Kennt jemand gute Übungen für die linke Hand am Klavier?

Hast du Blumenfeld und Moszkowski gespielt?
Ich habe mich mal mit beiden Werken befasst, als ich aufgrund meiner eingeschränkt nutzbaren rechten Hand auf der Suche nach Literatur für die linke Hand allein war, und habe mich dann doch nach Leichterem umgesehen, da ich erkannt habe, dass beide Werke außerhalb meiner Reichweite liegen.
 
Noch ein kleiner Hinweis hierzu:
Mein Lehrer meint nicht, dass ich den Unterarm oder den Körper falsch halte, aber bei schnellen Passagen ist die linke Hand deutlich langsamer. Daher übe ich dann bewusst langsam, um dann schrittweise das Tempo zu steigern.

Durch bewusst langsames Üben kann sicher man einiges lernen; und was man nicht langsam kann, kann man bestimmt auch nicht schnell. So weit, so gut.

Die Hoffnung, durch langsames Üben wirklich schnell zu werden, kann man nach meiner Erfahrung jedoch begraben. Durch schrittweises Erhöhen des Tempos mag das in Einzelfällen gelingen, aber es ist eine äußerst langweilige und zeitraubende Arbeit, die einem das Üben nachhaltig verleiden kann. Dein Klavierlehrer sollte eigentlich Methoden kennen, mit denen man schneller und fantasievoller ans Ziel kommt.
 
@Jsp, nochmal eben zu den Cellosuiten:
Nicht eine eignet sich, um fliessendes, lockeres Spiel auf dem Klavier für die linke Hand zu üben. Sie sind so streicherisch, dass es allein schwierig wird, einen guten Fingersatz zu finden. Ich kann mich dadurch fingern, aber jemand, der im Klavierspiel unerfahren ist, wird damit überfordert sein. Und es ist eine Überforderung an einer Stelle, die man nicht braucht. Chopin z.B. liegt immer gut in der Hand. Man könnte auch die linke Hand der Etüde op 10.4 üben. Oder opus 10.12
viele der hier genannten Dinge, aber nicht die Cellosuiten von Bach, sie führen nicht zum Ziel. Selbst die dritte in C ist nach wenigen Takten schon sehr unbequem.
Also Finger weg davon.
 
Nicht eine eignet sich, um fliessendes, lockeres Spiel auf dem Klavier für die linke Hand zu üben. Sie sind so streicherisch, dass es allein schwierig wird, einen guten Fingersatz zu finden.

Vieles bei Bach ist „streicherisch“ - z.B. sämtliche Cembalo-Konzerte. Über die Sonaten für Violine solo schrieb Bachs Schüler Agricola: „Ihr Verfasser spielte sie selbst oft auf dem Clavichorde, und fügte von Harmonie so viel dazu bey, als er für nöthig befand.“
 
Und es ist eine Überforderung an einer Stelle, die man nicht braucht. Chopin z.B. liegt immer gut in der Hand. Man könnte auch die linke Hand der Etüde op 10.4 üben. Oder opus 10.12
Jemand, der im Klavierspiel unerfahren ist, wird mit den genannten Chopin-Etüden genauso Schwierigkeiten haben.
viele der hier genannten Dinge, aber nicht die Cellosuiten von Bach, sie führen nicht zum Ziel. Selbst die dritte in C ist nach wenigen Takten schon sehr unbequem.
Ich habe mich durch die Suiten 1 bis 5 gefingert, und es hat mir Spaß gemacht (die Nr. 6 ist in meiner Ausgabe zu einem großen Teil im Tenorschlüssel notiert, den ich nicht lesen kann), da empfinde ich die Passagen in den genannten Chopin-Etüden viel "hakeliger".
 
@Jsp, nochmal eben zu den Cellosuiten:
Nicht eine eignet sich, um fliessendes, lockeres Spiel auf dem Klavier für die linke Hand zu üben. Sie sind so streicherisch, dass es allein schwierig wird, einen guten Fingersatz zu finden. Ich kann mich dadurch fingern, aber jemand, der im Klavierspiel unerfahren ist, wird damit überfordert sein. Und es ist eine Überforderung an einer Stelle, die man nicht braucht.
Wir drehen uns im Kreise. Einzelne, ausgewählte Sätze eigenen sich sehr wohl. Ein gewisses Niveau im Klavierspielen natürlich vorausgesetzt. Z. B. aus der d-moll Suite das Prélude, die Courante oder das Menuett. Einen sinnvollen Fingersatz, die beste und zweckmäßigste Armführung etc. zu finden, das ist gerade das, was man dabei wunderbar lernen kann, natürlich am sinnvollsten unter Anleitung eines Lehrers.

Chopin z.B. liegt immer gut in der Hand. Man könnte auch die linke Hand der Etüde op 10.4 üben. Oder opus 10.12
Das ist doch absurd. Die meisten Laien, die ein durchaus nicht geringes Niveau erreicht haben, also etwa Schubert Impromptus, Mozart-Sonaten, Wohltemperiertes Klavier etc., werden kaum eine dieser Chopin-Etüden angemessen und im Tempo spielen können, weder mit einer noch mit beiden Händen. Solche Vorschläge
führen nicht zum Ziel.

Selbst die dritte in C ist nach wenigen Takten schon sehr unbequem.
Also Finger weg davon.
Nicht selbst, sondern gerade das Prélude der C-Dur Suite gehört wegen der zum Teil sehr großräumigen Akkordbrechungen zu den schwierigsten der Suiten-Sätze für die linke Hand allein. Nochmal: ich meinte einzelne, ausgewählte Sätze (die beiden Bourrées aus dieser Suite hingegen eigenen sich wieder sehr gut, darin ist nichts unbequemer als in vielen anderen Originalsätzen Bachs für das Cembalo/ Klavier oder einer Continuo-Stimme, die ja zugleich Cello-Stimme ist).

Jemand, der im Klavierspiel unerfahren ist, wird mit den genannten Chopin-Etüden genauso Schwierigkeiten haben.

Ich habe mich durch die Suiten 1 bis 5 gefingert, und es hat mir Spaß gemacht (die Nr. 6 ist in meiner Ausgabe zu einem großen Teil im Tenorschlüssel notiert, den ich nicht lesen kann), da empfinde ich die Passagen in den genannten Chopin-Etüden viel "hakeliger".
Schon die entsprechenden Cramer-Bülow Etüden sind hakeliger als viele Suitensätze, auch wegen des dort geforderten Tempos.
 
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Vielen Dank an alle für eure wertvollen Beiträge und die vielen tollen Vorschläge zu Moszkowski, Feuchtwanger, Bachs Inventionen, den Cellosuiten, Spiegelübungen, den Cramer Bülow Etüden (Nr. 8, 20, 22) und Skrjabins op. 9 usw. Jeder hat unterschiedliche Erfahrungen gemacht und seine eigene Meinung. Das macht die Angelegenheit spannend.
Ich werde mir viele der genannten Stücke anschauen, vermutlich zuerst die Etüden aus Moszkowski op. 91 und die Spiegelübungen. Peter Feuchtwanger ist ein sehr guter Tipp.

@mick: Ich gebe dir recht, dass langsames Üben und das allmähliche Erhöhen des Tempos nicht immer schnell zum Ziel führen. Naja, sonst hätte ich diesen Thread vermutlich gar nicht eröffnet. Ich hoffe, mein Lehrer kennt noch andere Methoden.

Ich fand eure Beiträge sehr spannend und hilfreich (bestimmt viele Mitlesende auch). Ihr seid klasse!
 
@Pianessa
Es ist mehr eine Idee, als eine Übung. Aber vielleicht bringt es dich irgendwie weiter.

Hin und wieder "improvisiere" ich nur mit links ... naja ... eigentlich ist es nur "Gedamel mit Musik", wobei sich aber manchmal musikalische Momente ereignen, aus denen ich dann oft versuche, etwas zu machen, was sich zu Musik ausarbeiten ließe.
Aber eigentlich ist es nur Gedamel ... natürlich passiert es nicht, wenn ein Aufnahmegerät lauscht ... doof, aber so war es halt bisher.

Mit rechts mache ich das irgendwie nie.
Die linke hingegen kann mittlerweile Minuten lang alleine über die Tasten tanzen ... und dadurch wurde ihr Spiel insgesamt meiner Meinung nach auch flüssiger und artikulierter.
Erst kürzlich hatte ich nach einem einzigen Durchgang der r.H. aus der Invention Nr. 4 in d-Moll (BWV 775) einen Fortschritt in der linken Hand bemerkt. Ich habe die Stimme der Rechten Hand einfach mal mit der Linken durchgespielt ... danach lief die Stimme der linken Hand irgendwie auch deutlich besser.

Sich damit zu beschäftigen, wie man mit nur einer Hand "Musik" machen kann, halte ich ganz allgemein für eine sehr gute und wichtige Aufgabe. Es schärft das Hören und letztlich auch das Melodieverständnis. Die einzigen, die das nicht gebrauchen können, sind Menschen, die neben dem Klavier eh noch ein Melodieinstrument spielen.
Und ja ... da oft die Rechte die "Hauptstimme" spielt (gerade in Anfängerliteratur), ist die Linke bei vielen etwas melodisch vernachlässigt. Polyphone Musik (z.B. Bach) kann helfen, das aufzuholen.

Literatur für die linke Hand ist als Übung mit Vorsicht zu genießen. Das meiste davon wurde für Kriegsversehrte geschrieben ... also für augebildete oder wenigstens passionierte Pianisten, die im Krieg eine Hand verloren haben. Das ist Zeug für eine geübte linke Pianistenhand.
Ausgenommen natürlich speziell als solche konzipierte "Übungen für die linke Hand". Aber auch bei denen sollte man genau nachscheauen, für welches Spielniveau die eigentlich gedacht sind.
 
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Literatur für die linke Hand ist als Übung mit Vorsicht zu genießen. Das meiste davon wurde für Kriegsversehrte geschrieben
Das stimmt so sicher nicht. Es gibt in der Tat ein paar hochvirtuose Konzerte, die für einen einarmigen Pianisten geschrieben wurden (das bedeutendste dieser Gattung von Ravel), aber der überwiegende Teil der linkshändigen Literatur dient tatsächlich dazu, die kantablen und virtuosen Möglichkeiten der linken Hand zu erkunden und zu verbessern - auch und gerade von zweihändigen Pianisten. Sicher nicht auf sehr niedrigem Anfänger-Niveau; da ist das, wie schon mehrfach erwähnt, nicht geboten.

Ich habe selbst aus Spaß an der Freud einige Stücke für linke Hand arrangiert - ganz gewiss nicht in Ermangelung einer Rechten!
 
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Ich fand eure Beiträge sehr spannend und hilfreich (bestimmt viele Mitlesende auch). Ihr seid klasse!
Wenn Du uns nun noch mitteilen könntest, auf welchem Niveau Du ungefähr spielst und uns ein paar Beispiele geben könntest, bei welchen Stücken die Schwierigkeiten links auftreten, könnten unsere Hinweise noch hilfreicher sein.
 
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Entspricht zwar nicht ganz dem Threadthema, aber: Macht ihr außermusikalische (ich schreibe bewusst nicht unmusikalisch) Übungen?
Ein Schlagzeuger hat mir mal erzählt, dass er zB auch mit der linken Hand Zähne putzt. Probiert es aus - ich habe mich selten so hilflos gefühlt.
 
@Flieger , vor vielen Jahren habe ich mir als Rechtshänderin das Linksschreiben beigebracht. Angefangen mit einem Schulheft für das erste Schuljahr habe ich zunächst Buchstaben geübt. Auch heute noch schreibe ich regelmässig mit links. Ob es meiner linken Hand damals genutzt hat, kann ich nicht sagen, aber dem Gehirn hilft es allemal, wenn man es beweglich hält. Begonnen habe ich es, um einen gleichmässigen Zugang zu beiden Händen beim Klavierspiel zu üben.
 
@Flieger , vor vielen Jahren habe ich mir als Rechtshänderin das Linksschreiben beigebracht. Angefangen mit einem Schulheft für das erste Schuljahr habe ich zunächst Buchstaben geübt. Auch heute noch schreibe ich regelmässig mit links.
Vielleicht bist du ja auch Linkshänderin?

In Befragungen sind mehr Leute Rechtshänder, als in Tests.
Es scheint also einen sozialen Druck zu geben, sich eher für rechtsändig zu halten.

Ob es meiner linken Hand damals genutzt hat, kann ich nicht sagen, aber dem Gehirn hilft es allemal, wenn man es beweglich hält. Begonnen habe ich es, um einen gleichmässigen Zugang zu beiden Händen beim Klavierspiel zu üben.

Linkshändern schadet es übrigens regelmäßig, wenn man sie zum Schreiben mit der falschen Hand zwingt.
 
Mich wundert, daß hier noch nicht die Brahms-Bearbeitung der Bach'schen Violin-Chaconne für linke Hand genannt wurde. Man muß sie ja nicht in Gänze bewältigen. Brahms hat sie als "Studie" deklariert. Hier aber noch einige Literaturhinweise, die mir für Dilettanten und Liebhaber eher geeignet erscheinen:
  • Walter Georgii: Einhändig. Eine Sammlung von originalen und übertragenen Kompositionen für Klavier zu 1 Hand. Verlag Tonger, Bd. 1: 418-1 P.J.T. ISMN M-005-04181-8 (Bd. 2 beinhaltet Werke zu 3 Händen und Werke zu 1 Hand mit Violine).
  • Maya Sauter: Klaviermusik für eine Hand allein. Pelikan Edition 794.
  • Anne Terzibachitsch: Klaviermusik für eine Hand allein. holzschuh-Verlag VHR 3544. ISMN 979-0-2013-2326-8 / ISBN 978-3-920470-33-7.
  • Raymond Lewenthal: Piano Music for one hand. A collection of studies, exercises and pieces. Schirmer ED 2773. ISBN 978-0-7935-5268-9.
  • Fündig wird man auch bei IMSLP: https://imslp.org/wiki/Category:For_piano_left_hand
 
Sehr nett, aber keine Studie/Etüde,
Malgré tout von Manuel Ponce
 

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