Ligeti Etüde Nr.4: "Fanfares" (Übeversion!)

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partita

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Ihr Lieben,

ich stelle hier einmal eine Übeversion von Ligetis Etüde Nr.4 "Fanfares" ein. Es ist etwas unter Endtempo gespielt, was zum einen daran liegt, dass ich die letzten 2 Wochen krank im Bett gelegen habe anstatt zu üben (heute habe ich wieder angefangen...) und zum anderen daran, dass ich das Stück noch nicht überstrapazieren möchte: Ich habe es ja erst an Weihnachten begonnen zu lernen und möchte das Tempo von ganz alleine kommen lassen, anstatt es zu erzwingen und mir damit das Stück kaputt zu spielen.

Ich habe mal zwei Versionen aufgenommen (eigentlich 3, aber die erste erspare ich euch... :p). In jeder habe ich mehrere Dinge verkackt - aber zusammen genommen sollten die beiden Versionen ein Bild davon geben, was es einmal werden soll:
(nicht wundern, wenn es erstmal ca. 25 Sek. dauert, bis ich anfange zu spielen, ich muss mich immer erst mal sammeln und auf mein Stück einstellen)

Ligeti "Fanfares" Übeversion 1
Ligeti "Fanfares" Übeversion 2

Noch schaffe ich es nicht, meine Klangvorstellung ganz umzusetzen, aber es geht doch in die Richtung, so dass ich es vertreten kann, es nun hier einzustellen. Das kommt noch. Ich LIEBE das Stück...

Liebe Grüße und viel Freude beim Hören,
eure Partita

PS: Aufnahmegerät: Zoom H2, Flügel: Kawai Stutzflügel (der mal gestimmt werden sollte, ich weiß... ;) Nach der Heizperiode!)

PPS: Hier gibt es eine neuere Version des Stückes von Ende Mai 2012.
 
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...entschuldigt, ich habe vergessen dazu zu sagen, dass konstruktive Kritik natürlich jederzeit erwünscht ist! Nicht, dass sich hier jemand nicht traut, meine Aufnahme zu zerreißen, weil ich nicht dazu eingeladen habe... ;)
 
Klasse, tolles Stück, geht irgendwie in Richtung Jazz.

Sollte meiner Meinung nach nicht schneller gespielt werden.

Rudl
 
So langsam versteh ich Dich, Partita - ich finds richtig, richtig gut! Nicht auszudenken, wie das klingt, wenn Du mal alle Deine Intentionen eingebracht hast. Bin sehr gespannt. Mir gefällt auch der Kawai dazu!
 
Ich hab zwar von Ligeti echt gar keine Ahnung mag aber seine Musik --- und du hast das ganz großartig gespielt!!!!! Glückwunsch! Was da alles verloren gegangen wäre, wenn du nicht Klavier studieren würdest... ;-) Viel Erfolg und Spaß noch weiterhin damit.

Mir gefällt übrigens, unabhängig vom Stück, dein Anschlag ausgesprochen gut. Sehr behutsam und "gepflegt", absichtsvoll, schöner Ton... :kuss:
 
Hallo Partita,

mag es verpönt sein, das Absolute der Musik dennoch in Bildern zu beschreiben, aber mir hat deine Einspielungen folgendes "vorgespielt": Die kleinen Details im trubelingen Wälzen der Masse, die an sich als Masse auftritt, in der jeder aber seine ureigenste Spur geht. Das dazu passende Bild: eine Filmaufnahme einer belebten Fußgängerzone, die man im Zeitraffermodus anguckt. Viele Klangschichten im Gewurle, aber jede für sich eine Geltung.

Bemerkenswert fand ich auch den Beginn und das Ende. Ganz unprätentiös, die Spur, die schon da ist wird mit einem Takt aufgenommen und steigt dann ebenso wieder aus. Als würde die Musik selbst nur stiller Beobachter von sich sein, ganz unaufällig.

Danke! Gerne mehr, wenn möglich!

LG, Sesam
 
Hallo Partita,

Das gefällt mir beides sehr gut und Du spielst wirklich super!
Wenn ich die kleinen Unterschiede der Versionen mal beschreibe nach meiner Wahrnehmung - wobei ich weder das Stück kenne, noch die Noten gesehen habe usw.:
Vom Verlauf der Harmonik, und das Entführen in diese etwas andere Welt des Hörens, besonders am Anfang, ist Nr. 2 geeigneter
Von der Rhythmik und der Dramatik gefällt mir Nr. 1 besser

Die konkreten Stellen kann ich Dir nicht benennen - folglich auch keine wirkliche Kritik einbringen.
Ich hoffe Du verstehst mich trotzdem ;-)

LG
Michael
 
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Hab mir inzwischen die Noten besorgt, nach dem Motto, das will ich auch mal spielen.

Was mir aufgefallen ist, dass als Anweisung sempre legato steht. Jetzt hoffe ich kein laienhaftes Statement abzugeben; aber du spielst das Ganze doch eher portato? Gleichwohl gefällt es mir so gut.

RUdl
 
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Danke an alle für die bisherigen Rückmeldungen!

Was mir aufgefallen ist, dass als Anweisung sempre legato steht. Jetzt hoffe ich kein laienhaftes Statement abzugeben; aber du spielst das Ganze doch eher portato? Gleichwohl gefällt es mir so gut.

Dass das irgendjemand schreiben würde, der die Noten vor sich liegen hat, war mir klar :)
Mein Kommentar dazu: Ja und nein :)
Ja, sicher, da steht "sempre legato". Es soll aber meiner Ansicht nach keine legato-Linie im Sinne von dichtem cantablen Legato sein - dieses Ostinato läuft durch die komplette Etüde (und, wie man ohne in die Noten zu schauen vielleicht nicht wahrnimmt, nicht immer nur durch eine einzige Hand pro "Takt"...), Ligeti war schon sehr früh inspiriert von einer Art "Präzisionsmechanismus", der durchläuft, zu beobachten auch in vielen anderen seiner Stücke (Continuum für Cembalo, Klavieretüde Nr. 10, 3.Satz Klavierkonzert, uvm.). Ich denke, das ist es, was er hier umgesetzt haben möchte. Beim Spielen hat man auch ein Legato-Gefühl, man darf es nicht wirklich staccato oder portato denken. Es fühlt sich wirklich an wie eine verbundene Linie. Zudem sind Akzente auf dem ersten, vierten und sechsten Ton der acht Töne des Ostinatos geschrieben - gleichzeitig muss man versuchen, dies alles in allen dynamischen Abstufungen zu spielen, vor allem zur jeweiligen Melodiestimme (egal ob diese nun in der rH oder in der lH liegt). Zu keinem Zeitpunkt darf das Ostinato im Vordergrund sein, manchmal muss es allerdings mehr und manchmal weniger im Hintergrund sein, dabei immer noch die Abstufung 12345678 behaltend. Um das alles gleichzeitig umzusetzen, bleibt einem nichts anderes übrig als sehr schnelle Anschläge zu spielen und trotzdem ein Legato-Gefühl in der Hand zu haben, was ungefähr das produziert, was ich gespielt habe.
Trotzdem gebe ich dir in dem Punkt recht, dass es mir definitiv noch nicht gut genug gelingt, das Ostinato ruhig und selbstverständlich genug zu spielen in all diesen Abstufungen. Es klingt noch stellenweise zu sehr "gemacht" und zu "bewusst". Die Akzente verbunden mit dem pp (oder pppp oder was auch immer an der betreffenden Stelle steht) des restlichen Ostinatos müssen noch deutlich selbstverständlicher kommen, so dass die ganze Figur einfach in sich und in Verbindung mit den Melodiestimmen selbstverständlicher wirkt. Das alles ist gar nicht so einfach, wie es klingt, kann ich euch sagen... :)

Generell wünsche ich mir, dass ich es schaffe, alles noch runder zu spielen - es ist mir noch viel zu wenig "uneinheitlich" (nicht im Sinne von "immer gleich", sondern von ein rundes Ganzes).

Lasst mich noch eine Weile üben. Ich versuche alles, was ich nur kann, um dieses Stück in seiner ganzen Schönheit spielen zu können - es ist so wunderwunderschön und hat SO viele verschiedene Farben, die ich auch höre, nur noch nicht alle umsetzen kann.

Herzliche Grüße,
Partita
 

Bemerkenswert fand ich auch den Beginn und das Ende. Ganz unprätentiös, die Spur, die schon da ist wird mit einem Takt aufgenommen und steigt dann ebenso wieder aus. Als würde die Musik selbst nur stiller Beobachter von sich sein, ganz unaufällig.

Anfang und Ende SIND einfach wunderbar komponiert - beides konnte ich aber nicht gut genug umsetzen.
Der Anfang muss noch soviel mehr danach klingen als das alles nicht von dieser Welt sei, das Ende muss eben dorthin verschwinden, genau wie du sagst - und das Ende habe ich mit Abstand am schlechtesten von allem gespielt. Da ist noch einiges an Arbeit vor mir (vor allem beim Ende - den Anfang werde ich schneller dort haben, wo ich ihn haben möchte).

Herzlich,
Partita
 
Vom Verlauf der Harmonik, und das Entführen in diese etwas andere Welt des Hörens, besonders am Anfang, ist Nr. 2 geeigneter
Von der Rhythmik und der Dramatik gefällt mir Nr. 1 besser

Hm - ich finde Nr.1 eindeutig besser in all diesen Punkten, vor allem aber, was das "Einführen in diese etwas andere Welt des Hörens" angeht. Bei Nr. 2 finde ich den Anfang viel zu trocken. Es ist schwierig, zum einen die Anweisung "quasi senza pedale" zu befolgen, auf der anderen Seite aber nicht so trocken zu spielen und genügend Klangpedal zu nehmen, ohne dass das Ostinato verwischt.

Generell ist es mir noch an vielen Stellen viel zu trocken gespielt. Daran muss ich noch arbeiten. Wenn man es dann noch schafft, das Ostinato in allen Abstufungen der Dynamik "selbstverständlicher" zu spielen (s. meinen Beitrag weiter oben), dann entfaltet sich nochmal ein ganz anderer Zauber.

Warte mal ab, früher oder später werde ich eine Version einstellen, in der du (hoffentlich!) hören kannst, was ich meine. Man kann das noch SO viel schöner spielen - meine innere Klangvorstellung weiß das schon, ich muss es "nur" noch umsetzen :) Leider gibt es viele, die es nur technisch runternudeln, dann kriege ich die Krise - dafür ist das Stück wirklich viel zu schön...

liebe Grüße,
Partita
 
Sehe ich auch so, habe mir gestern abend noch vergleichsweise das Stück auf YT angeschaut, da war einer den fand ich sehr gut, wogegen eine junge Chinesin es tatsächlich nur technisch runtergenudelt hat, das hätte ich auch meine DAW machen lassen können.

Rudl
 
Liebe Partita,

mit der 2. Einspielung gelingt Dir eine Geschichte - die unendliche -
Das Wegnehmen des Klanges am Ende ist ein abruptes Ende. Ich stelle mir ein sanftes Ende vor - Die Fanfare ist durchdrungen von Wellenbewegungen vom Wind und Winden getrieben, verschlingen sich und dröseln sich auf bestrebend einen Ausgleich zu finden - gelingt es oder gelingt es nicht. Das Ende läßt es offen, aber sanft -

Ich sehe viele Fäden an Deinen Fingern - ;)
aber auch Katzenpfötchen springen :)

herzlicher Gruß
Kulimanauke
 
Wenn hier L´s Klavierstück (bereits) solche Begeisterung erfährt, empfehle ich auch dessen Orgelwerk. Ist MIr sehr viel näher.

((Was nichts mit Partitas sehr respektabler Einspielung zu tun hat!!))

(((Eine kleine -nicht repräsentative- Hörprobe ....interessant die "Notation" und der geistliche Körpereinsatz....:D)))
 
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Wenn hier L´s Klavierstück (bereits) solche Begeisterung erfährt, empfehle ich auch dessen Orgelwerk. Ist MIr sehr viel näher.
(...)
....interessant die "Notation" und der geistliche Körpereinsatz....)))

ein weiteres seiner experimentellen und abgefahrenen Stücke, neben den (an weniger als einer Hand abzählbaren) elektronischen Werken, den (Nouvelles) Aventures und dem Grand Macabre. Zudem das einzige mit einer solchen Form der Notation. Für meinen Geschmack gibt es viel Besseres von Ligeti als "Volumina" - aber ich schätze natürlich auch dieses Werk.

Was nichts daran ändert, dass mir persönlich die Fanfaren viel näher sind :)

Was den "geistlichen Körpereinsatz" betrifft (...herrlich :D):
Du hast mich noch nicht spielen sehen... ;) Auch wenn ich mich nicht auf die Tastatur legen muss, so bin ich doch ziemlich intim mit dem Stück, um es mal so zu nennen - ich will gar nicht wissen, wie das nach außen aussieht. Und nein: Ich habe keine Videokamera, es wird also leider kein Video davon geben. Wer das sehen möchte, muss mich schon besuchen kommen :p

herzlich,
Partita
 
Auch wenn ich mich nicht auf die Tastatur legen muss, so bin ich doch ziemlich intim mit dem Stück, um es mal so zu nennen - ich will gar nicht wissen, wie das nach außen aussieht. Und nein: Ich habe keine Videokamera, es wird also leider kein Video davon geben. Wer das sehen möchte, muss mich schon besuchen kommen
Vorsicht mit solchen Angeboten. Nicht, dass sich morgen das gesamt Clavio-Testosteron vor Deiner Tür stapelt!
 
Das Wegnehmen des Klanges am Ende ist ein abruptes Ende. Ich stelle mir ein sanftes Ende vor

Ja, lieber Kuli, der Schluss ist sicherlich noch das Schlechteste an meiner Aufnahme, das ist mir völlig bewusst... (s.o.). Das Ende ist übrigens so ausnotiert: Man soll das letzte Intervall 2 Takte lang liegen lassen, dann aufheben und dann stehen noch 2 Takte Pause da, bevor das Stück endet. Also auf der einen Seite wegnehmen, auf der anderen Seite steht dort aber auch "morendo". Let's see how I will deal with that! ;)

ebenfalls einen herzlichen Gruß,
Partita
 

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