Mögt ihr Oper?

Mögt ihr Oper


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Hallo Rolf,

immerhin ist es jetzt offiziell, dass Kyrill Petrenko den neuen Ring 2013 dirigieren wird. Falls Du den doppelten Genuss planst, laut folgendem Link

http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1031491

soll die Premierenrunde auch fürs Volk übertragen werden.

Viele Grüße,
Kristian
 
soll die Premierenrunde auch fürs Volk übertragen werden.

Lieber Kristian,

da werden wir so manches Zwickl leeren, denn das werde ich mir 2013 reinziehen und Du hoffentlich auch! - - und abgesehen davon werde ich mir dasselbe auch in der Scheune, also überdacht, reinziehen :) :)

Leider weiss man noch nicht bzw. lässt noch nicht nach außen dringen, wer die Inszenierung übernehmen wird...

herzliche Grüße, Rolf

bzgl. Opern und Gesang:
die DVD von der Walküre live aus dem Festspielhaus vom 21.08.2010 muss man sich besorgen, und sei es nur wegen des ersten Aktes: denn was da zu hören ist, verdient die Bezeichnung Sternstunde
 
"Moses und Aron" heute um 20.15 h

Ort: eine Sitzgelegenheit vor dem heimischen Fernseh-Empfangsgerät
Zeit: 20.15 h
Sender: 3sat

"Moses und Aron", Oper in drei Akten von Arnold Schönberg

aufgeführt im Rahmen der Ruhrtriennale 2009.

"Moses und Aron" ist Schönbergs umfangreichstes Opernprojekt -
und ist genauso wie sein Oratorium "Die Jakobsleiter" Fragment geblieben.
Die Schlüsse beider Werke blieben unkomponiert. Im Falle "Moses und Arons" lag das an
der Verfolgung, die Schönberg ab 1933 in Hitlers Deutschland erleiden mußte und ihn ins Exil trieb.
Die beiden ersten Akte wurden in den Jahren 1930 bis 1932 komponiert,
vom dritten Akt ist nur das Libretto erhalten geblieben (Autor: Arnold Schönberg).
Meistens wird die Oper komplett aufgeführt, wandelt sich also mit dem dritten Akt
vom Musik- zum reinen Sprechtheater.

An eine szenische Aufführung seiner Oper hat Schönberg ohnehin nie geglaubt -
nicht irgendwelcher bühnentechnischer Unmöglichkeiten wegen, sondern aus Gschmamigkeit:
In der Szene des Tanzes um das Goldene Kalb sieht das Libretto vier nackte Jungfrauen vor,
die rituell getötet werden und mit deren Blut das Volk besprengt wird, um eine Orgie
gewalttätiger sexueller Exzesse auszulösen (Schönbergs Antwort auf den "Sacre du printemps").
Freilich sind diese Splatter-Movie-artigen Handlungsbestandteile heute kein Hindernis,
sondern eher ein Anlaß, die Oper in den Spielplan aufzunehmen.

Man tut dem Werk allerdings Unrecht, wenn man es auf diese kruden Handlungsbestandteile reduziert.
Vielmehr handelt es sich um eine tiefernste, über weite Strecken handlungsarme Künstleroper,
ähnlich wie Pfitzners "Palestrina" und Hindemiths zur selben Zeit konzipierter "Mathis der Maler".
Die religiöse Thematik steht dazu in keinem Widerspruch, denn Schönberg hat seine künstlerische Arbeit
als eine Art Mittlertum zwischen Gott und Mensch verstanden. Theologisch bezieht die Oper
Anregungen aus dem 2.Buch Mose - wobei die Schreibweise des Namens Aron keiner Unkenntnis,
sondern Schönbergs ausgeprägtem Aberglauben geschuldet ist: Bei korrekter Schreibweise ("Moses und Aaron")
hätten sich 13 Buchstaben ergeben.

So ergibt sich nun eine schöne Überleitung, um vom Wichtigsten zu sprechen: der Musik.
Sie ist aus einer einzigen 12-Ton-Reihe in ihren vier Spiegelformen plus allen Transpositionsmöglichkeiten
entwickelt. Wer die "Variationen op.31" (1926-1928 ) kennt und weiß, wie Schönberg dort -
ohne von der Reihentechnik satztechnisch im Mindesten beeinträchtigt zu sein -,
das Orchester zum Funkeln bringt, der hat eine Vorstellung davon, was ihn heute abend erwartet.

Viel Freude beim Hören!

Gomez

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

ich lasse mir das aufnehmen - da sich unerwartet Besuch von weit weg bei mir befindet, wird es heute so wie gestern sein: man sitzt bis tief in die Nacht im Gartenhaus und radebrecht in verschiedenen Sprachen :p

@Friedrich
in einer villa rustica haben wir (mein Besuch und ich) etliche Gläser Mulsum verkonsumiert... siehe angehängte Speisekarte :)
 

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heute um 23:55 Uhr ZDF

Verdis Operndrama gesungen und inszeniert an den originalen Schauplätzen:
"Rigoletto in Mantua" 2. Akt und 3. Akt
 
heute um 23:55 Uhr ZDF

Verdis Operndrama gesungen und inszeniert an den originalen Schauplätzen:
"Rigoletto in Mantua" 2. Akt und 3. Akt

besten Dank!

die Glotze wird in 10 min eingeschaltet!!
bin gespannt auf das geniale Quartett!! (Domingo als Rigoletto, Mehta am Pult usw. - - fragt sich nur, wie so ein Opernfil an "Originalschauplätzen" ;) klingt... )

herzliche Grüße, Rolf
 
eine gelungene zeitversetzte inszenierte Liveübertragung.

Mußte im Anschluß an die frische Luft ein Zigarettchen rauchen, um es länger auf mich wirken zu lassen.

Was mich stark beeindruckte, war die Klangübertragung.

Auch die kurzen Einblicke vor den Aktdarbietungen.

Kann ich nur hoffen und mir wünschen, das das nächste Operngenre dieser Art nicht lange auf sich warten läßt ...

1992 Puccinis "Tosca"
2000 Verdi "La Traviata"
2010 Verdi "Rigoletto"
??? ???
 
Fremdgehen in Bayreuth

Hier gibt es die Ankündigung, einige Opern live aus der New Yorker Met im Kinosessel lümmelnd zu geniessen:

http://www.cineplex.de/kino/programm/city7/?reihe=1583

Darunter auch das Rheingold und die Walküre (Bryn Terfel als Wotan muss ich mir erst einmal vorstellen) unter der Leitung von James Levine.

Grüße,
Kristian

P.S.: Das dürfte auch in anderen Städten zu sehen sein
 
P.S.: Das dürfte auch in anderen Städten zu sehen sein

hoffentlich!!!

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aber jetzt was ganz anderes:
Die Oper ist eine aussterbende Gattung, und das kommt nicht von ungefähr. Ihr heutzutage noch mit musikalischen Maßstäben näherzutreten, kann getrost als rückständige und oberflächliche Betrachtungsweise abgetan werden. Dass "die Poesie der Musik gehorsame Tochter" zu sein habe, mochte zu Mozarts Zeiten als possierlicher Aphorismus durchgehen. Inzwischen hat die Wissenschaft erkannt, daß der musikalische Rahmen nur ein Schleier ist, der tieferliegende soziale, psychologische und juristische Sachverhalte verhüllt.

Diesen Schleier fortzuziehen und den Blick von den irrelevanten Begleitgeräuschen, die nur zu oft die textlichen Zusammenhänge verdunkeln, auf den Kern der Handlung selbst zu richten, hat sich der Verfasser der vorliegenden Arbeit zur Aufgabe gemacht. Er beansprucht dabei keinerlei Erstgeburtsrecht. Während der Wiener Festwochen 1961 ist Hugo von Hoffmannsthals "Rosenkavalier", des Straußschen Rankenwerkes entkleidet, zur Aufführung gelangt, und zwar mit durchschlagendem Erfolg. Auf diesem Wege fortzuschreiten, d.h. Opern künftig ohne Musik aufzuführen, sollte sich jedes fortschrittliche Operninstitut zur Vornehmsten Pflicht machen. Dies hätte nicht nur den bereits erwähnten Vorteil, das Publikum in die Problematik des Librettos unmittelbar heranzuführen - auch der finanzielle Nutzen wäre beträchtlich, da die Opernorchester samt ihren vielfach recht kostspieligen Dirigenten umgehend in Wegfall kämen. Auch wäre damit der wenig erfreuliche Typus des Operntenors, dem systematisch entscheidende Teile des Hirns zur Kopfstimme verkümmert werden, zum Aussterben verurteilt.
(Hervorhebung von mir)
Ernst von Pidde: Richard Wagners "Ring des Nibelungen" im Lichte des deutschen Strafrechts, Hoffmann und Campe
:D :D :D
ein köstlichs Büchlein zum Ablachen

Gruß, Rolf
 

nö - det Buch steht uff keenem Index - - - und trotz Klappentexten etc.:
der olle Jurist ist ein brillanter Spaßvogel!!

Lieber Rolf,

...war ein brillanter Spaßvogel -
sein Buch erschien in den Zeiten der Weimarer Republik.
Von den in puncto Wagner besonders humorlosen Nazis
wurde er dieser Publikation wegen in den Ruhestand geschickt.

Leider ist die Nachkriegs-Neuausgabe bei Hoffmann und Campe
von fremder Hand überarbeitet worden, das von Ernst von Pidde
errechnete Strafmaß auf der Grundlage bundesrepublikanischen Rechts
umformuliert worden, was dem Buch etwas von seinem Witz nimmt.

Trotzdem ist es jedem Liebhaber wie Verächter der wagnerschen Musik
dringend zu empfehlen - und leider auch schon wieder vergriffen...

Herzliche Grüße,

Gomez
 
sein Buch erschien in den Zeiten der Weimarer Republik.

Hallo Gomez,
ist das Büchlein wirklich schon in der Weimarer Zeit publiziert worden? Überall ist zu lesen, es sei erst aus von Piddes Nachlaß - also nach 1966 - veröffentlicht worden. Ich weiß es nicht - freilich steht in meinem Exemplar auch, dass es an das heutige Strafrecht angeglichen sei (also bearbeitet).
Gruß, Rolf
 
Lieber Rolf,

Deine Frage hat mich veranlaßt, ein wenig zu recherchieren.
Die mir zugänglichen Informationen stammen aus einem Buch von Robert Neumann,
der auch lange Zitate aus der Originalfassung präsentiert. Offenbar sind seine Angaben
aber falsch oder zumindest ungenau.

Du hast recht, das Buch Ernst von Piddes ist im Jahr 1968 erstmals publiziert worden,
in Frankfurt, bei Bärmeier und Nickel, dem legendären "Pardon"-Verlag -
ob original oder schon "aktualisiert", entzieht sich meiner Kenntnis.
Unstrittig scheint zu sein, daß Ernst von Pidde ein Pseudonym ist,
daß der Träger dieses Pseudonyms Amtsrichter gewesen ist und 1933 von den Nazis
seines Amtes enthoben wurde. 1933 wird als Entstehungsdatum seiner Streitschrift angegeben -
und als Grund für die Entlassung aus dem Staatsdienst wird sein Anti-Wagnerismus genannt.

Auf jeden Fall ist die "Aktualisierung" des Textes zu bedauern. Delikte à la
"Duell ohne Sekundanten" (Siegmund - Hunding) sind nach heutigem Strafrecht undenkbar -
es wäre besser gewesen, dem Büchlein seine historische Gestalt zu lassen
und dem Leser auch die Freude an den juristischen Archaismen zu gönnen.

Herzliche Grüße,

Gomez
 
Auf jeden Fall ist die "Aktualisierung" des Textes zu bedauern. Delikte à la
"Duell ohne Sekundanten" (Siegmund - Hunding) sind nach heutigem Strafrecht undenkbar -
es wäre besser gewesen, dem Büchlein seine historische Gestalt zu lassen
und dem Leser auch die Freude an den juristischen Archaismen zu gönnen.

ja, das ist bedauerlich - sicher gäbe es da noch mehr zu lachen!

war der "Ehrenhandel" (Duell) nicht schon im Kaiserreich nahezu verboten, auf jeden Fall aber in der Weimarer Republik Straftatbestand? Ich würde das gerne nachlesen, aber ein interessantes Buch über das Duell in der Literatur habe ich derzeit verliehen. Wenn ich mich recht entsinne, galten Duelle nach 1918/19 als Straftaten (aber sicher bin ich mir nicht - vielleicht waren sie es ja nur, wenn keine Sekundanten nebst Reglement dabei waren?)

immerhin wird in der ans heutige Strafrecht angepassten Fassung Ehebruch als straffrei bezeichnet - also Sieglinde kriegt zumindet dafür, dass sie Hunding sagen wir mal beiseite läßt, nichts aufgebrummt - - allerdings für die Nachwuchszeugung mit dem eigenen Zwillingsbruder würde sie heute doch bestraft werden. Ich frage mich gerade, ob in der strafrechtlichen Beurteilung um 1933 Sieglinde da nicht mehr bekommen hätte.

wenn stimmt, was der Klappentext des Hoffmann & Campe Büchleins mitteilt, dann war von Pidde bis 1933 Richter in Giffhorn.

wie auch immer: zusammen mit Rosendorfer ist er einer der Juristen, die über Wagner durchaus belletristisch schreiben konnten :) :) :) - - was Rosendorfer betrifft: der kann sogar noch ganz anders schreiben (immer lesenswert ist seine "Deutsche Suite"!!!)

herzliche Grüße, Rolf
 
Habt ihr übrigens mal Ferdinand von Schirachs zwei Bücher/krimanalistische Kurzgeschichten gelesen? Auch ein Anwalt, der schreiben kann ... :p

Liebe Grüße

chiarina
 

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