Lampenfieber

Geli

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18. Sep. 2006
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Hallo,
ich weiß nicht, was ich noch machen soll, mein Lampenfieber macht mich fertig. Letzten Sonntag hab ich zwei Stücke vor ca. 50-60 Leuten gespielt. Das erste war zwar nicht fehlerfrei (das habe ich noch nie geschafft) aber es war annehmbar, der letzte Teil wirklich gut. Während dieses Stückes hatte ich einen Krampf im rechten Mittelfinger den ich sogar irgendwie überspielen konnte. Das zweite Stück habe ich total versaut. Die ersten Takte waren in Ordnung, im zweiten Teil fingen meine Hände an zu zittern, die Läufe klappten überhaupt nicht, den dritten Teil habe ich ein zweites Mal angefangen und habe es gerade so bis zum Schluß geschafft. Überflüssig zu erwähnen, daß ich intensiv geübt habe und beide Stücke in meinem stillen Kämmerlein problemlos spiele. Merkwürdig war, daß die Leute total begeistert geklatscht haben (Mitleid??). An einige Passagen kann ich mich auch nicht mehr erinnern, jedenfalls war es einfach nur entsetzlich, ich habe eine Woche gebraucht, um wieder einigermaßen klar zu kommen. Als ca. 13-Jährige hatte ich auch mal so ein Desaster, das war schlagartig wieder da. Vielleicht sollte ich gar nicht mehr öffentlich spielen, dummerweise habe ich aber vor längerer Zeit zugesagt, bei einer Hochzeit im August zu spielen. Bei anderen Veranstaltungen in den letzten Wochen hat eigentlich alles ziemlich gut geklappt, was war letzte Woche mit mir los? Gibt´s inzwischen irgendeine Möglichkeit in die "Scheiß-egal-Stimmung" zukommen (naütrlich ohne Pillen etc.)?
Ziemlich hoffnungslose Grüße
Geli
 
Hallo, Geli,

tja, da denkt man, Du spielst schon so lange, da dürfte das Vorspielen doch kein Problem sein??? Kleiner Scherz.

Entweder hattest Du einen schlechten Tag oder eine schlechte Vorbereitung. :cool:

Ich übe in der Zeit vor einem Vorspiel (zwar auf anderem Level) fast nur noch "auf Sicherheit", also wacklige Stellen einzeln, langsam etc. (und die Stücke, die vorspielwürdig sind, vom allerersten Üben an auswendig lernen).

Ich kann Dir da den viel diskutierten Chang wieder mal empfehlen, das hat mir wirklich geholfen.

http://foppde.uteedgar-lins.de/c1iii14.html#c1iii14

Liebe Grüße und nicht verzagen

Klavirus
 
Danke, ich hab mir den Chang gleich ausgedruckt.
Wenn ich ein Vorspiel vor mir habe, übe ich eigentlich nichts anderes als die anstehenden Stücke, mit dem Auswendiglernen hapert es allerdings, ich hab zwar noch einiges aus meiner Kindheit im Kopf, mit neueren Stücken hab ich da schon Schwierigkeiten. Irgendwie spielt mein Hirn verrückt, mitten im Spiel der Gedanke das jetzt alles daneben geht und schon trifft es ein.
Lg
Geli
 
Hallo Geli,

hast Du den Thread von Hacon schon gesehen? Da geht es im Prinzip um dieselbe Problematik:
https://www.clavio.de/forum/klavier...spiel-der-zweistimmigen-invention-nr-8-a.html

Welche beiden Stücke hast du denn am Sonntag vorgespielt?

Viele Grüße,
Dimo (der früher auch ganz schön mit Lampenfieber zu kämpfen hatte);)

PS: Mein Anti-Lampenfieber-Tipp Nr. 1: Sich zu jeder Phrase der Musik eine Gestaltungsidee überlegen und diese gründlich einüben. Seit ich das tue, habe ich gar keine Zeit mehr, aufgeregt zu sein.:cool:
 
Irgendwie spielt mein Hirn verrückt, mitten im Spiel der Gedanke das jetzt alles daneben geht und schon trifft es ein.

Oh, diese Situation kenne ich sehr gut.
Manchmal drängt sich während des Vorspielen bei mir der Gedanke auf: "jetzt geht gleich was schief" und dann passiert es wirklich. Ich weiß plötzlich nicht mehr welche Tasten ich drücken muß - totales Chaos.

Ganz schlimm auch, wenn ich versuche mein Klavierspiel aufzunehmen:
Stücke, die ich hundert mal gespielt habe und auch (fast) Fehlerfrei gelingen, bringe ich beim Aufnehmen nicht fehlerfrei hin, owohl ich dabei ganz alleine im Raum bin. Meine Gedanken sind dabei irgendwie immer beim Aufnahmegerät - jetzt nur keinen Fehler machen, denn ich nehme ja auf - und schon ist es passiert.

Besonders peinlich ist es mir, wenn ich etwas, meiner Meinung nach gut eingeübtes, meinem Klavierlehrer vorspielen möchte, das krieg ich nie fehlerfrei hin. Dabei wäre es für mich so eine schöne Selbstbestätigung weil ich ja das Stück zu Hause wirklcih gut kann, doch da passieren mir dann die unmöglichsten Fehler. Da kann ich mich dann dermaßen über mich selbst ärgern - ich kann es gar nicht beschreiben.

lg
Robimacro
 
Da hab ich ja Einiges zum Ausprobieren.
Dimo, kannst Du ein Beispiel für eine Gestaltungsidee geben? Ich bin nicht sehr kreativ bzw. phantasievoll.
Gespielt habe ich einen Einaudi und eine Mozart-Variation.
Lg
Geli
 
Hi Geli,

jetzt gerade wenn eine Hochzeit ansteht, und du einen erste-Hilfe-Kasten brauchst:
1. Die Leute haben keine Ahnung. Wenn jemand einen etwaigen Fehler hoert, hat er vermutlich selbst schonmal ein Stueck beim Vortrag versaut ;-)
2. Trink Wein. Das ist eine Hochzeit, und du darfst deinen Spasz haben ;-) Ich mach sowas zwar nicht unbedingt vor Konzerten, aber bei solchen Sachen bietet es sich regelrecht an. Uebrigens stimmt meine konzertierende Halbschwester mit mir darueber ein, dass es sich sehr locker und gut spielt, wenn man zu muede ist, um sich noch aufzuregen (damit du dir keine Sorgen machst.)

Langfristig und angsichts der Vielzahl von Vorspielsituationen ist es natuerlich geraten, sich noch etwas anderes zu ueberlegen, und lass dir Zeit. Ich kenn niemanden, der nicht im Geringsten von Lampenfieber beeintraechtigt wuerde. Sich auf Gestaltungsaspekte zu konzentrieren hat mir iebrigens auch schon oft geholfen. Du kannst dir wirklich einen Spasz daraus machen, herauszufinden, welche Emotionen und Assoziationen eine Phrase oder ein Motiv in dir hervorruft, du musst es dir nur merken und dazu stehen, und die letzten paar Tage, vergiss die Technick und denk nur dran, deine Vorstellungen rueberzubringen, das entspannt ;-) eigentlich kannst dus ja eh, das weiszt du ja.

lg und viel Erfolg
 
Aber nicht in die Scheiß-egal-Stimmung kommen.
Die ist genau so gefährlich wie übermäßiges Lampenfieber.
Ein bisschen Adrenalin muss sein, damit du gut spielst. Wenn es dir scheiß egal ist, spielst du genau so.
 
hallo,

"ist der Ruf erst ruiniert,
lebt sich´s doppelt ungeniert." (Wilhelm Busch)

was als "scheiß-egal-Stimmung" bezeichnet wurde, versuche ich aus einer anderen Perspektive zu sehen und zu nutzen: ich habe entsetzliches Lampenfieber und/oder Aufführungsangst (wohl eine Mixtur aus beidem) während der letzten Stunde vor dem ersten Ton - meine Haltung dazu (ich kanns ja leider nicht wegblasen) ist: ok, heute ist es so weit, heute gehts gründlich schief! Das akzeptiere ich - und denke mir: wenns schon so sein muss, dann mal schauen, wo es passiert. Mich beruhigt das in dem Sinn, dass ich mich von der halb produktiven, halb ängstigenden Aufregung distanzieren kann: ich denke mir dann eben, ok, gib dir Mühe, konzentrier dich und lass es halt passieren - - - wenn dann der erste Ton gespielt ist, ist die Konzentration da und die "Angst" verflogen.

ich muss noch dazu sagen, dass ich mich während des spielens auf die Melodie konzentriere und diese innerlich mitsinge, mitgehe - ich will nichts anderes wahrnehmen und denke/fühle dann nur noch den melodischen/klanglichen Verlauf. Ideen für Abschnitte etc.: das hat vorher stattgefunden, während des spielens zählt nur der Verlauf/Ablauf als etwas direkt erlebtes - also nichts denken, sondern nur den Klang wollen und im Klangverlauf (z.B. Melodie) miterleben.

Die Angst vor Fehlern, Gedächtnislücken etc, dazu die "Aufregung" (Lampenfieber) sollte man wohl einfach akzeptieren, hinnehmen wie schlechtes Wetter quasi. aber ich gebe zu, dass ich während des Spielens fast nie von dergleichem geplagt werde - vorher dagegen sehr arg.

Gruß, Rolf
 
Hallo Geli,

mir hat ein Musikkinesiologe geholfen meine Auftrittsangst und das Lampenfieber loszuwerden. Was jetzt noch übrig ist, ist gut so, da das Adrenalin einen ja nochmal besser spielen lässt.

Jetzt für Sonntag kann ich Dir nur alles Gute wünschen. Du wirst sicher gut spielen und der kleine Aussetzer beim letzten Mal war eine Ausnahme.

Sieh das Konzert einfach als eine Trainigsmöglichkeit um mit dem Lampenfieber besser umgehen zu lernen.

L.G. Chrissi
 
ich will nichts anderes wahrnehmen und denke/fühle dann nur noch den melodischen/klanglichen Verlauf. Ideen für Abschnitte etc.: das hat vorher stattgefunden, während des spielens zählt nur der Verlauf/Ablauf als etwas direkt erlebtes - also nichts denken, sondern nur den Klang wollen und im Klangverlauf (z.B. Melodie) miterleben.
machen wir uns während des sprechens gedanken, welche muskeln wir in welcher reihenfolge betätigen müssen, wie zunge und lippen geformt sein sollten, wann wir atem zu holen haben? all dies geschieht instinktiv. den wenigstens von uns gelingt es aber offensichtlich, das wirken des instinkts auf den instrumentalen vortrag zu übertragen. unser denken kreist um das "wie", um das additive abarbeiten einzelner bewegungsabläufe. wir wollen es richtig, möglichst fehlerfrei machen, um einen guten eindruck zu hinterlassen. was wir dabei aus den augen verloren haben, ist das "was". wenn musik wirklich das medium wäre, mit dem wir unsere empfindungen und unser künstlerisches sehnen artikulieren, hätten wir diese schwierigkeiten wohl nicht. wir beschäftigen uns fortwährend und vielzusehr mit dem handwerkszeug anstatt mit den objekten unserer begierde. aber vielleicht ist unsere begierde ja primär manuell ausgerichtet? vielleicht sind wir ja nur (möchtegern-)fingerakrobaten und keine musiker?

ketzerische gedanken, und weisz gott nicht ausgegoren. aber vielleicht greift jemand den faden auf und spinnt was vernünftiges daraus.

ps: werter herr pianist,
ihre schilderung schien mir ein sinnvoller moment, mit meinen gedanken anzuknüpfen. wenn sie ihr rhetorisches feuerwerk abbrennen wollen, heben sie es sich für dieses mal auf. ihnen werden sich sicherlich noch mehr gelegenheiten bieten.
mir hat ein Musikkinesiologe geholfen meine Auftrittsangst und das Lampenfieber loszuwerden.
kannst du mal konkreter werden? ich denke, dasz ich die einzige bin, die es interessiert.

lg
a.
 

Hallo Geli,

wenn Du bei der Hochzeit spielst, trinke lieber keinen Alkohol vorher, wie es auch koelnklavier bereits geraten hat. Die Steuerung der Finger wird total beeinträchtigt. Schon kleine Mengen Alkohol führen bei mir zum schlimmsten Rumpfuschen, die Finger machen überhaupt nicht mehr was ich will.
Spiel Deine Stücke bis zum Vorspiel so oft wie möglich, dabei eher langsam, damit Du alles schön in Ruhe ausspielen kannst.
Kurz vor dem Vorspiel probiere, die Freude darüber zu empfinden, den Hörern jetzt was Schönes vorzuspielen. Denke Dir:" Gleich werdet ihr was Schönes zu hören bekommen!"
Dann versuche, das Spieltempo im Griff zu haben. Nicht zu schnell beginnen! Eher etwas langsamer und dann in dem Tempo bleiben. Laß Dich tragen von dem gleichmäßigen Tempo.
Ich wünsche Dir ein schönes Vorspiel zur Hochzeit!

Lieber Gruß,
Tastatura
 
wir beschäftigen uns fortwährend und vielzusehr mit dem handwerkszeug anstatt mit den objekten unserer begierde. aber vielleicht ist unsere begierde ja primär manuell ausgerichtet? vielleicht sind wir ja nur (möchtegern-)fingerakrobaten und keine musiker?

ketzerische gedanken, und weisz gott nicht ausgegoren. aber vielleicht greift jemand den faden auf und spinnt was vernünftiges daraus.

hallo,

was Du mitteilst, ist gar nicht so ketzerisch - im Gegenteil !! Derselbe Gedanke findet sich in einem lesenswerten Buch von Vitaly Margulis:
"alle Pianisten sind zufrieden mit ihrer Musikalität und unzufrieden mit ihrer Technik - umgekehrt sollte es sein." !!!

in diesem Sinn ist die Frage "wie macht man das?" sicher weniger relevant als die Frage "wie soll es klingen?".

ich kann nicht einschätzen, ob solche Überlegungen helfen, Angst und Lampenfieber in tolerable Schranken zu weisen - aber ich kann mir vorstellen, dass es den Versuch wert ist, auszuprobieren, ob man die lästigen Begleiterscheinungen nicht vielleicht doch ausblenden kann, wenn man sich auf das konzentriert, was man mit Klängen erzählen und miterleben will.

Gruß, Rolf
 
Vielen Dank für die vielen hilfreichen Beiträge!
Da ich eigentlich nur an einem Bier zu riechen brauche um dann unter dem Tisch zu liegen, trinke ich so gut wie nie Alkohol, dieses Mittel fällt auf jeden Fall aus.
Rolf, W.Busch hat doch eigentlich völlig Recht, viel schlimmer kann es jetzt eigentlich nicht mehr werden.
Musikinesiologie ist auch eine gute Idee, ich werde mich mal schlau machen.
So, jetzt geht´s ans Training, ich werde Euch zu gegebener Zeit berichten!
Vielen Dank
Geli
 
kannst du mal konkreter werden? ich denke, dasz ich die einzige bin, die es interessiert.

Ich hatte eine Zeit lang eine richtige Vorspielkrise. Ich habe nie versagt oder schlecht gespielt, aber immer das Gefühl gehabt. Es kam mir so vor, als ob meine Feinmotorik nicht mehr funktioniert und als ob ich wie ein Anfänger spiele. Einmal bin ich sogar nach einem Konzert "geflohen" weil ich dachte ich hätte mich bis auf die Knochen blamiert. Als ich dann eine Woche später den Konzertmitschnitt angehört habe, mein Prof. hat mich dazu gezwungen, musste ich zugeben, dass dieser Abend ein großer Erfolg war. Am Tag eines Konzertes konnte ich früher auch nichts essen, weil mir so schlecht war. Auf der Bühne hat mein Herz dann gewummert und ich hatte das Gefühl keine Kontrolle über mein Instrument zu haben. Das Komische dabei war, dass alle anderen gesagt haben ich würde ohne Publikum einfach perfekt spielen und mit Publikum perfekt und mit Gefühl. Ich habe also eigentlich das Publikum gebraucht, konnte aber damit nicht klarkommen.

Ich war dann ein paar mal beim Musikkinesiologen und es ist mit jedem Mal besser geworden. Ich weiß jetzt, nicht mehr nur vom Verstand her, dass ich sehr gut geigen kann und dass alles funktionieren wird. Ich kann wieder vor Konzerten normal essen. Direkt vorm Konzert bin ich noch ein wenig aufgeregt, aber das ist gut so. Auf der Bühne bin ich auch innerlich recht ruhig und spiele einfach mein Programm für die Zuhörer, egal wer im Publikum sitzt. Alle die mich von früher kennen sagen an meinem Spielen hätte sich sehr wenig geändert, aber mein Gefühl beim Vorspiel ist deutlich besser. Ich kriege auch kein Herzrasen und keine feuchten Finger mehr.

@Ariadne
Sind Deine Fragen beantwortet und ist es so konkret genug?
Sonst frag einfach noch mal nach.
L.G.
Chrissi
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Gibt´s inzwischen irgendeine Möglichkeit in die "Scheiß-egal-Stimmung" zukommen (naütrlich ohne Pillen etc.)?

Yep! Gibt es. Zumindest bei sprachlichen Vorträgen. Aber in einem kleinen Rahmen könnte es auch dem Pianisten gestattet sein, kurz mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen und die eigenen Ängste bloßzulegen. Das wirkt bei mir 100%-ig. Danach gibt es nichts mehr zu verlieren, Blamage ist ausgeschlossen, weil man diese ja "quasi angekündigt".

Also in dem Sinne: "Wertes Publikum! Ich muss gestehen, dass ich eine Scheissangst habe und meine Finger wie Espenlaub zittern. Im schlimmsten Fall hören Sie in wenigen Sekunden das miserabligste Klavierspiel aller Zeiten. Sollte es nicht zum Äußersten kommen, so dürfen Sie gerne auch ein oder zweimal klatschen. Und wenn ich vor Aufregung ohnmächtig vom Hocker falle: Bitte keinen Schnaps! Nur Rotwein, bitte -vorzugsweise Bordeaux. Ein 79er wäre angenehm... und los gehts!"

Das dürfen natürlich nur Laien machen.
 
Fisherman, da hast vollkommen Recht! Wenn ich dem Publikum vorher sage, ich VERSUCHE jetzt das...... zu spielen etc. dann ist der Bann gebrochen. Ich traue mir das nur nicht bei jedem Publikum. Aber eigentlich ist das dann so, als wenn man Gäste zum Essen hat und ein neues Rezept ausprobiert, da ist man auch nur begrenzt verantwortlich. Ich glaube, ich werde das am Sonntag mal versuchen, hab noch gar nicht daran gedacht, danke.
Lg
Geli
 
Erste Regel in den Tagen vor dem Auftritt:

Man braucht jetzt nicht mehr zu üben, man sichert nur noch ab, in dem man die geplanten Stücke langsam durchspielt, ohne auch nur in die Nähe der eigenen Grenzen zu kommen.

Und noch eine Regel für den Auftritt selbst:

Wenn man nervös ist, neigt man dazu, schneller zu spielen. Also sollte man sich vornehmen, etwas langsamer zu spielen, als das Gefühl einem vorgibt. Das kann natürlich so enden, daß man tatsächlich zu langsam spielt, aber dann bewegt man sich immerhin in einem Tempo, das man beherrscht, während zu schnelles Spielen einen ja leicht über die eigenen Grenzen hinausbefördern kann, mit üblen Ergebnissen.

Eine letzte Regel:

Jedes Quentchen Anstrengung, das man gegen die Angst aufwendet, geht zu lasten der Energie, die man zum Spielen einsetzen kann. Da man die Angst sowieso während des Konzertes nicht bekämpfen kann, sollte man sie lieber als zwangsläufige Begleiterscheinung begrüßen und sich auf den Vortrag konzentrieren (was zugegebenermaßen nicht einfach ist!!!). Aber man kann etwas anderes machen: Atmung gehört auch zum Klavierspielen (nicht nur um zu überleben), genau wie zum Gesang oder zu Blasinstrumenten. Wenn man sich ein bischen darauf konzentriert, Atmung und Musik in Übereinstimmung zu bringen, kann das auch sehr entspannend wirken - muß aber vor dem Konzert schon geübt werden. Angst und Atmung beeinflussen sich gegenseitig.

PS: Die Methode, sich vor dem Konzert vorsorglich zu entschuldigen, mag helfen, die Angst einzudämmen. Aber gleichzeitig betont man noch einmal, was einem sowieso schon in den Adern klingelt und das ist kontraproduktiv. Der Bann kann auch gebrochen werden, indem man einfach eine kleine Ansage macht und gleich danach zügig losspielt. Der fieseste Moment ist aus meiner Erfahrung der des ersten Tons, und der fällt dann auf die erste Silbe der Ansage und nicht in die Musik.

PPS: Wenn man die Angst nicht während des Konzertes pflegt, ist die schlimmste Zeit nach ein oder zwei Minuten vorbei. Leider ist das wieder ein Hinweis, mit dem etwas anzufangen ziemlich schwer sein kann ):
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das was Fisherman sagt, kannst Du,

liebe Geli,

auch vorher in eine Art von Meditation in einer stillen Ecke in Dir aufnehmen bzw. auch auskosten. Das kann recht amusüsant in Dir zu gehen :p.

Und vielleicht kannst Du in der Stille Dir denken, bevor Du ans Klavier gehst, wie perlklares kühles Wasser über Dein Körper fließt, das Dir alles Unruhige abspült, einfach wegspült über den Boden fort. Spür auf Deiner Haut, wie sie sich kühl und frisch anfühlt. Dann gehst Du ans Klavier. - Ca. 5 Minuten sollte die Stille in Dir vorher sein. Nur ein Tip!

Da vorne sitzen Menschen. Viele von ihnen bewundern den Spieler oder Schauspieler, weil sie auch gerne was vortragen würden, aber sich nicht trauen ... Die Kluft vom Zuschauerblick zum Bühnenblick ist für sie so riesig und scheinbar nicht erreichbar, daß sie darüber staunen während des Vortrages, daß andere Menschen was vorführen können. Oft hören, sehen manche auch nicht den Vortrag, sondern sind mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Sollte aber in der Hochzeitsgesellschaft ein Pianist ... sitzen, wird er verzeihlich Deine menschlichen Fehler hinnehmen - zumindestens in dieser Runde. Und Fehler - Wisse! sind wunderbar - Darin erkennen sich alle Menschen wieder, auch die Hochzeitsgesellschaft, damit wird der ganze Vortrag schön aufgelockert :p:D:)

Du machst das schon.

kulimanauke
 
Ich glaube, ich werde das am Sonntag mal versuchen, hab noch gar nicht daran gedacht, danke.

Bitte, Geli. Aber: Kulimanauke und Guedola haben natürlich auch recht. Mach das, was Deinem Naturell am ehesten entspricht. Ich bin ein Quatschkopf, also würde ich was "blubbern". Kuli ist, so wie ich sie einschätze, sicherlich mit meditaiven Gedanken besser dran.

Falls Du jedoch das Reden vorziehst: Bitte nicht entschuldigend, sondern witzig oder aggressiv, nett oder derb, aber niemals entschuldigend. Kein Mensch freut sich über ein Geschenk, das mit den Worten überreicht wird " Ich weiß ja, dass es das falsch/zu klein/zu groß/schlicht falsch ist...". Da wird der Beschenkte (auch der Zuhörer) in ein unlösbares Dilemma gebracht. Er weiß, dass sein Jubel, sein Applaus damit wertlos und unglaubwürdig wird. Und das hat niemand gerne.

Kuli hat schon recht. Die Masse dort unten bewundert Dich! Sag also einfach: Mensch habt ihr eine Ahnung, wie sch...aufregend das hier heroben ist... - möchte jemand grade mal tauschen, weil: Ich hab Bammel... o.ä.
 

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