Dort wird doch tatsächlich das Presto mit 6/7 ausgezeichnet, dagegen das polyphone Andante mit 4/5.
Grundlage der Einstufung ist die Vortragsreife.
Das sitzt dem Irrglauben auf, schnell sei schwieriger als komplex.
Was besondere Schwierigkeiten macht ist höchst individuell und hängt auch maßgeblich von der vorangegangen Ausbildung ab.
Anfängerstücke zeichnet aus, daß sie textmäßig und musikalisch leicht zu erfassen sind, keine nennenswerten Schwierigkeiten enthalten und technisch einfach auszuführen sind, schwere Stücke erfordern eine umfassende Beherrschung aller Finessen. Dazwischen zu unterscheiden ist noch einfach.
Die mittelschweren Stücke sind naturgemäß am schwierigsten zu bewerten, weil sie nur einige Schwierigkeiten enthalten, wobei dann gern um "X schwerer als Y" gestritten wird. Ein solches Vergleichen zu ermöglichen, darum geht es bei solch einer Einstufung aber gar nicht, das kann sie gar nicht leisten.
Ein Musikverlag muß jegliche Schwierigkeit gleichermaßen berücksichtigen und ein Stück entsprechend hochstufen, selbst wenn dir persönlich etwas leichter fällt.
Dein Mißverständnis rührt daher, daß die Einstufungen mit Zahlen versehen sind, welche man nach Größe ordnen kann. Daraus leitest du dann ab, daß man Stücke untereinander per arithmetischen Operator vergleichen kann. Das Mißverständnis gibt es auch bei Schulnoten, woraus man irrtümlicherweise Durchschnitte bildet, obwohl das mathematisch völliger Unsinn ist (einmal "sehr gut" und einmal "mangelhaft" ergibt nicht "befriedigend", sondern "mangelhaft", einmal links und einmal rechts vorbeigeschossen ist auch nicht durchschnittlich getroffen).
Diesen Irrtum könnte man schnell ausräumen, indem man einfach Buchstaben statt Zahlen vergibt. So machen das nämlich die Amerikaner. Da kommt dann auch niemand auf die Idee, damit zu rechnen.