"Missing Link" zwischen Klassik und Jazz...? ;)

  • Ersteller des Themas Dreiklang
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Das Stück im Video hat mit Jazz nichts zu tun.

Falls irgendjemand denkt: "Ja, aber da sind doch Synkopen drin" - Holzweg!

Synkopen (oder Offbeats) bedeuten nicht, daß das dann Jazz ist oder auch nur jazzig.

Zu Jazz gehört ein bestimmtes Rhythmusgefühl, ein bestimmter Flow und auch ein bestimmtes Gefühl für den Sound. Das ist in diesem Stück, und auch darin, wie sie es spielt, NICHT vorhanden. Es klingt absolut eckig und "zickig" und hat auch nichts von einem improvisationsähnlichen Flow. Niemand würde sich beim Spielen eines jazzmäßigen Stückes auch so bewegen wie die Pianistin.

Kapustin z.B. hingegen ist jemand, der es tatsächlich beherrscht, Stücke in "klassischer" Form zu komponieren, die überzeugend Jazzsprache integrieren.

Daß Dreiklang mal wieder keine Ahnung hat und Begriffe durcheinanderwirft und gleichzeitig mit abwegigen selbstausgedachten Theorien kommt, war klar.

Um "Links" (die keineswegs "missing" sind) zu finden, muß man nur mal die Musikgeschichte studieren, dann stößt man z.B. auf Ragtime, Debussy, Benny Goodman, Art Tatum, Bill Evans, Third Stream, Rolf Liebermann, Kapustin und viele andere mehr, an denen man sieht, daß "Klassik" und "Jazz" nicht streng getrennte Welten sind, sondern das eine immer das andere befruchtet hat. Jazz war von vornherein immer eine "Fusion" aus diversen Einflüssen.

Wie gesagt, einfach mal anfangen, ein bißchen in Musikgeschichte Bescheid zu wissen, statt hier rumzuschwurbeln.

LG,
Hasenbein
 
Das Stück im Video hat mit Jazz nichts zu tun. (...)

Hasenbein, mach die Augen auf: da steht nicht "Das ist Jazz" sondern: "Genau zwischen Klassik und Jazz". Daß da nicht alles drin vorkommt, was Jazz ursächlich ausmacht, ist doch wohl klar, Du Einfallspinsel.

Ragtime, Debussy, Benny Goodman, Art Tatum, Bill Evans, Third Stream, Rolf Liebermann, Kapustin und viele andere mehr, an denen man sieht, daß "Klassik" und "Jazz" nicht streng getrennte Welten sind

Ach so ist das: ich sehe Musik, und höre sie nicht...? Das kommt jetzt auf Platz zwei meiner bisherigen clavio-Kuriositäten. Ist Dir denn (verd... nochmal) nicht klar, daß das Ohr entscheidet, was für eine Musik ich vor mir habe? Wir haben YT - dann stell' doch gleich mal ein paar gute Beispiele, die das die das zeigen, was Du erläuterst, hier vor. Kann denn das so schwierig sein...? ICH mache das nicht nochmal... ich bin mal gespannt darauf, welches "Gleichgewicht" zwischen Klassik und Jazz ich darin orten werde. Höchstwahrscheinlich (!) wird das dann entschieden zu weit in Richtung Jazz und andere Richtungen gehen...

Echt schade, daß wir den Leuten hier, die das Thema interessiert, nicht ein wenig mehr Schützenhilfe geben wollen. Wär' doch soooo einfach...
 
Äh Dreiklang, was´n mit Dir los?
 
Ja, frag ich mich auch... der Frühling?
 
3Klang - what is Jazz? Da wirst Du keine Privatvorlesung von Hasi kriegen. Höchstens eine Empfehlung: Ab in die Bibliothek.
 
D
Um "Links" (die keineswegs "missing" sind) zu finden, muß man nur mal die Musikgeschichte studieren, dann stößt man z.B. auf Ragtime, Debussy, Benny Goodman, Art Tatum, Bill Evans, Third Stream, Rolf Liebermann, Kapustin und viele andere mehr, an denen man sieht, daß "Klassik" und "Jazz" nicht streng getrennte Welten sind

vielen Dank für die Aufzählung, ich hatte eine wundervolle letzte Stunde voller stöbern und Freude.

Zitat von Dreiklang:
Zitat von Dreiklang:
Ich wollte hasenbein nur humorvoll um einiges vorselektiertes, akustisches Anschauungsmaterial zum Thema bitten.

Das biste ja richtig geschickt angegangen...
 
OT: Es gab mal eine schöne Doppel-LP von Joachim-Ernst Berendt mit dem Titel: Was ist Jazz? Weiß jemand, ob es die auch als CD gibt?
 

Auf der Suche nach der CD bin ich auf eine sehr passende Seite gestoßen.
Auf die Frage "Was ist Jazz?" hat Louis Armstrong einmal geantwortet: "Daß Sie danach fragen, zeigt, daß Sie es niemals verstehen werden." Nicht gerade sehr informativ! Aber es gibt genug andere Statements, die zu erklären versuchen, was Jazz wirklich ist. Wir haben die interessantesten gesammelt.
Was ist Jazz?
Auch Berendt wird zitiert.

Hihi, aus einem DDR-Lexikon:
"Jazz ist ein Giftgasangriff auf das proletarische Bewusstsein".

...ach ja, eine CD scheint es nicht zu geben.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das Stück im Video hat mit Jazz nichts zu tun.

Liebes Forenkarnickel,

ich würd Dir ja zum Teil zustimmen, gäbe es ned den Bereich "Freejazz" (gut, ich nenn es "innovativ experimentelle Geräusche") - und da ist bekanntlich alles zugelassen was greisslich klingt, in sofern halte ich Sechsklangs Thementitulierung für durchaus angebracht. Wie will man es denn sonst nennen? Entartete Klassik? :D :D :D :D

Viele Grüße

Styx
 
Hi all ;)

"Was ist Jazz - / experimentelle Geräusche / Freejazz " : Hab zwar Null Ahnung, von diesem, aber es trieb mich doch an die uralte Schallplattenkiste meiner Mum...

Heraus zog ich zwei Mal Ken Colyer:

a) Colyer's Jazzmen: Decca 33er, LF 1196, "Back to the Delta", geilstes Ding was drauf ist ist "Midnight Special" ! ,

und b ) Colyer's Skiffle Group: Decca 45er. "Take This Hammer" ( absolut genial !! ), und "Down by the Riverside", was aber mit dem 7. Klasse Schulunterrichts-Gemeinschaftslied NICHTS gemein hat ;);)

In beiden kommt das WASHBOARD zum Einsatz... .

Wie findet Ihr dieses "skiffle" ? und: Wurde es hier eigtl. schon erwähnt irgendwo, und: ist es Jazz ?

LG, Olli !!
 
Hallo Bassplayer,

Ein ausschließlich klassisch ausgebildeter Pianist kann kein einziges Jazz-Stück überzeugend vom Blatt spielen, weil Jazzmusik sich im Prinzip hauptsächlich in der ihm unbekannten jazz-spezifischen Phrasierung von klassischer Musik unterscheidet. Jemandem, der von Jazz keine Ahnung hat, wird das wiederum womöglich nicht auffallen.

im Kern bin ich ganz genau Deiner Meinung: was Jazz von Klassik hauptsächlich unterscheidet, ist die Art, wie er gespielt wird, also der Klang. Du nanntest es "Phrasierung" - der Begriff paßt meiner Meinung nach nicht so ganz richtig (ich stecke ihn eher zur Klassik), aber ich nenne genau das den "Swing".

Habe weiter darüber nachgedacht: Klassik hat niemals "Swing". Sie nutzt unzählige Ausdrucksmöglichkeiten, aber Swing nicht. Und guter Jazz muß Swing haben, eben dieses scheinbar ungenaue, dieses "coole", was wortwörtlich darin "mitschwingt" (besser kann ich's nicht ausdrücken). Das gleiche gilt für den "Groove" im Jazz - der ist im Prinzip dasselbe, klingt aber etwas anders (nur, den Unterschied zwischen Swing und Groove in Worten auszudrücken, da muß ich nun wirklich die Grätsche machen).

Viele Grüße
Dreiklang

p.s. natürlich, hasenbein, gibt's die ganzen technischen Merkmale und Unterschiede auch, wie etwa Improvisation, Ausnotierung, etc. Und nicht, daß falsche Vorstellungen entstehen: Jazz wurde natürlich keineswegs als "Gegengewicht" zur (europäischen) Klassik "konstruiert", sondern hat völlig andere Wurzeln und Ursprünge (wer sich näher informieren will->Wiki)
 
Hallo Dreiklang,

ich habe auch an diesen Faden hier gedacht, als ich das von Dir zitierte in einem anderen Faden schrieb. Ich gehe auch davon aus, dass wir das gleiche meinen. Dabei finde ich Klang jedoch etwas zu allgemein und Phrasierung umfasst ziemlich weit das Merkmal, das für mich am meisten den Jazz ausmacht, auch wenn genug andere Merkmale (z. B. der hohe Anteil an Improvisation; Vierklänge als harmonische Basis) typisch sind für Jazz, die aber auch in anderen Stilistiken zu finden sind und natürlich nicht nur im Jazz vorkommen. Warum soll das, was Phrasierung beschreibt, mehr der Klassik zuzuordnen sein?

Wenn ein Jazz-Musiker eine Phrase spielt, betont er die einzelnen Töne anders/meist intensiver/etwas so, wie Amerikaner sprechen und spielt sie rhythmisch etwas anders oder auch freier/mit einem anders gefühlten Puls als ein klassisch oder von mir aus auch Rock/Pop-orientierter Musiker. Darum ist das Sopransaxophon-Solo in "Englishman in New York" auch ganz eindeutig dem Jazz zuzuordnen, obwohl der Song an sich kein Jazz ist. Aber Branford Marsalis phrasiert halt typisch jazzig. Und aus dieser Phrasierung heraus mit einem bestimmten Rhythmus-Puls entsteht auch der Swing/Groove des Jazz.

Diese Feinheiten der Musik sind halt schwierig zu beschreiben, insbesondere, wenn sich Laien wie ich einmische; es gab auf WDR mal eine interessante 12-teilige Doku über die Geschichte des Jazz, in der auch viele bekannte Jazzer vorgestellt wurden und Statements dazu abgaben. Wenn man typische Jazzstücke anhört, wird einfacher klar, was die Musik ausmacht. Aber auch für mich haben daher weder das von Dir noch das von Fisherman verlinkte Video etwas mit Jazz zu tun, hauptsächlich, weil nicht jazz-typisch phrasiert wird.

LG
Bassplayer
 
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Nachtrag:
Wiki widmet der Phrasierung im Jazz in dem Artikel über Phrasierung einen eigenen Abschnitt:

Phrasierung
 
Wiki widmet der Phrasierung im Jazz in dem Artikel über Phrasierung einen eigenen Abschnitt: Phrasierung

Akzeptiert. Es gibt eben kein anderes Wort dafür, bzw. das ist das gängige, auch im Jazz.

In der Klassik macht die Phrasierung aus etwas zunächst fix vorgegebenem, der Partitur, durch melodische und musikalische Gestaltung eben erst "Musik" - die Hauptarbeit bei der Gestaltung einer Interpretation.

Zu den beiden YT-Videos sag ich später nochmal etwas dazu.

Sehr schön (!) aber, daß wir in einer Sache völlig einer Meinung sind: das "Ohr"-ometer stellt eben fest, was was ist. ;)
 
Es gibt nicht "den Jazz", genau so wie es auch nicht "die Klassik" gibt, das sind für mich nur Sammelbegriffe für eine erste Einordnung. Und "guter Jazz" muss auch nicht zwingend Swing haben. Aber da hat ja jeder eine andere Interpretation und Vorstellung.
 

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