Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


  • Umfrageteilnehmer
    368
Ich war Neujahr im Münchner Gärtnerplatztheater und hab mich mal ganz bewußt umgeschaut: lauter gesetzte Herrschaften, so wie ich.

hallo,

diese Beobachtung wird nicht eben selten gemacht, und sie wird auch gelegentlich beklagt. Wo eine solche Verteilung auffällt, dort ist man dann natürlich erst einmal halb verwundert, halb schockiert.

aber ebenso oft bemerkt man eine weniger krasse "Alters"verteilung: ich war im letzten Bayreuther Ring des Nibelungen: wenigstens 40% der Opernbesucher waren deutlich unter 50! Nicht anders im Stuttgarter Rosenkavalier vor kurzem. Einige Jugendliche, viele in studentischem Alter, noch mehr so zw. 25-35/40 - das so ungefährt etwas kleinere "jüngere" Hälfte des Publikums.

diese jüngere Hälfte hatte übrigens vehement applaudiert, während die ältere Hälfte brüskiert Unmut laut werden ließ, als Katharina Wagners Inszenierung der Meistersinger erstmals gegeben wurde - - da waren bravo und buh gleichlaut, was auf eine doch recht paritätische Verteilung schließen lässt.

Gruß, Rolf

und nicht zuletzt: beständig betreten neue Sänger/innen die Bühnen, also das Singen hat durchaus Nachwuchs.
 
aus einer Ankündigung der Bonner Opernfreunde:

Für alle Wagner-Freunde weise ich Sie auf folgende Sendung im WDR 3 (Fernsehen) hin:

Am Dienstag, 26. Januar 2010 um 23:20 Uhr

sendet das WDR Fernsehen den Film „Der Meistersinger“ über den Heldentenor Klaus Florian Vogt. Für mich war er als Walther von Stolzing in Bayreuth einer der besten Sänger. Viele von Ihnen erinnern sich vielleicht noch an seine Darstellung des Florestan in der umstrittenen Inszenierung des \\\"Fidelio\\\" von Günter Krämer.

lavendel
 
Klaus Florian Vogt hab ich auch mal als Florestan gesehn..(:
 
Ich schleiche schon ziemlich lange hier herum :oops:
Ich habe als Antwort "weiß nicht" gewählt. Eigentlich würde ich sehr gern einmal in die Oper, auch mein Mann ist gar nicht so abgeneigt, allerdings weiß ich nicht, welche man sich anschauen/hören kann, ohne gleich "abgeschreckt" zu werden - ich hoffe, ihr versteht, wie ich das meine. Es gibt ja sicherlich eher "leichte Kost" - Mozart's Zauberflöte würde ich da jetzt vielleicht einordnen, und dann auch schwerere - schwer zu verstehende Opern/Handlungen. Die Zauberflöte z.B. kenne ich schon seit meiner Kindheit, damals hatte ich mit meinen Eltern eine Aufführung (für Kinder arrangiert) besucht. Die richtige Oper als CD-Mitschnitt besitze ich auch schon jahrelang und die Musik mag ich eigentlich recht gern. Auch schaue ich mir gern Videos mit Anna Nebtrenko an, deren Stimme ich sehr schön finde, genauso wie Cecilia Bartoli.
Am liebsten würde ich mir mal eine Oper anschauen, aber ich weiß nicht recht welche, und vor allem wo.
Eine Aufführung in unserem kleinen Stadttheater kommt bestimmt nicht so gut rüber, wie an einem richtigen Opernhaus..

Was meint ihr, womit könnte man sozusagen einsteigen in die Welt der Oper? Zauberflöte? Oder gibt es vergleichbare Werke, die sich für "Anfänger" eignen? Oder kann man das vielleicht gar nicht so pauschalisieren?
 
Ich habe mal einen hochinteressanten Text zu einem Vergleich von Puccinis Madame Butterfly und Brittens "The Turn of the Screw" gelesen. Da hab ich direkt Lust bekommen beide Opern anzuhören.
Die Beschreibung des letzteren hat mich sehr neugierig gemacht. Gerade weil es stilistisch offenbar ganz anderes ist, als große romantische Oper. Eher Kammerorchester, klanglich mehr karg und kahl.

Hat die zufällig jemand diese Oper gesehen?

lg marcus
 
Turn of the Screw


Als Kind... eine Aufführung in Frankfurt am Main, Städtische Bühnen,
zusammen mit einer anderen Britten-Oper, an deren Titel ich mich nicht mehr
erinnern kann. Ich weiß nur noch, wie mich die Musik in ihren Bann gezogen hat,
so sehr, daß ich an Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme kaum noch Erinnerungen habe.

Wie kann man eigentlich "Turn of the Screw" und Puccinis "Butterfly"
miteinander vergleichen? Musikalisch? Vom Libretto her?
Von wem stammt dieser hochinteressante Text?
 
...allerdings weiß ich nicht, welche man sich anschauen/hören kann, ohne gleich "abgeschreckt" zu werden - ich hoffe, ihr versteht, wie ich das meine.

Hallo Stiene,

auch auf die Gefahr hin, dass mir all die Gebildeten hier den Kopf abreissen :D: Oper ist garnicht so "anstrengend" oder "anspruchsvoll", wie man gemein hin denkt. Oft sind es tragische Schnulzen, Herzschmerz, Komödien - eben musikalisch verpackt.

Ich hatte am Anfang auch einen Heidenrespekt vor der Oper, dachte, sowas mag ich nicht, verstehe ich nicht uswusw. Ich hab dann einfach mal angefangen, und mittlerweile begreife ich das ganze als Abenteuer und gehe fast jede Woche in die Oper. Da gibts mal Tolles, mal Doofes, mal Langweiliges, mal Überwältigendes - und das lässt sich nie voraussagen. Ich hätte zu Beispiel gesagt "Russen, brrrrr", und dann hab ich Lady Macbeth von Shostakowitch gesehen und dachte nur "boah, toll". Anderes hat mich in der einen Inszenierung berührt, in einer anderen völlig kalt gelassen. Also versuch es, was hast Du zu verlieren? Im schlimmsten Fall einen Abend und ein bisschen Geld - Opernkarten sind im Übrigen auch nicht so teuer, wie man denkt.

Also, was ich für "anfängertauglich" halte (schöne, teils bekannte Arien, verständliche Geschichte - solltest Du allerdings vorher lesen), sind zum großen Teil die Italiener. Verdi, Puccini, Donizetti. Sowas schreckt nicht ab, denke ich. Die Traviata oder die Bohème (schön tragisch ;)), den Liebestrank oder die Italienerin in Algier (herrlicher Slapstick). In sowas hab ich unbedarfte Freundinen zur Einführung mitgeschleppt - und keine war abgeschreckt ;). Dann gibts natürlich noch so bekannte Sachen wie Aida oder Carmen, damit bin ich bislang noch nicht warm geworden, lag aber vielleicht an den Inszenierungen.

Also trau Dich, es lohnt sich.

Viele Grüße

lavendel
 
Wie kann man eigentlich "Turn of the Screw" und Puccinis "Butterfly"
miteinander vergleichen? Musikalisch? Vom Libretto her?
Von wem stammt dieser hochinteressante Text?
Der Text beginnt mit dem Aufhänger "Mir wird übel von der Billigkeit und Leere dieser Musik". Dieses Zitat stammt von B.Britten und bezieht sich auf die Oper La Bohème.
Der Autor Michael Wersin beleuchtet dann Inhalt und kompositorische Ausführung der beiden Opern. Es geht dabei nicht um eine Wertung, sondern letztlich darum, dass beides geniale Opern sind, nur mit unterschiedlichem ästhetischen Hintergrund.

Der Text findet sich im Buch "Faszination Klassik".

lg marcus
 
... was ist mit Ballett? Grenzt ja auch an Oper.
mit dem Vorteil, dass weniger gesungen wird ;)

ein fantastisches Harfensolo findet sich in Tschaikowskis Schwanensee

übrigens musste die "grande opera" ein Ballett enthalten - einer berühmtesten Musikskandale betraf das nachträglich für die Pariser Erstaufführung komponierte Ballett in der "großen romantischen Oper" Tannhäuser.

u.a. Charles Baudelaire hatte darüber geschrieben

Gruß, Rolf
 
@lavendel: Danke, ja vielleicht versuche ich es einfach mal. An die Italiener hatte ich auch schon gedacht, um den Jahreswechsel herum kamen ja einige Opern auf 3Sat, da habe ich mal hineingeschaut.


Ballett hingegen finde ich sehr schön, erst im vergangenen Monat haben wir wir eine Aufführung von Schwanensee mit der Tatarischen Staatsoper Kasan besucht, wir haben (übertrieben ausgedrückt) fast zwei Stunden den Atem angehalten..
 

Ich habe vor einiger Zeit eine Monteverdi-Oper gesehen/gehört.

Leider waren die Texteinblendungen schlecht zu lesen- und das Ganze megalang.

Ein Theatertück, ein Konzert, eine Opernaufführung soll nicht am Stück über 2,5 Stunden dauern, dafür plädiere ich.

Ob ich wohl jemals den Ring sehen werde?:confused:

Freischütz hat auch ein schönes Violasolo. :)

Weiter oben las ich über C. Bartoli, die hat eine CD aufgenomen mit Musik, die für Kastraten geschrieben worden ist. Ganz interessant. Kürzlich habe ich einen Bericht über sie und die Aufnahme gehört.
http://www.faz.net/s/Rub7F74ED2FDF2...C78023EF4C193A2AD1~ATpl~Ecommon~Sspezial.html
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich kenne das Album "Sacrificium" von der Bartoli und muss sagen, es gefällt mir gut. Sie scheint ein Faible für das Außergewöhnliche zu haben und sie kann es auch sehr gut umsetzen. Das "Casta Diva" z.B.(aus Bellini's "Norma") auf der CD finde ich sehr schön gesungen.

2008 hat sie den Echo Classic bekommen für ihr Album "Maria", welches sie der berühmten Operndiva Maria Malibran gewidmet hat. Mit dem Stück "Rataplan" ist sie beim Echo Klassik aufgetreten. Spontan dachte ich: Was singt die denn da? Aber je öfter ich es gehört habe, desto besser fand ich es.
Hier mal der Link:
http://www.youtube.com/watch?v=CsVMIAWvgBQ

Übrigens wurde im selben Jahr auch Philippe Jaroussky für sein Album "Carestini - Story of a Castrato" ausgezeichnet. Bis dahin hatte ich den Ausdruck "Countertenor" noch nie gehört. Ein interessanter Bereich im Thema Oper..
 
Oh, er singt aber wunderschön:kuss:- wenngleich ich eigentlich kein Freund bin von Countertenören. Aber diese Stimme klingt sehr schön frei und hat ein schönes Timbre, finde ich. Irgendwie ist es für mich doch skurril, ein Mann mit Frauenstimme.

Aber singen nicht Countertenöre mit Falsett? Wer weiß es, klärt mich bite mal drüber auf..

Die Kastratengeschichte ist schon dramatisch. Wenn man bedenkt, dass es oft die vage Option war, dem Kind eine Zukunft als Sänger zu sichern un der Familie ein Auskommen.

Dafür opferte die Familie ein Kind, das nicht mehr zeugungsfähig war, mit all den emotionalen Konflikten. Von den vielen Kastaten schafften es ja längst nicht alle in eine Position wie Farinelli. eher nur ein kleiner Anteil derer.
http://www.youtube.com/watch?v=J8HuTVSB4Yw
sehr rührend, dieser Filmauschnitt.
http://www.arte.tv/de/Himmlische-Stimmen/Farinelli/1613682.html
 
Aber singen nicht Countertenöre mit Falsett? Wer weiß es, klärt mich bite mal drüber auf..


Dies habe ich dazu gefunden. Die Stimme von Ph. Jaroussky klingt auch beim Sprechen ganz normal, also man erkennt schon, daß es sich nicht um eine Frau handelt ;). Ich habe noch keine anderen Countertenöre gehört, aber Jaroussky's Stimme finde ich sehr gefühlvoll und angenehm.
 
also ich hab mir hier noch nicht den ganzen thread durchgelesen und habe keine ahnung worüber im moment hier diskutiert wird (die berühmten off-topics, ihr wisst schon), aber ich würde gerne mal meine Meinung zur eigentlichen Fragestellung äußern^^

Mit Oper konnte ich mich lange Zeit überhaupt nicht anfreunden. Das lag zum einem daran, dass es mir schwer fiel den Text zu verstehen und (vorallem) daran, dass mir die Singstimmen beinahe die Ohren sprengten... Jetzt bin ich nach und nach dabei, mich mehr damit anzufreunden, (bin ja erst 15, hab also hoffentlich noch viel Reifezeit vor mir;) ). Frauenstimmen bereiten mir nach wie vor Ohrenschmerzen, aber ich bin ein sehr großer fan von Schuberts Erlenkönig (keine Oper, ich weiß), vorallem diese Aufnahme gefällt mir äußerst gut: http://www.youtube.com/watch?v=e40Mm8baD7A hoffentlich funktioniert das mit dem link hier O_O

MFG,
vienna
 
Dies habe ich dazu gefunden. Die Stimme von Ph. Jaroussky klingt auch beim Sprechen ganz normal, also man erkennt schon, daß es sich nicht um eine Frau handelt ;). Ich habe noch keine anderen Countertenöre gehört, aber Jaroussky's Stimme finde ich sehr gefühlvoll und angenehm.

Ich habe mir über die Weihnachtszeit mal mitten in der Nacht auf einem französischen TV-Sender eine Konzertübertragung angeschaut, bei der auch Jaroussky mitgewirkt hat. Es handelte sich weitgehend um Musik, deren Komponisten ich nicht kannte, die aber nach Vor-Barock klang. Die Aufführung war durchsetzt von humoristischen Elementen und an einer Stelle war Jaroussky mit scherzen dran, indem er so tat, als hätte er seine übliche Countertenor-Stimme nicht erwischt. Er sang an dieser Stelle ein paar Noten eine Oktave tiefer mit normaler Tenor-Stimme, machte dann ein gespielt erschrockenes Gesicht und sang mit Countertenor-Stimme weiter. ;)

Er kann also auch ganz "normal" singen.
Wie genau Countertenöre singen, weiß ich nicht. Bisher mochte ich dieses falsettartige Singen bei Männern überhaupt nicht. Bei Jaroussky klang es aber so schön, dass ich mir die ganze Sendung angeschaut habe.

Grüße von
Fips
 
Oh, er singt aber wunderschön:kuss:- wenngleich ich eigentlich kein Freund bin von Countertenören.

hallo,

das erinnert mich an die Fledermaus von Johann Strass jun.

Die Rolle des dekadenten Prinzen Orlowski ist vom Komponisten als Hosenrolle vorgesehen, d.h. den Prinz singt und spielt eine Altistin. Und diese hat manches aucht textlich sehr schöne zu singen:
ORLOFSKI
(rez.)
Hören Sie mich an! Ich muß Sie vor
allen Dingen mit meinen nationalen
Eigentümlichkeitenbekannt machen.
(Arie)
Ich lade gern mir Gäste ein,
man lebt bei mir recht fein,
man unterhält sich wie man mag,
Oft bis zum hellen Tag!
Zwar langweil' ich mich stets dabei,
was man auch treibt und spricht;
Indes, was mir als Wirt steht frei,
duld' ich bei Gästen nicht!
Und seh' ich, es ennüyiert
sich jemand hier bei mir,
so pack' ich ihn ganz ungeniert,
werf' ihn hinaus zur Tür.
Und fragen Sie, ich bitte,
warum ich das denn tu'?
'S ist mal bei mir so Sitte,
Chacun à son goût!

[...]

Wenn ich mit andern sitz' beim Wein,
und Flasch' um Flasche leer',
muß jeder mit mir durstig sein,
sonst werde grob ich sehr!
Und schenke Glas um Glas ich ein,
duld' ich nicht Widerspruch.
Nicht leiden kann ich's, wenn sie schrei'n:
Ich will nicht, hab' genug!
Wer mir beim Trinken nicht pariert,
sich zieret wie einTropf,
dem werfe ich ganz ungeniert
die Flasche an den Kopf.
Und fragen Sie, ich bitte (usw.)
[...]
(aus dem Libretto der Fledermaus)

aber in zahlosen Aufführungen hat man es mit den verschiedensten Varianten probiert:
- als Bass (erstaunlich gelungen: Iwan Rebroff!)
- als Heldentenor (sic!!!): der Wagnertenor Wofgang Windgassen

In letzter Zeit haben sich Aufführungen sowie Aufnahmen mit Countertenor für die Partie des Orlowski gemehrt - überhaupt wird in vielen Konzerten seit neuestem viel Operettenmusik (Lehar, Lanner usw.) von Countertenören gesungen.

ob die Hosenrolle im Rosenkavalier (Richard Strauß) auch schon mal von einem Countertenor gebracht wurde, weiss ich nicht.

Gruß, Rolf

(scherzando: eine Partie wie die Carmen kann ich mir nicht mit einem Countertenor vorstellen, selbst wenn er die berühmte Arie der Carmen schön singt ;) )
 
Siegfried auf 3Sat

kommenden Samstag gibt´s den Siegfried aus Valencia auf 3Sat!!!!

super, da ist der Samstag Abend gerettet :D

Gruß, Rolf

auf den bin ich wirklich gespannt!!!! Mir hatte ja der Buchstabenregen im ersten Akt Walküre scohn sehr gefallen - jetzt bin ich (abgesehen von der musikalischen Realisierung) richtig neugierig, wie der Drachenkampf geboten wird - - der Drache im Siegfried ist ja immer das große Problem!!!...
 

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