Mein Bechstein

Wie nennen sich diese Seitenteile der Flügel in der Fachsprache?

Ich meine das:

Den Anhang 8259 betrachten


Nein!


Auch nein!

Hallo Marlene, das Detail auf Deinem Foto gehört zum Flügelkorpus bzw.-zarge oder auch Rim genannt. Die Backen oder auch Bäckchen sind die niedrigeren Teile links und rechts daneben zur Klaviatur hin.

Ja klar, die Backen sind das was man abschraubt bevor man die Klaviatur rauszieht. „Gehört zu“ hat mich aber nicht befriedigt (dass ich aber auch immer alles ganz genau wissen will.... ;)).

Weil ich nicht einsehen wollte, dass es für das, was auf dem Foto zu sehen ist, keinen Fachausdruck gibt, habe ich nicht locker gelassen.

Diese Seitenteile heißen Lysenen!
 
Glaube ich nicht. Lisenen sind aufgesetze Leisten, die man an Gehäusen von Klavieren (oder auch an Bauwerken) manchmal findet.

Ich auch nicht. Lisenen werden im großen Stil im Barockbau eingesetzt zur vertikalen Gliederung. Häufig sind z.B. Ecklisenen, die die Gebäudeecken verzieren, indem eine vertikale Stuckfläche durch horizontale Unterbrechungen gegliedert wird. Daß es viele Falschschreibungen mit -y- gibt besagt nur, daß im Internet fleißig kopiert wird. Etymologisch handelt es sich jedenfalls eine dt. Verballhornung eins französischen oder italienischen Worts: entweder frz. lisière ("Saum") oder ital. listello ("Leiste", so die alte techn. Enzyklopädie von Krünitz*); ein -y- hat darin nichts verloren.

Grüße,

Friedrich

*) lesenswert dort s.v. Verzierung der Passus über die strukturelle, nicht nur rein ornamentale Funktion solcher Ornamente im Verständnis des Barock und Klassizismus. Zu ergooglen unter "Krünitz online".
 
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Wer denkt den dauernd daran, dass man es auch mal mit hinterlistigen Spielchen zu tun bekommt? Ich jedenfalls nicht!

LG
Michael

häufig spürt man, dass irgend etwa faul ist und verdrängt dies, weil man es nicht wahr haben will, diese Erfahrung habe ich leider schon öfters machen müssen. Mein Stimmer der mit Bechstein zusammenarbeitet hat sich dieses Video heute Morgen angehört. Er spricht kein Deutsch und wusste nicht um was es ging, seiner Meinung nach ist dies mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Kawai aber niemals ein Bechstein, mich hat es an den grellen Klang eines Shigeru erinnert.
Auf meine Frage müsste dies ein Stimmer erkennen, dass hier etwas nicht stimmt?
antwortete er mit kurzem,nein! nicht unbedingt, dies hört man am besten wenn jemand spielt und diese Aufnahme hier sei ein gutes Beispiel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Reden wir vom gleichen Video? Und was für einen Computer hast Du?

Ich fand den Klang im Video recht warm, und genau das verbinde ich auch mit Kawai. Es kann hier aber auch an der Aufnahme liegen. Aber wie kann es dann gleichzeitig an "den grellen Klang eines Shigeru" erinnern!?
 
[...] eingesetzt zur vertikalen Gliederung.

Die vertikale Gliederung an der Lysene des Flügels können wir hier sehr schön sehen:

Boesendorfer_Lysene.jpg

Was beim Steinway „RIM“ genannt wird ist beim Bösendorfer - mit Ausnahme der Lysene - nicht so dick (sondern nur so stark wie das links an der Lysene aufgeschraubte Element). Um aber die vorderen Seitenteile so breit zu erschaffen, wird eine Lage aufgeklebt, die andere von innen verschraubt. Dabei entsteht die Lysene, die vielleicht nur bei Bösendorfer so genannt wird (wie die Bezeichnung „RIM“ nur für einen Steinway gilt).

Das Wort „Zarge“ wird beim Flügel verwendet, aber auch eine Tür schließt sich in eine Zarge. Mehrfachverwendungen eines Wortes sind ja nicht selten.

Ich würde mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, wenn ein Fachkundiger es mir nicht bestätigt hätte. :)
 
Die vertikale Gliederung an der Lysene des Flügels können wir hier sehr schön sehen:

Es ist zwar ein bisserl dunkel, aber ja, ich denke es ist tatsächlich ornamental an die Lisene angelehnt. Bleibt nur noch die Frage, wie man auf "Lysene" gekommen ist. Das ist, linguistisch gesehen, bestenfalls prätentiöser Unfug (belastbare Interetquellen habe ich eigentlich nicht gefunden).
 
Es ist zwar ein bisserl dunkel, aber ja, ich denke es ist tatsächlich ornamental an die Lisene angelehnt. Bleibt nur noch die Frage, wie man auf "Lysene" gekommen ist. Das ist, linguistisch gesehen, bestenfalls prätentiöser Unfug (belastbare Interetquellen habe ich eigentlich nicht gefunden).

Vielleicht wollte man ganz findig damit einen Bezug zur Lyra und damit zur Musik herstellen, als Abgrenzung zum Bauhandwerk;-).
 
Vielleicht wollte man ganz findig damit einen Bezug zur Lyra und damit zur Musik herstellen, als Abgrenzung zum Bauhandwerk;-).

Es ist natürlich jedem unbenommen, so sprachschöpferisch tätig zu werden, wie er mag. Aber er schafft damit zunächst einmal ein Kommunikationsproblem - wenn ich auf einmal anfange, beharrlich über Marlenes schönen "Besendörfler" zu schreiben, zeige ich mich nicht unbedingt kooperativ und ziehe mir womöglich sogar den Unmut seiner Besitzerin zu. Zum zweiten muß man so eine Neubildung auch durchsetzen können. Ludwig I. etwa konnte derlei qua Amt, weshalb sich der Freistaat bis heute Bayern schreibt, obwohl das Herzogtum fast 1000 Jahre lang "Baiern" hieß. Daß der Erfinder der "Lysene" in einer ähnlichen Position wäre, ist nicht anzunehmen, denn außer den von Marlene zitierten Links (wo sich halt ein Designer über seinen Tätigkeitsbereich hinaus ausgetobt hat), habe ich nichts ergoogeln können, was einen seriösen oder brauchbaren Eindruck macht. Von der Wortgeschichte her, gleich ob das Etymon italienisch oder französisch ist, hat das -y- jedenfalls keine Berechtigung, denn um einen Gräzismus, der es wenigstens in Französische einschmuggeln hätte können, handelt es sich sicher nicht.

Ich mag Lisenen übrigens aus einem autobiographischen Grund gern: horizontal eingekerbte Ecklisenen in Verbindung mit dem davor angebrachten Fallrohr der Dachrinne erleichterten mir als Buben den Aufstieg zum Gesimsblech, das den 1. Stock des Barockhauses umzog, und von da den Einstieg in mein Zimmerfenster - immer wenn meine Mutter nach Einbruch der Dunkelheit die Haustüren verschlossen hatte, um ihre Söhne so am nächtlichen Streunen zu hindern. Ich habe nie gewagt, ihr das zu beichten ... ;)
 

Merkmal der Lisene ist die Gliederungs- oder Strukturierungsabsicht. Auch eine (Türzarge) kann zusätzliche Lisenen haben. Beim modernen Flügel sehe ich diese Strukturierungsabsicht weniger, bei historischen (wo der Vorderrand der Zarge verziert wurde) schon eher. Für mich ist es der Vorderrand der Zarge. Basta.

Ist aber sch... egal. ;-)
 

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