Fingersatz, linke Hand, für den Anfang von Pachelbels Canon in D

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@Tastatula
Dankeschön für diese ausführliche Beschreibung und Übetipps…:blume:
Das muss ich mir morgen oder übermorgen noch mal ganz in Ruhe durchlesen und ausprobieren.

Bei dem Herrn Franz Titscher habe ich mal im letzten Jahr, als ich megaviel recherchiert hatte, ein Video zum Thema „Fingersätze finden“ gesehen, und war überrascht, dass er das Wort „faul“ verwendete (wenn ich mich recht erinnere!). Man möge faul und bequem sein, bei der Suche nach dem besten Fingersatz. Mir ist in Erinnerung, wie überrascht ich war, dass dieser korrekt und konservativ wirkende KL, der immer klar macht: üben, üben, fleißig üben, plötzlich was von faul und bequem redet.
[ Hoffentlich erinnere ich das jetzt richtig, sonst nehme ich das alles wieder zurück…:001: ]
 
Man möge faul und bequem sein, bei der Suche nach dem besten Fingersatz.
Es geht weniger darum, bei der Suche nach einem Fingersatz faul zu sein. Dabei muss man sich schon mühe geben, um dann einen zu finden, dessen Umsetzung bequem ist, so dass man beim Spielen "faul" sein kann.

Gerade die Faulheit bei der Fingersatzsuche bringt eher unbequeme Fingersätze hervor.
 
Man möge faul und bequem sein, bei der Suche nach dem besten Fingersatz.
Franz Titscher ist nicht der einzige, der so (falsch) denkt. Fingersätze sollten in erster Linie die musikalische Intention des Komponisten und Interpreten unterstützen. Ein vermeintlich "bequemer" Fingersatz (nach dem Prinzip des Beamten-Mikado "Wer sich zuerst bewegt, hat verloren") kann alle Hinweise zu Artikulation und Dynamik unterlaufen. Zudem: was im langsamen Übetempo bequem ist, kann sich im intendierten Tempo als Schrott erweisen. Und dann heißt es: mühsam umlernen. Ein bequemer Fingersatz ist auch nicht derjenige, bei dem sich die Hand nicht zu bewegen braucht - im Gegenteil. Peter Feuchtwanger (sicherlich kein dummer Klavierpädagoge) vertrat die Ansicht, daß die Hand sich um so wohler fühlt, wenn sie sich bewegen darf. Als Beispiel führte er den Anfang von Beethovens "Für Elise" an:

Beethoven_ WoO_59 Für Elise T_1-2 (Feuchtwanger).jpg
Für die Fortgeschrittenen: "Unbequeme", aber musikalisch gedachte (und deswegen sinnvolle) Fingersätze finden sich in der Arrau-Ausgabe der Beethoven-Sonaten. Wer sich intensiver mit dem Thema beschäftigen will, dem sei folgender Titel empfohlen:
Rami Bar-Niv: Die Kunst des Klavier-Fingersatzes. Traditionell - Fortgeschriten - Innovativ. 213 Seiten (Verlagsangabe: AndreA 1060GE - ich habe es über Amazon bezogen)
 
@Sven
Ja, genau so hat der Herr Titscher das gemeint. Nicht etwa faul sein beim Suchen. Da habe ich mich vielleicht unglücklich ausgedrückt.

@Cheval blanc
Danke für diese unerwartete Sichtweise/Einblick. Das scheint wirklich was für Fortgeschrittene zu sein. Aber sehr interessant.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das scheint wirklich was für Fortgeschrittene zu sein.
Nö! Je früher man sich mit der Frage nach sinnvollen Fingersätzen auseinandersetzt, desto besser.

Mein Lehrer legt größten Wert auf sinnvolle Fingersätze: Nichts als gegeben hinnehmen, was sich irgend ein Herausgeber ausgedacht hat. Und jeden Fingersatz argumentativ untermauern. (Bequeme Fingersätze sind die, die man gar nicht erst zu notieren braucht.)
 
"Faul" ist nicht das Wort der Stunde, "bequem" ist es schon. Das von @Cheval blanc angegebene Besipiel von Feuchtwanger ist extrem bequem, ermöglicht dieser Fingersatz doch eine Rotation aus dem Unteram und damit eine geschmeidige Bewegung des Anfanges von "Für Elise".
Faul bedeutet energielos, bequem bedeutet effizient. So viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Und dem Komponisten wird man mit dessen Fingersatz nicht gerecht, wenn jener lange Finger an einer großen Hand besitzt und man selbst aber nur kleine Wurstenden...
Und denkt man an "bequem", merkt man früher, wenn man fest ist. :-)
 
" Es klingt wunderschön" Da bin ich anderer Meinung! Schrecklich, wie dieses Stück verunstaltet wurde.
 

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