Mir ist inzwischen berichtet worden, dass sowohl seine "Wunderschüler", von neuen Lehrern übernommen, arge Defizite aufwiesen als auch seine eigenen massenhaften Auftritte nicht gerade von hohem Können zeugten. Besser wäre es aber, wenn man konkretere und zuverlässigere Berichte hätte.
Hier ein Video:
http://www.musikakademie-uri.ch/film.html
Hier eine "Lehrerin", Ex-Schülerin von Wei Tsin Fu, die in Uri (Kanton im Innern der Schweiz) eine "Akademie" führt:
http://www.musikakademie-uri.ch/index.html
Meine persönliche Meinung ist klar: Untauglich! Kann nicht funktionieren!
Ich würde mich gerne in einer
Feldstudie vom Gegenteil überzeugen lassen.
Folgende Bedingungen:
- Schülerin 14J (extrem begabt, sowohl musikalisch als auch schulisch) bringe ich mit (Stand der Schülerin vor Experiment somit eindeutig: etliche Stücke aus Schumanns Album für die Jugend)
- Ziel: Mozart Sonate B-Dur KV 333 3.Satz
oder Beethoven Sonate Es-Dur op.7 2.Satz
oder Haydn Sonate e-moll Hob XVI:34 1.Satz am Ende der Woche im ungefähren Tempo (nicht mehr als 10% langsamer als die gängigen Tempi) und korrekt spielen zu können
- 1 Woche lang täglich Unterricht (nicht mehr als 60'/Tag) in meinem Beisein
- Üben tut der Schüler alleine und übt max. 90'/Tag (das ist wohl über dem Durchschnitt eines normalen Jugendlichen)
- nach einer Woche sehen wir uns das Resultat an
Da wäre ich sehr gespannt und hätte dann auch noch ein paar Fragen zum Stück (zB Polyphonie, Themen, Phrasierung, Durchführung, Reprise etc).
Wenn es klappt (und das Resultat seriös und akzeptabel ist), unterrichte ich auch nach dieser Methode. :D
Einige Gedanken dazu:
- ich habe Klavier/Pädagogik studiert. Ich kenne international tätige Musikhochschul-Pädagogen, mit denen ich mich seit Jahren austausche. Ich kenne extrem viele Pianisten, Klavierlehrer, interessierte Laien.
Ich kenne sehr viele Bücher über Klavierspielen, Didaktik etc.
Von Herrn Wei Tsin Fu und seiner phänomenalen Methode habe ich hier in diesem Thread zu ersten Mal gehört und gelesen...
- kennt jemand von euch jemanden, der/die nach dieser Methode gelernt und ein staatlich anerkanntes Diplom erreicht hat oder als professioneller Klavierspieler resp als Klavierlehrer (in eine anerkannten öffentlichen, nicht privaten Wei-Tsin-Fu-Schule) arbeitet? Ich leider nicht.
- man kann offenbar Berufsmusikdiplome ("Musikpädagoge") an dieser Akademie studieren/erlangen. Leider kann man hier nicht erkennen, ob diese "Diplome" staatlich anerkannt sind.
http://www.musikakademie-uri.ch/angebote.html
In der Schweiz nicht! Es hat sich auch noch niemand derartiges beworben, wo ich davon wüsste.
Also kann ein Absolvent nur an einer eigenen Schule unterrichten.
- Im Video: Ich finde die Performance relativ schauderhaft. Da spielen junge Leute Rachmaninow und Gershwin, leider ohne grosse Musikalität und auch sonst (technisch, klanglich, vom Verständnis her) irgndwie seltsam.
Ich jedenfalls katte ein komisches Gefühl (es hat für mich etwas Beklemmendes, sektiererisches). Und ich fand auch nicht, dass diese Leute gern Musik machen und gern Klavier spielen.
Ich habe das Gefühl, dass hier Leute Werke spielen, denen sie keineswegs gewachsen sind. Die erste mit der Paganini-Rhapsodie ist schon technisch masslos überfordert, und links ist viel zu laut. Man hört die ganze Polyphonie nicht. Und es hat viele Fehler, und zwar zB grundlegende Rhythmusfehler (danebengegangene Töne sind eigentlich egal). ber ich habe den Verdacht, dass diese Schülerin nicht wirklich Klavierspielen kann. Sie spielt es, wie wenn es ihr erstes Stück wäre. Genau so, wie wenn es ihr jemand einfach x-Mal vorgezeigt hätte.
Dazu kommt, dass bei den folgenden Ausschnitten der Verdacht nicht auszuräumen ist, dass die "Solisten" einen vereinfachten "Solopart" spielen, und den Rest macht der Lehrer.
- Der Gesang (übrigens die Leiterin der Musikakademie) ist nicht schlecht, sowas hört man aber auch an jeder Abifeier oder Konfirmation. Eine ausgebildete Sängerin würde nie so singen, phrasieren und atmen.
Zu den angepriesenen Leistungen/Resultaten kann ich nur sagen:
Absoluter Schwachsinn!
Wenn dem so wäre, dann wäre diese Methode längst bekannt und etabliert.
Die Anhänger werden natürlich argumentieren, dass die "Schulmusik" und "etablierte Pädagogik" sich natürlich gegen diese Methode wehrt, denn sie stellt die bisherigen Lehrkonzepte völlig in Frage. So muss man sich auch keinem Vergleich stellen.
Nun ist es so, dass jeder gerne weniger üben will, um das 2. Rachmaninowkonzert zu können. Also wird keiner sich dagegen wehren, wenn es funktionieren würde.
Ich als relativ übfauler Pianist wäre der erste, der danach arbeiten würde! :cool:
Es ist keine Zauberei, Studenten auf die Bühne zu stellen, die vor irgendwelchen Leuten (Fachpublikum? Freundeskreis? Leute aus dem Pflegeheim? "AndréRieu-Publikum"?) ein Konzert (resp nach eigener Aussage hunderte) geben und Rachmaninow spielen.
Man kann auch behaupten, diese Leute hätten 3 Tage, 1 Woche oder was auch immer daran geübt.
WER kann das prüfen?
Genausogut können diese Pianisten 1 Jahr an 1 Paganini-Variation üben, dann kommt sowas raus. Solche Schüler habe ich mehrere, die nach 1 Jahr Arbeit zB nur diese eine Variation bringen würden.
Weiss jemand, ob Leute nach dieser Methode bei anerkannten (akademischen, Hochschul-) Juries vorgespielt und bestanden haben?
Interessant wäre auch, zu erfahren, wie gut die (allgemein von MHS und Konservatorien verlangten) Fähigkeiten in Gehörbildung, Theorie, Didaktik etc sind.
Man beachte mal den Werdegang der Leiterin der oben genannten "Akademie" sowie den genauen Ausbildungsplan des "Musikpädagogikstudiums".
Ich habe kein Problem damit, wenn diese Methode wirklich dieselben Resultate erzielt wie eine normale Klavierausbildung (zB Konservatorium oder sehr guter Unterricht bei einem qualifizierten Lehrer).
Das hätte ich aber gerne gesehen und würde dann auch eingestehen, dass ich leider jahrelang falsch geübt habe. ;)