns umso mehr) entgegenhalten.

in diesem Sinne: ganz so harmlos ist diese gelungen komische Oper der zweiten Reihe nicht, es lohnt sehr wohl, sie anzuschauen - - auch wenn sie in ihrer Aussage weder freimaurerische (Mozart) noch kunsttheoretische (Wagner, Verdi) Botschaften verborgen sind.

Im Gegenteil lohnt die Überlegung, zu fragen warum verkniffene Rezensenten ein heiteres Wohlgefallen so scharf ablehnen. Dass im 19. Jh. auch solche Werke entstanden, die enger an Rossini und Mendelssohn, als an Beethoven-Wagner-Verdi-Liszt orientiert sind, zeigt die enorme Breite dieser vielschichtigen Epoche.

Mit anderen Worten: mangels Kenntnis wertet der Rezensent diese komische Oper ab - damit erweist er sich keinen großen Gefallen.

...Inszenierungen... läßt man über sich ergehen, und freut sich, wenn sie nicht stören, begeistert sich, wenn sie gelungen sind! :D

liebe Grüße und viel Spaß bei Zar und Zimmermann,
Rolf
 
Daß einige Theater nicht mehr subventioniert werden, hängt manchmal auch damit zusammen, daß die Leute das Haus nicht mehr füllen.

Also von meiner Region (München-Nürnberg-Augsburg-Regensburg) könnte ich das nicht so sagen. Was mir mehr Gedanken macht, ist, wie es wohl weitergehen wird. Ich war Neujahr im Münchner Gärtnerplatztheater und hab mich mal ganz bewußt umgeschaut: lauter gesetzte Herrschaften, so wie ich. Zum Teil mags am Preis liegen, denn 55 E. für einen mittelprächtigen Platz wollen ja erstmal verdient sein. Aber zu einem gewissen Teil scheint es mir auch an den Schulen zu liegen. Bei meinen Kindern, zwischen denen ein gewisser Altersabstand liegt, habe ich beobachtet: die alten Musiklehrer haben fleißig Operfahrten organisiert und kindgerechte Einführungen dazu gebastelt. Die nach deren Pensionierung nachgerückten haben sich stattdessen auf Hiphop (oder wie dieser Geräusschmüll korrekt heißen mag) orientiert.

Friedrich
 

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