Mein Schimmelchen (das nächste "Bastelklavier"...)

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Nabend zusammen,

Nach einem kurzfristigen Ausflug über ein recht ordentliches Digitalpiano (Yamaha P515, siehe Markt) und ein Ansammlung gesunden Halbwissens über analoge Klaviere (Habe ein 1920er Kriebel vom Opa hier stehen, dass letztendlich reif für die Generalüberholung ist) habe ich mich entschlossen ein kleines Schimmel anzuschaffen, dass für meine Bastelarbeiten herhalten muss. Das Kriebel ist mir dafür zu schade, das kann gerne noch ein, zwei Generationen weitergegeben werden.

Bisherige Fakten zum Schimmel:

-Typ "Fortissimo" Mod. 8, 108cm
-Baujahr 1967/68
-nussbraun (mit Lichtkanten)
-die letzen 20 Jahre in einer Hand und nur minimal gespielt
-aber klimatisch gut gestanden und relativ regelmässig gestimmt...
-Zustand: Optisch naja, aber innen halt nur halb so alt wie der Kriebel...

Hatte nicht explizit nach Schimmel gesucht, sondern nach "Marke", "Kleinklavier", nicht zu weit weg, und preislich etwa 500.- Klasse ... Und da ist es halt das "Schimmelchen" geworden.

Erstmal gibts ein paar Bilder über den Status Quo, nach und nach die "Restaurationsschritte"...
 

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Das Opa Klavier heisst so... "He.Kriebel"
 

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Aha.... Ist das so? Toll, und ich denke seit Jahrzehnten das wäre He . Voll die Kindheitserinnerungen zerstört :017:
 
Glückwunsch zum günstigen Kauf. Bei "Schimmel" habe ich (bezogen auf Klaviere natürlich :005:) keine negativen Erfahrungen.
Meine Schwester hat eines aus der selben Zeit und auch von der selben Größe, worauf ich auch heute noch gerne spiele.
Wenn deines die Stimmung so gut hält und auch sonst keine spieleinschränkenden Mängel erkennen lässt, dann ist der äußere Zustand Nebensache.
Viel Glück damit! :026:
Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
Bin gespannt. Sieht mir gar nicht so aus, als müsste da so viel gemacht werden.

Deshalb wurde es ja auch auserkoren...

Insgesamt ist die Mechanik aber typisch für ein wenig gespieltes Klavier mit 60er Jahre Renner Mechanik teilweise sehr träge ... Aber das sollte sich mit nur kleinem Material Einsatz und ein wenig Fleiss ja richten lassen...
 
Los gehts:

Schritt1:

Bevor ICH irgendwie intervenieren konnte, und die Jungs vom Transportdienst noch nicht mal zur Tür raus waren (aus dem Alter son Teil selber zu schleppen bin raus), schnappte sich die beste Ehefrau von allen irgendwo eine dunkle Möbelpolitur her und fing wie wild an auf dem Schimmelchen runzufeudeln... Ich hatte noch nicht mal die Chance vorher/nacher Bilder zu machen. Das einzige Vorher Bild ist da vom Avatar.... ABER es hat funktioniert! Sämtliche helle Furnierschäden sind jetzt dunkel, was schonmal DEUTLICH charmanter ist....:super:
 

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Dann ist ja jetzt die Hälfte des Bastelspaßes schon weg :020:
 
Schritt 2:

Hier wird es schonmal etwas zeitaufwendiger... Die Repetition der Mechanik ist über alles ziemlich fragwürdig, alles unter der grossen Oktave und im Diskant indiskutabel zäh. Also als erstes Mechanik mal raus und die Tastatur selbst checken. Tja, erste Übeltäter sind offensichtlich die Garnierungen der Waagebalkenstifte und teilweise der Vorderstifte im oben genannten Bereich (und im Übrigen fast alle schwarzen Tasten, voll das C Dur, Mittellage Klavier...). Dann halt alle Tasten mal raus und gängig machen! War eine gute Gelegenheit den Tastaturrahmen auszusaugen, und die Messingpiloten zu polieren, die waren auch mächtig angelaufen. Die Filze habe ich grösstenteils nachdrücken können, bei einigen extremen an den Waagebalkenstiften etwas mit einer selbstgebastelen "Riesenahle" weggenommen. Dann noch alle Stifte schön nachpoliert... Am Schluss läuft die Tastatur meines Erachtens fast perfekt! Und die Ruhelage der Tasten ist noch wirklich schön, da seh ich gar keinen Bedarf momentan.

Als nächstes kommt die Mechanik selbst dran, da muss ich aber erstmal die Lieferung von FTP abwarten, und dann genau checken welche Achsen drinbleiben können(z.B. mit CPL Einsatz) und welche dann neu müssen...
 

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@Universaldilettant
Total spannend. Nun habe ich zum ersten mal gesehen wie ein Klavier unterhalb der Tastatur aussieht. :chr03:
 
Schritt 3:

Sichtung Mechanik und Wirksamkeit Protek CLP an Hammernusskapseln testen

Mechanik sieht optisch jetzt schon ziemlich nett aus (habe ja nur mein 100 Jahre alten Kriebel als Vergleich, glaub aber nicht das eine neue Mechanik SO viel anders aussieht)
Habe als ersten Test 3 Hammer aus den verschiedene Lagen ausgebaut um die Wirksamkeit von Protek CLP an den Achsen zu testen.

"Geölt" habe ich mittels winzigem Tropfen jeweils aussen und innen auf den Achsen (Kapsel also abgeschraubt vom Hammer.

Der Effekt war wir ich ihn mir erhofft hatte! Vorher zäh, bis zum Stillstand, das Video habe ich von einem Hammer aus der Mittellage gemacht, das spielte sich gar nicht so schlecht vorher!


View: https://youtu.be/5AGaTgk9vsE


--> das wird ein arbeitssames Wochende... denn im eingebauten Zustand mit dem Öler (trotz sehr langer Spitze) rumzusauen, habe ich keine Lust! so geht das sehr gezielt!

Im Auspendeln macht der Basshammer nach Ölung (und genauso 24h später) ca. 6 Halbschwingungen, der Mittelage 5, der Diskant 4

Keine Ahnung ob das total perfekt ist, aber ich erhoffe mir schonmal ein DEUTLICH verbessertes Spielgefühl.

Als nächstes checke ich die Dämpfer-, Hebeglied- und Stosszungenachsen... mal schauen wie sich das "Schlangenöl" da so macht.
 

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Schritt 4:

Um an die Hebegliedachsen ordentlich ranzukommen, hiess es: ausbauen! Immer Abschnittweise, so dass ich die vernünftig lagern konnte... Im Anschluss liessen sich die Hämmer auch optimal demontieren, da ja dann die Stosszungen nicht mehr im Weg sind.

Beim ausbauen habe ich alle Achsen geölt mit CLP und teilweise die Achslagerungen etwas "geknetet" und das CLP richtig eindringen zu lassen.

Bei den Dämpfern ist mir erst nach einem ganzen Schwung aufgefallen, das man in die Achsen und Filze nun wirklich auch im eingebauten Zustand drankommt...

Diese Filze hatten beim Betätigen des Haltepedals übel geknarzt, danach war Ruhe!

Beim Einbauen von Hämmern und Hebegliedern dann nochmal ein winzigen Tropfen auf die Achsen drauf und Stosszungen wie Dämpferlöffel mit nem Hauch Protek MPL bestrichen.

Am Ende waren 264 Schrauben auf und zu geschraubt, 333 Achsen geölt, und 383 Filze geschmiert.

Zeitaufwand ca. 8-10h locker geschraubt ohne Hektik und mit nur einem einzigen Kollateralschaden: Eine Hammernusskordel hats zerissen (die muss jetzt erstmal im Subcontrabereich ran)

Materialverbrauch: ca 1/2 Punktöler Flasche CLP (10ml?) und einen halben Teelöffel MPL

--> Ergebnis nach dem Einbau der Mechanik: Ein KOMPLETT anderes Klavier! Absolut erstaunlich, ein Unterschied wie Tag und Nacht! Dabei war das vorher auch nicht unspielbar, ansonsten hätte ich es gar nicht mitgenommen...

Jetzt wirds echt Zeit, sich der Stimmung zu widmen!
 

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