Linke Hand - Es hat "klick" gemacht

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PianoPuppy

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Hallo,

Ich denke, jeder der anfängt Klavier zu spielen, kann sich oft nur darüber wundern, wie leicht so manches von der rechten Hand geht, während die linke sich unendlich schwertut. Aber das Phänomen kennt man ja auch aus alltäglichen Tätigkeiten, was nicht weiter störend ist, solange man frei über die rechte verfügen kann - wie mühsam alles wird, merkt man so richtig, wenn mal die rechte Hand nicht frei ist, oder wenn sie gar im Gips liegt und man sich über längere Zeit mit der linken behelfen muss.

Beim Klavierspielen ist diese Ungleichheit besonders ärgerlich und oft muss man für die linke Hand ungleich viel Zeit aufwenden, obwohl die Komplexität der Bassstimme meist um ein vielfaches geringer ist als das, was im G-Schlüssel notiert ist.

Bis jetzt bin ich dem Problem an den Leib gerückt, indem ich die rechte Hand zur Unterstützung der linken abkommadiert habe, was ja dann auch sehr gut funktioniert, aber ein Ärgernis bleibt es trotzdem. Erstens, weil es Zeit kostet und zweitens, selbst wenn es gut läuft, bleibt immer ein komisches Gefühl in der linken Hand - alles fühlt sich fremd an, die Natürlichkeit in der Bewegung die sich für die rechte relativ schnell einstellt, scheint der linken für immer verwehrt.

Seit einiger Zeit habe ich jetzt schon das Rondo der F-Dur Sonatine von Beethoven in Arbeit, das Stück ist eigentlich relativ bequem und einfach zu spielen, eigentlich ein Spaziergang, wenn da nicht diese verfluchten Achtel in der linken wären, die staccato zu spielen sind. Ca. 75 % des gesamten Übeaufwands für ein paar Takte in der linken Hand, es ist zum Verzweifeln. Eigentlich höre ich klanglich keinen Unterschied mehr, ob ich es mit der linken oder mit der rechten Hand spiele, wenn ich Aufnahmen davon mache und sie anhöre, klingen die für mich komplett gleich und auch meine KL hört da keinen Unterschied raus. Während des Spielens fühlt sich das aber nicht gut an, und ich frage mich, wie gut klingen kann, was sich eben so schlecht anfühlt.

Heute habe ich dann auf eine Methode zurückgegriffen, von der ich mir eigentlich nicht wirklich was versprochen habe, zumindest nicht in diesem Zusammenhang. Ich habe die gleichen Noten nicht nur parallel gespielt, sondern dabei die Hände überkreuzt, die linke über die rechte und siehe da, die linke Hand hat sich beim spielen so natürlich angefühlt wie nie zuvor, einfach aus der Tatsache heraus, daß das Handgelenk höher positioniert war als sonst. Habe die Noten dann noch einmal, nur mit der linken Hand gespielt und mit der Position des Handgelenks herumgespielt, bereits ein paar Milimeter machen den Unterschied aus und die Finger der linken können sich genauso frei bewegen, wie die der rechten (ok, vielleicht nicht ganz so, aber doch annähernd).

Nun, dieser Post kann wahrscheinlich nicht dazu beitragen, die Probleme mit der linken Hand aller Anfänger zu lösen, aber vielleicht hilft es dem einen oder anderen.

Natürlich würde ich mich freuen, wenn noch mehr Tips dazukämen, wie man die linke Hand in den Griff kriegt.

LG, PP
 
Versuch mal einen einfachen Boogie Woogie (Anleitungen gibt es zuhauf auf youtube ....). Dadurch, dass bei dieser Musik praktisch die linke Hand den Groove bestimmt, ist das eine ideale Übung um die "Gleichwertigkeit" der Hände zu fördern (und Spass macht es obendrein). Man kann dann auch anfangen, seine eigen Boogie Woogie Bassläufe zu kreieren.
Ansonsten kann ich zur Übung der linken Hand nur die Invention Nr. 1 von Bach ;-))) empfehlen ... (übe seit heute Morgen ohne nenneswerten Fortschritt die Takte 12,13 und 14 ...).

Gruss

Hyp
 
Ansonsten kann ich zur Übung der linken Hand nur die Invention Nr. 1 von Bach ;-))) empfehlen ... (übe seit heute Morgen ohne nenneswerten Fortschritt die Takte 12,13 und 14 ...).

Als Anstifterin des Übethreads für die Invention, bin ich da schon dran - beinahe zumindest. Bis jetzt habe ich auch alle Stücke soweit hinbekommen, daß meine KL damit zufrieden war - meist meckere ich nur noch daran herum - es hat halt mit der linken immer länger gedauert und sich auch nie so natürlich angefühlt, wie wenn die rechte spielt. Hoffe, daß sich das jetzt aber verliert.

Hätte da mal eine Frage an die weit Fortgeschrittenen - kommt irgendwann der Punkt, wo man als Rechtshänder mit der linken genauso gut spielt wie mit der rechten, oder bleibt das immer ein Problemkind?

LG, PP
 
Soweit ich das gelesen habe, ist die Rechte bei Rechthändern immer im Vorteil, genau wie die Linke bei Linkshändern. Sicherlich kann man die Linke sehr an die Rechte angleichen (bei Rechtshändern), aber wirkliche Gleichheit gibts sowieso nicht (außer in der Mathematik und da auch nur, weil wir es uns vorstellen).
 
.... bleibt immer ein komisches Gefühl in der linken Hand .... Hätte da mal eine Frage an die weit Fortgeschrittenen - kommt irgendwann der Punkt, wo man als Rechtshänder mit der linken genauso gut spielt wie mit der rechten, oder bleibt das immer ein Problemkind?

LG, PP

Aus meiner Warte kann ich sagen, daß ein ausgeprägtes "Fremd-Gefühl" von rechts zu links nicht existiert - aber jede Hand hat gleichermaßen ihre Grenzen.
(für "Fortgeschrittene" traue ich mich nicht zu sprechen - ob ich mich letzten Endes als "fortgeschritten" bezeichnen kann, weiß ich nicht)

Ich wollte aber noch etwas anderes anmerken, und zwar: ich bin zwar Linkshänder, aber ich schreibe mit rechts, kann aber auch mit links schreiben (tue ich auch, wenn z.B. ein Schreibblock ungünstig liegt).

Und ich habe dieses Phänomen, daß eine Hand deutlich im Nachteil war, so nicht erlebt bzw. ist es mir nicht aufgefallen - es scheint also auch von Haus aus so eine Art "halbwegs Gleichverteilung" zwischen den Händen manchmal zu geben.

Ich meine irgendwo gelesen zu haben, daß bei einem gewissen Level die rechte Hand meist etwas "besser" ist - sie wird wohl i.d.R. stärker trainiert, weil es wohl in leichter/mittelschwerer Klavierliteratur prozentual mehr Läufe u. dgl. in der rechten Hand gibt. Ich bin mir ziemlich sicher, daß weit fortgeschrittene Spieler nach langen Übejahren die rechte und linke Hand gleich "spüren" und keine von beiden mehr als "behindert" und "benachteiligt" oder "fremd" empfinden, sie tun beide ihre Arbeit. Falls inkorrekt, bitte richtigstellen.

Schönen Gruß, Dreiklang
 
Hätte da mal eine Frage an die weit Fortgeschrittenen - kommt irgendwann der Punkt, wo man als Rechtshänder mit der linken genauso gut spielt wie mit der rechten, oder bleibt das immer ein Problemkind?
eventuell könnte eine ehrliche Antwort auf diese Frage zu diverser Ergrimmung führen... trotzdem:
ja, das kommt irgendwann (und je eher, je eher man verinnerlicht hat, dass man in Klängen denken muss - und denen ist egal, welche Hand das macht) wenn kein zwei Flügel nebeneinander stehen (was aber nur selten und dann außerhalb von MuHos vorkommt) dann sitze ich an der rechten Seite und spiele halt beim erklären den Part der rechten Hand mit der linken (wer´s partout nicht glauben will: bei einer Geburtstagsfeier zu Mainz kam das, weil nur ein Flügel da war, oft genug vor)
die erste Invention ist ein guter Einstieg dazu, nicht mehr an links und rechts zu denken, sondern eben in polyphon geführten (Imitations)Stimmen zu denken - und da wiederhole ich gerne meinen Tipp, einfach nur Thema (nebst Spiegelung) plus nachfolgenden Achteln plus Verzierungen so lange mal links, mal rechts zu spielen/üben, bis klanglich kein Unterschied mehr besteht - - ja überhaupt ist polyphone Literatur da sehr sehr gut.
...ich weiß, angesichts von schwierigen Aufgaben (schnelle Doppelgriffe, diverse Passagen) scheint das auf den ersten Blick unmöglich - aber das ist nicht so. In zahlreichen Klavierstücken werden beide Hände gleich gefordert und haben auch dieselben Aufgaben zu bewältigen, egal ob eine schwierige Fuge von Beethoven oder eine Paraphrase von Liszt.
 
ich bin zwar Linkshänder, aber ich schreibe mit rechts, kann aber auch mit links schreiben (tue ich auch, wenn z.B. ein Schreibblock ungünstig liegt).

Das ist natürlich ein Riesenvorteil, mein Vater ist auch Linkshänder, wurde aber in der Schule auf rechts "umerzogen" - er kann zwar links nicht schreiben, zumindest nicht flüssig, aber ansonst kann er alles beidhändig. Super ist das auch für körperlich schwierige Arbeiten, beim stemmen z.B. hämmert er mal links mal rechts - echt beneidenswert. :roll:

LG, PP
 
eventuell könnte eine ehrliche Antwort auf diese Frage zu diverser Ergrimmung führen... trotzdem:
ja, das kommt irgendwann (und je eher, je eher man verinnerlicht hat, dass man in Klängen denken muss - und denen ist egal, welche Hand das macht)

Aber, wer wird denn da ergrimmen, das sind doch äußerst erfreuliche Aussichten!!! :)

Zumindest, solange man nicht daran denkt, daß du wahrscheinlich nur mit hochbegabten "Klavierbestien" zu tun hast, die vielleicht doch etwas anders gestrickt sind als der durchschnittliche Hobbyspieler. ;)

wenn kein zwei Flügel nebeneinander stehen (was aber nur selten und dann außerhalb von MuHos vorkommt) dann sitze ich an der rechten Seite und spiele halt beim erklären den Part der rechten Hand mit der linken

Kann die linke das automatisch, auch bei manuell für DICH sehr anspruchsvollen Stellen? Ich nehme ja nicht an, daß du alles links und rechts einübst, oder?

die erste Invention ist ein guter Einstieg dazu, nicht mehr an links und rechts zu denken, sondern eben in polyphon geführten (Imitations)Stimmen zu denken - und da wiederhole ich gerne meinen Tipp, einfach nur Thema (nebst Spiegelung) plus nachfolgenden Achteln plus Verzierungen so lange mal links, mal rechts zu spielen/üben, bis klanglich kein Unterschied mehr besteht - - ja überhaupt ist polyphone Literatur da sehr sehr gut.

Das steht ganz oben auf meinem Übeplan! Ich will mir ja die Invention nicht versauen. :p

LG, PP
 
eventuell könnte eine ehrliche Antwort auf diese Frage zu diverser Ergrimmung führen...

Lieber eine Antwort, die zu (temporären) Buhuhu's führt, dafür aber Gehalt hat und fundiert ist

ja, das kommt irgendwann (und je eher, je eher man verinnerlicht hat, dass man in Klängen denken muss - und denen ist egal, welche Hand das macht)

in Klängen denken

DAS führte heute morgen zu einiger Selbstreflexion. Was hat also Dreiklang die letzten zig Jahre am Klavier gemacht? Die Finger spielen Klavier, ergo hab ich mich immer auf sie, die vorderen Fingerglieder, konzentriert, wenn irgendwas nicht geklappt hat oder besser werden sollte. Eben auf den mechanischen Aspekt der Finger, eben typisch physikalisch-biologisch denkend... :oops:

Vorhin hab ich das andere ausprobiert: mich davon zu lösen und Klänge praktisch direkt mit dem Kopf, dem Geist, im Instrument zu erzeugen. Ein Science-Fiction-Autor würde vielleicht schreiben:"telepathisch (bzw. eigentl. 'telekinetisch') Klavierspielen".

Es ist eine ganz andere Sichtweise... die Finger gibt's praktisch gar nicht mehr, sie werden zu einem ganz unwichtigen Element der ganzen Kette degradiert, es gilt, den Klang aus dem Denken direkt an das und auf das Instrument zu bringen.

Und diese Denkweise hat praktisch auf Anhieb funktioniert. Man muß ja immer vorsichtig sein mit "frischen" Erfolgen (ob sie dauerhaft sind), aber ich glaube, das werde ich jetzt öfter versuchen zu praktizieren.

und da wiederhole ich gerne meinen Tipp, einfach nur Thema (nebst Spiegelung) plus nachfolgenden Achteln plus Verzierungen so lange mal links, mal rechts zu spielen/üben, bis klanglich kein Unterschied mehr besteht

Der Tip ist geistig notiert.

...ich weiß, angesichts von schwierigen Aufgaben (schnelle Doppelgriffe, diverse Passagen) scheint das auf den ersten Blick unmöglich - aber das ist nicht so.

ich glaube das natürlich - hocherstaunlich ist es für mich trotzdem. Es bedeutet dann wohl so etwas wie "was soll's - kann ich was rechts, dann kann ichs links auch, ist doch kein Akt" und durch eine dieses Gefühl fördernde Übeweise

einfach nur Thema (nebst Spiegelung) plus nachfolgenden Achteln plus Verzierungen so lange mal links, mal rechts zu spielen/üben, bis klanglich kein Unterschied mehr besteht

kann man das entwickeln.

rolf, danke wieder einmal für diesen Tip vom Maestro :D:D:D
 
Kann die linke das automatisch, auch bei manuell für DICH sehr anspruchsvollen Stellen?
ja - - sowas sind ja keine minutenlangen Etüden, sondern exemplarisch 1-2 Takte
(z.B. die kleingestochenen r.H. Girlanden der Rigolettoparaphrase sind mit der linken viel leichter als mit der rechten - sowas kommt auch vor :))

Ich nehme ja nicht an, daß du alles links und rechts einübst, oder?
wozu auch? es gibt doch viel Literatur mit allerlei Unisono (Chopin op.25 Nr.10, 12; zahllose Unisonopassagen in Klavierkonzerten), dazu Polyphonie - die werden schon ziemlich "gleich" gefordert, die beiden Hände - - - und wenn´s gut läuft, dann können die das irgendwann
 
[…]
in Klängen denken
[…]
Und diese Denkweise hat praktisch auf Anhieb funktioniert.[…]
Das ist insofern logisch, da man bei jeder Tätigkeit das Ziel vor Augen oder anders gesagt bildlich im Kopf haben sollte. (In dem Fall klanglich statt bildlich.) Der Weg zum Ziel ist nicht so wichtig - einer der möglichen ergibt sich meist aus vielen Möglichkeiten, wenn nur das gewünschte Ergebnis klar definiert ist.
Das gilt aber nicht nur für das Klavierspielen.

Grüße
Thomas
 

ja - - sowas sind ja keine minutenlangen Etüden, sondern exemplarisch 1-2 Takte
(z.B. die kleingestochenen r.H. Girlanden der Rigolettoparaphrase sind mit der linken viel leichter als mit der rechten - sowas kommt auch vor :))

Na, das würd' ich glatt ausprobieren, wenn Henle den Rigoletto nicht mit einer bösen 9 versehen hätte. ;)

wozu auch? es gibt doch viel Literatur mit allerlei Unisono (Chopin op.25 Nr.10, 12; zahllose Unisonopassagen in Klavierkonzerten), dazu Polyphonie - die werden schon ziemlich "gleich" gefordert, die beiden Hände - - - und wenn´s gut läuft, dann können die das irgendwann

Das hätte mich jetzt auch sehr überrascht, wenn du die Frage bejaht hättest. Es erstaunt mich nur, daß du links auch das spielen kannst, was für dich mit der rechten Hand schwer einzuüben war - das sind ja dann doch andere Finger und andere Bewegungen. Aber wahrscheinlich kommst du nicht mehr in die Verlegenheit ein paar Takte stundenlang traktieren zu müssen, damit es manuell keine Schwierigkeiten mehr bereitet.

LG, PP
 
den Klang aus dem Denken direkt an das und auf das Instrument zu bringen. Und diese Denkweise hat praktisch auf Anhieb funktioniert.

Dem ist noch hinzuzufügen, daß das bei mir nur mit Stücken geklappt hat, die ich auswendig kann und technisch beherrsche. Ich habe dabei z.B. auch nicht mehr direkt auf die Finger, sondern "über die Klaviatur hinweg ins Leere, in die Ferne" gesehen.

Voraussetzung dafür ist wohl, daß man dem "geschmeidig allen manuellen Anforderungen gewachsen sein" (Liszt), sprich: der Technik beim Klavierspiel, erst einmal nähergekommen ist. Dazu ist anfangs schon noch Fingerarbeit nötig, d.h. Fingersatz entwickeln/beachten, und solange üben, bis man ein klares und sauberes Spiel erreichen kann.

Das "in Klängen denken" taugt für diesen Prozeß offenbar nicht viel - außer, daß man feststellt, oder sich öfter bewußt macht, wie eine Passage klingen könnte oder sollte (Klangvorstellung), und merkt, daß man eben noch ein ganzes Stück weit davon entfernt ist.
Denn die Phantasie zu bemühen, und sich vorzustellen, wie ein Konzertpianist diese Stelle wohl - technisch sauber, schnell, perlend, mühelos und makellos - spielen würde, dürfte uns allen nicht schwerfallen (ich gehe davon aus, daß man oft genug schon gehört hat, wie auf dem Instrument gespielt werden kann - und auch genau genug hingehört hat).
Von dem her bietet es dann eine gute Meßlatte und einen steten Ansporn. (hab ich das nicht schön gesagt)

Ich möchte es ja nicht beschreien, aber möglicherweise habe ich mir meine kommenden klavierspielerischen Wochen nun etwas konkreter vorgezeichnet ;)

Schönen Gruß, Dreiklang
 

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